Allergie bei Pferden: Symptome und Behandlung
Nicht nur bei Menschen, auch bei Tieren werden zunehmend Allergien diagnostiziert. Pferde leiden vor allem an allergischen Hauterkrankungen wie Ekzemen, die aufgrund des starken Juckreizes auch eine immense psychische Belastung darstellen. Häufig ist nicht eindeutig zu bestimmen, warum ein Pferd eine Allergie entwickelt und sein direkt neben ihm lebender Stallgenosse nicht. Die kausalen Zusammenhänge bei der Entstehung von Allergien und Autoimmunerkrankungen sind erst stellenweise erforscht. Mit Sicherheit lässt sich lediglich sagen, dass es sich bei einer Allergie um eine Überreaktion des Immunsystems auf einen an sich harmlosen Auslöser handelt, der im Gegensatz zu einem Krankheitskeim eigentlich keine Gefahr für den Organismus darstellt. Dennoch können Allergien für das betroffene Tier sehr belastend sein und seine Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Symptome, die auf eine Allergie beim Pferd hinweisen können, müssen deshalb immer tierärztlich abgeklärt und behandelt werden.
Die häufigsten allergischen Erkrankungen bei Pferden
Sommerekzem
Die meisten Reiter werden es kennen – ein Pferd mit Sommerekzem. Der Name verrät, dass es sich um eine Hauterkrankung handelt, die vor allem in der warmen Jahreszeit auftritt. Auslöser für das Sommerekzem sind die im Speichel stechender Insekten vorhandenen Allergene. Sie führen zu teils starken allergischen Hautreaktionen in Gestalt von pustelförmigem Ausschlag und starkem Juckreiz, vor allem im Bereich von Mähnenkamm und Schweifrübe, am Kinn, an der Stirn und rund um die Augen. Der quälende Juckreiz ist für die berührungssensiblen Tiere fast unerträglich, sodass sich Pferde mit Sommerekzem oft an Bäumen und Zäunen scheuern, was die Haut noch mehr reizt und zu Verletzungen und Sekundärinfektionen mit Pilzen und Bakterien führen kann. Da vor allem dämmerungsaktive Stechmücken das Sommerekzem verursachen, verstärken sich die Beschwerden, wenn Dein Pferd frühmorgens/spätabends auf der Weide ist. Neue Untersuchungen deuten insbesondere auf die Spezies Culicoides als Verursacher der Allergiereaktion hin, doch auch andere Stechmückenarten können die Entstehung eines Sommerekzems auslösen. Abhilfe schaffen spezielle Ekzemer-Decken, welche die Insekten von der Haut fernhalten, Mückenschutzmittel und die nächtliche Unterbringung im Stall statt auf der Weide. Ausritte während der Dämmerung solltest Du Pferden, die an einem Sommerekzem leiden, nicht zumuten. Bei starkem Wind sind die Plagegeister hingegen weniger aktiv – gute Bedingungen für einen Ausritt!
Atopische Dermatitis
Bei der atopischen Dermatitis handelt es sich um eine weitere bei Pferden auftretende allergische Erkrankung, deren Symptome sich ebenfalls an der Haut zeigen. Auch hier sind Hautausschlag und Juckreiz die Leitsymptome und entsprechend ist auch der Leidensdruck des Pferdes sehr hoch. In Abgrenzung zum Sommerekzem treten Rötungen, Pusteln und Entzündungen unabhängig vom Kontakt mit Stechmücken auf – dennoch ist eine trennscharfe Unterscheidung nicht immer möglich, da bei entsprechender Veranlagung sowohl allergische Hautreaktionen auf Insektenstiche als auch auf andere Umwelteinflüsse auftreten können. Die Auslöser für atopische Ekzeme bei Pferden können sehr vielfältig sein und umfassen verschiedene Umweltallergene wie Schimmelpilze, Pollen, Hausstaubmilben und Futtermittel.
Urtikaria (Nesselsucht)
Auch die Urtikaria (Nesselsucht) ist eine Hauterkrankung, die durch eine Überreaktion auf bestimmte Allergene entsteht. Es bilden sich, meist ganz plötzlich, stark juckende Schwellungen (Quaddeln) auf der Haut. Beim Pferd können sie durch verschiedene Auslöser bedingt sein, allerdings meist nicht durch Kontakt mit den namensgebenden Brennnesseln – der Begriff Urtikaria bezeichnet lediglich das Symptombild. Überreaktion auf Medikamente können zu einer Urtikaria führen, doch auch Umwelteinflüsse können eine Rolle spielen. Gut zu wissen: Die Erkrankungen Sommerekzem, atopische Dermatitis und Urtikaria sind nicht immer klar voneinander abgrenzbar.
Erkrankungen der Atemwege
Gerade bei Pferden, die viel Zeit im Stall verbringen, sind allergische Erkrankungen der Atemwege nicht selten. Sie äußern sich durch Husten, eine deutlich vernehmbare Atmung und können in akuten Fällen zu gefährlicher Atemnot führen. Häufiger ist jedoch ein chronischer Verlauf mit schleichender Verschlechterung bis hin zum allergischen Asthma. Als Auslöser gelten schlechte Luftqualität (Stichwort Staub) sowie die Belastung des Futters mit Schimmelpilzen. Pferde, die an einer allergischen Atemwegserkrankung leiden, sind anfälliger für Viren- und Bakterieninfektionen von Bronchien und Lunge. Um vorzubeugen, sollte das Tier möglichst viel Zeit an der frischen Luft verbringen sowie der Stall regelmäßig gereinigt und gründlich gelüftet werden.
Erkrankungen des Verdauungsapparates
Auch Beschwerden wie Blähungen und Durchfall, für die sich keine andere Ursache ermitteln lässt, können auf eine Allergie hindeuten. Als mögliche Auslöser werden sowohl Proteine als auch Kohlenhydrate im Getreidefutter diskutiert – manche Pferde reagieren zum Beispiel allergisch auf Hafer. Zu beachten ist allerdings, dass Reaktionen auf verschiedene im Futter enthaltene Allergene, vor allem auf Schimmelpilze und Futtermilben, bei Pferden oft gar nicht zu Verdauungsbeschwerden, sondern eher zu Atemwegsproblemen und/oder Hautausschlägen führen. Das Futter des Pferds sollte also immer überprüft werden, auch wenn die Verdauung keine Auffälligkeiten aufweist.
Symptome, die auf eine Allergie hindeuten
Die folgende Auflistung enthält eine Übersicht typischer Symptome, die auf eine Allergie beim Pferd hindeuten können (aber nicht müssen). Da unspezifische Beschwerden wie Juckreiz, Atemwegs- und Verdauungsbeschwerden verschiedene Ursachen haben können und nicht immer Anzeichen für eine Allergie sind, solltest Du ein betroffenes Tier unbedingt dem Tierarzt vorstellen. Nur er kann herausfinden, ob eine Allergie vorliegt oder nicht.
Diese Symptome können auf eine Allergie beim Pferd hinweisen:
• Haut: Hautausschlag mit Pusteln, Rötungen und Schwellungen (Quaddeln), begleitet von Juckreiz, infolgedessen Ekzeme, Haarausfall, Wunden
• Atemwege: Husten, verstärkte Atmung, Atemnot
• Augen: Bindehautentzündung
• Verdauungstrakt: Durchfall, Kotwasser, Blähungen
• allgemein: Unruhe, Leistungsabfall
Allergie beim Pferd: Wie kannst Du Deinem Tier helfen?
Zunächst gilt es, zweifelsfrei durch den Vet abklären zu lassen, dass es sich tatsächlich um eine Allergie und nicht um eine andere, möglicherweise schwere und/oder ansteckende Erkrankung handelt. Im Fall von Ausschlägen und Hautentzündungen wäre beispielsweise mittels Ausschlussdiagnose festzustellen, dass nicht Parasiten für die Symptome verantwortlich sind. Leidet das Pferd unter Atemwegsbeschwerden, wird der Tierarzt prüfen, ob es sich eine (virale oder bakterielle) Atemwegsinfektion zugezogen hat. Erhärtet sich im Lauf der Untersuchungen der Verdacht auf eine Allergie, versucht man, den Kontakt mit dem Allergen weitgehend zu vermeiden. Relativ einfach ist dies bei einer Futtermittelallergie, der mit einer Eliminationsdiät und anschließender Futterumstellung beizukommen ist. Im Fall einer Umweltallergie kann sich das deutlich schwieriger gestalten – etwa, wenn das Pferd als Reaktion auf Staub ein Equines Asthma entwickelt. Der Umstieg von Stroh auf eine staubärmere Einstreu wäre hier eine erste Maßnahme.
Auch der Kontakt mit Stechmücken als Auslöser des Sommerekzems lässt sich nicht vollständig vermeiden, aber durch den Einsatz von Pferdedecken und Mückenschutzmitteln zumindest reduzieren. Sekundärinfektionen offener Wunden werden gegebenenfalls mit einem Antibiotikum (bei bakteriellen Infektionen) oder Antimykotikum (bei Pilzbefall) behandelt. Außerdem stehen Antihistaminika zur Verfügung, die der Tierarzt für eine Akutbehandlung als schnell wirkende Spritze geben kann. Bei sehr heftigen allergischen Reaktionen kann der Einsatz von Cortison erforderlich werden. Es unterbindet Entzündungsreaktionen schnell und zuverlässig, hat jedoch zum Teil erhebliche Nebenwirkungen, sodass die Gabe immer zeitlich begrenzt sein sollte.
Eine gute Hygiene sowie Haut- und Fellpflege können bei allergischen Hauterkrankungen die Symptome deutlich verbessern. Zusätzlich kann auch die Verabreichung essenzieller Fettsäuren (etwa in Form von Leinsamen) über das Futter sowohl die Hautbarriere stärken als auch den allgemeinen Gesundheitszustand des Tiers verbessern. Ob und welche Ergänzungsfuttermittel zu empfehlen sind und welche Hausmittel, beispielsweise mit abschwellend wirkenden Kräutern, bei Ekzemen hilfreich sein können, klärst Du im Gespräch mit dem Vet oder dem Tierheilpraktiker. Bei manchen Umweltallergien haben sich außerdem längerfristige Behandlungen wie eine Desensibilisierung oder Hyposensibilisierung als wirksam erwiesen, allerdings ist die Studienlage hier noch nicht so gut wie bei entsprechenden Behandlungen in der Humanmedizin.