Karsten Kirchner im Interview
„Folge Deiner Leidenschaft, denn sie führt Dich zu Deiner Bestimmung.“ Diese Aussage von Karsten Kirchner läßt schon erahnen, dass er seine wahre Leidenschaft gefunden hat. Auch wenn es wegen einer Pferdehaarallergie zu Anfang nicht danach aussah, so ist er heute doch mit Leib und Seele als Pferdetrainer – oder muß man vielleicht doch eher Menschentrainer sagen – tätig. Pferde und der Umgang mit ihnen sind inzwischen auf jeden Fall sein Leben.
Seinen Kunden vermittelt Karsten in erster Linie das Verständnis, mit dem Partner Pferd in »seiner Sprache« zu kommunizieren. Er selbst suchte dieses Wissen zunächst bei den bekanntesten Horsman wie Ray Hunt, Tom Dorrance, Buck Brannamam, Jean Claude Dysli, Pat Parelli, Monty Roberts und anderen, aber irgendwie fehlte ihm am Ende noch etwas. Dieses fehlende Puzzleteil fand Karsten schließlich in der indianischen Art des Pferdetrainings, dem „Native American Horsemanship“.
GaWaNi Pony Boy selbst führte ihn in diese Art der Pferdetrainings ein und somit wurde Karsten zum ersten deutschen PonyBoy Advisor. Seitdem ist er weltweit für seine Kunden unterwegs. Dabei steht er mit seinem Reit- und Pferdetraining nicht nur angesehenen Reiterinnen und Reitern sowie Trainerinnen und Trainern aller Pferdesportarten zur Seite, sondern hilft jedem, der die „Sprache der Pferde“ erlernen möchte. Mich interessierte natürlich, wie das genau aussieht und daher habe ich Karsten Kirchner einige Fragen gestellt…
Hallo Karsten, zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Fragen nimmst – kommen wir gleich zur ersten. Wie bist Du zu den Pferden gekommen und was fasziniert Dich an Ihnen?
Ich bin zu Pferden gekommen, als ich noch ein kleiner Junge war – es gab ein Ponyhof bei uns in der Nähe, wo ich mich rumtreiben durfte. Da ich immer mit Tieren zu tun haben wollte, war das eine tolle Möglichkeit, den Tieren nah zu sein. Es ist ihre pure Energie und ihr klares Wesen, was sie ausmacht.
Pferde sind stark von der Natur und den eigenen Instinkten geprägt, daher stellen sie besondere Anforderungen an uns. Was ist daher aus Deiner Sicht als erfahrener Trainer wichtig beim Umgang mit Pferden?
Es ist die immer unterschätzte Beziehung zu ihnen und das es einfacher ist, mit ihnen in ihrer Kommunikation „zu sprechen“ und das gut lesen zu können. Respekt und Anerkennung spielen hier eine grosse Rolle. Wie ich es ja auch auf meinen Seminaren und im Einzelunterricht lehre.
GaWaNi Pony Boy vom Stamm der Cherokee ist zu Deinem Mentor geworden. Was hat er Dir vermitteln können, was Du bei anderen nicht gefunden hast?
Er gab mit die Klarheit Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind, meinem Bauchgefühl zu trauen und die Dinge nicht komplizierter zu machen, als sie sind. Auch die Spiritualität zu leben, die in den Dingen und im Training zur Beziehung steckten. Er übertraf meine Erwartungen weit und die waren hoch.
Das von Dir entwickelte Prinzip Think Horse® gründet auf Vertrauen, Respekt und dem Wohlergehen unserer Pferde. Was ist das Besondere an dieser Methode und wie funktioniert sie?
Es ist das grosse Ganze. Um es mit einem kurzen Satz zu sagen: Grundlegend ist es so gedacht, das man „pferdisch“ denkt und nicht nach menschlichen Maßstäben. Es ist in meinem Buch Think Horse – mehr als Pferdetraining* ausführlich beschrieben.
Was war Dein bisher außergewöhnlichstes Erlebnis bei einem Pferdetraining?
Es gab so viele. Besonders erinnere ich mich aber an einen Araberwallach – ca.10 Jahre alt – an dem sich schon vier Trainer versucht hatten und drei Besitzer. Für ihn gab es nur Vollgas oder Stillstand (unkontrolliert). Wir fingen bei null an – die Besitzerin war zwar mehr als verzweifelt und sie dachte nicht daran, das es etwas werden konnte. Dennoch war sie hochmotiviert und schneller als erwartet wurde alles besser. Heute wird der Araber ohne Kopfstück/Sporen/Gerte gut kontrolliert in allen Gangarten geritten. Vertrauen war der Schlüssel.
Haltung, Gesundheit und Ernährung sind wesentliche Punkte für das Wohlergehen eines jeden Pferdes und wirken sich auch auf unser Zusammenleben aus. Wie sollte Deiner Meinung nach artgerechte Pferdehaltung aussehen?
Artgerecht wäre frei – doch bei uns Menschen sollte es immer Offenstall / Bewegungsstall sein mit ausreichend Platz (es kann nie zu viel sein), eine gemischte Herde Stuten und Wallache in einem Verhältnis 2/3 Stuten 1/3 Wallache, natürlich genug artgerechtes Futter, ein paar Außenreize und eine kompetente Betreuung (dies im Pferdesinne, nicht nach menschlichen Maßstäben) die leider nicht immer gegeben ist.
Seit mehr als 20 Jahren trainierst du mittlerweile Pferde und bist auf der ganzen Welt unterwegs. Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Die Pferdewelt weiter verbessern, wo man mich lässt. Mein Wissen in die Welt tragen, weitere Bücher schreiben und Vorträge halten, um allen Pferdemenschen einen guten Weg zu zeigen – damit das Zusammenleben mit diesen wundervollen Geschöpfen immer von Harmonie geprägt ist.
Welchen Rat möchtest Du zum Schluss anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?
Ihr solltet immer so tief in die Materie einsteigen wie möglich. Geht zu möglichst vielen Menschen, die das erreicht haben, was ihr sucht und fragt euch: Könnte das auch mein Weg sein? Mache aber nicht etwas, wenn sich nicht 100% richtig für dich anfühlt. Dein Herz zeigt dir immer den richtigen Weg, auch wenn es manchmal etwas dauert.
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