Zweifel an den eigenen Reitkünsten

So mancher Reiter kennt das Gefühl: Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, Angst vor Fehlern und die ständige Frage, ob man überhaupt gut genug ist. Das Problem liegt dabei oft nicht in der Technik oder den reiterlichen Fähigkeiten, sondern vielmehr im eigenen Anspruch und der Angst vor Bewertung. Aber warum zweifeln so viele Reiter an sich – und wie können sie diese mentale Blockade durchbrechen? Dieser Frage ist Vanessa Klett, Mental-Coach für Reitsportler, nachgegangen:

Wenn Selbstzweifel Überhand nehmen

Überraschend viele Reiter stellen sich die Frage: „Kann ich überhaupt gut genug reiten?“ – und das oft ganz unabhängig davon, wie gut sie reiterlich wirklich sind. Nicht in mangelndem Talent liegt häufig das Problem, sondern eher beim eigenen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein im Sattel. Leider läßt sich fehlendes Selbstbewusstsein durch Routine und das Sammeln neuer positiver Erfahrungen beim Reiten oft weder regenerieren oder steigern, denn Reiter mit fehlendem Selbstbewusstsein nehmen ihre positiven Erfahrungen häufig gar nicht richtig war oder erkennen diese gar als Erfolge an.

Ausritt
Mangelndes Selbstvertrauen (Foto: Pixabay)

Das Selbstbewusstsein kann man sich wie einen Tank vorstellen. Bei vielen Reitern hat dieser seit Kindertagen an Risse. Manche kleiner, manche größer sind sie durch negative Erfahrungen oder auch verletzende Kommentare entstanden, sowohl beim Reiten selbst als auch in anderen Lebensbereichen. All diese Risse sorgen nun dafür, dass das Selbstbewusstsein ständig ausläuft und kleiner wird. Und da der Tank undicht ist, bringt es auch nichts, neue positive Erfahrungen einzufüllen; die tropfen nämlich einfach genauso schnell wieder heraus, wie sie reingekommen sind. Der Wasserstand im Tank und damit das Selbstbewusstsein des Reiters bleiben also niedrig.

Erst wenn bildlich gesehen diese Risse und Löcher im Tank – also die Ursachen des fehlenden Selbstbewusstseins – tiefgehend bearbeitet werden, kann der Tank durch neue, positive Erfahrungen gefüllt werden und der Wasserstand wieder steigen.

Der Zwang, alles richtig machen zu wollen

Ohne es überhaupt zu merken, sind viele Reiter perfektionistisch und wollen keine Fehler machen. Allerdings sorgt oft genau dieser Anspruch dafür, dass sie noch unsicherer werden. Von Fehlern kann sich nun einmal niemand freisprechen, sie passieren einfach. Und wer nicht gelernt hat, mit ihnen umzugehen, macht sich jedes Mal Selbstvorwürfe. Ein Fehler wird dann nicht mehr als Chance gesehen, etwas zu lernen, sondern als persönliches Scheitern. Und so kommt zum ersten Loch im Selbstbewusstseins-Tank mit jedem Fehler noch ein weiteres dazu. Irgendwann ist der Tank so undicht, dass kein Selbstbewusstsein mehr bleibt – und der Reiter glaubt, er wäre unfähig.

Der raue Ton im Reitsport ist nicht gerade förderlich

Was die Sache nicht einfacher macht: Der Reitsport ist bekannt dafür, dass der Umgangston mitunter ziemlich rau sein kann. Sätze wie: „Das kannst du doch gar nicht!“ oder „Jetzt reiß dich mal zusammen!“ kennt mit Sicherheit jeder. Solche Aussagen können aber deutliche Spuren hinterlassen – hinzu kommt der Leistungsdruck. Reiten ist ein Sport, der nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld kostet. Pferd, Training, Ausrüstung, Turniere – das alles summiert sich schnell auf hohe Beträge. Und wer so viel investiert, hat meistens auch Erwartungen. So kommt der Druck nicht nur von außen – oft fragt auch die eigene Stimme:“ Reicht das, was ich tue? Bin ich gut genug?“

Was andere von mir denken

Nicht selten drehen sich die Gedanken vieler Reiter darum, was Stallkollegen, Trainer und Richter wohl sagen könnten, wenn es mal wieder nicht so klappt, wie es soll. Hinzu kommt die Angst vieler Reiter mit fehlendem Selbstbewusstsein, das eigene Pferd durch die immer gleichen Fehler zu iritieren, während sich die Reiterwelt hinter ihrem Rücken darüber auslässt. Die Gedanken daran, was andere denken und sagen könnten, schwingen unterbewusst bei jeder Entscheidung im Sattel mit und führen dazu, dass der Kopf immer mehr dicht macht. Natürlich passiert dadurch genau das, was der Reiter doch eigentlich vermeiden wollte: ein Fehler. So entsteht ein Teufelskreis.

Gewichtshilfen beim Reiten
Hilfen beim Reiten (Foto: Pixabay)

Selbstvertrauen bedeutet Arbeit

Wer denkt, man müsse nur oft genug positive Erfahrungen machen, um sein Selbstbewusstsein zu stärken, liegt leider daneben. Denn diese werden nicht ausreichen, solange die alten Löcher im Selbstbewusstseins-Tank nicht geschlossen sind. Was es wirklich braucht, ist ehrliche Reflexion. Woher kommen diese Zweifel? Wer oder was hat mich so geprägt, dass ich mir selbst nicht mehr vertraue? Welche Sätze hallen bis heute nach, obwohl sie längst vergangen sind? Nur wenn diese Fragen gestellt – und beantwortet – werden, kann sich etwas ändern.

Fazit: Glaube an Dich selbst!

Der wichtigste Punkt zum Schluss: Die meisten Reiter, die an sich zweifeln, haben sehr gute reiterliche Fähigkeiten. Sie können sie nur nicht zuverlässig abrufen – weil der Kopf ihnen immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Es geht also nicht darum, noch mehr zu trainieren und noch mehr Routine zu bekommen – sondern die Ursachen der eigenen Selbstzweifel zu erkennen und gezielt anzugehen. Nur so kann man das Vertrauen in sich selbst wirklich aufbauen und wieder mit Freude und Leichtigkeit im Sattel sitzen.

Verwendete Quellen: Pressemitteilung Vanessa Klett Coaching LLC

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