Fotografin Cora M. Jennissen im Gespräch

Pferde spielten im Leben von Cora Michelle Jennissen schon immer eine große Rolle. Aufgewachsen auf dem Hof ihrer Eltern, die auch eine kleine Pferdezucht betreiben, ist dies nicht verwunderlich. Auch wenn sie zunächst eine Banklehre absolvierte, zog es Cora doch wieder zurück auf den Hof, hin zu den Pferden. Inzwischen studiert sie Medieninformatik an einer Fernuni und arbeitet zudem als freiberufliche Fotografin & Designerin.

Und auch bei der Fotografie waren die Pferde wieder wegweisend, denn die ersten Bilder entstanden natürlich von ihren Pferden. Zunächst nur einfache Schnappschüsse, mittlerweile aber nach vielen Fortbildungen und mit entsprechender Ausrüstung professionelle Pferdebilder. Mit ihrem hohen künstlerischen und ästhetischen Anspruch an ihre Bilder hat Cora sich inzwischen einen Namen als Fotografin gemacht. Mehr über ihren Weg erfährst Du in nachfolgendem Gespräch mit ihr:

Hallo Cora, zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für uns genommen hast. Kommen wir direkt zur ersten Frage. Wie ist Deine Leidenschaft zur Fotografie entstanden und wie bist Du zur professionellen Pferdefotografie gekommen?

Hallo und vielen Dank für die Einladung! Ich habe schon von Kindesbeinen an mit Pferden zu tun gehabt & fotografiert habe ich auch immer schon gerne. Deshalb bot es sich dann an, diese beiden Leidenschaften einfach zu kombinieren. Meine ersten Fotos habe ich hauptsächlich von Pferden gemacht. Meine Freundinnen und ich haben uns damals immer gegenseitig fotografiert, aber ich war die Einzige, die wirklich viel Spaß am Fotografieren selbst & nicht nur an den Bildern hatte. Deshalb habe ich die ersten Kurse besucht und angefangen, mein Equipment zu verbessern – auch mit viel Unterstützung meiner Eltern natürlich, denn gerade für die professionelle Pferdefotografie braucht man eine gewisse Equipment-Qualität. 2018, während ich meine Bachelorarbeit in meinem BWL-Studium geschrieben habe, habe ich dann angefangen, die Pferdefotografie nebenberuflich zu meinem Studium zu machen und bin da einfach reingewachsen. Ich bin sehr froh, dass ich es einfach mal gemacht habe, denn das hat mir sehr viele Möglichkeiten eröffnet.

Reiterin mit Pferd

Was fasziniert Dich gerade an Pferden?

Pferde sind absolut einzigartige Wesen. Sie sind groß, stark, mächtig und gleichzeitig auch so liebevoll und sanftmütig. Meine Faszination für Pferde liegt bei mir in der Familie, denn auch meine Eltern reiten seit jungen Jahren. Ich liebe es, mit Pferden zu arbeiten. Sowohl im Alltag auf dem Hof als auch in der Fotografie. Was ich an der Pferdefotografie unglaublich spannend finde, ist, dass nichts richtig planbar ist. Wir arbeiten hier mit Individuen, die ihren eigenen Kopf haben und ihre eigene Sprache sprechen und denen wir nicht sagen können „Hey, lach doch mal“ – dadurch ist jedes Shooting einzigartig und das macht es wahnsinnig spannend.

Auch außerhalb der Fotografie hast Du ja auf dem Hof Deiner Eltern mit Pferden zu tun. Hast Du trotz Deiner Selbständigkeit noch genug Zeit für Deine Pferde?

Ja, die nehme ich mir. Manchmal, wenn im Studium noch Klausuren anstehen, wird es eng. Dann weiß ich aber, dass die Pferde zuhause sehr gut versorgt sind, auch wenn ich nur abends mal kurz vorbeischaue und einen Keks und eine kleine Kuscheleinheit abliefere. Ansonsten versuche ich schon, jeden Tag die Zeit zu finden für zumindest eine kurze Trainingseinheit oder einfach etwas gemeinsame Zeit mit meiner Stute Chacca.

Was ist für Dich die größte Herausforderung bei der Pferdefotografie?

Eine große Herausforderung sind oft die Licht- und Locationverhältnisse. Durch die Größe der Pferde kann man sie nicht so einfach im Schatten oder in einer schönen Location platzieren, wie beispielsweise einen Menschen oder gar einen Hund. Dem kann ich aber durch die Shootingzeiten und gute Vorbereitung mit meinem Shootingguide entgegenwirken.

Das zweite, was mich immer mal wieder an meine Grenzen bringt, ist das oben genannte „Lach doch mal!“ – also das Pferd dazu zu bringen, aufmerksam zu schauen und die Ohren nach vorne zu nehmen. Manche Pferde, und ich nehme da meine eigenen gar nicht aus, sind von vielen Dingen so abgehärtet, dass sie es einfach nicht nötig haben, aufmerksam zu schauen. Da muss man dann schon manchmal tief in die Trickkiste greifen und jede Milisekunde erwischen, in der die Ohren vorn sind.

Und zuletzt sind manchmal gar nicht die Pferde, sondern die Besitzer eine Herausforderung. Wenn sie beim Shooting nervös sind weil sie ganz besonders perfekte Bilder machen möchten, überträgt sich das schnell auf das Tier und es arbeitet nicht mehr so gut mit, wie es eigentlich könnte. Dann muss ich den Besitzer wieder etwas einfangen und ihm zeigen, dass es gar keinen Grund gibt, nervös zu sein & dass auch ein ganz normales Pferdefotoshooting wirklich Spaß machen kann und immer tolle Bilder entstehen werden.

Welche Tipps kannst Du Amateur- und Hobbyfotografen für gelungene Pferdebilder geben?

Oh, da gibt es ein paar. Als allererstes: lange Brennweiten benutzen. Wenn man Pferdeköpfe weitwinklig fotografiert, sehen sie oft langgezogen aus. Ich glaube, jeder kennt das, der schon mal ein Handyfoto von einem Pferd gemacht hat. Also lieber ein Teleobjektiv benutzen, ab 85mm Brennweite und aufwärts. Viele Pferdefotografen schwören auf 200-300mm.

Der nächste Tipp ist ganz wichtig: die Perspektive verändern! Viele fotografieren immer nur auf Augenhöhe. Wer aber schon mal einen Fotografen beim Pferdeshooting beobachtet hat, sieht, dass er ganz oft in der Hocke ist oder sogar auf dem Boden liegt für die Bilder. Das gibt uns den Vorteil, dass das Bild direkt „besonders“ aussieht, weil es ganz einfach nicht die Perspektive ist, aus der wir Pferde zu 99% der Zeit sehen.

Und mein letzter Tipp: Nie allein versuchen, ein Pferd zu fotografieren. Es wird nur in Ausnahmefällen funktionieren. Am besten ist es, wenn eine zweite Person das Pferd festhält und eine dritte Person den Blick des Pferdes in die gewünschte Richtung lenkt.

Was war dein bisher außergewöhnlichstes Erlebnis bei einem Pferdeshooting?

Hmm, da muss ich überlegen. Irgendwie sind auf ihre Art alle meine Shootings besonders, aber so etwas richtig Außergewöhnliches ist glaube ich noch nicht passiert. Da muss ich passen.

Gibt es Vorbilder in der Pferdefotografie, die Dich besonders inspirieren und wenn ja, weshalb?

Absolut! Da gibt es einige, aber ich möchte hier mal die beiden wichtigsten nennen. Ich bin ein großer Fan von Lukasz Kowalski, einem polnischen Pferdesportfotografen, der absolut beeindruckende Arbeit leistet und faszinierende Bilder von Reitturnieren macht. Er fängt im großen Sport ganz echte Momente mit einem hohen künstlerischen Anspruch und einer ganz eigenen Handschrift ein, wie ich es bei keinem anderen Kollegen kenne. Außerdem habe ich gerade in der Fine Art Pferdefotografie viel von meiner Kollegin und Freundin Mandy Klencke gelernt, besser bekannt als fell.o.fie auf Instagram. Sie ist eine Perfektionistin und die absolute Photoshop-Queen, ihre Bilder haben immer etwas Magisches. Das ist sehr inspirierend.

Fohlen

Welche Rolle spielt das Equipment für Dich bei der Pferdefotografie und welches nutzt Du?

Grundsätzlich kann man mit fast jeder Kamera gute Pferdeportraits machen, für mich ist das Objektiv deutlich wichtiger. Wie schon gesagt, ist eine möglichst offenblendige Brennweite ab 85mm, besser noch ab 100mm, für harmonische Pferdefotos sehr wichtig. Eine gewisse Geschwindigkeit der Kamera und des Autofokus ist für Bilder in Bewegung unerlässlich. Ab einem gewissen Level ist die Investition in Equipment eher eine Investition in den Spaß an der Arbeit und auch in weniger Nacharbeit durch weniger Ausschuss, also in die Effizienz.

Ich nutze für die Pferdefotografie meine beiden Vollformatkameras von Sony. Für Portraits die Alpha 7R III, die eine sehr hohe Auflösung hat, und für Bewegungsbilder die Alpha 7 III, die sehr schnell ist. Immer dabei sind mein Sigma 135mm f1.8 ART und mein Sigma 85mm f1.4 ART, welche ich vor allem wegen ihrer herrlichen Schärfe und der butterweichen Hintergrundunschärfe liebe. Im Bewegung bin ich lieber etwas flexibler und nutze mein Sigma 70-200mm f2.8 SPORTS oder meinen Neuzugang, das 120-300mm f2.8 SPORTS, das schlappe 3,3kg auf die Waage bringt. Als Fotograf muss man manchmal auch gut trainiert sein! Bei den beiden Sportobjektiven nutze ich übrigens die Variante für Canon mit dem Sigma MC-11 Adapter, da es sie (zurzeit noch) nicht für Sony gibt.

Hast du einen „fotografischen Traum“ bzw. welche Ziele hast Du für die Zukunft, denn reine Fotografie war Dir ja nie genug?

Ich möchte immer besser werden und nach dem Studium von meiner Selbstständigkeit leben können. Neben der Pferdefotografie habe ich mir auch noch die Werbefotografie und verschiedene Designtätigkeiten auf die Fahnen geschrieben. Da gibt’s noch viel Potential um besser und erfolgreicher zu werden. Einen richtigen fotografischen Traum habe ich aber gar nicht. Viele Kolleginnen wollen unbedingt mal ein imposantes Pferd mit langer Mähne im Steigen fotografieren oder sowas. Das habe ich auch schon, reizt mich aber nicht so sehr. Ich bin froh, vor allem Sportpferde vor meiner Kamera zu haben und möchte viel lieber aus jedem neuen Shooting für meine Kunden das Beste herausholen. Außerdem möchte ich gerne auch weiterhin mein Wissen an angehende Fotografen weitergeben und dafür neben meinen Coachings und Videotrainings in Zukunft auch Live-Workshops veranstalten.

Welchen Rat möchtest Du zum Schluss angehenden Fotograf:Innen noch mit auf den Weg geben?

Lasst euch nicht durch kleine Widrigkeiten von eurem Weg abbringen! Lass dir nicht einreden, dass du etwas nicht kannst. Wenn du es noch nicht kannst, kannst du es lernen. Wenn du liebst, was du tust, wirst du auch gut darin sein. Auch der vielzitierte Spruch „Stay hungry, stay foolish.“ von Steve Jobs hat mir schon sehr weitergeholfen in meinem Leben. Es ist immer wichtig, sich weiterzuentwickeln und nicht zu denken, dass man schon alles kann oder alles weiß. Eine gesunde Neugier und Wissensdurst machen fast alles möglich. Ich wünsche euch allzeit gutes Licht!


Kontakt:

CMJ Fotografie & Design

Cora Michelle Jennissen
Buschortstr. 17a
33775 Versmold

Mail: info@cmj-photography.de

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