Pferde im Schlaflabor
Erholsamer Schlaf ist nicht nur für uns Menschen wichtig, sondern auch für unsere Pferde. Während wir uns gemütlich hinlegen und ins Bett kuscheln, können Pferde im Stehen schlafen. Allerdings können sie nicht im Stehen träumen, denn für den Tiefschlaf benötigen sie die sogenannte REM-Phase. In dieser erschlaffen allerdings auch die Muskeln und deshalb müssen sich unsere Pferde dafür hinlegen. Ansonsten kann es gefährlich werden.
Da Pferde sich aber nur in sicheren Situationen und an vertrauten Orten hinlegen, trauen sie sich das manchmal nicht. Je weniger REM-Phasen Pferde allerdings bekommen, desto eher treten sie übergangslos in diese Phase ein – mitunter sogar aus dem Wachzustand heraus – und verlieren aus dem Stand oder der Bewegung heraus plötzlich jegliche Muskelspannung. Sie klappen dann einfach zusammen.
Solche Situationen können natürlich sowohl für das Tier als auch seinen Menschen eine echte Verletzungsgefahr darstellen. Daher ist es wichtig zu diagnostizieren, ob tatsächlich eine Schlafstörung vorliegt. In spezialisierten Schlaflaboren, von denen es zwei in Deutschland gibt, können Pferde dafür untersucht werden. Das Magazin CAVALLO war bei den Untersuchungen eines Wallachs in der niedersächsischen Tierklinik Lüsche dabei und berichtet darüber in seiner neusten Ausgabe.
Begonnen hat die Erforschung dieser Schlafstörung seinerzeit mit einem Aufruf in der Pferdezeitschrift. Dazu wurde nach Probanden gesucht, worauf sich fast 20 Mal mehr Pferdebesitzer meldeten als erwartet. Inzwischen hat sich bestätigt, dass das Phänomen viel verbreiteter ist als ursprünglich angenommen. Schließlich gibt es laut CAVALLO-Chefredakteurin Linda Krüger sehr viele Gründe, warum ein Pferd zu gestresst sein kann, um sich entspannt hinzulegen. Dies können z.B. Konflikte in der Herde, Schmerzen und auch zu wenige oder ungeeignete Liegeflächen sein.
Allerdings ist es mit der Diagnose allein nicht getan. Bestätigen die Daten aus dem Schlaflabor den Verdacht auf einen REM-Schlaf-Mangel, geht für die Besitzer die Arbeit erst richtig los: Dann müssen diese herausfinden, was ihre Pferde individuell brauchen, um sich künftig wieder gemütlich schlafen zu legen und entspannt zu träumen. Selbst wenn man dann die Stressoren erfolgreich beseitigt hat, muss das Ziel noch nicht erreicht sein.
Nicht selten hat sich nämlich beim Pferd die Angst vor dem Hinlegen verfestigt. Dann kann es helfen, dem Pferd anzutrainieren, sich auf Kommando hinzulegen. Dieser Trick wird oft auch bei der Freiarbeit oder in der Zirzensik angewendet. So lernt das Pferd wieder, dass im Liegen ja eigentlich gar nichts Schlimmes passiert und es sich dann auch zum Träumen hinlegen kann. Wie ist das bei Deinem Pferd?
Verwendete Quellen: Pressemitteilung MOTOR PRESSE STUTTGART