Natürliche Barhufbearbeitung – Die Huf Guide Methode
Beschlag oder Barhuf? Diese Frage wird wie so viele andere oft diskutiert in der Pferdewelt. Barhuf ist auf jeden Fall die natürlichste Art und Weise für Pferde, sich fortzubewegen, auch wenn dies nicht in allen Fällen möglich ist. So oder so ist aber immer eine gute Hufpflege erforderlich, um die Gesundheit des Pferdes zu erhalten. Zur Barhufpflege gibt es zahlreiche interessante Bücher, von denen sich Jürgen Grande von Minimal Horsemanship das von Maureen Tierney einmal näher angesehen hat:
Maureen Tierney – The Hoof Guided Method
CreateSpace Independent Publishing Platform (2012)
Review by Jürgen Grande (Minimal Horsemanship) 11/2023
Eine wahre Perle im Bereich der Barhufpflegeliteratur ist nun schon seit gut einem Jahrzehnt auf dem Markt und mir glatt durch die Finger gerutscht. Höchste Zeit, das Versäumte nachzuholen.
Maureen Tierney ist eine von denen, die ihre Kenntnisse und Fähigkeiten überwiegend durch Selbststudium erworben haben. Klarer Blick und grenzenlose Neugier führten sie letztendlich zur eigenen Methode, die sie hier in ihrer Broschüre zusammengestellt hat. Buch kann man diese mit gerade mal 56 Seiten Umfang nicht nennen, aber das dünne Heft hat es dennoch wirklich in sich.
Ich selber bin ja durchaus als Minimalist bekannt, auch bezüglich meiner eigenen Barhufpraxis, aber dass sich dieses Metier schadlos noch weiter vereinfachen ließe, hätte ich mir kaum vorstellen können. Tierneys Herangehensweise ist in der Tat bemerkenswert minimalistisch und vor allem sehr plausibel:
“The Hoof Guided Method (HGM) is based on the theory that the toe is the cause of the vast majority of hoof issues.“ [p.6/7]
“While the advice of many is to trim the heels, my advice is to leave them alone …
As we get the toes to come back, the heels come back – all by themselves.“ [p. 23]
“The Hoof Guided Method is simple. There is no measuring of angles, no aggressive trimming, and no guesswork. The sole is used as a guideline for trimming and the foot itself dictates where and what will be trimmed. The trim focuses on removing material the horse is unable to remove on its own and nothing else. There is no micro-management of the hoof. There is trust in, and reliance on, nature – to heal the foot’s internal structures, and to grow a healthy hoof capsule.“ [p.30]
Tierney gehört also dem seit einiger Zeit erfreulicherweise immer mehr wachsenden Lager des LIM-Trim an. LIM steht für “Less Is More“ (Weniger ist Mehr), ist also moderierend, nicht-invasiv. Dabei lässt sie ihre Vorbilder nicht unerwähnt, auch wenn sie deren Methodik nicht als ganzes übernommen, sondern als Anregung verstanden hat. Wir treffen hier ein paar alte Bekannte wieder: Robert Bowker, Jaime Jackson, KC La Pierre, Eleanor Kellon und Pete Ramey, um die wichtigsten zu nennen.
Auch ich bin der Meinung, dass hingegen die invasiven Behandlungsweisen, wie sie immer noch häufig anzutreffen sind, dem Huf zu viel zumuten und damit Schaden zufügen. Als Ergebnis solch stark modellierender Praktiken finden wir oft Pferde, die genaugenommen lahm sind und ohne Hufschuhe keinen halbwegs vernünftigen Schritt mehr gehen können.
Maureen Tierneys Broschüre (und auch ihre im Netz verstreuten Fachartikel) sind ein wichtiger Beitrag und notwendiges Gegengewicht dazu. Selten hat eine Veröffentlichung eine derart umfassende Zustimmung von mir erhalten wie “The Hoof Guided Method“. Die Sachverhalte sind knapp, präzise und verständlich dargestellt. Doch wer sich darin einlesen möchte, sollte nichtsdestotrotz ein Mindestmaß an Vorwissen haben und mit ein paar Fachbegriffen vertraut sein.
Die Qualität der deutschen Übersetzung, die es auch schon länger gibt, kann ich nicht beurteilen, da ich prinzipiell auf die englischsprachige Originalausgabe zurückgreife.
Jürgen Grande (MinimalHorsemanship@email.de)
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