Sebastian Nolewajka im Interview
Der Heidehorsetrail in Niedersachsen ist vielen Pferdefreunden ein Begriff. Dieser Extreme Trailpark für Pferde mit Wippen, Brücken und den verschiedensten Hürden aus Naturmaterialien bietet abwechslungsreiche Trainingsmöglichkeiten. Davon profitiert auch Sebastian Nolewajka, der als Trainer auf dem Hof Gut Allerwiesen arbeitet, zu dem auch der Trailpark gehört. Seitdem Sebastian nämlich einmal die Pferde für sich entdeckt hat, verbringt er jede freie Minute mit den Vierbeinern.
Seit mehr als 12 Jahren widmet Sebastian Nolewajka mittlerweile sein Leben voll und ganz den Pferden. Am Anfang stand für ihn das erste eigene Pferd, dann kamen Trainingspferde dazu, später Reitunterricht und schließlich 2013 die Gelegenheit, auf einem Reiterhof zu leben, um dort seine Trainingsphilosophie ausleben: „Nicht nur Pferde ganzheitlich trainieren, sondern auch Menschen dabei unterstützen, Vertrauen zu ihren Pferden zu finden, Ängste zu überwinden und andere Trainingswege aufzeigen.“
Für Sebastian ist es wichtig, dass sein Pferd ihn mag, dass es sehr gerne bei ihm ist und mit ihm durch dick und dünn geht. Dafür müssen aber auch die Voraussetzungen stimmen, denn jedes Pferd hat das Bedürfniss nach Sicherheit, Geborgenheit, Futter und Wasser. Mit einer möglichst artgerechten Haltung sorgt Sebastian deshalb dafür, dass seine Pferde alles haben, um gesund, fit und zufrieden zu sein. Um herauszufinden, was sonst noch wichtig für Sebastian Nolewajka ist, haben wir ihm einige für uns wichtige Fragen gestellt:
Sebastian, Pferde sind wunderbare Geschöpfe und sie faszinieren uns immer wieder aufs Neue. Daher fühlen sich auch viele von diesen edlen Tieren magisch angezogen. Wie bist du zu den Pferden gekommen und was fasziniert dich an ihnen?
Zu den Pferden bin ich eigentlich durch eine Fügung des Schickals gekommen. Ich hatte einmal Interesse an einer Frau und naja, wie Männer so sind wollte ich sie ein wenig beeindrucken. So fing ich an mich mit Pferden zu beschäftigen und ich fühlte mich sehr schnell wohl in deren Nähe. Eine unfassbare Ruhe umgibt sie… und sie kommunizieren so unfassbar schön „Still“ 😉
Haltung, Gesundheit und Ernährung sind wesentliche Punkte für das Wohlergehen eines jeden Pferdes und sie haben auch Einfluss auf den Umgang mit ihm. Wie leben deine Pferde und was bedeutet für dich artgerechte Pferdehaltung?
Am liebsten sehe ich Pferde natürlich auf der Wiese stehen. Doch ich habe bei unseren Pferden zum Beispiel beobachtet, dass sie in der Sommerhitze oder einer Fliegen- oder Bremsenplage auch mal eine kühle Stallbox nicht ablehnen und dort sofort eindösen. Ich finde, die Mischung macht es und ein gewisses Gefühl für jedes einzelne Pferd, genauso wie bei uns Menschen. Jeder hat so seine Bedürfnisse.
Eines ist aber ganz klar… ist das Pferd glücklich und zufrieden auch in der Zeit, wo wir nicht da sind, sind sie es erst recht mit uns. Ich habe bei meinem Pferd zum Beispiel nicht wirklich einmal festgestellt, er wäre nicht bereit für Unterricht oder er wäre nicht mit seiner Welt zufrieden. Dies wünschte ich mir für alle Pferde…
Als Tier, welches von Natur aus bei Gefahr sein Heil in der Flucht sucht, stellt das Pferd besondere Anforderungen an einen artgerechten Umgang. Was ist für dich aus deiner Sicht als Trainer wichtig beim Umgang mit Pferden?
Es ist vielleicht etwas schwierig zu verstehen, aber ich würde nicht sagen, dass das Pferd von Natur aus sein Heil in der Flucht sucht. Gerade die Mustangs haben mir gezeigt, dass es auch Pferde gibt, die eher auf Angriff gehen als auf Flucht. Auch wir Menschen sind so, wir sagen, wir sind Raubtiere, aber wie viele von uns fliehen, wenn eine Gefahr auf sie zu kommt und manche wiederum kämpfen. Es ist also mehr eine Charakterfrage und dann eine Frage der Erfahrung, die man im Leben so sammelt.
Als Trainer / Ausbilder, und das ist ein Jeder von uns, der ein Pferd hat, ist es vor allem wichtig, dem Pferd unsere Welt zu erklären. In dieser gibt es halt auch mal Druck / Stress, auf den es gelassen reagieren sollte. Sind wir zum Beispiel mal im Gelände unterwegs und uns begegnen dort Kühen, sollte unser Pferd gelernt haben, mit diesem Eindruck umgehen zu können. Hier kann ich im Vorfeld dem Pferd Werkzeuge in die Hand geben, um damit besser klar zu kommen. Es gilt, unseren Pferden Selbstvertrauen zu geben, um mit den Dingen zu Recht zu kommen.
Bekannte Horsemen und Pferdemenschen dienen so manchem als Vorbild für die Ausbildung seines Pferdes. Wer sind deine Vorbilder in der Pferdewelt und was fasziniert dich an ihnen?
So richtig bekannte Horsemen/women habe ich gar nicht als Vorbild. Ich lasse mich gerne von anderen inspirieren und dann gehe ich meinen Weg und entwickle meinen eigenen Style. Eine tolle Inspiration für mich sind zum Beispiel Mustang Maddy, Jonathan Field, Warwick Schiller.
Es ist etwas unglaublich Schönes, seinen Weg mit den Pferden gefunden zu haben. Wie würdest du deine Arbeit mit Pferden und dein Konzept „Tao to Horses“ beschreiben?
„Tao to Horses“ – Tao bedeutet im Chinesischen der Pfad / Weg, es bezeichnet in der chinesischen Philosophie ein ewiges Wirk- oder Schöpfungsprinzip. Aus diesem Grund sollten wir nicht ständig danach streben, ein Ziel mit unserem Pferd zu erreichen, sondern den Weg zum Ziel als unser Ziel sehen. Für mich ist es viel wichtiger, dass wir mit unserem Pferden vor allem mental und psychologisch agieren. Viel zu oft wird eine Pferdeausbildung als eine rein Körperliche angesehen und das finde ich sehr schade, gerade für die Pferde.
Du hast dieses Jahr (2018) bereits zum zweiten Mal als Trainer am Mustang Makeover Germany teilgenommen, einem Event der etwas anderen Art. Was hat dich dazu bewogen mitzumachen, wie hast du die 100 Tage mit deinem Mustang erlebt und was hast du für dich selbst aus dieser Zeit mitgenommen?
Ich habe einmal ein Buch über einen Mustang gelesen und immer wieder stieß ich auf Mustangs in meinem Leben. Als mir dann letztes Jahr eine gute Freundin den Tipp gab, dass es ein Mustang Makeover in Deutschland geben wird, da war ich sofort Feuer und Flamme. Noch am gleichen Tag fuhr ich von meinem Unterrichten nach Hause und setzte mich bis tief in die Nacht an die Bewerbung, drehte dann ein kurzes Video und wartete auf Antwort. Erst kurz vor Ankunft der Mustangs wurde ich dann angerufen, da noch kurzfristig ein Platz frei wurde – es sollte wohl so sein.
Letztes Jahr habe ich viel von Milla für mich gelernt und dieses Jahr gab ich das Journey meinem Mustang aus dem MMO 2018 zurück. Ich habe dieses Jahr Journey ohne Seile und Zügel trainiert und eingeritten. Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, sich besser und noch einfacher zu erklären und das wir viel mehr Respekt vor unseren Pferden haben sollten. Dies beginnt, indem wir unseren Pferden mehr Freiraum geben, Fehler zu machen.
Auf Gut Allerwiesen kannst du deine Trainingsphilosophie ausleben und hast mit dem Heidehorsetrail tolle Trainingsmöglichkeiten. Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Hmmm, ich möchte nun mit meinem Pferd BeeGee mehr unternehmen und eine noch tiefere Verbindung zu ihm aufbauen. Ausserdem werde ich an tollen Events teilnehmen und meine Erkenntnisse teilen und Menschen inspirieren, ihren Pferden helfen zu können. Auch Kurse innerhalb Deutschlands möchte ich nun mehr geben und vielleicht sogar im Ausland, dass wäre eine coole Erfahrung.
Sebastian, welchen Rat möchtest du zum Schluß anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?
„DER WEG IST DAS ZIEL“ – gerade, wenn es um die Ausbildung Deines Pferdes geht. Verzweifle nicht, wenn es mal unrund läuft, denn das passiert immer wieder einmal. Lass Dir und Deinem Pferd Freiräume, zu Lernen.
Vielen Dank Sebastian, dass du dir trotz deiner ganzen Verpflichtungen die Zeit genommen hast, uns einen kleinen Einblick in deine Arbeit zu geben. Für deine Zukunft wünschen wir dir weiterhin alles Gute und viel Freude auf den zahlreichen Events.
Wer jetzt noch weitere Informationen über Sebastian Nolewajka und seine Arbeit mit den Pferden sucht, findet diese auf seiner Website oder seinem Facebook-Acount.