Ralf Heil im Interview

Natural Horsemanship nach Pat Parelli, das ist die Welt von Ralf Heil vom Birkenhof im schönen Rheingau. Hier hat sich der gebürtige Frankfurter in der Nähe seiner alten Heimat den Traum eines eigenen Horsemanship-Zentrums erfüllt. Zusammen mit seiner Ehefrau Dr. Julia Mack-Heil lehrt er hier den natürlichen Umgang des Menschen mit dem Pferd. Ziel ist ein artgerechter, sicherer und harmonischer Weg miteinander.

Dabei kommt Ralf Heil eigentlich aus einem ganz anderen Umfeld, denn als gelernter KFZ-Mechaniker besaß er ursprünglich eine eigene Autowerkstatt in Frankfurt am Main. Sport spielte zwar immer schon eine wichtige Rolle in seinem Leben, sogar in der 1. Bundesliga spielte er American Football, die Liebe zu den natürlichen Pferdestärken entfachte aber erst später. Der Auslöser für Ralfs „Parelli-Karriere“ war dann sein erstes Pferd, die Paint Horse -Stute „Libby“, mit der er eine Odyssee quer durch die Verwendung diverser Hilfsmittel erlebte.

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Pferd-Mensch-Beziehung (Foto: Ralf Heil)

Das konnte aber nicht die Lösung sein und bei seiner Suche stieß Ralf dann auf ein Buch von Pat Parelli. Er begann, nach dessen Konzepten mit seiner Stute zu arbeiten und erwarb sich so nach eigenen Aussagen das erste Mal ihren Respekt in der gemeinsamen Pferd-Mensch-Beziehung. Immer mehr wurde Ralf bewußt, wie sehr er Libby unwissentlich gequält hatte und so beschloss er, dass sich auf jeden Fall etwas ändern mußte.

Also ließ Ralf sich in Amerika zum Parelli-Instruktor ausbilden und verkaufte später seine Autowerkstatt, um hauptberuflich als Pferdetrainer zu arbeiten und sein Wissen zum behutsamen und einfühlsamen Pferdetraining nun auf seinem Birkenhof und auch deutschlandweit weiter zu geben. Damit du die Möglichkeit hast, mehr über Ralf Heil, seine abwechslungsreiche Arbeit und seine Einstellung zu den Pferden zu erfahren, habe ich ihn um die Beantwortung einiger für mich wichtiger Fragen gebeten:

Ralf, Pferde sind wunderbare Geschöpfe und sie faszinieren uns immer wieder aufs Neue. Daher fühlen sich viele von diesen edlen Tieren magisch angezogen. Wie bist Du zu den Pferden gekommen und was fasziniert dich an ihnen?

Als Kind habe ich immer gerne die Serie „Bonanza“ im Fernsehen geschaut. So wie die Cowboys im Film wollte ich auch gerne sein – lässig und entspannt. Zu Tieren hatte ich immer einen guten Draht. Einige Jahre lang betrieb ich den Offenbacher Waldzoo, einen privaten Zoo in der Nähe von Frankfurt. Und als ich die Verkaufsanzeige für „Libby“ las, dachte ich: „Ein Pferd – warum eigentlich nicht?!“ Das war für mich der Beginn einer ganz wunderbaren Reise. Libby hat mir unendlich viel beigebracht. Als ich feststellte, dass ich im Umgang mit Pferden eine gewisse Begabung habe, ging es dann richtig los. Libby ist übrigens immer noch bei mir. Sie wird dieses Jahr 31 Jahre alt, bekommt Unmengen an Futter, damit sie ihr Gewicht hält, und geht mit mir noch regelmäßig joggen.

Pferde faszinieren mich, weil sie ganz direkt kommunizieren. Sie spiegeln genau wider, wie wir ihnen begegnen – das kann manchmal auch ziemlich entlarvend sein! Wenn man sich auf diese Kommunikation einlässt, dann kann man auch sehr, sehr viel über sich selbst lernen. Und ein zweiter Punkt: Pferde leben im Hier und Jetzt. Sie denken nicht an das, was war oder was vielleicht sein könnte, so wie wir Menschen das oft tun. Das tut mir gut und bringt mich immer wieder in meine Mitte.

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Pferde leben im Hier und Jetzt (Foto: Ralf Heil)

Haltung, Gesundheit und Ernährung sind wesentliche Punkte für das Wohlergehen eines jeden Pferdes und beeinflussen auch sein Verhalten. Wie leben deine Pferde und was bedeutet für Dich artgerechte Pferdehaltung?

Meine Pferde leben im Herdenverband auf großen Weiden mit Unterständen. Heu und Wasser haben sie immer zur freien Verfügung. Die Pferde, die voll im Training stehen oder es aus gesundheitlichen Gründen benötigen, werden z.B. mit Hafer oder Heucobs zugefüttert. Unser Ziel auf dem Birkenhof ist es, dass die Pferde so gehalten werden, dass sie uns Menschen nicht für ihr Wohlbefinden brauchen. Je länger ich mit Pferden zu tun habe, desto kompromissloser werde ich, was die artgerechte Pferdehaltung betrifft. Durch meine Arbeit als Parelli Natural Horsemanship Instruktor begegne ich sehr oft Pferden, die durch die „Knasthaltung“ in Boxen verhaltensauffällig oder sogar gefährlich werden. Das muss nicht sein!

Ich verstehe mich da durchaus als „Pferdegewerkschaftler“ und will Pferdebesitzer davon überzeugen, dass sie ihren Pferden Sozialkontakte und genügend Platz geben – und das rund um die Uhr. Wir bieten bei uns auf dem Birkenhof auch Pensionsplätze für Pferde an und stellen immer wieder fest, dass die Pferde, die von einer Boxen- oder Paddock-Box-Haltung zu uns kommen, geradezu aufblühen und mental und emotional viel ausgeglichener werden.

Als Tier, welches immer noch sehr stark von der Natur und den eigenen Instinkten geprägt ist, stellt das Pferd besondere Anforderungen an einen artgerechten Umgang. Was ist aus deiner Sicht wichtig beim Umgang mit Pferden?

Pferde haben bestimmte Grundbedürfnisse, die sich aus ihrer Existenz als Flucht- und Herdentier ergeben. Dazu zählen Sicherheit, Komfort, das spielerische Klären einer Rangordnung sowie Futter. Wenn wir unseren Pferden signalisieren, dass wir ihre Bedürfnisse im Blick haben – zum Beispiel, indem wir sie in neuen Situationen nicht im Stich lassen, uns als vertrauenswürdige Leitperson erweisen oder sie mit Futter oder Komfort motivieren, dann kann sich eine tiefe Beziehung zwischen Pferd und Mensch entwickeln.

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Vertrauen zwischen Mensch und Pferd (Foto: Ralf Heil)

Bekannte Horsemen und Reitmeister dienen so manchem als Vorbild für die Ausbildung seines Pferdes. Wer sind deine Vorbilder in der Pferdewelt und was fasziniert Dich an ihnen?

Mit dem Begriff „Vorbild“ habe ich ein bisschen Probleme, da man solche Menschen dann leicht auf ein Podest stellt. Aber sie bleiben ja doch Menschen mit Stärken und Schwächen. Aber Pat Parelli ist für mich schon ein Vorbild, weil er blitzschnell die Grundbedürfnisse des jeweiligen Pferdtyps analysieren und befriedigen kann. Er schafft es, dass sich Pferde in seiner Nähe wohl fühlen. Ein weiteres Vorbild ist für mich Dr. Thomas Ritter, der mir die feine, leichte Art zu Reiten beibringt. Ich mag seinen einfühlsamen Unterrichtsstil und seinen perfekten, analytischen Blick.

Mein Kollege Walter Gegenschatz, 5-Sterne-Parelli-Instruktor aus der Schweiz, inspiriert mich auch immer wieder. Er hat unheimlich viel Witz und Humor und ist dabei zugleich hochprofessionell und bodenständig. Und schließlich ist da meine Ehefrau Dr. Julia Mack-Heil, die mit ihrer Ruhe, Zentriertheit und ihrer theologischen Ausbildung noch einmal einen ganz anderen Blick hat, wenn es um Herausforderungen mit Pferden und Menschen geht.

Es ist etwas unglaublich Schönes, seinen Weg mit den Pferden gefunden zu haben. Wie würdest Du deine Arbeit mit Pferden und dein Konzept beschreiben?

In erster Linie bin ich lizensierter 3-Sterne Instruktor für Natural Horsemanship nach Parelli. Das Parelli-Programm überzeugt mich deshalb so, weil es sehr strukturiert aufgebaut ist. Und es setzt an der großen Schwachstelle an, die unsere domestizierten Pferde haben: dem Menschen. Pat Parelli sagt selbst, dass er vor allem Menschentraining macht. Das würde ich für mich auch unterschreiben. Deshalb biete ich auch Kurse, in denen der Mensch, seine Ängste, Bedürfnisse und Herausforderungen, im Fokus stehen, zum Beispiel das Pferdegestützte Persönlichkeitstraining und meine „Triple A-Kurse“. Denn wenn wir uns unserer eigenen Stärken und Schwächen bewusster werden, kann sich auch die Beziehung zu unserem Pferd vertiefen. Da bin ich auch noch längst nicht fertig auf meinem persönlichen Weg!

Zentral ist für mich, dass Pferde nicht nur physisch, sondern auch mental und emotional von uns trainiert werden sollten. In vielen Reitschulen liegt der Fokus sehr auf dem rein körperlichen Gymnastizieren. Ich möchte, dass mein Pferd zudem noch die Möglichkeit bekommt, Aufgaben und Situationen selbst „durchzudenken“ und die Zeit bekommt, Vertrauen und Entspannung in jeder Lage zu entwickeln. So wird aus einem Monolog (wenn der Reiter dem Pferd immer nur sagt, was es tun und wie es sich bewegen soll) ein Dialog – da das Pferd dem Reiter Rückmeldungen geben darf und seine „Antworten“ ins Training mit aufgenommen werden. Diese emotionale und mentale Fitness ist ja nichts Neues. Viele Bundesliga-Mannschaften oder Spitzensportler haben aus genau diesem Grund einen eigenen Mental-Trainer.

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Dialog zwischen Pferd und Mensch (Foto: Ralf Heil)

Du hast 2018 zum ersten Mal als Trainer am Mustang Makeover Germany teilgenommen und bist auch 2019 wieder dabei. Was hat Dich dazu bewogen mitzumachen, wie hast Du 2018 die 100 Tage mit deinem Mustang erlebt und was hast Du für dich selbst aus dieser Zeit mitgenommen?

Zum Mustang Makeover 2018 kam ich ziemlich unverhofft. Eine „gesetzte“ Trainerin fiel kurzfristig aus und ich sprang für sie ein. Innerhalb von einem Tag hatten wir plötzlich unsere Mustang-Stute auf dem Hof stehen. Die vollen 100 Tage hatten wir also nicht, was diese Zeit noch intensiver machte. Ich habe oft zweimal täglich kurze Sessions mit Esperanza gemacht. Ich habe sie auf Vorführungen und Events mitgenommen, was unsere Beziehung sehr gestärkt hat. Und wir sind viel ins Gelände gegangen, nachdem sie eingeritten war. Ihre Trittsicherheit hat mich tief beeindruckt. Da merkt man einfach, dass so ein Mustang in der freien Wildbahn selbst schaut, wo er seine Beine hinsetzt und es nicht gewohnt ist, dass ein Mensch jeden Schritt „babysittet“.

Grundsätzlich mag ich an Mustangs, dass sie noch viel ursprünglicher in ihren Instinkten sind als unsere Hauspferde. Wenn Esperanza etwas nicht gefiel, hat sie das direkt und deutlich gezeigt. Und ich musste mir ihr Vertrauen erarbeiten, weil der Kontakt zu Menschen für sie nicht selbstverständlich war. Da ich in meiner Zeit bei Pat Parelli schon viel mit Mustangs gearbeitet hatte, war das für mich auch ein bisschen „back to the roots“. Dieses präzise und doch zu 100 Prozent konsequente Kommunizieren mit den Mustangs hatte mir schon in Amerika sehr viel Freude gemacht. Deshalb bin ich auch 2019 beim „Mustang Makeover“ dabei – dieses Mal mit etwas mehr Vorbereitungszeit und den vollen 100 Tagen.

Ralf, mit dem Birkenhof hast Du dir ja schon einen Traum erfüllt. Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?

In diesem Jahr ist unser Kalender gut gefüllt mit Kursen, Auftritten auf Messen und Events. Das Mustang Makeover wird ein kleiner Höhepunkt, da mein guter Freund Walter Gegenschatz aus der Schweiz auch mit macht und wir gemeinsam ein bisschen was auf die Beine stellen wollen. Mit dem Birkenhof haben meine Frau und ich noch große Pläne. Gerade stehen die Planung und der Bau einer Reithalle und die Erweiterung des Pensionspferde-Bereichs an.

Neben all der Arbeit merke ich immer mehr, dass in meinem Leben die Lebewesen das Wichtigste sind. Mit den Zwei- und Vierbeinern, die mir am Herzen liegen, will ich so viel Zeit wie möglich verbringen. Das gelingt mir noch nicht so gut, wie ich es mir wünsche.

Gemeinsame Wege gehen
Ralf und Julia gehen ihren Weg mit den Pferden gemeinsam (Foto: Ralf Heil)

Welchen Rat möchtest Du zum Schluß anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?

Frage dich nicht, was dein Pferd für dich tun kann, sondern was du für dein Pferd tun kannst!

Vielen Dank Ralf, dass Du dir die Zeit genommen hast, um uns etwas über deinen Weg mit den Pferden zu erzählen. Für das Mustang Makeover in Aachen und natürlich für deine weitere Zukunft gemeinsam mit deiner Frau wünsche ich dir alles Gute…

Wenn du jetzt noch mehr über die interessante Arbeit von Ralf Heil und seine vielfältigen Angebote suchst, findest Du diese auf seiner Website Birkenhof-Heil.

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