Mein Pferd hustet – was tun?
Rund 25% der Pferde in Deutschland leiden an einer Erkrankung der Atemwege, jedes 10. Pferd sogar chronisch. Neben Lahmheiten gehört Husten somit zu einem der häufigsten Erkrankungen. Als leistungsstarke Lauftiere sind Pferde jedoch auf gesunde Atemwege angewiesen.
Hochleistung dank Selbstreinigung
Darum sind Pferde auch mit einem hervorragenden, aber empfindlichen „Reinigungssystem“ ihrer Atemwege ausgestattet. Die Bronchien und Bronchiolen sind mit einer Art Teppich aus Flimmerhärchen versehen, die eingeatmete Keime und Staub über eine Schleimschicht wieder nach draußen transportieren. Die an den Bronchiolen sitzenden Lungenbläschen, die sogenannten Alveolen, sind sowohl durch einen Sekretfilm als auch durch spezielle Fresszellen geschützt – letztere beseitigen eingedrungene Partikel. Funktionieren diese Systeme, bleiben die Atemwege des Pferdes leistungsbereit: Unter Belastung kann ein Großpferd bis zu 1.500 Liter Luft pro Minute ein- und ausatmen, ein Mensch dazu im Vergleich nur 5 Liter.
Beeinträchtigte Selbstreinigung = beeinträchtigte Leistung und Lebensqualität
Chronische Atemwegserkrankungen können u.a. durch eine nicht ausreichend behandelte akute Atemwegserkrankung oder dauerhaft staubige Umgebungsluft bzw. mangelnde Frischluft entstehen. Das Pferd kann eine unspezifische Überempfindlichkeit oder Allergie gegen z.B. pilzsporenhaltiges Heu entwickeln. Es bildet sich vermehrt zäher Schleim in den Bronchien, der von den Flimmerhärchen nicht mehr abtransportiert werden kann. Die Keime greifen die Flimmerhärchen sogar an.
In den Bronchien finden entzündliche Prozesse statt und die Bronchialmuskulatur verkrampft sich. Die Atemwege verengen sich und der Sauerstoff kann nicht mehr bis in die Lungenbläschen geatmet werden. Durch diese Verengung kann zudem die Luft nicht mehr vollständig ausgeatmet werden. Es besteht die Gefahr, dass die Lungenbläschen zu stark gefüllt sind und reißen. Diese Schäden sind dauerhaft und führen schlimmstenfalls, wenn Großteile der Lunge betroffen sind, zur Nottötung des Pferdes.
Bei Husten ist schnelle Hilfe wichtig
Der Tierarzt sollte bei einem hustenden Pferd unbedingt und unmittelbar hinzugezogen werden. Oft braucht das Pferd beim Heilungsprozess Unterstützung durch entzündungshemmende sowie Krampf und Schleim lösende Medikamente. Wichtig ist vor allem auch, Staub vom Pferd fernzuhalten. Heu sollte nach Möglichkeit nur nass und/oder bedampft gefüttert werden. Die Offenstallhaltung ist für Hustenpatienten (ohne Fieber – dieses tritt eher bei akutem Husten auf) eine optimale Haltungsform.
Falls nur eine Boxenhaltung möglich ist, ist darauf zu achten, dass das Pferd stets ein geöffnetes Fenster oder sogar eine Paddockbox mit uneingeschränktem Ausgang hat. Auch das Stroh sollte staubarm sein – bestenfalls wird allergikergeeignete Einstreu verwendet. Die Selbstheilung kann zudem durch verschiedene Kräuter und salzhaltige Luft, wie sie z.B. an der Nordsee vorkommt, unterstützt werden.
Ideal: Nordseekur für Hustenpferde
Eine Kur an der Nordsee bietet für viele Hustenpferde eine willkommene „Verschnaufpause“. Die nordische Seeluft ist besonders sauber und das so genannte „Reizklima“ ist für seine gesundheitsfördernde Wirkung weit bekannt. Warum ist das so? Aerosole, winzige Teilchen aus Jod und Salz, regen den Schleimabtransport an, sobald sie in die Atemwege gelangen. Die Bronchien weiten sich und das eingeatmete Salz fördert obendrein die Durchblutung und Anfeuchtung der Schleimhäute.
Ein Aufenthalt in Nordseenähe wirkt also wie eine „Dauerinhalation“. Das kann Atemwegserkrankungen positiv beeinflussen und sogar lindern. Wessen Pferd nicht in Nordseenähe steht, kann dies über regelmäßige Masken-Inhalation oder die Nutzung einer Solekammer „ausgleichen“. In Absprache mit dem Tierarzt ist auch ein angepasstes Bewegungstraining für hustenkranke Pferde wichtig, damit die Lungen „gelüftet“ werden und der Abtransport bzw. Abhusten des Schleims, also die Selbstreinigung, erleichtert wird. Extrembelastungen sind aber dringend zu vermeiden, um schwerwiegende Folgeschäden, wie gerissene Lungenbläschen, zu vermeiden.
Auf diesem Wege sind der Aufbau einer gesunden Atmung und die Wiederbelastbarkeit des Pferdes anzugehen. Leider bedeutet dies dauerhaft einen erhöhten Aufwand bzgl. Haltung und Fütterung. Für das Pferd und seine Gesundheit ist das allerdings unverzichtbar wichtig. Und vor allen Dingen lohnt es sich. Selbst bei chronischen Hustern ist es möglich, die Symptome vollständig in den Griff zu bekommen. Im Folgenden erfährst du mehr über Therapiemöglichkeiten und ihre Wirkweise:
Natürliche Inhalationstherapie in der Solekammer
In einer Solekammer können Hustenpferde ihre Bronchien und Lungen gesund freiatmen. Die Pferde stehen entspannt und genießen die salzige Luft, während sie nebenbei bedampftes oder gewässertes Heu fressen. Die Sole wird durch einen Ultraschallvernebler in kleinsten Teilchen in der Kammer verteilt und kann so bestens von den Pferden intensiv inhaliert werden – es werden sogar feinste Verzweigungen der Atemwege erreicht, und das sogar ohne Maske. Die Bronchien entspannen und weiten sich, der Schleim wird besser abtransportiert und es tritt eine entzündungshemmende Wirkung ein. Der Solenebel ist auch für Ekzemerpferde eine wirkungsvolle Wohltat und hilft strapazierter Haut, sich zu beruhigen und abzuheilen.
Gesundes Bewegungstraining – speziell für atemwegserkrankte Pferde
Bewegung ist gesund – so viel ist sicher. Doch auf das richtige Maß und die richtige Art kommt es an. Vor allem, wenn es um ein gesundheitlich beeinträchtigtes Pferd geht. Wenn das Pferd hustet, aber fieberfrei ist und es sich um keinen akuten Infekt handelt, ist leichte Bewegung für das Pferd wichtig, um die Selbstreinigung der Atemwege und das Abhusten des vermehrt produzierten Schleims zu ermöglichen. Dieses Gesundheitstraining ist jedoch vorab mit dem behandelnden Tierarzt und einem erfahrenen Trainer abzustimmen. Eine Überbelastung mit tiefer Atmung und hoher Atemfrequenz ist dringend zu vermeiden, um das Überblähen und Reißen der Lungenbläschen zu verhindern. Wie bereits beschrieben, würde dies zu dauerhaften Folgeschäden führen.
Ruhiges, gleichmäßiges und vor allem regelmäßiges Longentraining unter genauer Beobachtung der Atemfrequenz und des individuellen Allgemeinzustandes des jeweiligen Pferdes gehört also zur Therapie von Hustenpatienten dazu. Besonders in Kombination mit der Solekammer oder einem guten Inhalator (beide wirken u.a. schleimlösend) wirkt sich das Training sehr positiv auf die Atemwege des Pferdes aus. Es kann seine „Lunge lüften“ und der Stoffwechsel wird angeregt. Ein wichtiger Bestandteil bei der Genesung.
Raufutter: Staub- und keimfrei – ein MUSS für Hustenpferde
Welche Ursache ein Pferdehusten auch gehabt haben mag – wichtig ist, das Pferd so staubarm wie möglich zu halten, um die angegriffenen Atemwege zu schonen. Das gilt auch für das Raufutter Heu. Das Heu zu wässern, ist eine einfache Lösung. Das Heu wird mit Wasser gespült und der Staub ist ausgewaschen oder ans Heu gebunden. Um auch Keime aus dem Heu zu waschen, kann das Raufutter mehrere Stunden im Wasser eingeweicht werden. Allerdings wäscht diese Methode auch viele Nährstoffe aus – und es ist zudem im Winter reichlich unpraktisch.
Einige atemwegserkrankte Pferde reagieren oft verstärkt auf Schimmelsporen im Heu, die sich auch bei bester Heuqualität nicht vermeiden lassen. Um diese zu deaktivieren, helfen hohe Temperaturen. Hier hat es sich bewährt, das Heu zu bedampfen. Es wird in einem großen Behälter ca. 1 Stunde mit heißem Wasserdampf bis wenigstens auf 80 Grad Celsius und mehr erhitzt. Das halten die Sporen nicht aus und sind danach unschädlich für die Pferdelunge. Durch den Wasserdampf ist das Heu auch gut angefeuchtet und nicht mehr staubig. Oft reicht die Umstellung auf bedampftes Heu schon aus, damit sich die Atemwege des Pferdes regenerieren können und das Pferd hustenfrei wird. Außerdem fressen Pferde das warme, duftende Heu besonders gerne.
Ultraschall-Inhalator: Schnelle Linderung und beste Wirksamkeit von Medikamenten
Ob infektiös oder allergisch, akut oder chronisch – das Inhalieren von Kochsalzlösung oder auch wasserlöslichen Medikamenten ist über einen guten Ultraschall-Inhalator besonders effektiv. Die Inhalte werden so fein vernebelt, dass diese vom Pferd in die kleinsten Verästelungen der Bronchien eingeatmet werden können. Das ist entscheidend, denn wenn die Teilchen nicht genügend vernebelt werden, setzen sich die Tröpfchen bereits in den oberen Atemwegen ab und können nicht intensiv genug wirken. Ein Ultraschallvernebler wird auch mit Maske gut von den meisten Pferdepatienten akzeptiert und ermöglicht eine wirkungsvolle Therapie der Schleimlösung, Entzündungshemmung und/oder Krampflösung in den Bronchien.
Mit Laserakupunktur gezielt die Selbstheilung anregen
Die Veterinärakupunktur ist schon über 3.000 Jahre alt. Man könnte sagen, sie hat sich bewährt. Die Laserakupunktur ermöglicht ebenso gute Ergebnisse, vor allem bei Pferden, die auf das Nadeln beim Akupunktieren mit Stress oder Widerstand reagieren. Neben vielen anderen gesundheitlichen Beschwerden lässt sich durch die Laserakupunktur auch chronischer Husten bei Pferden mit teilweise sehr guten Ergebnissen behandeln.
Mit dem Laser werden ausgewählte Akupunkturpunkte und Störherde (z.B. im Bereich der Zähne, Narben im Meridianverlauf) gezielt bearbeitet. Oft zeigt sich schon bei der ersten Behandlung eine deutliche Atementspannung beim Pferd. Eine vergleichende Studie an Pferden mit chronisch obstruktiver Bronchitis (COB) hat z.B. gezeigt, dass eine Laserakupunkturbehandlung vergleichbar gute Ergebnisse erzielt wie eine Arzneimittelbehandlung. Bei den klinischen Befunden wies die Akupunkturbehandlung sogar einen stärkeren Behandlungseffekt auf.
Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit TA, THP und Pferdeosteopath
Wie ist der aktuelle Gesundheitszustand? Welche Medikamente werden eventuell benötigt? Wie kann man homöopathisch unterstützen? Welche Kräuter stärken die Lungenfunktion und Selbstheilung? Kann eine Akupunkturbehandlung unterstützend eingesetzt werden? Wo sind osteopathisch Blockaden zu lösen? Welche Meridiane sollten wieder in Fluss gebracht werden? Müssen Verspannungen in Lunge und Zwerchfell gelöst werden? Viele Fragen, die wir uns stellen.
Hinzu kommt, dass es optimaler Haltungs- und Fütterungsbedingungen bedarf, um Hustenpferde zu kurieren. Genauso wichtig sind fachkundig unterstützende medizinische Behandlungen. Kontrollen durch den Tierarzt sowie spezielle alternativmedizinische Anwendungen durch Tierheilpraktiker und gesundheitsfördernde osteopathische Behandlungen sind für Hustenpferde ebenfalls dringend empfehlenswert. Mit so einem „Gesamtprogramm“ können Hustenpferde erfolgreich und nachhaltig therapiert und oft vollständig beschwerdefrei werden.
Schön ist es, wenn man dann noch einen kompetenten Ansprechpartner wie z.B. Tanja Rühter hat, der einem in wichtigen Fragen zur Seite steht, wenn es um Atemwegsprobleme unserer Pferde geht. An wen wendest du dich in solchen Fällen und welche Erfahrungen hast du mit den verschiedenen Behandlungsformen bereits gemacht?
Quelle: Tanja Rühter, Rehedyk