Fotografin Ann-Christin Vogler im Gespräch
Die Pferde stehen bei Ann-Christin Vogler immer im Fokus, und hier ganz besonders die Islandpferde. Ihnen war sie schon immer eng verbunden, wahrscheinlich auch wegen ihrem früheren Reitbeteiligungspony Rán. Mit ihm hat Ann-Christin so manches erlebt und auch viel von ihm lernen dürfen, was ihr heute bei den Pferdeshootings auf jeden Fall zu Gute kommt.
Unter dem Namen Ponyliebe Fotografie ist die Pferdefotografin und Pädagogin tätig und hat bereits zahlreiche Veröffentlichungen und Preise erreichen können. Auch international bekommt Ann-Christin Anerkennung. Apropos international: Seit Jahren ist sie zwar weltweit unterwegs, um Pferde an besonderen Locations zu fotografieren. Immer und immer wieder aber zieht es sie nach Island, ihrer liebsten Location für Fotos. Das bleibt aber auch nicht aus, wenn man sich den Islandpferden so verbunden fühlt.
Ihr besonderes Gespür für die Pferdefotografie und ihre pädagogische Ausbildung nutzt Ann-Christin übrigens auch dafür, um ihr Wissen in der Ponyliebe Akademie weiterzugeben. Hier erhalten angehende Tierfotografen*innen Tipps zu allen Themen, um ein erfolgreiches, eigenes Gewerbe zu gründen. Von der Fotografie selbst über die Preisfindung, Marketing bis hin zur eigenen Website wird hier alles angesprochen. Darüber und auch über Ann-Christins Arbeit als Pferdefotografin und ihre Vorliebe für Islandpferde erfährst Du mehr in unserem Gespräch mit ihr:
Vielen Dank Ann Christin, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast. Kommen wir daher gleich zur ersten Frage. Wie ist Deine Leidenschaft zur Fotografie entstanden und wie bist Du zur professionellen Pferdefotografie gekommen?
Tatsächlich bin ich zunächst über meine Eltern zur Fotografie gekommen. Sowohl meine Mama wie auch mein Papa haben schon immer sehr gerne fotografiert und mich von Anfang an miteinbezogen. Sehr früh habe ich damals eine analoge Spiegelreflex bekommen – und musste auch sehr bald meine Filme und deren Entwicklung selbst bezahlen. In der Schule habe ich dann das Wahlpflichtfach Fotografie bis zum Abitur belegt und dort wahnsinnig viel gelernt. Leider ist dann meine letzte analoge Kamera kaputt gegangen und ich musste eine ganze Weile sparen, bis ich mir eine digitale Spiegelreflex leisten konnte. In dieser Fotopause bin ich aber wieder besonders viel bei den Pferden gewesen und so lag es dann irgendwie nahe, dass ich die Kamera – als ich sie endlich hatte – mit an den Stall genommen habe. Davor war ich tatsächlich mehr im Portraitbereich unterwegs, heute liegt der Fokus zu 100% auf der Pferdefotografie.
Was fasziniert Dich gerade an Pferden, besonders an Islandpferden?
Pferde sind unfassbare Wesen. Ich liebe es, wie sehr sie mich erden. Mit Wut im Bauch mit Pferden arbeiten wird nicht funktionieren. Abwesend sein – am Handy hängen? Ebenfalls keine gute Idee. Die Islandpferde sind für mich nochmal ein ganz besonderes Schatzkästchen. Immer willig, unendlich mutig, trittsicher und dennoch wild im Herzen. Geprägt von ihrem rauen Heimatland, trotzen diese Pferde Wind und Wetter und sind tief mit der Natur verbunden. Und wenn du aufsteigst, dann brodelt die Energie aus den kleinen Pferden heraus wie bei sonst kaum einer anderen Rasse. Wie könnte ich da anders, als ihnen mit Haut und Haaren zu verfallen?
Auch außerhalb der Fotografie kennst Du Dich mit Pferden aus – was hast Du z.B. von Deinem Reitbeteiligungspony Rán lernen dürfen?
Die Pferde haben mich so viel über mich und mein Verhalten gelehrt! Fokussiert, in Ruhe und Harmonie, mit der Natur und der Situation arbeiten und einfach mal sein. Einatmen. Ausatmen. Den Moment leben und nicht über den nächsten Tag nachdenken. Ich glaube auch deswegen bin ich bei meiner Arbeit so geduldig mit den Tieren – meistens wissen sie es doch eh besser als wir! Von Rán durfte ich lernen, dass Vertrauen ein kostbares Gut ist, dass nicht einfach so verschenkt wird. Dass es am Stall und beim Pferd nicht in erster Linie ums Reiten geht, sondern vor allem um die gemeinsame Zeit. Um die Erlebnisse. Um die besondere Bindung. Um das tiefe Verständnis untereinander und das Eintauchen in die Herde. Es klingt manchmal etwas kitschig – vielleicht gerade für Außenstehende. Aber jeder Pferdemensch wird es nachvollziehen können, wie gut ein Abend am Stall tut, an dem man einfach nur mit auf der Weide sitzt und den Pferden beim Grasen zusieht. Tatsächlich hat meine fotografische Reise in die Pferdefotografie durchaus auch mit Rán begonnen – die Stute habe ich viel geklickert und damals auch darüber gebloggt. Für den Blog brauchte ich natürlich viele Bilder und zack, so hat sich alles gefügt.
Was ist für Dich die größte Herausforderung bei der Pferdefotografie?
Herumstehen und sich in Pose schmeißen ist für das Fluchttier Pferd nicht unbedingt die sinnvollste Tagesbeschäftigung. Dabei gibt es aber erstaunlich viele Pferde, die eigentlich unglaublich gern in Mittelpunkt stehen und sich präsentieren. Diesen inneren Star herauszukitzeln, die Pferde davon zu überzeugen, dass wir was Tolles machen und möglichst den Charakter des Tieres zu zeigen – das ist def. Eine Herausforderung, der ich mich täglich gerne stelle!
Welche Tipps kannst Du Amateur- und Hobbyfotografen für gelungene Pferdebilder geben?
Am besten immer gut auf den Hintergrund achten! Es muss natürlich nicht direkt so ein fantastischer Wasserfall sein, aber das Bild gewinnt durch einen ruhigen Hintergrund! Eine gute Idee ist zB immer ein großer Baum oder Busch, durch den die Sonne hindurchscheint. Dann kann das Pferd mit Abstand davor in dessen Schatten stehen. Dadurch ist das Pferd selbst perfekt ausgeleuchtet, ohne störende Schlagschatten oder zu helle Stellen von direkter Sonne; der Hintergrund wird ganz weich und bekommt spannende Lichtpunkte (die nennt man Bokeh), die die Bildstimmung unterstreichen und das Pferd einrahmen. Wenn man jetzt darauf achtet, möglichst keine weitwinklige Brennweite zu benutzen, dann sollte selbst mit dem Handy hier schon ein sehr schönes Foto entstehen!
Was war dein bisher außergewöhnlichstes Erlebnis bei einem Pferdeshooting?
Sich da zu entscheiden ist gar nicht so einfach! Auf Island sind wir einmal mit zwei Pferden im Hänger die berühmte Sprengisandur Straße ins Hochland hineingefahren. Die Straße ist eher wie ein ganz schlechter Feldweg, rumpelig, voller Schlaglöcher und Steine, geht teils sehr steil bergauf und dann wieder muss man Flüsse furten. Nach ca. einer Stunde Fahrt waren wir am Haltepunkt angekommen – von dort aus sind wir mit den Pferden einen steilen Berg zunächst hinunter gewandert, dann aufgesessen, durch einen Fluss geritten und auf der anderen Seite noch über einen Wasserfall und Schotterberg gelaufen, bis wir zu einer wirklich unglaublich wunderschönen Stelle gekommen sind. Dort haben wir Fotos gemacht und einfach den Moment genossen. Ich war fix und alle, bin ich doch daheim gerne mal der übliche Dressur-Hallen-Reiter und nicht unbedingt gewohnt SOLCHE Abenteuer mit Pferden zu erleben. Die Fotos werden für mich immer etwas ganz Besonderes bleiben, weil es einfach ein unglaubliches Erlebnis war!
Gibt es Vorbilder in der Pferdefotografie, die Dich besonders inspirieren und wenn ja, weshalb?
Tatsächlich nein. Wir leben in einer medialen Welt, die uns gerne an jeder Ecke mit Eindrücken füllt. Ich habe für mich 2020 beschlossen, diesen Einfluss aus meinem Leben auszusperren. Den Arbeiten von Kollegen zu folgen, hat mich persönlich gehetzt und mir ständig das Gefühl gegeben, etwas zu verpassen, schlecht zu sein, noch eine Schippe drauflegen zu müssen, etc. Seit ich aus diesem Karussell ausgestiegen bin, arbeite ich viel mehr mit meiner eigenen kreativen Energie, befinde mich mehr im Einklang mit mir und meiner Arbeit und bin rundum zufrieden. Ich möchte die Fotografie auch weiterhin als Leidenschaft wahrnehmen können und dafür muss sie wertungsfrei bleiben für mich.
Welche Rolle spielt das Equipment bei der Pferdefotografie für Dich und welches nutzt Du?
Auch wenn ich gerne etwas anderes behaupten würde, aber leider spielt das Equipment eine sehr große Rolle. Je teurer der Kamerabody und das Objektiv sind, desto lichtstärker sind beide. Licht spielt mit die größte Rolle in der Fotografie, durchgängig mit offenen Blenden wie 2.8 oder 3.2 arbeiten zu können, hat viel Einfluss auf die Bilder und die Bildsprache. Dazu kommt dann noch, dass Pferde erst ab einer Brennweite von ca. 100mm gut dargestellt werden, ohne Stauchungen, lange Nasen oder sonstige Verkrümmungen.
Natürlich kann man auch mit günstigerem Equipment gute Bilder aufnehmen und unglaublich viel Spaß haben – für meinen täglichen Einsatz allerdings bin ich froh um meine Sparringspartner. Ich arbeite mit einer Nikon D6 – am liebsten im Zusammenspiel mit einem Nikon 70-200mm 2.8 Zoom Objektiv und meiner 300mm 2.8 Festbrennweite, ebenfalls von Nikon. Beide Linsen sind unglaublich gut für die Pferdefotografie geeignet. Gerade das Zoom wird auf kurz oder lang bei jedem Hobbyfotografen einziehen – eignet es sich nicht nur für Pferde, sondern auch Hunde, Landschaft, Reisen, Details, Portraits, etc. Eigentlich ein echter Allrounder!
Du bist ja nicht nur Pferdefotografin, sondern auch ausgebildete Pädagogin und verbindest beides miteinander. Wie genau müssen wir uns das vorstellen?
Als ich mich 2017 voll selbstständig gemacht habe mit Ponyliebe war mir klar, dass ich meine pädagogische Arbeit nicht komplett aufgeben möchte. Ich liebe es zu lehren und andere auf ihrem Weg zu begleiten – genau deshalb habe ich die Ponyliebe Membership gegründet. Der Ort, an dem Tierfotografen wachsen und lernen können. Sozusagen eine Art Netflix, nur positiver: Ohne Binge Watching und ohne nebenbei zudröhnen lassen. Sondern mit allen wichtigen Infos, die man als Tierfotograf benötigt, wenn man sich selbstständig machen möchte, gemacht hat oder sogar den Schritt in die volle Selbstständigkeit wagt. Die Membership bietet Inhalte zu den Themen Fotografie, Bildbearbeitung, Marketing, Preisfindung, Mental Health und alles rund um das eigene Gewerbe. Dazu gibt es Spezialthemen jeden Monat, so dass man wirklich immer und zu jedem Problem eine Lösung findet!
Hast du einen „fotografischen Traum“ bzw. welche Ziele hast Du für die Zukunft?
Ein absoluter Traum von mir wäre ein eigenes Sachbuch zur Pferdefotografie zu veröffentlichen sowie einen Bildband rund ums Islandpferd. Das wäre mir so eine große Ehre! Genug Bildmaterial und Wissen ist ja vorhanden, wer weiß, wohin mich meine Reise noch führen wird!
Welchen Rat möchtest Du zum Schluss angehenden Fotograf:Innen noch mit auf den Weg geben?
Besinne dich auf dich selbst und deine Kreativität – lass dich nicht zu sehr vom Markt und anderen leiten. Du lernst in deinem eigenen Tempo und machst deine eigenen Fotos. Das ist gut so! Am Wichtigsten ist: Egal, wie kritisch du deine Arbeit hinterfragen magst, verliere nur nicht den Spaß daran! Denn Fotografie ist ein wunderbares Hobby, eine tolle Leidenschaft, mit der wir Erinnerungen für die Ewigkeit zaubern und das sollten wir niemals vergessen!
Kontakt:
Ponyliebe Fotografie
Ann-Christin Vogler
Waldluststr. 49
90480 Nürnberg
Deutschland
Telefon: 0176/65895400
E-Mail: info@ponyliebe-fotografie.de