Patricia Beissel im Interview
„Pferde sind unglaublich sensibel. Sie spiegeln uns Menschen und reflektieren unser Verhalten. Respektieren wir das, respektieren sie uns – und schenken uns vielleicht sogar eine wertvolle, wunderbare Freundschaft.“ Von dieser Aussage ist Patricia Gräfin Beissel überzeugt und gleichzeitig bildet diese auch die Philosophie für ihre Arbeit mit den Pferden. Ihre Leidenschaft für diese wunderbaren Tiere hat Patricia schon sehr früh entdeckt. Bereits mit 3 Jahren erhielt sie bei ihrer Großmutter auf der Burg Satzvey die ersten Reitstunden und mit 13 hatte sie schon die ersten intensiven Enblicke in die Stuntreiterei durch den Stuntkoordinator der hauseigenen Ritterfestspiele.
Viele Menschen haben bestimmte Vorstellungen vom Leben einer Gräfin, das Bild einer Pferdenärrin passt für die meisten auch noch ins Klischee, eine Gräfin als Stuntreiterin aber können sich wohl nur wenige vorstellen. Genau das aber ist ein Teil von Patricias Leben, denn der Stuntreiter Steve Szigeti hat ihr beigebracht, wie man durchs Feuer reitet, im Galopp auf dem Rücken eines Pferdes steht oder aus dem Sattel fällt, ohne sich dabei zu verletzen. Als Mitglied der „Ritter der Burg Satzvey“ nutzt sie heute all diese Erfahrungen im Rahmen der Ritterfestspiele, bei denen sie ein aktiver Teil der Show ist oder auch als Reitdouble für z.B. das Netzwerk filmpferde.com sowie Film und Fernsehen. Aktuell ist ihr Pferd auch im Kinofilm „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ zu sehen.
Diese Art von Arbeit mit Pferden ist natürlich nur möglich, wenn entsprechendes Vertrauen vorhanden ist. Durch viel Beobachtung und Training hat es Patricia mit der Zeit verstanden, wie sie am besten mit Pferden kommunizieren und durch Körpersprache und Training das nötige Vertrauen aufbauen kann. Sie lernte immer mehr, die Psyche und das Verhalten der Pferde zu verstehen und konnte daraus ein gemeinsames, erfolgreiches Zusammenwirken zwischen Pferd und Reiter entwickeln. Da mit der Zeit immer mehr Nachfragen kamen, wie sie denn ihren Pferden beibringt, druchs Feuer zu gehen, entstand die Idee zu Emotion Pferd. Hier bietet Patricia Gelassenheits- sowie Desensibilisierungstraining an und gibt ihr Wissen in Seminaren und Kursen weiter.
Da jedes Pferd seinen eigenen Charakter und eine eigene Geschichte hat, wird dabei mit ganz viel Ruhe und Gelassenheit gearbeitet und der Weg auch nur so weit gegangen, wie das Pferd ihn gehen möchte. Im Vordergrund steht die Bindung zwischen Pferd und Mensch. Oftmals liegt es an falschen Signalen, die der Mensch seinem Freund sendet – behutsam arbeitet Patricia auch hier mit ihren Teilnehmern. Das Konzept kam so gut an, dass der erste Feuerkurs nach kurzer Zeit ausgebucht war und neue Termine geplant werden mussten. Den Teilnehmern geht es nach Patricias Erfahrung in der Regel nicht darum, irgendwann einmal Shows zu reiten, sondern die Bindung zu ihrem Pferd zu stärken, und da sind sie bei Emotion Pferd in guten Händen. Um hier auch eine Reihe anderer Kurse wie Stangenarbeit, Zirzensik und Horsemanship anbieten zu können, arbeitet Patricia ebenfalls mit einem Netzwerk an Trainern zusammen, von deren Arbeit sie selbst überzeugt ist.
Nach so viel interessanten Informationen, die ich über Patricia Gräfin Beissel gefunden habe, wollte ich mehr über sie und ihre Einstellung zu den Pferden wissen. So habe ich ihr einfach einige für mich wichtige Fragen gestellt:
Patricia, Pferde sind einfach wunderbare Geschöpfe und sie faszinieren uns immer wieder aufs Neue. Daher fühlen sich viele von diesen edlen Tieren magisch angezogen. Wie bist du zu den Pferden gekommen und was fasziniert dich an ihnen?
Ich bin schon früh ans und aufs Pferd gekommen. Das steckt meiner Familie wohl väterlicherseits im Blut. Meine Großmutter hat mich, bevor ich sicher laufen konnte, schon aufs Pferd gesetzt. Mit ihr habe ich spielerisch voltigiert und Pferde versorgt. Später lernte ich klassisch auf Reitponys und auf ihren Haflingern, bis ich dann zu den Stuntpferden des ehemaligen Stuntkoordinators der Ritterfestspiele auf Burg Satzvey wechselte. Seine zwei, später drei Pferde standen viele Jahre bei uns auf der Burg und wurden von mir gepflegt, versorgt und mit ihm zusammen trainiert. Erst mit 25 Jahren habe ich mein erstes eigenes Pferd gekauft und ausgebildet. Tequila ist auch heute an meiner Seite.
Haltung, Gesundheit und Ernährung sind wesentliche Punkte für das Wohlergehen eines jeden Pferdes und haben auch Einfluss auf den Umgang mit ihm. Wie leben deine Pferde und was bedeutet für dich artgerechte Pferdehaltung?
Artgerechte Haltung bedeutet für mich, viel draußen zu sein. Meine Pferde stehen den ganzen Tag draußen, im Winter auf winterfesten Paddocks mit Heu so viel sie möchten. Im Sommer auf der Koppel. Wenn das Wetter es zulässt, auch 24h draußen. Nachts stehen sie in großen Boxen, ebenfalls mit Heu. Tequila war eine ganze Zeit lang sehr dominant. Die Nacht in der Box lässt ihn zur Ruhe kommen. Außerdem ist die Box für ihn grade an zügigen, kalten Tagen als geschützter Ort wichtig.
Als Tier, welches von Natur aus bei Gefahr sein Heil in der Flucht sucht, stellt das Pferd besondere Anforderungen an einen artgerechten Umgang. Als Stuntfrau gehst du ja einen nicht alltäglichen Weg mit deinen Pferden. Was ist aus deiner Sicht daher wichtig beim Umgang mit ihnen?
Ganz wichtig ist Vertrauen und Respekt. Von beiden Lebewesen zueinander. Dinge langsam und wie gesagt mit Respekt erarbeiten. Wenn die Aufgabe für das Pferd schwierig ist, dann aufhören, wenn es gut war und lieber zu einem anderen Zeitpunkt weiter machen. Ein guter Abschluss ist wichtig. Das Pferd nicht überfordern und ggf. dadurch zum Rückschritt bringen.
Bekannte Horsemen und Pferdemenschen dienen so manchem als Vorbild für die Ausbildung seines Pferdes. Wer sind deine Vorbilder in der Pferdewelt und was fasziniert dich an ihnen?
Ehrlich gesagt: Ich habe keine wirklichen Vorbilder, denn ich arbeite auch nicht nach einer bestimmten Methode. Es gibt eine Dame, die ich sehr gerne bei der Arbeit mit ihren Pferden beobachte und die mich fasziniert. Ebenfalls bilde ich mich selber gerne fort, nehme an Kursen teil, wenn es mir die Zeit erlaubt oder nehme Unterricht. Man lernt nie aus. Jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter. Streng nach Methode X vorzugehen, ist nichts für mich.
Es ist etwas unglaublich Schönes, seinen Weg mit den Pferden gefunden zu haben. Wie würdest du deine Arbeit mit Pferden und dein Konzept „Emotion Pferd“ beschreiben?
Ich versuche Pferd und Mensch da abzuholen, wo sie stehen. Nicht zu viel auf einmal zu verlangen. Pausen zum wirken lassen und nachdenken einzubauen.
Patricia, als Stuntfrau gehst du einen nicht alltäglichen Weg mit deinen Pferden und bist auch sonst in vielen Bereichen aktiv. Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Ich habe keine Pläne. Denn das Leben hat mich gelehrt, dass von heute auf morgen alles anders sein kann. Ich „plane“ meist mein Jahr. Aber auch da kann sich vieles verändern. Meine Vorsätze sind, mehr Zeit für meine Freunde zu haben. Egal ob Zwei- oder Vierbeiner. Denn sie sind mit das wichtigste im Leben und geben einem Halt.
Welchen Rat möchtest du zum Schluß anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?
Genießt die Zeit, die ihr mit euren Vierbeinern habt. Lasst den Stress des Alltages möglich weit weg, versucht ihn nicht auf eure Pferde zu übertragen. Reflektiert auch euch, wenn es mal nicht so läuft, wie ihr es erwartet und sucht die „Schuld“ nicht immer bei eurem Pferd. Denn, und damit schließt sich der Kreis: „Pferde sind unglaublich sensibel. Sie spiegeln uns Menschen und reflektieren unser Verhalten. Respektieren wir das, respektieren sie uns – und schenken uns vielleicht sogar eine wertvolle, wunderbare Freundschaft.“
Vielen Dank Patricia, dass du dir trotz deiner ganzen Verpflichtungen die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und viel Freude mit deinen Pferden.
Wer nun mehr über Patricia Beissel und ihre spannenden Angebote sucht, findet diese auf ihrer Website EmotionPferd.