Lukas Umbach im Interview

Wege ins Füreinander – dieses Motto zeigt schon, wie wichtig Lukas Umbach der partnerschaftliche Umgang mit den Pferden ist. Nicht Dominanz, das Aufzwingen des eigenen Willens oder sportliche Leistungen stehen bei ihm im Vordergrund, sondern die Begegnung auf Augenhöhe. Bereits als Kind hat er instinktiv gespürt, dass es ihm nicht nur um die Reiterei geht, sondern in erster Linie um das Wesen der Pferde. Und obwohl Lukas einen großen Teil seiner Kindheit in diversen Reitställen verbrachte, fehlten ihm dort einfach die Möglichkeiten, auch außerhalb des Reitens aktiv Zeit mit den Pferden verbringen zu können.

Seine berufliche Laufbahn führte Lukas nach Abitur und Studium zunächst in den sozialen und pädagogischen Bereich. Aber trotz der Tatsache, dass ihm diese Arbeit große Freude bereitete, wurde die Sehnsucht nach den Pferden und der Wunsch, seine Liebe zu ihnen mit seinem Beruf zu verbinden, immer stärker. So blieb es nicht aus, dass Lukas sich für die Pferde entschieden hat und 2014 begann, beruflich in der Welt der Pferde Fuß zu fassen. Zunächst machte er eine Ausbildung zum Physiotherapeuten und Tierheilpraktiker Pferd, später folgten zahlreiche weitere Aus- und Fortbildungen rund ums Pferd und seine Gesundheit.

Lukas Umbach
Wege ins Füreinander (Foto: Janine Ulbrich Fotografie)

Mit seinem Angebot Wege ins Füreinander unterstützt Lukas nun interessierte Pferdemenschen dabei, ihr vorhandenes Wissen zu vertiefen und mit dem Pferd eine immer feiner werdende Verbindung zu entwickeln. Dabei ist ihm neben der Grundlagenarbeit besonders wichtig, gemeinsam einen individuellen Weg für beide zu suchen und herauszufinden, welcher Teil der Arbeit am Boden beiden besonders viel Freude bereitet. Außerdem betreut Lukas neben dem Coaching die Pferde gerne im Rahmen der manuellen Therapie und führt Fütterungs- & Haltungsberatungen durch. Aber auch zu anderen Themen, die Pferdefreunde beschäftigen, bietet er seine Hilfe an.

Dass wir von Pferden so einiges lernen können, hat sich mittlerweile herumgesprochen, und so bastelt Lukas zusammen mit Kati Westendorf auch noch an vielen weiteren, spannenden Dingen. Ein Ergebnis daraus ist z.B. das gemeinsame Buch „Gemeinsam frei – Persönlichkeitsentwicklung in der Freiarbeit mit Pferden*“. Gemeinsam frei zu sein bedeutet für die beiden, Mauern einzureißen, Brücken zu bauen und Horizonte zu erweitern. Und genau das ist auch nötig in der heutigen Zeit, nicht nur in der Pferdewelt. Da auch wir uns dafür einsetzen, dass die Welt der Pferde jeden Tag ein wenig besser wird, wollte ich mehr wissen über Lukas Umbach und habe ihm daher einige für mich wichtige Fragen gestellt:

Lukas, Pferde sind einfach wunderbare Geschöpfe und sie faszinieren uns immer wieder aufs Neue. Daher fühlen sich viele Menschen von diesen edlen Tieren magisch angezogen. Wie bist du zu den Pferden gekommen und was fasziniert dich an ihnen?

Ich bin als kleiner Junge durch unsere damaligen Nachbarn mit Pferden in Kontakt gekommen. „Magisch angezogen“ trifft es ganz gut. Ich habe zu diesem Zeitpunkt direkt bemerkt, dass die Zeit mit Pferd schöner ist als die ohne. Damals konnte ich das Ganze noch nicht in Worte fassen, jedoch war ich nach jedem Besuch bei den Pferden einfach glücklicher und ausgeglichener. Häufig verschwanden meine ständigen Kopfschmerzen bei ihnen. Meine Faszination und die damit verbundene Magie, die Pferde ausstrahlen, wird jeden Tag größer. Mich fasziniert einfach alles an ihnen, ihre Weisheit, enorme Intelligenz und ihre Gutmütigkeit, um nur ein paar Punkte zu nennen. Die Welt der Pferde hält so viele Wunder für uns bereit, dass es nie langweilig wird. Ich liebe es, wie sie uns Menschen dabei helfen, innere und äußere Prozesse um uns herum zu begreifen.

Pferde
Magie der Pferde (Foto: Janine Ulbrich Fotografie)

Haltung, Gesundheit und Ernährung sind wesentliche Punkte für das Wohlergehen eines jeden Pferdes und haben auch Einfluss auf den Umgang mit ihm. Du führst nicht umsonst Fütterungs- und Haltunsberatungen durch, daher hast du hier bestimmt deinen Weg gefunden. Wie leben denn deine Pferde und was bedeutet für dich artgerechte Pferdehaltung?

Meine Jungs leben zusammen in einem Offenstall, mein großer Traum ist es, ihnen irgendwann mehr bieten zu können, auch wenn unser Hier und Jetzt schon ziemlich schön ist. Den Begriff artgerecht finde ich persönlich schwierig, denn das, was Pferde in der Natur haben, können wir ihnen kaum bieten. Daher verwende ich immer die Begriffe artnah oder bedürfnisbefriedigend. Ich gestalte die Haltung meiner Pferde so, dass sie auch ohne mich Erfahrungen sammeln und eine schöne Zeit verbringen können. Dazu gehören drei Unterstände und eine Liegehalle, in die sie sich zurückziehen können.

Mir sind viele Fressplätze wichtig, weshalb die drei acht Heuraufen haben. Diese motivieren zu mehr Bewegung und minimieren Futterstreit. Draußen haben sie einen Sandplatz, auf dem sie gerne die Sonne genießen. Außerdem sind mir viele verschiedene Böden (Sand, Kies, Schotter, Paddockmatten, Gummimatten, Beton und Einstreu) für die gesunde Entwicklung der Hufe wichtig. Im Verlauf der Jahre habe ich meine Wiesen von einer Monokultur hin zu einer Wiese mit vielen verschiedenen Sträuchern und Kräutern gestaltet. Ich denke, dass die Haltung der Pferde so gestaltet werden sollte, dass der zur Verfügung stehende Platz optimal genutzt werden kann.

Pferd und Mensch
Dialog zwischen Mensch und Pferd (Foto: Janine Ulbrich Fotografie)

Als Tier, welches immer noch sehr stark von der Natur und den eigenen Instinkten geprägt ist, stellt das Pferd besondere Anforderungen an einen artgerechten Umgang. Für uns als Partner ist es daher wichtig, uns auf die Bedürfnisse der Pferde einzustellen. Leider sehen das noch nicht alle Menschen so. Was ist aus deiner Sicht wichtig beim Umgang mit Pferden?

Um in einen guten Kontakt mit Pferden treten zu können, ist es im Vorfeld wichtig, den Pferden einen angemessenen Lebensraum zu bieten, der den Pferden die Möglichkeit gibt, sich so zu zeigen, wie sie sind. Damit sind wir schon bei einem der Kernpunkte, so sein wie man ist. Wir alle kennen es, in unserem Alltag eine Maske aufzusetzen und in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Meiner Erfahrung nach ist es im Umgang mit Pferden enorm wichtig, dazu bereit zu sein, diese Masken fallen zu lassen. Zum einen, weil Pferde es lieben, wenn die Menschen an ihrer Seite authentisch sind, aber auch weil nur dann ein echter Dialog entstehen kann, aus dem eine vertrauensvolle Beziehung wachsen kann.

Leider gibt es immer noch sehr viele alte und dogmatische Ansichten über den Umgang und die „Hackordnung“ zwischen Pferd und Mensch, die aus meiner Sicht längst überholt sind und einer echten Begegnung sowie einem authentischen Umgang im Wege zu stehen. Es ist aus meiner Erfahrung absolut wichtig, immer offen durch das Leben mit Pferden zu gehen und bereit dazu zu sein, Veränderung zuzulassen.

Bekannte Horsemen und Pferdemenschen dienen so manchem als Vorbild für die Ausbildung und den Umgang mit seinem Pferd, auch wenn so manches nicht so pferdegerecht ist, wie es manchmal scheint. Wer in der Pferdewelt inspiriert dich am meisten und warum?

Da stimme ich dir absolut zu, mir ist es schon so manches Mal passiert, dass ich jemanden eine Weile sehr interessant fand und die Blase dann geplatzt ist, als ich hinter die Kulissen gucken konnte. Leider verzerren Medien und stark retouchierte Fotos manchmal, es ist eben nicht alles Gold, was glänzt.

Mich hat damals das Buch „Selbstbewusste Pferde*“ von Imke Spilker sehr inspiriert und auch Linda Tellington Jones Ansätze, die sie in zahlreichen Büchern vermittelt, fand ich großartig. Ich finde die Arbeit von Elsa Siclair sehr interessant, habe aber keine tiefen Einblicke in ihr Konzept. Am meisten inspirieren mich definitiv die Pferde, denen ich jeden Tag begegnen darf.

Zuneigung
Pferde inspirieren uns (Foto: Christine Elser / Che Pictura)

Es ist etwas unglaublich Schönes, seinen Weg mit den Pferden gefunden zu haben. Mit deinem Konzept Wege ins Füreinander hilfst du Menschen, ihren eigenen, behutsamen Weg mit ihrem Pferd zu finden. Wie würdest du deine Arbeit bzw. dieses Konzept konkret beschreiben?

Als erstes fällt mir der Begriff niedrigschwellig ein, denn weder der Mensch noch das Pferd muss jemand werden oder offensichtlich etwas Tolles können. Wir alle sind gut, genau so wie wir sind und schon dabei, unseren Weg zu gehen. Was ich mir jedoch wünsche, ist Offenheit und die Bereitschaft zu experimentieren, sozusagen zu probieren, was zu einem selbst passt, sich gut und authentisch anfühlt. Mein Vater hat immer gesagt „schlau ist, wer weise Dinge in einfachen Worten sagen kann“. Meiner Erfahrung nach fühlen sich viele Menschen von Fachbegriffen abgeschreckt und haben große Angst, davor inkompetent zu wirken.

Ich arbeite in meinem Konzept vom Groben ins Feine und lege großen Wert darauf, dass die Menschen und Pferde Zeit haben zu probieren, zu erfahren und zu hinterfragen. Mir sind eine ruhige Atmosphäre und die ganzheitliche Sicht der Dinge sehr wichtig. Damit meine ich Erkenntnisse, wie „vielleicht war mein Pferd heute etwas müder als sonst, weil es momentan viel in der Herde zu tun hat“ oder „Scheinbar ist heute ein Tag, an dem wir besser Kopfarbeit machen“. Für mich ist das „Warum“ enorm wichtig und ich versuche gemeinsam mit meinen Pappenheimern das ganze System Pferd und Mensch zu beleuchten. Es geht darum ein gegenseitiges Verständnis für die Bedürfnisse des anderen zu entwickeln beziehungsweise zu erfühlen, dadurch klärt sich vieles von selbst.

Neben der Lerntheorie und einem Grundverständnis über die Physiologie des Menschen und des Pferdes haben die pädagogische und die energetische Komponente einen großen Stellenwert in meinem Konzept, gegenseitige Wertschätzung und ein Gefühl dafür, dass wir nicht alles sehen können, was mit im Raum ist, jedoch trotzdem anerkennen, dass es Dinge gibt, die wir vielleicht manchmal nicht greifen können. An oberste Stelle stehen Spaß und Motivation, unser aller Zeit (damit meine ich Mensch und Pferd).

Lukas, dir liegt der partnerschaftliche Umgang mit den Pferden besonders am Herzen und du hast bereits viel in dieser Hinsicht erreicht. Dennoch ist es dir wichtig, dein Wissen rund um das Thema Pferd stetig zu erweitern und neuen Dingen stets offen gegenüber zu stehen. Wie sehen denn deine Pläne für die Zukunft aus?

Meine Pläne sind noch nicht ausgereift und ziemlich dynamisch, ich weiß jetzt noch nicht in allen Einzelheiten, wohin mich mein Weg führen wird. Manchmal entscheide ich aus dem Bauch heraus und mache spontan etwas Neues. Ich habe jedoch viele Träume und Visionen.

In 2019 werde ich meine Emmett4Animals Ausbildung (eine Behandlungstechnik) sowie mein Studium zum Pferdepsychologen und Verhaltenstherapeuten beenden. Mit Nicole Heiermann und Kati Westendorf habe ich Großes vor. Kati und ich arbeiten derzeit intensiv an einem neuen Projekt, welches zum Herbst hin das Licht der Welt erblicken wird.

Lukas Umbach
Gegenseitige Wertschätzung (Foto: Christine Elser / Che Pictura)

Welchen Rat möchtest du zum Schluß anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?

Ich wünsche mir, dass immer mehr Menschen in der Beziehung mit ihren Pferden mehr Vertrauen in ihr eigenes Gefühl entwickeln und dafür offen sind, den Pferden mehr Stimme zuzugestehen. Ich rate jedem Pferdemenschen dazu, offen zu sein und sich viele verschiedene Dinge in der Pferdewelt anzusehen.

Ein Weg mit Pferden ist kein starres System, welches nach einem Punkteplan funktioniert, es gibt immer Raum nach rechts oder links, oben oder unten. Geht offen durchs Leben und schaut den Pferden, denen ihr dabei begegnet, in die Augen. Was seht ihr und was fühlt ihr? Gibt es manchmal Dinge zu fühlen, die ihr vielleicht nicht sehen könnt? Genießt den Augenblick und gebt kleinen Momenten die Chance, etwas ganz Besonderes zu sein.

Ich danke dir sehr für dieses Interview und den Raum, den du mir damit gegeben hast.

Auch dir Lukas vielen Dank für deine inspirierenden Antworten und vor allen Dingen für dein Vertrauen. Ich bin schon sehr gespannt, was wir in Zukunft noch alles von dir hören bzw. lesen werden.

Wenn du weitere Informationen über Lukas Umbach und seinen interessanten Wirkungskreis suchst, findest du diese auf seiner Website.

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