Katharina Beyer im Interview
Auf ihrer Ranch am Bröthener See in der Nähe von Hoyerswerda hat sich Katharina Beyer 2017 ihren großen Traum erfüllt. Hier hat sie endlich die Möglichkeit, ihre Vorstellungen vom Umgang mit Pferden und Hunden auszuleben und ihr erworbenes Wissen weiterzugeben. Aber nicht nur die ganzheitliche Ausbildung von Hunden und Pferden liegt ihr am Herzen. Als gelernte Tiermedizinische Fachangestellte und zertifizierte Tierheilpraktikerin möchte sie auch ihr Wissen in der Naturheilkunde sowie ihre fundierten Fachkenntnisse im Bereich der Veterinärmedizin zum Wohle der Tiere einsetzen.
Dazu bietet Katharina eine Reihe von Naturheilverfahren wie etwa die Pflanzenheilkunde, Blutegeltherapie, Akupressur-Massage, Homöopathie und Behandlungen mit Schüssler Salzen an. Ihre fundierten Fachkenntnisse im Bereich der Veterinärmedizin helfen ihr dabei, verantwortungsvoll und kompetent helfen zu können und damit in alle Möglichkeiten aber auch Grenzen im Sinne der Tierheilpraktik zu unterstützen.
Im Bereich der Ausbildung hat sich Katharina das Prinzip „Dog & Horse Partnership – Natural Kommunikation“ zu eigen gemacht. Harmonie und Spaß mit Pferd und Hund stehen dabei im Vordergrund, kombiniert mit kompetenter Erziehung und artgerechter Kommunikation zwischen Tier und Mensch. Dabei arbeitet sie nach der „Horsemanship“-Philosophie, welche für sie eine gelebte Einstellung im Umgang mit den Pferden bedeutet mit dem Bewusstsein, achtsamer auf das Tier zu schauen.
Dies bedeutet für Katharina nicht nur eine gute Haltung und Verpflegung, sondern auch auf die körperliche Fitness und Gesundheit des Pferdes zu achten. Weil jedes Pferd individuell ist, steht für sie auch nicht das exakte Lernen «nach Plan», sondern das WIE im Vordergrund. Dazu gehören für sie sehr viel Vertrauen, Respekt, Motivation und natürlich Spaß sowie Harmonie im gegenseitigen Miteinander. Dies alles sind Punkte, die auch wir wichtig finden. Daher wollten wir von Katharina Beyer wissen, wie sie diese umsetzt und haben ihr daher einige für uns wichtige Fragen gestellt:
Katharina, Pferde sind einfach wunderbare Geschöpfe und sie faszinieren uns immer wieder aufs Neue. Daher fühlen sich viele von diesen edlen Tieren magisch angezogen. Wie bist du zu den Pferden gekommen und was fasziniert dich an ihnen?
Es zaubert mir immer ein Schmunzeln in mein Gesicht, wenn ich gefragt werde, wie ich zu den Pferden gefunden habe. Schon als Kleinkind zogen mich diese faszinierenden Geschöpfe magisch an. In der Schulzeit, stielte ich mich in den Pausen, Freistunden, naja und auch mal dazwischen zu den Pferden, die direkt am Schulgebäude standen. Einfach nur um Sie zu beobachten. In jungen Jahren nahm ich so oft es nur ging Reitstunden auf unterschiedlichsten Pferden, hatte Pflegepferde und durfte mich schon als Kind mit sogenannten Problempferden befassen. Damals hätte ich gesagt, es waren gefährliche und böse Pferde dabei, doch heute weiß ich, dass die Schuld nicht bei den Pferden liegt.
So tingelte ich durch viele Bereiche sämtlicher Reitarten wie der Dressur, Springreiten, Voltigieren, Fuchsjagten, Westernreiten, doch alles fühlte sich irgendwie nicht gut an. Kennt ihr das? Mir fehlte so vieles mehr zwischen Pferd und Mensch. Für mich ergab es keinen Sinn, warum ich ein krankes Pferd mit Schmerzen Reiten sollte, oder weshalb ich immer schärfere Gebisse verwenden sollte, wenn ein Pferd etwas nicht wollte. Wenn Sie kein Vertrauen hatten, dafür noch mehr Angst einjagen, indem ich es über das Hindernis prügeln sollte – all das war nicht meine Welt.
Eines Tages begleitete ich eine Freundin, die sich ein Pferd kaufen wollte. Naja, was soll ich jetzt sagen, wir kamen mit 2 Pferden zurück 😉 Ich kaufte mir heimlich mit 14 Jahren mein erstes eigenes Pferd, einen Araber- Haflinger, erspart von meinen Nebenjobs. Er war ein großartiger Lehrer, ein sogenanntes Problempferd, welches vor Panik bei jeder noch so kleinsten Bewegung flüchtete. Mit ihm fand ich letztendlich meinen neuen Weg, ein anderer Umgang mit dem Pferd und daraus wurde eine Philosophie und Lebenseinstellung gegenüber den Pferden. Es fühlte sich endlich so an, dass Mensch und Pferd auf Augenhöhe miteinander sein dürfen – Harmonie, Vertrauen und gegenseitiger Respekt.
Was mich an Pferden am meisten fasziniert ist, welch gute Lehrer Sie für uns Menschen sein können, ohne uns jemals wirklich dabei belehren zu wollen. Es ist beeindruckend zu spüren, dass Pferde, Empathie zeigen können, wenn man sie denn lässt. Sollte es nicht in jeder Freundschaft so sein? Vielleicht hat der ein oder andere schon erlebt, wie das „freche“ Pferd plötzlich absolut behutsam mit einem Kleinkind umgeht, vermehrt eure Nähe sucht, wenn ihr Gute Laune ausstrahlt, aber vielleicht sogar auch wenn euch etwas bedrückt. Dabei spielt natürlich auch eure Bindung eine wesentliche Rolle. Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr einem Pferd über sein warmes Fell streicht, es euch dabei genau beobachtet und ganz ruhig atmet. Das Gefühl von gegenseitiger Geborgenheit und Vertrautheit. Ich mag dieses Gefühl zu wissen, wenn ein Pferd gern in meiner Nähe ist, bedingungslos ehrlich und fair zum Menschen.
Haltung, Gesundheit und Ernährung sind wesentliche Punkte für das Wohlergehen eines jeden Pferdes und haben auch Einfluss auf den Umgang mit ihm. Wie leben deine Pferde und was bedeutet für dich artgerechte Pferdehaltung?
Ein Pferd, welches sich in seiner Haut nicht wohl fühlt, erkrankt früher oder später. Dabei können es auch Problematiken in der Pferdehaltung sein. Artgerechte Pferdehaltung beginnt bei mir bereits in der Herdenzusammenstellung. Nicht jedes Pferd fühlt sich in einer großen Herde oder umgekehrt wohl. Jedes Pferd hat seinen ganz eigenen persönlichen Bereich, der völlig unterschiedlich in der Größe sein kann. Deshalb bedeutet für mich artgerecht, auf die Bedürfnisse der Pferde abgestimmt. Luxus für den Menschen ist mir nicht wichtig.
Jedes Pferd sollte ausreichend Bewegungsraum haben können und nicht das Leben hinter Boxengittern verbringen müssen. Das macht Sie krank und kaputt im Kopf. Egal wie alt das Pferd auch ist, es möchte seiner Natur nachgehen und sich bewegen, im Schritt, zum Wasser, zum Heu, zum Gras und auch um „sein Geschäft“ nicht zwangsläufig unter sich machen zu müssen. Luft, Licht und Artgenossen sind Lebensnotwendig für gesunde und glückliche Pferde.
Als Ranch-Betreiberin weiß ich, dass gute Pferdehaltung nicht einfach und billig ist, denn ständig kommen neue Herausforderungen auf uns Menschen zu, doch es ist unsere Verantwortung, für die wir uns als Pferdemensch entschieden haben. Auf meiner kleinen Ranch gibt es derzeit Platz für eine kleine Herde von 5 Pferden. Darunter sind meine 2 eigenen Pferde. Ich bevorzuge die Offenstallhaltung als artgerechte Pferdehaltung.
Verschiedenste Untergründe wie Sand, Hackschnitze, Kieselsteine, Naturboden etc. dienen den Pferden als verschiedenste Bereiche zum Fressen, Trinken, Schlafen, Wälzen, Kratzen, Toben und Schutz. Mühevoll zogen wir in die Winterpaddocks zum großen Teil Kunstrasen ein und brachten darauf den großen Sand, damit die Pferde in Nässeperioden nicht bis zum Knöchel im Schlamm stecken bleiben. Mal vom gesundheitlichen Aspekt der Strahlfäule und der Unfallgefahr des rutschen im Schlamm abgesehen.
Unsere Pferde werden aus Heunetzten gefüttert, damit der Magen 24 Stunden Raufaser zur Verfügung hat. Faszinierend, wie lange sich Pferde mit einem Heunetz beschäftigen können, wenn es die richtige Maschenweite und die richtige Heuqualität ist. Das Gewicht sowie auch die Fressdauer des Pferdes hat man somit besser unter Kontrolle, als wenn man das Heu lose zum Verschlingen füttert. Natürlich muss man bei jeder Pferdehaltung auch individuell entscheiden, ob z.B. ein sehr altes und rangniedriges Pferd vielleicht mit einem selbigen Weidepartner in der Nacht separiert werden müsste, um in Ruhe die notwendige Portion an Heu aufnehmen zu können, die es benötigt. Ich bin jedoch der Meinung, wenn ausreichend einzelne Stationen für Wasser, Heu, Schatten, Schutz etc. zur Verfügung stehen, kommt eine gemischte Herde in Alter, Rasse und Geschlecht (ausgenommen Hengste) super damit klar.
Als Tier, welches von Natur aus bei Gefahr sein Heil in der Flucht sucht, stellt das Pferd besondere Anforderungen an einen artgerechten Umgang. Die „Horsemanship“-Philosophie ist dein Vorbild, auch wenn unter diesem Begriff heute vieles angeboten wird, was nicht unbedingt pferdegerecht ist. Was ist aus deiner Sicht wichtig beim Umgang mit Pferden?
Horsemanship ist die Kunst zwischen Pferd und Mensch, die wir tagtäglich bis an unser Lebensende studieren. Anfangs gilt die meiste Arbeit dem Menschen selbst. Es bedeutet für mich Vertrauen, Harmonie, Respekt und jede Menge Spaß durch Motivation mit dem Pferd zu haben. Eine faire Partnerschaft auf Augenhöhe, voller Verständnis füreinander und dabei stets darauf zu achten, dass Pferd ganzheitlich zu betrachten. Den Körper, den Geist und die Seele sowie jedes Pferd als Individuum zu sehen.
Ich möchte keine Maschine und auch kein „ funktionierendes Sportgerät, was demotiviert und apathisch an meiner Seite sein „Dasein fristet“. Die Liebe zum Pferd bedeutet für mich, auf sich gegenseitig zu achten. Und wenn Pferd und Mensch dabei noch voneinander lernen können, umso besser. Natürlich gibt es, wie in jeder Freundschaft und Partnerschaft auch, gewisse Regeln im Umgang miteinander, an die man sich halten sollte. Darauf lege ich genauso Wert.
Bekannte Horsemen und Pferdemenschen dienen so manchem als Vorbild für die Ausbildung seines Pferdes. Wer sind deine Vorbilder in der Pferdewelt und was fasziniert dich an ihnen?
Mit meinem Horsemanship möchte ich niemanden kopieren, denn wenn wir den Pferden etwas besser zuhören, bekommen wir von ihnen automatisch große Geschenke. Natürlich gibt es auch Pferdemenschen, die mich mit ganz viel Respekt begeistern. Ich möchte hierbei gern Mark Rashid erwähnen. Mark Rashid betrachtet Problematiken zwischen Pferd und Mensch von der Wurzel, sprich der Ursache aus. Seine ruhige Art, zwischen Pferd und Mensch zu vermitteln, klar im Verstand und im Interesse des Pferdes, statt des Menschen. Damit spricht er mir aus der Seele. Auch von anderen Trainern gibt es gute Ideen, für die ich sehr dankbar bin. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man in allen Situationen der selben Meinung sein muss und einen Menschen kopieren möchte. Letztendlich nehme ich auf meinem Weg die Dinge mit, die mir und den Pferden weiterhelfen.
Es ist etwas unglaublich Schönes, seinen Weg mit den Pferden gefunden zu haben. Wie würdest du deine Arbeit mit Pferden und dein Konzept „Dog & Horse Partnership – Natural Kommunikation“ beschreiben?
Kennst du dieses Gefühl, wenn dein Pferd frei, ohne jegliches Seil und Halfter bei dir ist und bleibt? Du berührst sein warmes Fell, es atmet ruhig und zufrieden ein und aus und um euch ist alles still. Du hockst dich vor dein Pferd, es senkt den Kopf zu dir herunter und seine Augen klimpern tiefenentspannt. Das Pferd atmet sanft in deine Haare und dir ist es völlig egal, ob du diese heute Morgen erst gewaschen hattest. Wenn eure Bewegungen am Boden und auch auf dem Rücken eins werden, fließend und harmonisch. Du rennst und dein Pferd folgt dir völlig euphorisch. Was für ein grandioses Gefühl.
Ich liebe es Pferde beim Spielen zu beobachten. Ihre Bewegungen, wie majestätisch und ausdrucksstark sie sind, und doch so behutsam. Das Witzige ist, sie können schon alles, was wir Menschen ihnen versuchen beizubringen, um es abzurufen. Ja sogar Übergänge von der Piaffe in die Passage, Rollback oder auch sauber über etwas zu Springen. Dies beobachte ich sehr oft in Herden, wo sie das am besten zeigen, ohne unsere Einwirkung, weil Sie dann einen Sinn dahinter sehen. Faszinierend, wie sehr Pferde sich bemühen, um uns ein guter Partner zu sein und uns Menschen, stets jeden Tag aufs Neue die Chance geben, mehr dazu zu lernen, wenn wir es zulassen. Pferde sind ausgezeichnete Lehrer und wenn wir das verstehen, lernen Sie auch gern von uns?
In der Arbeit mit den Pferden, beschränke ich mich daher auch nicht auf eine Reitweise. Wozu auch, es geht ja schließlich um „ Das Pferd und die Arbeit am Menschen selbst“. Letztendlich sollte die Einstellung zum Pferd, im Interesse des Pferdes, aus Liebe, Respekt und Wertschätzung immer für das Pferd sprechen. Ich sehe das Pferd nicht hauptsächlich als Reittier, sondern weiß, dass es noch mehr Dinge gibt, die notwendig sind und unglaublich viel Freude bereiten, die man am Boden mit dem Pferd erleben kann.
Im meinem Alltag befasse ich mich sehr häufig mit sogenannten Problempferden, die alle ein Problem mit dem Menschen haben oder Situationen mit dem Menschen verbunden haben. Es ist faszinierend und so unglaublich erfüllend, wie dankbar diese Pferde für neue Ideen und Hilfe sein können. Aber auch Jungpferde bringen mich im meinem Alltag mit ihrer „Leichtigkeit des Seins“ immer wieder zum Lächeln. Die Tierheilkunde ermöglicht mir zudem, nicht nur die Symptome, sondern das Pferd ganzheitlich zu betrachten und die Erkrankung von der Ursache an zu bekämpfen.
Katharina, du bietest bereits ein vielfältiges Abgebot für Hunde, Pferde und deren Menschen. Mit deiner eigenen Ranch hast du dir bereits einen großen Traum erfüllt. Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
In meinem Konzept gibt es noch viele Ideen für meine Zukunft. Ab 2019 werde ich auf meiner kleinen Ranch regelmäßig Wanderritte und Wandertage zu Fuß mit dem Pferd, Kurse zu verschiedensten Themen wie Horsemanship, Tiergesundheit und dem Hundetraining anbieten. Diverse Onlinekurse stehen in den Startlöchern und ich möchte im Jahr 2019 mein erstes Buch veröffentlichen. Aber wer weiß schon was die Zukunft bringt 😉 Ich liebe meine kleine Ranch mit meinen Pferden, Pensionspferden und Berittpferden, die Stück für Stück immer mehr Gestalt annimmt. Es ist mein Ruhepol.
Welchen Rat möchtest du zum Schluss anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?
Liebe Pferdemenschen, gebt den Pferden eine Stimme!
Vielen Dank Katharina, dass du dir die Zeit genommen hast, so umfangreich auf unsere Fragen zu antworten und uns einen kleinen Einblick in deine Arbeit gegeben hast. Für deine Zukunft wünschen wir dir weiterhin alles Gute und das deine Träume in Erfüllung gehen. Wir freuen uns, wenn sich unsere Wege in Zukunft wieder einmal kreuzen…
Wer jetzt noch weitere Informationen über Katharina Beyer und ihre Arbeit mit den Pferden sucht, findet diese auf ihrer Website oder ihrem Facebook-Acount.