Fotograf und Kameramann Andreas Wedel im Gespräch

Es ist gar nicht so einfach, dem Wesen der Pferde mit Bildern gerecht zu werden und das Gefühl der Faszination für diese Tiere zu vermitteln. Dennoch gibt es zahlreiche Menschen, die es meisterhaft verstehen, Pferde ins rechte Licht zu rücken. Was aber zeichnet einen erfolgreichen Pferdefotografen oder Filmemacher aus? Auf jeden Fall muss er sich in Pferde hineinversetzen können, sie fühlen und mit ihnen kommunizieren können.

Jemand, der dies ausgezeichnet versteht, ist Andreas Wedel. Nicht umsonst nennt man ihn den Horseman hinter der Kamera. Er fotografiert und begleitet Pferde und namhafte Trainer mit seinen Kameras auf der ganzen Welt, schreibt Drehbücher und verfilmt diese auch. Seine Pferdebilder finden sich in diversen Pferdezeitschriften, Magazinen, Agenturen und auch auf Pferdekult wieder. Umso mehr freut es uns natürlich, dass er sich die Zeit genommen hat, um uns einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen:

Voller Einsatz für die Pferde (Foto: Andreas Wedel)

Hallo Andreas, schön, dass Du die Zeit gefunden hast, unser Gast zu sein. Zunächst interessiert uns natürlich, wie Du überhaupt zu den Pferden gekommen bist. Was hat dich dazu bewogen, ausgerechnet Pferde zu fotografieren und zu filmen?

Vielen lieben Dank, ich freue mich sehr, bei euch zu sein. Mein Weg in die Medienbranche begann bereits in jungen Jahren in den 70gern. Mein Großvater schleppte irgendwann eine Super 8 Kamera an und meinte, lass uns mal einen Film drehen. Als ich diesen 3 Minuten Film später mit einem Filmprojektor in unserem Wohnzimmer auf der Leinwand ansehen durfte, war ich so hin und weg, dass ich nichts mehr anderes im Kopf hatte. So begann ich meine ersten Drehbücher zu schreiben und Kurzfilme zu drehen. Das ging dann eine ganze Zeit so weiter, bis mich Anfang der 90ger Jahre Dieter Rauh, der Produktionsleiter der Videoscope München entdeckte.

Dieser bot mir 1993 ein Praktikum zum Thema Kamera und Regie in der laufenden Produktion der Fernsehserie „Frankenberg“ an, was ich natürlich stolz annahm. Regie führte damals Franz Peter Wirth. In den Hauptrollen waren unter anderem Volkert Kraeft, Adele Landauer, Maria Singer und Michael Mendl zu sehen. Bereits während der laufenden Produktion schrieb ich weitere Scripts und Drehbücher. Und da ich selbst den Pferden mit Leib und Seele verfallen bin und mein ganzes Leben von Tieren begleitet wurde, fällt es mir auch nicht schwer, diese wunderbaren Geschöpfe abzulichten.

Hinter der Kamera (Foto: Andreas Wedel)

Den Titel „Der Horseman hinter der Kamera“ bekommt man ja nicht einfach so vergeben. Wie kam es dazu?

Da muss ich sehr weit zurückgehen. Als ich damals den Film „Der Pferdeflüsterer“ sah, war ich so berührt, dass ich zuerst nicht glauben konnte, dass man eine gequälte Seele wieder heilen kann. So kam ich zu Buck Brannaman und er ist bis heute mein Mentor. Es war zu diesem Zeitpunkt für mich unfassbar zu sehen, dass man mit einem Pferd so vieles erreichen kann, ohne ihm weh zu tun. Und genau das hat mich bis heute geprägt und mein Leben komplett verändert. Ich sehe Pferde anders und versuche mich in sie hinein zu versetzen. Das Tier darf keinen Streß oder Angst haben, etwas falsch zu machen. Wenn ich spüre, dass es dem Tier nicht gut geht, breche die Aufnahmen sofort ab.

Das ist leider nicht selbstverständlich, aber welche Reaktion zeigen denn die Besitzer dann, wenn es wirklich zum Abbruch bei einem Shooting kommt?

ich muss zugeben, dass dies für mich in diesem Moment komplett sekundär ist und das müssen die Eigentümer dann auch verstehen. Tun sie es nicht, muss man halt auch mal nein sagen können. Das Wohl des Tieres wird bei mir immer im Fokus stehen und nicht der Profit. Das ist nicht meine Welt. Wenn du schöne Aufnahmen von den Pferden machen willst, wirst du diese nur bekommen, wenn die Pferde dir vertrauen. Und das erreichst du wie in der Reiterei nur, wenn du ohne Druck und Zwang agierst. Ich zolle jedem Pferd den Respekt, den ich auch von meinen Mitmenschen erwarte.

Andreas Wedel im Gespräch mit Paul Dietz (Foto: Andreas Wedel)

Die letzten Jahre durftest Du auch immer wieder namhafte Trainer wie z.B. Paul Dietz (USA) oder Guy Robertson (UK) mit der Kamera begleiten. Wie fühlt man sich, wenn man solch großartige Pferdetrainer bei der Arbeit mit den Pferden fotografieren und filmen darf?

Das ist für mich als Filmemacher, Pferdefotograf und Pferdemensch stets eine große Herausforderung und eine spannende Aufgabe zugleich. Da ist alles echt und nicht gespielt. Hier sind alle Pferde und Teilnehmer keine Schauspieler, die alles exakt nach Drehbuch auf den Punkt runterspielen. Mein Fokus liegt dabei immer im Zentrum der jeweiligen Übung, um die Emotionen und das, was die Pferde widerspiegeln, im Bild zu transportieren. Man lernt nie aus und ich bin sehr dankbar, dass ich mir selbst jede Menge Input herausziehen kann, der mir auch bei meiner Arbeit mit meinen eigenen Pferden hilft.

Die Journalistin, Moderatorin und Sprecherin Sabrina Gander (Deutscher Radiopreis für das Beste Interview 2023) hat dich gerade erst zum Interview eingeladen. Wie kam es dazu?

Sabrina Gander hat mich kontaktiert und teilte mir mit, dass sie mich schon lange beobachtet und es so toll findet, wie ich mit den Pferden umgehe und ob ich nicht Lust hätte, den Leuten meine Geschichte etwas näher zu bringen. Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut. Für alle, die es interessiert – den Broadcast Sabrina trifft Andreas Wedel kann man jetzt auch online auf Radio donau 3 fm hören.

Foto: Andreas Wedel

Andreas, Du hast auch einen Dokumentarfilm, der auf einer wahren Begebenheit entstand, gedreht – mein Freund Cappuccino. Wie kam es dazu?

Die Hauptdarstellerin Jolina kenne ich schon viele Jahre. Als für eine Film- und Fotoproduktionen im Jahre 2019 eine neue Drohne zum Einsatz gekommen ist, stand Jolina mit ihrem Pferd Cappuccino als Darsteller für ein Musikvideo zur Verfügung. Ich erfuhr, dass Cappuccino krank und auf einem Auge blind wurde. Ich spürte, welche Energie das junge Mädchen und ihre Familie aufbrachten, um diesem wunderbaren Pferd zu helfen. Das war auch der Grund, warum ich das Ganze verfilmen wollte. Die Botschaft hinter der Handlung ist klar definiert: Nur weil jemand ein Handikap hat, ist er nicht schlechter als alle anderen.

Und entstanden ist daraus ein wunderbarer Film mit einer tollen Botschaft, der ab sofort kostenfrei auf YouTube zu sehen ist. Selbst der Pferdeprofi Bernd Hackl hat euch einen schönen Kommentar hinterlassen. Wie kam das bei euch an?

Wir haben uns natürlich alle sehr darüber gefreut. Aber genau das mag ich an Bernd. Er ist einer der wenigen bodenständigen Pferdetrainer, die wir haben. Er war schon immer ein cooler Typ und das schätze ich sehr an ihm.

Andreas Wedel im Gespräch mit Guy Robertson (Foto: Andreas Wedel)

Dem können wir nur zustimmen und außerdem sind wir dankbar, dass es wir mit Dir einen sehr sympathischen und ehrlichen Pferdefreund kennenlernen durften. Für Deine Zukunft, Deine weiteren Projekte und vor allem Deinen Pferden wünschen alles Gute. Wir bleiben auf jeden Fall in Kontakt.

Auch mich hat es sehr gefreut, hier ein wenig über mich zu erzählen und ich wünsche allen Lesern alles Gute für sich und ihre Pferde.

Hier geht es zur Dokumentation:
https://www.youtube.com/watch?v=NwLPmZMg5DY

Hier geht es zum Broadcast: Sabrina trifft:
https://sabrinatrifft.podigee.io/263-the-horseman-andreas-wedel

Internetseiten:

www.andreaswedel-pferdefotografie.de
https://www.facebook.com/andreaswedelpictures

Wir freuen uns, wenn Du den Beitrag mit Deinen Freunden teilst oder einen Kommentar hinterlässt...

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert