Fotografin Alexandra Evang im Gespräch

Beim WDR in Köln machte sie die Ausbildung zur Fotomedienlaborantin und hatte dort das große Glück, die Fotografie, Bildbearbeitung und auch die analoge Entwicklung von Filmen von der Pike auf zu lernen. Was daraus wurde, ist schon beeindruckend, denn heute ist Alexandra Evang eine der bekanntesten deutschen Pferdefotografinnen. Dazu beigetragen hat sicher ihre Liebe zu den Pferden, die sie schon von klein an begleitet, aber auch das Praktikum bei Gabriele Boiselle in Speyer.

Trotz ihrer Erfolge hat sich Alexandra allerdings nie auf ihren Lorbeeren ausgeruht und sich stets weitergebildet. So studierte sie z.B. Kommunikationsdesign und schloß dieses Studium mit einer Bachelorarbeit über Frauen und Pferde ab. Damit auch andere von ihrem umfangreichen Wissen profitieren können, gibt sie dieses auch in Kursen und Seminaren weiter. So animiert sie ihre Kursteilnehmer nicht nur zu besseren Bildern, sondern auch zu ihrer beruflichen Entfaltung.

Das kann man natürlich nicht mehr alles alleine bewältigen, daher besteht das Team „Alexandra Evang Photographie“ mittlerweile aus 3 Personen, Dorthe, Marko und Alexandra selbst. Sie sorgen dafür, dass nicht nur wunderbare Pferdebilder entstehen, sondern auch tolle Weiterbildungsmöglichkeiten in Form von Workshops, Personalcoachings oder Onlinekursen angeboten werden.

Einem ist sich Alexandra aber immer treu geblieben, was sich auch die folgende Aussage von ihr widerspiegelt: „Meine Bilder sind eine Hommage an all das, was ich fühle, was mir schon immer viel bedeutet hat, sie sind mein wahr gewordener Traum.“ Schöner kann man es nicht ausdrücken. Ich wollte daher mehr wissen über die Frau hinter diesen Worten und habe Alexandra Evang einige Fragen gestellt:

Hallo Alexandra, zunächst einmal vielen Dank, dass Du mir trotz Deiner ganzen Verpflichtungen einen Teil Deiner raren Zeit schenkst. Kommen wir daher gleich zur ersten Frage. Was fasziniert Dich gerade an Pferden?

Hallo Dietmar, Danke für Deine liebe Einleitung und vor allem auch Deine Geduld mit mir.

Zu Deiner Frage: Ihre Erscheinung, sowohl im innen als auch im außen. Dass sie jeden Moment besonders machen können, wenn Du Dich mit Ihnen verbindest. Pferde sind Meister der nonverbalen Kommunikation. Ich liebe die Ruhe, die sie ausstrahlen, ihre Sanftheit und auch die ganz wilde Seite. Ich war ihnen schon immer verfallen und da dran wird sich auch nie etwas ändern.

Du hast ja schon als kleines Kind auf Pferden gesessen, reitest Du immer noch regelmäßig?

Regelmäßig nein, aber immer mal wieder. Das letzte Mal wirklich intensiv, während der von uns organisierten Reise nach Kirgistan, obwohl das auch schon wieder 2019 war. Ohje. Aber ich würde intensiv Zeit mit einem Pferd verbringen, wenn wir nicht so viele Wochen bzw. Monate unterwegs wären.

Ich liebe tiefe Bindungen, diese brauchen Zeit und die kann ich nicht aufbringen. Und nur reiten um zu reiten, z.B. in einer Reitschule wo ich das Pferd einfach hingestellt bekomme wäre nicht meins.

Mensch und Tier
Tiere gehören zur Familie (Foto: Alexandra Evang)

Unsere Hunde (Micky & Nalani) sind dafür überall dabei, sie sind unsere Familie und die Tatsache so viel Zeit miteinander verbringen zu können tut unglaublich gut. Sie erden mich, lassen mich täglich reflektieren und lassen mich zu einem besseren Menschen werden.

So führe ich aktuell ein Leben, in dem ich wenig reite und wenig Zeit mit nur einem Pferd verbringe und treffe im Gegenzug dazu viele unterschiedliche wundervolle Seelen.

Was ist bei der Pferdefotografie für Dich die größte Herausforderung?

Damals war es eine große Herausforderung für mich, mir wirklich Zeit zu nehmen, ohne nach einem Shooting bis zum Morgengrauen am Rechner zu sitzen. Oft ein Drahtseilakt in der Selbständigkeit, gerade am Anfang, wo man sich noch selbst finden muss, wo man alles möchte und der Kopf ganz schön zu brodeln beginnt.

Durchatmen, Alex.

Aber ich habe mich immer mehr reingefunden. Konzepte erarbeitet, an meinem Zeitmanagement gearbeitet, einiges umgestellt und reflektiert, was ich wirklich möchte. Und irgendwann den Schritt gewagt und andere Pakete für unsere Kunden entworfen. Es tut gut intensiver da sein zu können, Zeit mit wundervollen Momenten zu füllen. Zeit, die so kostbar sein kann, Intensität, die jedes Team verdient hat.

Ich habe lange über diese Antwort nachgedacht, finde aber zum Zeitpunkt jetzt (2022) keine Herausforderung an der Pferdefotografie an sich bis auf die, die ich gelöst habe. Andere Herausforderungen gibt es immer und ständig. 😉

Ich schätze, dass was ich machen darf sehr und sehe es niemals als selbstverständlich an. Und so wenig selbstverständlich wie es ist, genau das tun zu können was ich mache, so wichtig ist es auch, dass keine Routinen entstehen. Dass man nie verlernt, jedes Team für sich zu sehen, die Besonderheiten zu erkennen und festzuhalten. Ich liebe es so sehr.

Empathie gemischt mit Professionalität und fachlichem Know – How, damit nicht nur Bilder entstehen, die nachhaltig sind, sondern auch Momente, an die man sich immer gerne erinnert.

Welche Rolle spielt für Dich das Equipment bei der Pferdefotografie und welches nutzt Du bevorzugt?

Am Anfang keine große, ich finde es wichtig sich erst einmal selbst zu finden. Zu verstehen, dass Fotografie eben mehr als „nur Fotografie“ ist, zumindest wenn man mit Lebewesen arbeitet.

Dann kommt die Zeit, in der vielleicht endlich die erste langersehnte Kamera einzieht, ab diesem Punkt würde ich empfehlen zu lernen damit umzugehen, um auch Zusammenhänge zu begreifen.

Fotografieren, fotografieren, fotografieren. Sicherheit entwickeln um sich ins Shooting fallen lassen zu können.

Und dann kommt der Punkt, an dem man mehr möchte: Mehr Schärfe, mehr Qualität und dann spielt die Kamera und vor allem die Optik eben doch eine große Rolle.

Vor allem bei Pferden sind lichtstarke Teleobjektive oft ausschlaggebend, eine schnelle Kamera sinnvoll, gute Speicherkarten… und eben so viel mehr. Ich möchte mich zu 100% auf meine Technik verlassen können, möchte nicht merken, dass ich fotografiere, wenn ich fotografiere um mich komplett in mein Shooting fallen lassen zu können.

Mit Nikon als Partner an der Seite bin ich superglücklich! Und hier am glücklichsten ganz klar dem AF-S NIKKOR 300 mm 1:2,8G ED VR II. Diese Linse ist Magie pur! Beim Blick durch den Sucher bin ich sofort in einer anderen Welt. Ich liebe das Bokeh, die Darstellung der Proportionen meiner Hauptmotive (Pferd & Mensch), die Schärfe, schlichtweg die komplette Qualität. In Kombination mit meiner aktuell Hauptkamera der D850 macht diese Zusammenstellung einfach nur Spass.

Besondere Pferdebilder (Foto: Alexandra Evang)

Ohne digitale Bildbearbeitung geht nicht nur in der Pferdefotografie fast nichts mehr. Was bedeutet sie für Dich?

In erster Linie nach einem Shooting noch mehr Zeit mit meinem Team zu verbringen. Zu reflektieren, mich zu erinnern, zu genießen. Ich mag’s einfach sehr, in alle diese Bilder einzutauchen und noch mehr aus meinem RAW – Daten zu holen. Den Bildern meine „Alex – Note“ zu geben, jedes einzelnen wird behandelt wie ein Schatz, denn genau das sind sie für mich.

Was war dein bisher berührenstes bzw. außergewöhnlichstes Erlebnis bei einem Pferdeshooting?

Auch wenn man sich hier vielleicht eine andere Antwort erhofft, DIE besondere Geschichte kann ich all diese berührenden Erlebnisse nicht nur auf ein einziges Runterbrechen. Wenn du meine beinahe täglichen Beiträge auf Instagram (alex_lovesnelly) verfolgst wirst Du wissen was ich meine.

Zurückblickend immer im Herzen tragen werde ich mit Sicherheit die Momente, die ich mit meinem Lieblingspferd „Don“, der derweil schon verstorben ist und meiner Cousine Sabrina verbringen durfte. Mit ihnen fing alles an, mit meiner lieben Freundin Nicole und ihrer Stute Talisa ging es weiter. Teams, die für mich auch wie eine Art Muse sind.

Für viele Fotografierende bist Du ein Vorbild. Gibt es Vorbilder in der Pferdefotografie, die Dich besonders inspirieren und wenn ja, weshalb?

Das ehrt mich sehr, vielen Dank an all die Menschen, für die ich das sein darf. Für mich ist Gabriele Boiselle die Ikone der Pferdefotografie und das unumstritten. Noch nie zuvor hat es eine weibliche Person geschafft, sich so einen Namen zu machen und das schon lange vor meiner Zeit – um die Welt zu reisen, zig Bücher zu schreiben, eine komplette Edition mit mehreren Mitarbeiterinnen zu leiten, jedes Jahr zahlreiche Kalender rauszubringen. Workshops zu geben und so viel mehr.

Gabriele ist willensstark, sprudelt vor lauter wundervollen und spannenden Geschichten und ist Pferdefrau durch und durch. Sie lebt für das, was sie tut und ich finde das verdient allergrößten Respekt.

Des weiteren haben mich schon immer die Arbeiten von Robert Vavra berührt und inspiriert. Persönlich habe ich ihn aber leider nie kennengelernt. Falls Du ihn nicht kennst, gib seinen Namen unbedingt mal in der Suchmaschine ein.

Hast du einen „fotografischen Traum“ bzw. welche Ziele hast Du für die Zukunft?

Ich lebe meinen Traum und möchte, dass er niemals endet und Pläne für die Zukunft habe ich immer, ich liebe Pläne.

Aktuell befinde ich mich mitten in einer Coaching Ausbildung, um unsere Kunden noch intensiver begleiten zu können, wir haben ein Haus an der holländischen Grenze gekauft, in dem es vieles umzusetzen gibt, ich könnte mir vorstellen unser Team zu Vergrößerern, freue mich z.B. auf neue Pläne mit Nikon, viele wundervolle Online – Projekte, die aktuell in Arbeit sind und all die Teams, die ich kennenlernen – oder wiedersehen darf.

Desweiteren schreibe ich sehr gerne und würde mich freuen auch das in Zukunft noch ausbauen zu können. Und ganz generell habe ich eh das Gefühl, dass 2022 sehr besonders werden kann.

Welchen Rat möchtest Du zum Schluss anderen oder zukünftigen Fotograf:Innen noch mit auf den Weg geben?

Lerne Deine Kamera so gut kennen, dass Du sie im Schlaf bedienen könntest um Dich während eines Shootings wirklich fallen lassen zu können. Beschäftige Dich intensiv mit dem Team vor Deiner Kamera, erschaffe Bilder, die Geschichten erzählen.

Sei mutig und lass Dir niemals einreden, dass die Fotografie tot ist und man davon heutzutage nicht leben kann. Kalkulier vernünftig und biete Deine Shootings nicht für Dumpingpreise an. Lerne zu erkennen, wie wertvoll Deine Leistung ist.

Und vor allem vergiss nie, dass die Fotografie ein unendlich schönes Instrument ist, um Dein Inneres nach außen zu tragen. Genieß es.

Ich wünsche Dir alles Liebe auf Deinem Weg.
Deine Alex


Kontakt:

Alexandra Evang Photographie

E-Mail: info@alexandraevang.de
Telefon: 0170 5122129
Instagram: alex_lovesnelly

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