Manfred Weindl im Interview
Als Polizist mit Leib und Seele hätte Manfred Weindl sich wohl nicht vorstellen können, eines Tages als „Pferdeflüsterer“ Pferden und Menschen zu einem besseren gegenseitigen Verständnis zu verhelfen. Aber wie das Leben so spielt, warf ihn eines Tages ein Zwischenfall im Dienst so sehr aus der Bahn, dass er letztendlich sogar seinen Beruf aufgeben mußte. Als seine Depressionen schließlich Überhand nehmen, kauft er sich aus einer Laune heraus ein eigenes zweijähriges Pferd, obwohl er bis dahin so gut wie nichts über Pferde wußte.
Da Manfred zu diesem Zeitpunkt über keinerlei reiterliche Erfahrung verfügte und die Anglo-Araber-Stute Girly auch noch zu jung zum Anreiten war, begann er, mit ihr vom Boden aus zu arbeiten. Dabei fand er schnell heraus, dass ein Pferd gerne mit dem Menschen arbeitet, wenn man seine natürlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen berücksichtigt. So begann Manfred, sich ausführlich mit dem Wesen des Pferdes und seiner Psyche zu beschäftigen. Im Laufe der Zeit merkte er, dass er ein gewisses Gespür für Pferde besaß und ihm diese Beschäftigung unheimlich viel Freude bereitete.
Dies bemerkten auch seine Mitmenschen und immer öfter wurde Manfred von Pferdebesitzern um Rat und Hilfe bei Problemen gebeten. Im März 2011 schließlich gründete er deshalb die Firma G.e.K.o.–Verhaltenstherapie für Pferde und entwickelte sein Programm „Sprachkurs: Mensch – Pferd“. Hier hat er die Möglichkeit, seine Feinfühligkeit dazu einzusetzen, verhaltensauffällige Pferde zu heilen. Da Manfred sich neben seiner Tätigkeit mit Pferden auch noch für Psychologie, Homöopathie und Effektive Mikroorganismen interessiert und wir unsere Pferde ebenfalls mit alternativen Heilmethoden unterstützen, wollten wir mehr über die vielfältigen Interessen von Manfred Weindl, seine Arbeit und seine Einstellung zu den Pferden erfahren und haben ihm daher einige für uns wichtige Fragen gestellt:
Manfred, Pferde sind einfach wunderbare Geschöpfe und sie faszinieren uns immer wieder aufs Neue. Daher fühlen sich viele von diesen edlen Tieren angezogen. Wie bist du zu Pferden gekommen und was fasziniert dich an Ihnen?
Während meiner Hochphase der Depression suchte ich eine Aufgabe, die mich fordert, um mein mangelndes Selbstvertrauen wieder aufzupolieren. Meine Wahl fiel auf ein Pferd, weil ich davon so überhaupt keine Ahnung hatte und ich schon immer irgendwie fasziniert von der Anmut, der Stärke und der Schönheit dieser Tiere war.
Haltung, Gesundheit und Ernährung sind wesentliche Punkte für das Wohlergehen eines jeden Pferdes und haben auch Einfluss auf den Umgang mit ihm. Da du dich ja auch mit Psychologie, Homöopathie und Effektive Mikroorganismen beschäftigst, würden wir gerne wissen, wie deine Pferde leben und was für dich artgerechte Pferdehaltung bedeutet.
Meine Girly lebt im Offenstall und hat somit ständig Zugang zu Weide und/ oder 300 m2 großem Paddock. Reine Boxenhaltung lehne ich ab. Pferde sind sogenannte Weidegänger und damit Bewegungstiere. Sie lieben ihre Freiheit und brauchen den Schutz der Herde. Wir müssen deshalb bei der Gefangenschaftshaltung darauf achten, diesen Bedürfnissen wenigstens einigermaßen gerecht zu werden.
Als Tier, welches von Natur aus bei Gefahr sein Heil in der Flucht sucht, stellt das Pferd besondere Anforderungen an einen artgerechten Umgang mit ihm. Was ist aus deiner Sicht als Trainer wichtig beim Umgang mit Pferden?
Man muss dem Pferd, das ständig in Angst vor dem „Gefressenwerden“ lebt, klarmachen: „Ich kann deine Angst verstehen, aber wenn ich bei dir bin, ist diese unbegründet.“ Im Training ist wichtig, dass jedes Pferd als eigene Persönlichkeit gesehen und sein Charakter berücksichtigt wird. Absolute Ruhe, keine Gewalt, kein Schreien, gegenseitiges Vertrauen und gegenseitiger Respekt sind die Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Umgang mit dem Pferd. Nur der souveräne Anführer wird dauerhafte Erfolge verzeichnen können.
Bekannte Horsemen und Pferdemenschen dienen so manchem als Vorbild für die Ausbildung seines Pferdes. Auch du bist in dieser Hinsicht für viele ein Vorbild. Wer aber sind deine Vorbilder in der Pferdewelt und was fasziniert dich an ihnen?
Ich habe keine Vorbilder im eigentlichen Sinne. Alle, die eine gewaltlose, auf Vertrauen aufgebaute Beziehung zum Pferd favorisieren, sind meine Vorbilder. Das erste Buch, das ich über Pferdeerziehung las, war das Buch „Mit Pferden tanzen“ von Klaus- Ferdinand Hempfling. Hiermit habe ich den Grundstein für meine weitere Arbeit gelegt. Meine wahren Vorbilder jedoch sind die Pferde. Sie haben mir letztendlich das beigebracht, was ich heute kann und weiß.
Es ist etwas unglaublich Schönes, seinen Weg mit den Pferden gefunden zu haben. Wie würdest du deine Arbeit mit Pferden und dein Konzept „Sprachkurs: Mensch – Pferd“ beschreiben?
Mir ist wichtig, dass der Mensch erkennt: „Ein Pferd wird niemals lernen zu sprechen, aber wir können die Sprache der Pferde (die Körpersprache) erlernen.“ Meine Arbeit basiert auf einer Partnerschaft, in der der Mensch die Führung hat, also das Leittier in der Herde ersetzt. Leittier ist nicht der „Schläger“, der „Schreihals“, sondern derjenige, der durch Souveränität glänzt. Es muss aber auch klar sein, dass es ganz ohne einen, der Situation angepassten Druck, nicht geht. „So wenig Druck wie möglich, so viel Druck wie nötig“ ist hier der Leitsatz.
Manfred, ein Zwischenfall in deinem Beruf als Polizist hat dich aus der Bahn geworfen, und dein Pferd Girly hat dich aus deinen Depressionen befreit. Dies hat dich zu einem neuen Lebensabschnitt geführt und mittlerweile hast du sogar mehr als 1500 Pferden und ihre Menschen zu einem besseren gegenseitigen Verständnis verholfen. Damit hast du bereits viel erreicht. Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Ich halte es hier wie die Pferde. Ich lebe überwiegend im Hier und Jetzt. Gedanken, wie es weitergeht, mache ich mir keine, es wird alles kommen, wie es kommen muss. Momentan bin ich in ganz Deutschland unterwegs und mache Lesungen (die eigentlich mehr eine freie Erzählung sind) aus meinem Buch „Girly„* (Kailash Verlag). Ich berichte über mein Leben, die Arbeit mit den Pferden und wie alles soweit gekommen ist.
Welchen Rat möchtest du zum Schluss anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?
Macht es wie die Pferde. Lebe verstärkt im Hier und Jetzt. Hadere nicht mit der Vergangenheit, du kannst die Zeit nicht zurückdrehen. Es darf sein, was war, aber es ist vorüber und ein neuer Abschnitt beginnt. Und male dir nicht in allen Variationen aus, was wann in der Zukunft passieren könnte. Du verschwendest wertvolle Energie für Sachen, die häufig so nie eintreten werden. Wenn es soweit ist, kannst du dir immer noch Gedanken machen. Pferde sind Energiesparer und werden es tunlichst vermeiden, ihre Energie, die sie dringend brauchen, um dem Feind zu entkommen, sinnlos zu vergeuden.
Lebe in der Vergangenheit, wenn du traurig sein willst. Lebe in der Zukunft, wenn du ängstlich sein willst. Wenn du glücklich sein willst, dann genieße den Moment. Schließe ab mit dem was war, sei glücklich über das, was ist und offen für das, was kommt. Das Leben ist schön… von einfach war nie die Rede.
Manfred, vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast, um uns einen kleinen Einblick in deine Arbeit zu gewähren. Für deine weitere Zukunft wünschen wir dir alles Gute und wir freuen uns, wenn sich unsere Wege in Zukunft wieder kreuzen…
Wer jetzt noch weitere Informationen über Manfred Weindl und seine Arbeit mit den Pferden sucht, findet diese auf seiner Website. Auch in seinem Buch „Girly – Wie mich mein Pferd heilte – und wie ich heute Pferde heile„* kannst du Manfreds bewegende Geschichte nachlesen.