Patricia Backhus im Interview
„Bonding mit dem Pferd“, das ist der Titel eines Buches von Patricia Backhus*, in dem es um die präsente, liebevolle und respektvolle Kommunikation mit dem Pferd geht. Nach Ihrem Studium der Sozialen Verhaltens- und Erziehungswissenschaften widmete sich die Autorin ganz den Pferden und ihren Problem- und Entwicklungsmöglichkeiten. Inspirieren und auch schulen ließ sie sich dabei von Klaus Ferdinand Hempfling. Seit mehr als 20 Jahren betreibt die Dipl. psych. Reit-Therapeutin und systemische Familiencoachin nun die Problempferdehilfe, um Pferd und Mensch zu unterstützen.
Dabei verhilft Patricia dem Pferdebesitzer zu einem lebendigen Dialog, damit sich das Pferd verstanden fühlt und der Reiter es wieder leichter hat. Durch ihre hervorragende Wahrnehmungs- bzw. Beobachtungsgabe kann sie nach eigener Aussage das Geschehen auf den Punkt bringen, dem Reiter dessen Problem mit dem Pferd genau definieren, so dass er das Problem erkennen und verändern kann. Auch reiterliche Tipps kommen hier nicht zu kurz, denn neben ihrer Trainerlizenz ließ sich Patricia bei namenhaften Ausbildern aller Bereiche (Englisch, Horsemenship, Kutsche fahren…) schulen und bildet sich auch hier stetig weiter.
Bereits seit 2004 ist sie zudem Mitglied in der SG-TR (Schweizer Gruppe für Therapeutisches Reiten) und seit 2011 diplomierte psychologische Reittherapeutin SG-TR. Seit 2016 ist sie auch noch systemischer Familiencoach professional und arbeitet mit ihren Klienten systemisch fundiert, kinesiologisch und traumatologisch. Alles in allem also bietet Patricia Backhus ein vielfältiges und abwechslungsreiches Angebot für Pferd und Reiter. Daher wollten wir mehr über die Pferdefrau und ihre Einstellung zu den Pferden erfahren und haben ihr einige für uns wichtige Fragen gestellt:
Frau Backhus, Pferde sind einfach wunderbare Geschöpfe und sie faszinieren uns immer wieder aufs Neue. Daher fühlen sich viele von diesen edlen Tieren magisch angezogen. Wie sind Sie zu den Pferden gekommen und was fasziniert Sie an ihnen?
Sie werden vermutlich nicht überrascht sein, wenn ich Ihnen mitteile, dass sich mein erstes Pferd Randalin immer wieder auf den Weg machte, um mich zu suchen. Das hatte jedes Mal Schläge vom Vorbesitzer zur Folge, aber sie liess es sich nicht nehmen. Sie wusste genau, was sie wollte und gab nicht auf, bis ich vom dortigen Reitlehrer angesprochen wurde, ob ich sie nicht haben wollte, weil sie jeden Reitschüler abgeschmissen hatte oder sich bei guten Reitern hinlegte und wälzte, sodass niemand eine Chance bekam, auf ihrem Rücken zu sitzen. Da sie ja mich immer wieder suchte (ich konnte damals nicht reiten), bat man mich, sie doch mal zu besuchen.
Als ich das tat, ruinierte sie unbeschlagen ihre Boxentüre und stand dann blutig, aber strahlend vor mir. Es lag eine Güte und ein Wissen in ihren Augen, die mich enorm faszinierten. Seit diesem Augenblick war ich in der Pferdewelt. Mein Pferd trug mich wie ein rohes Ei, aber wirklich führen konnte ich sie natürlich nicht. Und es gab keine Hilfe von Reitlehrern oder Schulen. Deshalb machte ich mich auf und besuchte alle namhaften Pferdeflüsterer und Experten, bis ich wie ein Pferd denken konnte. Dann endlich gab sie mir den ersten Rang. Ganz plötzlich, als ob ein Schalter umgelegt wurde.
Haltung, Gesundheit und Ernährung sind wesentliche Punkte für das Wohlergehen eines jeden Pferdes und haben auch Einfluss auf den Umgang mit ihm. Wie leben Ihre Pferde und was bedeutet für Sie artgerechte Pferdehaltung?
Artgerechte Haltung bedeutet für mich, es dem individuellen Bedürfnis des Pferdes gerecht zu machen. Da die Pferde, genau wie wir Menschen unterschiedliche Haltung brauchen, wäre meine Idealvorstellung auf jeden Fall weg von der Massentierhaltung. Meine Pferde leben in Offenställen, haben aber auch im Winter täglich Weidegang. Sie müssen also nicht “bewegt“ werden, sondern wir verbringen gemeinsam Zeit miteinander, wenn wir Lust drauf haben.
Als Tier, welches von Natur aus bei Gefahr sein Heil in der Flucht sucht, stellt das Pferd besondere Anforderungen an einen artgerechten Umgang. Was ist aus Ihrer Sicht daher wichtig beim Umgang mit ihnen?
Für den Umgang finde ich es wichtig, mit allen Sinnen zu erforschen, was das Pferd uns sagen möchte. Eine gute Kommunikation ist nicht ein Monolog des Pferdemenschen, sondern ein lebendiger Dialog, wo es erwünscht ist, dass das Pferd sich auch mitteilen und einbringen darf. Der Mensch zum Pferd sollte sich immer wieder fragen, ob die eigenen Ziele auch die vom Pferd sind. Dann erübrigen sich Bestrafungen und „Hilfs“zügel…!
Bekannte Horsemen und Pferdemenschen dienen so manchem als Vorbild für die Ausbildung seines Pferdes. Auch Sie haben sich bei namenhaften Ausbildern aller Bereiche weitergebildet.Wer sind Ihre Vorbilder in der Pferdewelt und was fasziniert Sie an ihnen?
Ich habe sehr viel von Klaus Ferdinand Hempfling gelernt. Von allen Ausbildern, die ich genossen habe, war er derjenige, der immer Anwalt des Pferdes war und sehr viel über sie vermitteln konnte. Allerdings konnten die meisten Ausbilder den Menschen auf deren Weg nicht helfen, sodass dem Pferd auch nicht geholfen werden konnte. Deshalb war mein Weg der, der sowohl Pferd als auch den dazugehörenden Menschen Hilfe anbietet.
Es ist etwas unglaublich Schönes, seinen Weg mit den Pferden gefunden zu haben. Wie würden Sie Ihre Arbeit mit Pferden und Ihr Konzept „Problempferdehilfe“ beschreiben?
Ich höre mir genau an, was der Reiter für ein Problem mit seinem Pferd hat und mache mir ein Bild davon, wie der Reiter oder Pferdebesitzer sich die Beziehung im schönsten Fall vorstellt. Dann schaue ich auf das Pferd und beurteile, was dem im Weg steht und was nötig ist, um genau dorthin zu kommen, wo der Mensch hin möchte. Oft sind nur Missverständnisse zu klären, aber selbst, wenn schwere eigene Themen im Weg sind, habe ich ein grosses Repertoire an Hilfe. Wo Liebe ist, gibt es immer einen Weg.
Frau Backhus, Sie sind in vielen Bereichen aktiv. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Nach meinen zwei Büchern, die ich geschrieben habe, arbeite ich jetzt am Drehbuch für einen Film, der alle Aspekte meiner Arbeit und auch biografische Inhalte einschliesst. Natürlich neben meiner Hauptarbeit, denn meine grosse Leidenschaft ist, die Liebe der Menschen wieder fliessen zu lassen. Zu sich selbst, zu ihren Mitmenschen und natürlich auch zu ihren Pferden. Ich bleibe mit meinen Klienten immer in Kontakt, wenn sie das möchten. Und das Feedback, was ich erhalte, ist unglaublich schön. Immer wieder bekomme ich verzweifelte Anfragen, weil manche Pferdeleute meinen Klienten geraten haben, sie sollen ihr Pferd zum Schlachter geben. Das macht mich sehr wütend, denn es gibt dazu nie einen Grund. Wer sein Pferd nicht liebt, sollte tatsächlich einen Käufer suchen, der das vermag. Und allen anderen kann geholfen werden. Genau dafür bin ich da.
Welchen Rat möchten Sie zum Schluß anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?
Ratschläge sind auch Schläge. Deshalb kann ich damit zum Schluss nicht dienen. Es gibt keinen allgemeinen Rat, es ist immer der Einzelfall anzuschauen. Mit Liebe, Verständnis und ohne Wertung.
Vielen Dank Frau Backhus, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um uns einen kleinen Einblick in Ihre interessante Arbeit zu gewähren. Für Ihre weitere Zukunft wünschen wir Ihnen alles Gute, mögen noch viele Pferdefreunde von Ihren umfangreichen Erfahrungen profitieren. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf die nächste Begegnung mit Ihnen…
Wer jetzt noch weitere Informationen über die Arbeit von Patricia Backhus oder das Bonding mit dem Pferd sucht, findet diese auf ihrer Website Problempferdhilfe.