Hufrehe, Schrecken vieler Pferdebesitzer
Wenn ein Pferd schon einmal Hufrehe (Laminitis) hatte, ändert sich vieles. Fortan muss nicht nur genau auf die Fütterung geachtet werden, manche Pferde benötigen auch einen speziellen Hufbeschlag. In zu vielen Fällen bedeutet Hufrehe leider auch das Todesurteil.
Bei der Hufrehe entzündet sich die Huflederhaut, welche die Verbindungsschicht zwischen Hufbein und Hornkapsel darstellt. Das Gewebe schwillt an, Entzündungsflüssigkeit bildet sich und die Verbindungschicht lockert sich. Das Hufbein hat keinen Halt mehr und senkt sich ab. Die Spitze des Hufbeins drückt nun auf die Sohle und in schlimmen Fällen bricht das Hufbein durch die Sohle durch. Manchmal kommt es sogar zum kompletten Ablösen der Hornkapsel. Eine überstandene Hufrehe-Erkrankung erkennt man später an tiefen Rillen in der Hufwand, hat das Hufbein sich abgesenkt, sieht man das an der verbreiterten weißen Linie. Bei chronischer und immer wieder kehrender Hufrehe deformieren die Hufe zusehends und es sieht so aus, als ob sich die Zehe nach oben biegt.
Auch wenn offensichtlich nur die Hufe betroffen sind, so ist die Hufrehe doch eine Allgemeinerkrankung deren Ursache in völlig anderen Körperregionen liegt, denn Hufrehe ist, mit wenigen Ausnahmen, die Auswirkung einer Vergiftung, bedingt durch eine Stoffwechselentgleisung.
Ursachen / Varianten einer Hufrehe
Die häufigste Form ist die Futterrehe: Durch falsche Fütterung mit zu vielen leicht verdaulichen Kohlenhydraten (Fruktan, Stärke, Zucker) kommt es zum Absterben von Darmbakterien, welche in der Folge Toxine freisetzen. Ist das Entgiftungsorgan Leber mit dem Abbau der Toxine überlastet, verteilen sich diese über die Blutbahn und gelangen schließlich in den Huf, wo sie die Mikrozirkulation des Blutes in der Huflederhaut stören. Auslöser Nummer 1 bei der Futterrehe ist Gras. In den Frühjahrsmonaten und im Herbst, wenn die Nächte kalt sind, ist im Gras sehr viel Fruktan enthalten. Weitere Auslöser sind Futtermittel mit schnell verfügbaren Kohlenhydraten wie Getreide, Müsli und Melasse. Auch bei der Fütterung von Silage / Heulage wird vermutet, dass diese Hufrehe auslösen kann, da die Darmflora durch die ständige Übersäuerung zerstört wird, wodurch wiederum Darmsymbionten absterben und Toxine freisetzen.
Gleiches passiert bei der Vergiftungsrehe. Frisst das Pferd Giftpflanzen kommt es zu ähnlichen Vorgängen im Darm und das Pferd entwickelt eine Hufrehe. Verbleiben nach einer Fohlengeburt Teile der Nachgeburt im Mutterleib, kann die Stute eine Geburtsrehe entwickeln. Das tote Nachgeburtsgewebe wird bakteriell zersetzt, was wiederum Giftstoffe freisetzt, die die Hufrehe auslösen.
Die stoffwechselstörungsbedingte Hufrehe verläuft meistens schleichend. Pferde die am Equinen Metabolischen Syndrom oder an Cushing erkrankt sind, leiden an einer Art chronischer Zuckervergiftung die zur Hufrehe führt. Das Pferd hat dann oft viele kleine Hufreheschübe, die manchmal nicht bemerkt werden. Pferde mit einer Stoffwechselkrankeit sind sowieso viel empfindlicher für Hufrehe als andere Pferde.
Bei der traumatischen Rehe kommt es zu Zerrungen, Quetschungen oder zur Zerreißung der Huflederhaut durch ein traumatisches Ereignis. Eher selten kommt es zur Belastungsrehe. Durch eine anhaltende Überlastung, z.B. langes Laufen auf Asphalt oder einseitige Belastung um ein anderes Bein zu schonen, wird die Huflederhaut nicht mehr richtig versorgt und das Hufbein kann sich ablösen. Aber auch Medikamente, wie z.B. Cortison und auch Wurmkuren stehen unter Verdacht, eine Medikamentenrehe und somit eine Hufrehe auszulösen.
Hufrehe erkennen und sofort handeln
Je eher eine Hufrehe erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Je nach Schwere der Rehe sind die Symptome unterschiedlich. In leichten Fällen kann es ein klammer Gang sein, die Pferde setzten die Hufe vorsichtig auf und machen flache kurze Schritte. Auf weichem Boden laufen sie besser als auf hartem Boden. Typisch ist auch die Trachtenfußung, d.h. das Pferd setzt den Huf nicht plan auf den Boden, sondern fußt zuerst mit dem hinteren Teil des Hufes, mit den Trachten auf. In schlimmen Fällen steht das Pferd wie ein Sägebock da. Sind die Vorderbeine betroffen, was meistens der Fall ist, werden diese nach vorne herausgestellt und die Hinterhand wird untergeschoben um mehr Gewicht aufzunehmen. Sind die Hinterbeine betroffen, werden die Vorderbeine so weit es geht unter den Körper gestellt und die Hinterbeine werden abwechselnd entlastet. Die kranken Hufe sind meistens sehr warm und der Kronenrand oberhalb der Hufkapsel kann geschwollen sein. Auf Höhe des Fesselkopfs ist eine deutliche Pulsation der Blutgefäße zu spüren.
Bei dem ersten Verdacht auf Hufrehe muss sofort gehandelt werden. Der Tierarzt sollte umgehend gerufen werden und da es sich meistens um eine Futterrehe durch zu viel Gras handelt, sollte das Pferd von der Wiese geholt werden und sollte nur noch Heu bekommen. Ein Kühlen der Hufe bringt dem Pferd etwas Erleichterung. Entweder man stellt die betroffenen Hufe in einen Eimer mit kaltem Wasser oder man nimmt den Wasserschlauch. Der Tierarzt wird weitere therapeutische Maßnahmen ergreifen, welche die Durchblutung im Huf fördern, die Entzündung eindämmen und die Ausscheidung von Giftstoffen fördern. Ein spezieller Sohlen-Polster-Verband entlastet das Hufbein und lindert die Schmerzen für das Pferd. In manchen Fällen wird ein Spezialbeschlag angebracht, der zum einen den Huf abpolstert und zum anderen einen Gegendruck auf das Hufbein ausübt, damit es nicht durch die Sohle bricht. In der akuten Phase hilft man dem Pferd, wenn man es auf weichem Untergrund hält. Wie viel oder wie wenig sich ein Pferd mit akuter Hufrehe bewegen darf, darüber streiten sich die Gemüter, vielleicht sollte man das den Pferden freistellen ob sie laufen möchten oder nicht.
Vorbeugen, damit keine Hufrehe entsteht
Im Frühjahr sollte das Pferd langsam an das Gras gewöhnt werden. So haben die Darmbakterien Zeit, sich an das neue Futter zu gewöhnen. Anfällige Pferde sollten auch später nicht Tag und Nacht auf der Wiese bleiben, denn auch wenn das Gras im Sommer nicht mehr so viel Fruktan hat, so macht es irgendwann doch die Menge an Gras und dem damit aufgenommenen Zucker.
Besonders unterschätzt wird der Herbst. Dann gibt es zwar nicht mehr so viel Gras und es wächst nicht mehr so schnell, aber gerade das ist das Gefährliche. Durch die kalten Nächte und das gebremst Wachstum erhöht sich die Fruktan Konzentration im Gras. Das Pferd nimmt evtl. schon mit kleinen Mengen Gras zu viel Fruktan auf, so dass ein Hufreheschub ausgelöst werden kann.
Neben der strikten Rationierung von kohlenhydratreichem Futter, sollten Hufrehe anfällige Pferde regelmäßig entgiftet werden, um ein entgleisen des Stoffwechsels vorzubeugen. Hatte ein Pferd schon einmal Hufrehe, kann es sinnvoll sein, eine stetige Entgiftung während der ganzen Weidesaison vorzunehmen. Eventuell auftretende Toxine durch abgestorbene Darmbakterien werden so eher über die Leber abgebaut, bevor sie über die Blutbahn in die Hufe gelangen.
Zusätzliche Informationen
Weitere ausführliche Informationen zur Hufrehe und anderen Themen rund ums Pferd findest du im Pferdewelt Blog, den Stefanie Schünhoff betreut. Speziell zur Hufrehe gibt dir auch das Buch „Diagnose Hufrehe*“ von Konstanze Rasch, Präsidentin der Deutschen Huforthopädischen Gesellschaft e.V. wertvolle Hinweise.
Text und Bildmaterial: Stefanie Schünhoff