Mailo–Tagebuch meines traumatisierten Pferdes
Wer sich in Buchläden oder Onlineshops nach Pferdebüchern umschaut, der findet in der Regel 2 Arten von Büchern. Da sind zunächst die Pferdefachbücher, die sich mit allen Dingen rund um das Thema Pferd befassen, wie z.B. seine Ausbildung, Haltung oder Gesundheit. Und dann gibt es da noch die Pferdegeschichten oder -romane für Groß und Klein, die uns mitnehmen in die Welt der Pferde. Einen anderen Weg ist Susamme Meyer mit ihrem Buch Mailo – Tagebuch meines traumatisierten Pferdes gegangen. Wie der Titel schon andeutet, handelt es sich tatsächlich um ein Werk im Tagebuchstil, dass aus einem Tagebuch entstanden ist.
Darin hatte Susanne Meyer ein Jahr nach Mailos Ankunft begonnen, ihre Erlebnisse mit ihrem Pferd aufzuschreiben. Zunächst nur für sich selbst, später veröffentlichte sie ihre Erfahrungen in einem Internetforum und ließ sich dort schließlich von anderen überzeugen, doch ein Buch davon zu veröffentlichen. Also machte sie sich auf die Suche nach einem Herausgeber für ihr Tagebuch, rief bei einem Dutzend Verlagen an und wurde schließlich beim Shaker Media Verlag fündig. Hier wollte man ihr Buch verlegen. So hielt sie es dann eines Tages in den Händen, ihr eigenes Buch Mailo – Tagebuch meines traumatisierten Pferdes.
Herausgekommen ist ein unheimlich bewegendes Buch, das hoffentlich so manchen zum Nachdenken anregt. Dabei war ich selbst bereits nach der Vorgeschichte im Buch kurz davor, es wieder aus der Hand zu legen und nicht weiterzulesen, denn Susanne Meyer beginnt in ihrem Buch mit einem gnadenlos ehrlichen Einblick in ihre lange Reiterlaufbahn, und es ist für Pferdefreunde nicht unbedingt sehr schön, was man hier zu lesen bekommt:
„…ich ritt bei vielen Ausbildern, um es noch besser zu können. Natürlich nutzte man irgendwann auch Sporen, denn die anderen hatten ja auch welche. Mit der Gerte konnte man das Pony auch noch „motivieren“. Er wehrte sich auch nicht großartig. Nebenbei durfte ich ihn auf der HansePferd und der Nordpferd vorstellen, denn er war einer der wenigen Haflinger, die es in der Ausbildung so weit geschafft hatten. Es gab nichts, was er nicht mitgemacht hätte… – …Man darf mich auch steinigen, aber als er dann inrgendwann nicht mehr konnte mit seiner Arthrose, habe ich ihn einer Bekannten in den Offenstall gegeben. Etwas gewundert hatte ich mich dann über sein abweisendes Verhalten, wenn ich ihn ab und an mal besuchte.“
Wenn man so etwas liest, dann sträuben sich einem erst einmal alle Nackenhaare (mir zumindest) und man wird traurig und wütend zugleich. Aber leider ist so etwas auch heute noch in vielen Ställen und bei so manchen Turnieren üblich. Und Susanne Meyer hat sich auch etwas dabei gedacht, als sie ihre Vorgeschichte zum Anfang des Buches veröffentlichte. Dies steht als kursiv gedruckte Widmung schon auf einer der ersten Seiten: „Für all die Menschen, die gegenüber ihrem Pferd die Augen öffnen wollen.“ Und sie schafft es mit ihrem Buch, anderen Menschen Mut zu machen, ihr Pferd mit anderen Augen zu betrachten und sie zum Nachdenken anzuregen.
So habe auch ich das Buch letztendlich weitergelesen und es nicht bereut. Von der auf funktionieren ausgerichteten Sportreiterei spannt die Autorin den Bogen zu einer Beziehung, die heilen und entwickeln hilft. Ausgelöst wird dies durch die Begegnung mit einem besonderen Pferd, dessen Traumatisierung Susanne Meyer vollkommen herausfordert. Damit beginnt ein Weg der besonderen Art, der eine Reise nicht nur zur Heilung des Pferdes, sondern immer mehr auch seiner Besitzerin wird. Diese Reise führt beide zu verschiedenen alternativen Heilmethoden (die Tierkommunikation ist eine davon) und hilft ihnen, sich auf ungeahnte Weise einer neuen Ebene des Verständnisses und Vertrauens zu öffnen.
„Ich glaube, wenn alle Pferde Feedback geben dürften, würden sich viele Reiter einen Golfschläger kaufen. Ich für mich finde es persönlich sehr wichtig, dieses Pfed so sanft wie möglich zu reiten. Mailo ist vorher „vergewaltigt“ worden und hatte den Spaß am Reiten absolut verloren. Ich bin es ihm einfach schuldig, zu zeigen, das es auch anders geht. Zum anderen läßt er sich zu nichts zwingen, was ich auch nie tun würde. Ja, wenn wir die Reitlehren umschreiben würden, würden die weißen Jacken schnell vor der Tür stehen.“
Ungefähr zwei Jahre in ihrem Leben mit Mailo hat Susanne Meyer in Mailo – Tagebuch meines traumatisierten Pferdes dokumentiert. Sie erzählt, wie er sie zum ersten Mal aus heiterem Himmel abwirft, wie er versucht, jeder Berührung zu entkommen und wie sie schließlich mit Hilfe einer Tierkommunikatorin zu ihm findet. Dabei war sie nie ein esoterischer Mensch oder hat gar an solche Dinge geglaubt. Doch für den braunen Lusitano mit seinen Narben an Beinen, Körper und im Gesicht, von dem sie nur erahnen kann, was ihm angetan wurde, versucht sie alles. Und so erlebt sie nach mehr als 20 Jahren und 26 verschiedenen, eigenen Pferden zum ersten Mal eine tiefe Freundschaft mit einem Pferd.
Auch, wenn man sich an die Tagebuch-Schreibart des Buches erst ein wenig gewöhnen muss, so entwickelt man doch schnell das Gefühl, immer direkt beim Geschehen dabei zu sein und alles „live“ mitzuerleben. Natürlich gibt es auch mal Einträge, die vielleicht nicht ganz so spannend sind, aber auf jeden Fall plagt einen immer die Neugier, wie es wohl weiter geht mit den Beiden. Hinzu kommt, dass wir unheimlich viel erfahren über Trainingsmöglichkeiten, den Umgang mit Pferden sowie bekannte und weniger bekannte Behandlungsmöglichkeiten. Zum Schluß regt es hoffentlich möglichst viele Menschen an, so manche Dinge im Umgang mit Pferden zu hinterfragen, nicht nur im Reitsport…
Über die Autorin
Susanne Meyer wurde in Hamburg geboren. Nach ihrer Ausbildung zur Tierarzthelferin zog sie mit ihrem Mann aufs Land. Dort konnte sie sich den Traum vom eigenen Pferd als Selbstversorgerin auf dem eigenen Hof ermöglichen. 1990 begann sie eine zweite Ausbildung zur Krankenschwester. Ihr reiterlicher Werdegang begann in ihrer Kindheit zunächst als Freizeitreiterin. Später erlernte sie die Reitweise der FN und blieb über 20 Jahre dabei. Neben der Absolvierung aller Reitabzeichen schloss sie 1995 die Prüfung zum Reitwart erfolgreich ab. In dieser Zeit war sie über dreizehn Jahre als Turnierreiterin erfolgreich.
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