Wie du deinem Pferd die Verbeugung beibringen kannst

Zirkuslektionen stärken nicht nur die Bindung zwischen dir und deinem vierbeinigen Freund, sie sind gleichzeitig auch noch quasi Yoga für’s Pferd! Die Übungen schulen unter anderem die Koordination, das Gleichgewicht und die Beweglichkeit und sind gleichzeitig eine willkommene Abwechslung zum alltäglichen Training. Du bist neugierig geworden? Dann tauche gemeinsam mit Larissa Lehmann ein in die bunte Welt des Zirkus- und Showreitens. Sie zeigt dir, wie du in 5 Schritten deinem Pferd die Verbeugung beibringen kannst und die Beziehung zwischen dir und deinem Herzenspferd ein ganz neues Level erreicht:

Warum jeder seinem Pferd Zirkuslektionen beibringen sollte

Dass Bodenarbeit eine sinnvolle Ergänzung des Trainings ist, verbreitet sich glücklicherweise immer mehr in der Pferdewelt. Wenn wir uns dafür entscheiden, uns um ein Lebewesen zu kümmern, müssen wir auch dafür sorgen, dass es bis ins hohe Alter gesund und fit bleibt. Und das bedeutet auch, dass wir nicht jeden Tag in den Sattel steigen sollten. Aber was macht man nun an einem Tag ohne reiten? Man kann ja nicht immer nur spazieren gehen?

Früh übt sich (Foto: Pixabay)

Ganz einfach: Lass dich inspirieren von den großen Pferdeshows und sieh dir hier vor allem die Freiheitsdressur an. Was haben all diese Pferde und ihre Trainer gemeinsam? – Ein tiefes Vertrauen zueinander, dass die große Arena voller lauter Geräusche und blitzender Lichter absolut ungefährlich ist und sich das Pferd selbst in so einer Situation vertrauensvoll und ganz ruhig auf dem Boden ablegt.

Möchtest du auch eine solch tiefe Verbindung mit deinem Pferd erleben? Dann schnapp dir ein paar Leckerli und fange an, Zirkuslektionen zu erarbeiten! Hier in diesem Beitrag erkläre ich dir, wie du deinem Pferd das Kompliment beibringen kannst. Legen wir los!

Die Verbeugung – So kannst du sie Schritt für Schritt mit deinem Pferd üben

Bevor du nun voller Motivation startest, kommt hier nochmal eine kleine Checkliste für dich:

• Wenn dein Pferd es nicht gewohnt ist, über positive Verstärkung gearbeitet zu werden, festige hier zunächst die Grundlagen und übe Höflichkeit. Wir wollen uns ja schließlich keine Unarten anerziehen, die nur zu Frustration führen. Denn wie alles andere muss auch das Füttern aus der Hand geübt werden.
• Überlege dir, nach welcher Trainingsmethode du arbeiten möchtest. Das Futterlob wird klassisch als Belohnung eingesetzt, wenn das Pferd etwas richtig gemacht hat. Möchtest du nicht mit Futter arbeiten, musst du eine andere Form von Lob finden, die deinem Pferd die Bestätigung gibt, dass es auf dem richtigen Weg ist.
• Für Zirkuslektionen benötigst du nur wenig Ausrüstung. Ich erarbeite die meisten Lektionen in der Freiarbeit. Für die Verbeugung würde ich ein gut sitzendes Halfter, einen langen Strick, eine Dressurgerte und lange Möhren empfehlen. Ich erwähne auch die Arbeit mit der Beinlonge. Hierfür würde ich dir aber raten, einen erfahrenen Trainer zu Hilfe zu nehmen.
• Ganz wichtig ist außerdem ein ordentliches Aufwärmen! Das sollte aber für jedes Training selbstverständlich sein.

Und so geht’s:

Übung 1: Beine weit stellen

Die erste Vorübung für die Verbeugung ist der Spagat. Dabei stellt das Pferd die Beine ganz weit auseinander und geht in eine starke Dehnung. Erkläre deinem Pferd über Touchieren mit der Gerte, dass es die Vorderbeine weiter nach vorne und die Hinterbeine weiter nach hinten stellen soll. Dabei solltest du darauf achten, dass du jedes Bein einzeln ansprechen kannst und dein Pferd die Hilfe versteht.

Tipp: Aus dieser Übung heraus kannst du auch ganz leicht das Plié entwickeln.

Zirkuslektionen fürs Pferd (Foto: Pixabay)

Übung 2: Anheben und Beugen der Vorderbeine

Die nächste Übung zur Erarbeitung des Kompliments ist das Anheben und Beugen der Vorderbeine. Das muss in dieser Haltung natürlich geübt werden, denn die Gewichtsverlagerung ist etwas anders als im normalen Stand. Tippe mit der Gerte das Röhrbein an, sodass dein Pferd das Vorderbein anhebt. Greife das Bein auf Höhe des Röhrbeins und halte es einen kurzen Moment. Stehst du auf der rechten Seite, hebe das Bein mit deiner rechten Hand an. Dann hast du es später leichter, mit der Möhre zwischen die Vorderbeine zu kommen. Falls du dich für die Arbeit mit der Beinlonge entscheidest, solltest du das Pferd nun auch an das Seil gewöhnen. Das Pferd darf in keinem Fall Angst davor haben, dass der Huf von einem Seil gehalten wird.

Übung 3: Gewichtsverlagerung auf die Hinterhand

Nun wollen wir, dass das Pferd lernt, sein Gewicht in dieser Position nach hinten zu verlagern. Hierfür gibst du einen Impuls über das Halfter, so als würdest du wollen, dass es rückwärts geht. Es ist aber wichtig, dass es dabei stehen bleibt und nur das Gewicht verlagert. Dosiere deine Hilfe also ganz genau und gib keinen zu großen Impuls.

Übung 4: Den Kopf zwischen die Vorderbeine locken

Ab jetzt solltest du immer ein Stimmkommando nutzen, z.B. „Kompliment“. Wir konditionieren nun die Bewegung nach unten auf das Kommando und das Antippen mit der Gerte. Locke nun mit einer Möhre den Kopf zwischen den Vorderbeinen hindurch nach unten. Halte die Möhre am besten so, dass das Pferd nicht abbeißen kann. Ziel ist es, das Bein am Boden abzulegen und erst dort zu belohnen. Tut sich dein Pferd schwer, kannst du natürlich auch Zwischenschritte belohnen. Nun müssen wir noch den Kopf wieder gerade nach vorne bekommen. Schiebe dazu die Nase ein Stück nach vorne und belohne an der neuen Stelle. Du kannst auch mit einer zweiten Karotte den Kopf nach vorne locken.

Übung 5: Ohne Hilfestellung auf Kommando ins Kompliment

Zum Lernen der Verbeugung gehört auch, dass du nun Stück für Stück die Hilfen weniger werden lässt. Ziel ist es, dass wir am Ende nur noch unser Stimmkommando mit dem Touchieren des Vorderbeins kombinieren müssen und das Pferd geht selbständig ins Kompliment. Dafür hilfst du immer weniger nach und lässt es seinen Weg nach unten selbst finden. Bedenke, dass es am Anfang sehr schwierig ist, diese Haltung einzunehmen. Dieser letzte Schritt erfordert viel Geduld und regelmäßiges Training. Übe die Lektion immer auf beiden Seiten, um Ungleichheiten vorzubeugen.

So, jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Üben!

Über die Autorin

Larissa Lehmann ist Pferdetrainerin aus Leidenschaft. Mit ihren beiden eigenen Pferden probiert sie ständig Neues aus und legt viel Wert auf eine vertrauensvolle Beziehung. In ihrem Blog ponyundpferd.de schreibt sie zu Themen wie gesunderhaltendes Pferdetraining, artgerechter Haltung und Fütterung, Krankheiten und deren Behandlung und gibt dem Pferdemenschen jede Menge nützlicher Tipps für den Alltag mit.

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