Thomas Görs im Interview
Ein Schüler der Pferde – so bezeichnet sich Thomas Görs selbst. Das ist schon mal eine sehr gute Einstellung, denn von unseren Pferden können wir so vieles lernen. Über Jahre erlernte und studierte Thomas die Sprache der Pferde und ihre gewaltfreie Ausbildung bei zahlreichen Trainern weltweit. Seit mehr als 25 Jahren trainiert er weltweit Pferde und Menschen erfolgreich im gewaltfreien Umgang miteinander und korrigiert Probleme mit dem Pferd.
Mit Horsemen-United hat Thomas vor einigen Jahren sogar eine eigene Akademie gegründet, um möglichst vielen interessierten Menschen den gewaltfreien Umgang mit Pferden näher zu bringen. Zahlreiche internationale Nachwuchstrainer wurden hier inzwischen ausgebildet und in die Pferdewelt entlassen. Dabei ist die Akademie unabhängig von Trainingsmethoden, Vorgehensweisen und Institutionen.
Solange diese gewaltfrei sind und dem Pferd keinen physischen oder psychischen Schaden zufügen, steht Thomas allen offen gegenüber. Letztendlich hat er es sich zur Aufgabe gemacht, eine bessere Welt für Pferde und Menschen zu schaffen. Ein lohnenswerteres Ziel kann man sich eigentlich nicht setzen und dies verdient es auch, mehr darüber zu erfahren. Daher haben wir Thomas einige für uns wichtige Fragen gestellt:
Hallo Thomas, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast. Kommen wir direkt zur ersten Frage. Viele Menschen fühlen sich von Pferden magisch angezogen. Wie bist Du zu den Pferden gekommen und was fasziniert Dich an Ihnen?
Mein Opa hat mich schon mit 3 Jahren auf die Ponys gesetzt. Seit dem Zeitpunkt hat mich das Wesen Pferd nicht mehr losgelassen und irgendwie immer weiter in meinem Leben begleitet. Als ich dann vor über 30 Jahren mit den ersten eigenen Pferden angefangen habe, wurde bei der Pferdeausbildung noch sehr viel mehr Gewalt eingesetzt als heute. Schon damals habe ich mich gefragt, muss das so sein? Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich sehr intensiv mit anderen Ausbildungsmethoden und der Sprache der Pferde beschäftigt und diese intensiv über 10 Jahre bei verschiedenen alten Trainern weltweit studiert. Bis heute ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen. Die Pferde unterrichten mich jeden Tag aufs Neue.
Als Tier, welches nach wie vor stark von der Natur und den eigenen Instinkten geprägt ist, stellt das Pferd besondere Anforderungen an uns. Was ist daher aus deiner Sicht als erfahrener Trainer wichtig beim Umgang mit Pferden?
Jeder Pferdebesitzer sollte sich zuerst mal mit dem Wesen Pferd auseinandersetzen, um zu wissen, wie man mit seinem liebsten Freund umgehen muss. Ob vom Boden oder aus dem Sattel ist das Vertrauen die wichtigste Komponente im Umgang. Das erreiche ich nur durch Wissen über die Verhaltensweise der Pferde.
Mit Horsemen United hast Du eine Institution gegründet, wo Interessierte alles Wichtige für den gewaltfreien Umgang mit dem Pferd lernen können. Was genau wird hier vermittelt und was war Dein Beweggrund, Horsemen-United ins Leben zu rufen?
Horsemen-United International betrachtet das Pferd ganzheitlich. Von der Geburt über die Ausbildung bis hin zum letzten Atemzug des Pferdes. Das Pferd hat sich ja nicht ausgesucht, bei uns zu sein. Wenn wir uns aber mit Pferden umgeben wollen, sollten wir es dem Pferd so angenehm wie möglich machen, mit uns Menschen zurecht zu kommen.
Die Studenten von der Horsemen-United Akademie sind in der ganzheitlichen Betrachtungsweise grundsolide ausgebildet. Unterschiedliche Dozenten aus den Bereichen Medizin, Osteopathie, Chiropraktik, Fütterung, Equipment, verschiedener Ausbildungsmethoden, Haltung, Zucht und Training unterrichten die Studenten in unterschiedlichen Ställen bundesweit.
Ich wollte mit Horsemen-United ein internationales Netzwerk mit Top Pferdemenschen und Ausbildern schaffen, auf das Pferdebesitzer zurückgreifen können, die für ihr Pferd die beste Ausbildung erhalten, die man bekommen kann. Trainer mit Weitsicht und Verständnis aus allen Bereichen des Pferdesports versammelt in einem großen Netzwerk für Pferdemenschen, von Pferdemenschen.
Haltung, Gesundheit und Ernährung sind wesentliche Punkte für das Wohlergehen eines jeden Pferdes. Was bedeutet für Dich artgerechte Pferdehaltung und wie sollte sie Deiner Meinung nach aussehen?
Artgerecht heißt für mich, dem Pferd alles zu Verfügung zu stellen, was es von seiner Natur braucht. Das heißt viel Fläche für die Bewegung. 24/7 Raufutter Möglichkeiten. Keine fetten Wiesen. Eine Herde, in denen sich das Pferd wohlfühlt. Das ist in unserer Welt leider nicht immer umsetzbar. Gerade die Hochleistungs-Sportpferde stehen meist 23 Stunden in der Box, damit sie sich bloß nicht verletzen. Das ist für mich nicht vertretbar.
Bekannte Horseman und Pferdemenschen wie Du dienen so manchem als Vorbild für die Ausbildung des Pferdes. Wer in der Pferdewelt aber inspiriert Dich am meisten und vor allem weshalb?
Es gab und gibt so viele Pferdemenschen, die mich inspiriert und weitergebracht haben. Einige hier zu nennen wäre falsch, ich würde sicherlich viele vergessen. Jeder hatte und hat seine Vorzüge oder Methoden, mit Pferden umzugehen. Alle haben immer daran gearbeitet, es dem Pferd so einfach wie möglich zu machen, mit dem Menschen umzugehen und nicht umgekehrt.
Ach Vorbild, Vorbild wollte ich nie sein. Zu einer anderen Betrachtungsweise wollte ich anregen. Zu einem Umdenken im Umgang und Ausbildung möchte ich inspirieren. Den Menschen etwas an die Hand zu geben, damit es ihrem besten Freund gut geht, ist mein Bedürfnis zu vermitteln.
Thomas, mit mehr als 3000 ausgebildeten Pferden und ihren Menschen hast Du bereits reichlich Erfahrung gesammelt und sogar eine eigene Akademie gegründet. Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Das ist eine gute Frage. Natürlich werde ich nicht aufhören, Menschen zu unterrichten, die es wirklich wissen wollen und nicht nur eine Pille für ihre Pferde haben möchten. Gerne würde ich mein Wissen und meine Erfahrungen multiplizieren, damit es den Pferden besser geht. Das ist bekanntlich nicht immer so einfach oder in manchen Institutionen nicht erwünscht.
Ich werde Deutschland in absehbarer Zeit den Rücken kehren und auf einer schönen kleinen, griechischen Insel ein einfaches Ausbildungszentrum für Pferdemenschen und Pferdetrainer eröffnen. Die Grundsteine dafür sind schon gelegt. Dort können dann alle hinkommen, die es wirklich wissen wollen und Pferde in der freien Natur erleben und studieren möchten.
Welchen Rat möchtest Du zum Schluss anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?
Betrachtet das Wesen des Pferdes. Fangt an wie ein Pferd zu denken, um es wirklich zu verstehen. Lasst das eigene Ego außen vor, wenn Ihr mit den Pferden arbeitet. Zeit ist kein Faktor für ein Pferd in seiner Ausbildung. Es dauert so lange wie es dauert. Pferde machen keine Fehler, sie sind unser Spiegel und reflektieren uns. In der Ruhe liegt die Kraft.
Pferde gehören zu unserer Familie, es ist die Einzige, die sie haben und der sie vertrauen. Genau so sollten wir aber auch mit den Pferden umgehen. Liebe, Vertrauen und Verständnis ist der Schlüssel zum Erfolg. Vom Freizeitpferd bis zum Hochleistungssportpferd gibt es da kein Unterschied.