Paul Dietz – Interview zu seinen Clinics in Bad Endorf
Wer kennt sie nicht, die großen Horseman Tom & Bill Dorrance, Ray Hunt oder Buck Brannaman. Letzterem begegnete Paul Dietz aus Arizona als 14jähriger und sofort war klar, diese Art und Weise, mit Pferden zu arbeiten, wollte er unbedingt lernen. Mit Anfang 20 begleitete er Buck dann rund 3 Jahre lang als Assistent auf seinen Touren durch die USA und lernte während dieser Zeit auch Tom & Bill Dorrance sowie Ray Hunt kennen.
Inzwischen ist Paul Dietz selbst einer der großen Horseman und widmet sein Leben dem Bestreben, dass es mehr Harmonie zwischen Mensch & Pferd gibt. Der Pferdefotograf und Filmemacher Andreas Wedel “Mein Freund Cappuccino“ durfte Paul Dietz nun exklusiv vom 22.07.2023 bis 24.07.2023 bei den Clinics auf dem Blankhof Back to the roots im Oberbayerischen Bad Endorf begleiten, fotografieren und filmen.
Andrea Richter, selbst erfolgreiche Trainerin und Inhaberin sowie Betreiberin des Blankhofes machte dies erst möglich. Ihr selbst hat es die altkalifornische Reitweise und die klassische Reitkunst angetan und auch bei ihr steht das Wohl des Pferdes an erster Stelle. Hier schließt sich also wieder der Kreis. Aber kommen wir zurück zu Paul Dietz. Andreas Wedel hatte wie erwähnt die Gelegenheit, hautnah bei den Clinics dabei zu sein. Wir wollten natürlich wissen, was er dort erlebt hat und haben ihm daher einige Fragen gestellt:
Hallo Andreas, erst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für unsere Fragen nimmst: Wie bist Du selbst eigentlich zu den Pferden gekommen und was fasziniert Dich an ihnen?
Zuerst einmal vielen Dank für die nette Einladung. Den Pferden bin ich schon seit vielen Jahren mit Leib und Seele verfallen. Irgendwann stand ich selbst an dem Punkt, wo es nur noch eine Richtung gab. Mein Leben musste sich ändern! Schlussendlich waren es die Pferde, die mich gerettet haben. Ein Leben ohne könnte ich mir heute nicht mehr vorstellen. Meine Frau und ich haben selbst zwei dieser wunderbaren Geschöpfe, daher fällt es mir auch nicht schwer, Momente mit diesen Tieren in Bildern festzuhalten.
Du hattest ja die Gelegenheit, Paul Dietz hautnah begleiten zu dürfen. Wie fühlt man sich, wenn man einen der großen Pferdetrainer exklusiv fotografieren sowie filmen darf und wie kam es dazu?
Das ist für einen Pferdemenschen wie mich natürlich eine große Ehre. Zu Andrea Richter pflege ich schon sehr lange ein freundschaftliches Verhältnis. Sie selbst ist ja der altkalifornischen Reitweise und der klassischen Reitkunst verfallen, die sie selbst in Kursen und im Reitunterricht lehrt. Eines Tages schrieb sie mir eine Nachricht, dass sie Paul Dietz aus den USA zu sich auf den Blankhof holen würde und das sie sich freuen würde, wenn ich den Kurs im Bild festhalte. Über diese Nachricht habe ich mich natürlich sehr gefreut, weil es für uns Pferdefotografen doch keine höhere Anerkennung für seine Arbeit geben kann, als die Einladung zu solch einem Ereigniss.
Wie verlief dann dein erstes Aufeinandertreffen mit Paul?
Paul habe ich als ruhigen Horseman kennengelernt, ein Original zum anfassen, ohne Schnick-Schnack und Starallüren. Es ist verständlich, dass er mir zu Beginn etwas skeptisch gegenüberstand. Nachdem ich ihm aber von mir erzählte und ihn darüber aufklärte, wie ich die Clinics im Bild umsetzen will und es für mich absolute Priorität hätte, dass es den Pferden dabei gut geht und der Kurs nicht gestört wird, taute er langsam auf.
Für mich war das absolut nachvollziehbar. Schließlich kursieren im Netz zu viele Aufnahmen von Pferde-Trainern, die für ihre Vorgehensweise verrissen und streckenweise als Tierquäler an den Pranger gestellt werden, obwohl es sich um eine Momentaufnahme handelt. Deshalb ist das fotografieren und filmen bei den großen Trainern in der Regel auch untersagt, was Paul zu Beginn der Clinics den Zuschauern auch nahegelegt hatte. Beim gemeinsamen Abendessen erzählte er dann von seiner Zeit mit Ray Hunt, Tom & Bill Dorrance und Buck Brannaman. Es war einfach so unglaublich, diesem Mann einfach zuhören zu dürfen. Zum Schluss der Clinics hatten wir dann auch ein sehr offenes und freundschaftliches Verhältnis.
Ein echter Horseman verfügt über ein enormes Gespür für Pferde, aber auch für Menschen. Wie hast du das aus Deiner Sicht erlebt und wie viele Kursteilnehmer haben teilgenommen?
Die Clinic bestand aus 11 Teilnehmern in zwei Gruppen, eine am Vormittag und eine am Nachmittag. Eine fortgeschrittene Gruppe, die Paul schon länger begleitet und Greenhorns, aber alle mit tollen Pferden! Er zeigte die einzelnen Übungen am Boden sowie unter dem Sattel. Es ist schon unglaublich, was man mit einem Pferd alles so machen kann, ohne ihm weh zu tun. Was mich persönlich fasziniert hat ist die Tatsache, das du fast nichts dabei sehen kannst.
Da bewegt sich nur minimal ein Finger oder Fuß und das Pferd setzt es um. Die Energie bewegt das Pferd und nicht die körperliche Kraft. Das Pferd muss keine Angst davor haben, etwas falsch zu machen. Konsequenz ja, Gewalt nein. Geballtes Wissen in 3 Tagen! Am Ende der Tage war mein Kopf voll mit Eindrücken, neues und altes. Alle Teilnehmer konnten lernen, wie wichtig die Selbstreflektion ist, um zu verstehen, was tatsächlich Horsemanship bedeutet!
Das sind natürlich viel Information in kurzer Zeit. Wie konntest Du das alles in der kurzen Zeit im Bild festhalten?
Die Vorbereitung ist natürlich wie bei jeder Produktion der Schlüssel zu einem guten Ergebnis. Man muss mit den Örtlichkeiten vertraut sein, deshalb sind wir bereits einen Tag vorher angereist, um alles in Ruhe begehen und sichten zu können. Am Abend habe ich dann ein paar Storyboards erstellt, um die Laufwege für die Bildeinstellungen festlegen zu können. Umgesetzt habe ich die Produktion dann mit 4 Kameras und einer Drohne. Unterstützt wurde ich dabei von meiner Frau Elke, die eine der Kameras als Making-of eingesetzt hat, um alles hinter den Kulissen einzufangen zu können.
Das hört sich interessant an, aber Du bist ja dafür bekannt, ein besonderes Gefühl und Auge für die Umsetzung der Pferde im Bild zu haben. Dies hast Du ja bereits bei Deiner Kurfilm-Dokumentation “Mein Freund Cappuccino“, über den wir bereits berichtetet haben, unter Beweis gestellt. Sogar vom Pferdeprofi Bernd Hackl gab es dafür ein dickes Lob unter den YouTube Kommentaren. Wie fühlt sich das für Dich an und hast Du eine bestimmte Vorgehensweise?
Über den Kommentar von Bernd, den ich als lockeren Typ und absoluten Pferdemenschen kennen lernen durfte, habe ich mich natürlich sehr gefreut. Für mich ist und bleibt er einer der besten Trainer und Horseman, die wir in Deutschland haben. Zur Vorgehensweise: eine bestimmte habe ich bei meinen Produktionen und Shootings nicht. Es ist wie bei jedem neuen bzw. jungem Pferd, was ausgebildet werden soll. Man fängt immer wieder bei null an. Aber es fällt mir nicht schwer, das alles umzusetzen.
Pferde sind mein Leben und ein Leben ohne mein eigenes Pferd könnte ich mir persönlich nicht mehr vorstellen. Ich liebe sie und das spüren sie auch. Oberste Priorität ist es bei meiner Arbeit, dass keinem Pferd ein Schaden zugefügt wird. Im Gegenteil – das Wohl der Pferde steht bei mir immer an erster Stelle. Sollte ich feststellen, dass es einem Pferd bei den Shootings oder Filmaufnahmen nicht gut geht, weil es Stress hat oder überlastet ist, breche ich die Aufnahmen umgehend ab.
Dann kann man also sagen, dass Du ein Horseman hinter der Kamera bist?
Absolut. Und meine Erfahrung mit Paul Dietz bei den Clinics, den Teilnehmern und Zuschauern, die ich kennenlernen durfte sowie Andrea Richter vom Blankhof und ihrem Team, die den Kurs nicht nur mit viel Liebe perfekt organisiert haben, sondern auch dafür gesorgt haben, dass für das leibleiche Wohl aller Zwei- und Vierbeiner bestens gesorgt ist, haben meine persönliche Einstellung zu Pferden wieder bestätigt.
Mit Gewalt und Druck erreicht man bei Pferden nichts. Es ist auch nicht wichtig was Du kannst, wo Du herkommst und was Du nicht kannst. Entscheidend ist einfach, wie Du mit deinem Pferd kommunizierst. Wie Du mit ihm umgehst, wenn es etwas nicht kann und das Du es einfach so akzeptierst, wie es ist. Die Zeit spielt dabei keine Rolle. Auch unsere Pferde werden immer die Zeit bekommen, die sie benötigen.
Ich bin aber auch sehr dankbar dafür, dass ich solche Menschen kennenlernen und mit der Kamera begleiten darf. Die Clinics mit Paul Dietz waren mit Sicherheit eine meiner schönsten und lehrreichsten Zeit hinter der Kamera. Der Hof der Familie Blank in Bad Endorf ist ein echtes Muss für jeden Pferdefreund. Ich persönlich kann aufgrund meiner Erfahrung jedem nur empfehlen, sich über Kurse dort zu informieren.
Das sind ehrliche und offene Worte, Andreas. Wir danken Dir für Deine Zeit und wünschen Dir, Deinen Pferden und für deine zukünftigen Projekte alles Gute.
Ich habe zu danken, es war mir eine große Freude, über meine Erfahrung während der Clinic-Tage berichten zu dürfen. Ich möchte mich aber auch herzlichst bei Paul Dietz, Andrea Richter und ihrem Team, Kathi, Moni, Mimi, Sebastian, Max, Marie und meiner Frau Elke für den tollen Support bedanken. Es war mir eine Ehre, dabei sein zu dürfen.
Einem kurzen Film-Teaser mit Paul Dietz gibt es hier auf Youtube zu sehen…