Nora Wehner im Interview

Die Dinge ganzheitlich betrachten und auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen, dass ist nicht jedermanns Sache. Oftmals fokussieren wir uns auf das, was wir anders haben wollen oder was uns fehlt und bleiben dann doch in der Betrachtung des Negativen hängen. Dies macht uns oft unglücklich, weil wir das Gute und Positive nicht gleichermaßen wahrnehmen, obwohl auch dieses reichlich vorhanden ist.

Nora Wehner ist sich dessen auf jeden Fall bewußt, denn bei ihrer Arbeit mit Pferden und Menschen schaut sie regelmäßig über den Tellerrand, beachtet zusätzlich die körperliche, geistige und seelische Ebene des Menschen sowie die körperliche und seelische Ebene des Pferdes. So ist sie in der Lage, einzelne Mosaikstückchen zu einem großen Bild zusammensetzen, um zu erkennen, was hinter dem Wesen des eigentlichen „Problems“ liegt. Dabei will sie aber das Pferd nicht neu erfinden und ein Pferd bleibt für sie nach wie vor ein Pferd.

Freude mit dem Pferd
Gemeinsam Spaß haben (Foto: Nora Wehner)

Trotz allem arbeitet Nora nur mit Menschen zusammen, die wahrhaftig an ihrer Beziehung mit ihrem Pferd arbeiten möchten. Das erfordert zwar einen gewissen Biss und Standhaftigkeit, aber alles andere würde auch ihrer Philosophie widersprechen. Dies finde ich auf jeden Fall schon einmal eine bewundernswerte Einstellung und deshalb wollte ich mehr wissen über Nora Wehner und ihre Arbeit mit Menschen und Pferden. Daher habe ich ihr folgende Fragen gestellt:

Nora, Pferde sind besondere Geschöpfe und so manche/r erliegt früher oder später ihrem Charme. Wie bist Du zu den Pferden gekommen und was fasziniert Dich an ihnen?

Kurz und Knapp: schon immer! Als kleines Mädchen träumte ich vom eigenen Pferd. Damals verband ich das Pferd mit Freiheit und Freundschaft. Heute zusätzlich als absolut ehrlichen Spiegel und weisen Lehrmeister. Am meisten fasziniert mich ihre unmittelbare und ehrliche Kommunikation mit dem Menschen. Sie spiegeln unsere Seele.

Nach wie vor sind Pferde stark von der Natur und den eigenen Instinkten geprägt. Was ist daher aus Deiner Sicht wichtig beim Umgang mit diesen sensiblen Tieren?

Führung bedeutet Sicherheit bedeutet Vertrauen bedeutet Wohlfühlen. Ein Pferd ist und bleibt ein Fluchttier. Es ist auf Sicherheit angewiesen und benötigt daher eine klare und starke* Führung. *mit stark meine ich nicht die körperliche, sondern die mentale Stärke. Mit Pferden zusammen sein, das heißt harte Arbeit an sich selbst. Mit Selbsterkenntnis. Mit Ergründung der eigenen Seele und (Wieder)Entdeckung der eigenen Kräfte: absolute Körperbeherrschung, Kontrolle der Energie, der Gefühle, der Atmung. Wichtig ist auch ein klarer Geist, Fokus (!) und innere Ruhe. Wie beim Kampfsport. Alles vereinigt sich, wenn man mit Pferden zusammen ist und mit ihnen arbeitet.

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Führung bedeutet Sicherheit (Foto: Fellkeks-Fotografie)

Mit „Energie für Mensch und Pferd“ hast Du Dein Angebot überschrieben. Was genau müssen wir uns darunter vorstellen und wie sieht deine Arbeit im einzelnen aus?

Diese Überschrift ist doppeldeutig zu verstehen. Wie ich oben schon angedeutet habe, ist der Schlüssel zum Glück mit Pferden die Kontrolle der eigenen Energie. Wie das genau funktioniert lernen meine Schüler ab der ersten Einheit bei mir. Außerdem bin ich Heilerin und arbeite im feinstofflichen Bereich, also vereinfacht gesprochen mit den Energiebahnen des Körpers von Mensch und Pferd.

Durch meine empathischen und intuitiven Fähigkeiten finde ich sofort die Stelle, an der es hakt und bringe Mensch und Pferd wieder in eine Ganzheit. Mit meiner Heilarbeit kann ich auch emotionale und energetische Blockaden lösen, dem Körper Lösungsansätze anbieten und zur Selbstheilung verhelfen.

Durch die Tierkommunikation möchtest Du den Pferden eine Stimme geben. Wie ist Deine Erfahrung damit und welche Resonanz erhältst Du von den Pferden und deren Besitzern/innen?

Da hast du einen wunden Punkt bei mir getroffen. Tiere, insbesondere Pferde, sind absolut ehrlich und „erzählen“ das, was für sie von Bedeutung ist. Das können Erfahrungen aus der Vergangenheit sein oder sie antworten dem Besitzer auch mal unbequem. Dann ist die Enttäuschung groß. Oft wird der Fehler doch nicht bei sich selbst, sondern am Pferd gesucht. Oder es werden sich andere Ursachen tief im inneren gewünscht, damit man sich endlich in einer Ausrede flüchten kann.

Viele Menschen suchen den Knopf zur Umprogrammierung am Pferd. Den gibt es nicht. Und wenn doch heißt dieser: Selbsterkenntnis. Also lange Rede, kurzer Sinn. Lass bitte nur eine Tierkommunikation machen, wenn du auch ernsthaft an dieser Wahrheit interessiert bist. Und stell bitte nur Fragen, die du dann auch gewillt bist umzusetzen. „Magst du das Geritten werden?“ Was machst du, wenn die Antwort „Nein.“ fällt. Übergehst du dann den Wunsch des Pferdes? Ganz oft allerdings kommen wundervolle Gespräche zustande. Mit ganz viel Weisheit und Lebenserfahrung der Tiere.

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Gemeinsam statt allein (Foto: Fellkeks-Fotografie)

Es ist immer sinnvoll, Situationen oder Gegebenheiten ganzheitlich zu betrachten. Haltung, Gesundheit und Ernährung gehören zusammen und sind wesentliche Punkte für das Wohlergehen eines jeden Pferdes. Wie sollte Deiner Meinung nach eine artgerechte Pferdehaltung aussehen?

Als Dauerfresser und Bewegungstier sollte dem Pferd immer qualitativ hochwertiges Rauhfutter und ausreichend Bewegung zur Verfügung stehen. Dann lieber das eigene Ego zurückstellen und auf den einen oder anderen menschlichen Luxus verzichten, wie eine große Halle oder eine beheizte Sattelkammer. Was nützt das alles, wenn es dem Pferd dabei nicht gut geht?!

Es gibt sehr viele Menschen, die ihrem Pferd unbewusst ihren seelischen Ballast aufladen. Das macht krank. Daher bitte ich dich: Wenn du gerade nicht in deiner Mitte bist, äppel ab, fahr Fahrrad oder geh alleine (ohne Pferd!) in den Wald spazieren. Das erdet und macht frei.

Es gibt unzählige Angebote für den Umgang und die Ausbildung des Pferdes, so dass man schnell die Übersicht verliert. Wer oder was in der Pferdewelt inspiriert dich am meisten und weshalb?

Ich habe kein Idol als solches. Von jedem (Pferde)Menschen lerne ich. Selbst wenn ich dabei zur Erkenntnis erlange: „Das möchte ich so nicht machen.“. Ganz wichtig ist in meinen Augen nicht irgendeiner Methode zu folgen, sondern in der Eigenverantwortung zu bleiben. Was fühlt sich gut an? Was nicht? Versteht mich mein Pferd? Was ist der Sinn hinter der jeweiligen Aufgabe oder Anwendung? Probieren geht über studieren!

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Versteht Dich Dein Pferd? (Foto: Fellkeks-Fotografie)

Ansonsten faszinieren mich die wahrhaftigen Pferde“flüsterer“ wie Scarpati, Hempfling, Buck Branaman und noch weitere Bekannte und noch mehr Unbekannte. Diese Menschen gehen jeder auf ihre Weise mit einer kindlichen Naivität bzw. Vorurteilslos, Furchtlos und mit einem tieferen Verständnis an die Pferde. Voller Demut verneige ich mich.

Nicht nur Pferd und Mensch haben es Dir angetan, Nora, sondern ganz besonders auch die Ziegen – Du bietest sogar Ziegenwanderungen an. Wie kam es dazu?

Das eigene Pferd- mein Kindheitstraum. Und Alptraum meiner Eltern. Deswegen bekam ich irgendwann zu Weihnachten statt dem Pferd eine Ziege. Na toll! Von da an lernte ich Ziegen als wundervolle, lebensbejahende Geschöpfe kennen. Sie bereichern seitdem mein Leben. Ziegen sind weise. Ziegen sind Zigeuner. Ziegen sind Clowns. Ziegen sind unbeschreiblich heilsam.

Mit den Wanderungen möchte ich diese Bereicherung mit anderen Menschen teilen. Ich möchte jene Menschen erden, ihren Alltag entschleunigen und sie wieder in die Gegenwart, in das Hier und jetzt zurück holen. Meine Ziegenwanderungen – eine „geführte“ Meditation, mal ganz anders und das Gegenteil von schnöde und langweilig!

Zeit mit Ziegen verbringen
Mit Ziegen sein (Foto: Nora Wehner)

Dein Interessen- und Angebotsbereich ist ja schon sehr vielseitig. Willst Du Dich irgendwann „spezialisieren“ oder wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?

Ich bin schon spezialisiert genug. Ich bin vielseitig. Kreativ. Unkonventionell. All das spiegelt sich in meinen Angeboten wieder. Das eine geht nicht ohne das andere. Ich erinnere nochmals an das eingangs erwähnte ganzheitliche Bild aus kleinen Mosaiksteinchen. Meine aufgelisteten Angebote dienen den Menschen als Idee meiner Arbeit. Ich bin Heilerin. Für Mensch und Pferd.

Welchen Rat möchtest Du zum Schluss anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?

Mir begegnet im Alltag mit Pferden so viel Frust, Angst und schlechtes Gewissen. Wann haben wir damit angefangen, uns selbst so einzuschränken? Als Kind haben wir doch alle geträumt: von unserem Freund, dem Pferd. Von Freiheit und Zwanglosigkeit.

Mein Rat an dich: Sei bei deinem Pferd einfach du selbst. Dein Pferd liebt dich, so wie du bist. Setz alle deine Masken ab. Sei wieder ein kleines Kind, spiel, tanze mit deinem Pony! Liebe bedingungslos. Und hab einfach Spaß! In Liebe. Nora

Pferdebehandlung
Zum Wohle des Pferdes beitragen (Foto: Nora Wehner)

Vielen Dank Nora, dass Du Dir die Zeit für meine Fragen genommen hast. Ich wünsche Dir weiterhin viele wertvolle Erkenntnisse bei deiner Arbeit mit den Menschen und Pferden…

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