LIEBLINGSBÜCHER

Jürgen Grande (Minimal Horsemanship) hat uns schon zahlreiche interessante sowie kritische Beiträge und Rezensionen zur Verfügung gestellt. Für ihn ist es nicht sonderlich zielführend, mit hermetischen oder dogmatischen Methoden an Pferde heranzugehen. Viel wichtiger erscheint ihm, die wirklich wichtigen und richtigen Fragen zu stellen und die Antworten darauf am Erfolg in der Praxis zu messen. Gute Pferdeleute und deren Ratschläge halfen da auch ihm stets weiter. Hier findest Du seine persönlichen Favoriten – eine kleine Auswahl aus seiner Privatbibliothek, die er uns wärmstens ans Herz legt. Die Reihenfolge ist dabei zufällig gewählt:

REITLEHRE UND PHILOSOPHIE

Sadko G. Solinski, Reiten – Reiter – Reiterei (Olms Presse 1983)
Welch ein Buch! Solinski (1937-2005) ist ein Radikaler im besten Sinne: die Dinge bei den Wurzeln packen. Kompromisslos geißelt er die Fehlentwicklungen in Zucht, Amateur- und Sportreiterei und stellt diesen sein Konzept der „Freizeitreiterei“ entgegen. Er meint damit den „ritterlichen“ Umgang mit körperlich dafür geeigneten Pferden, wie er in den alten Akademien gelehrt wurde, aber auch in der Gebrauchsreiterei Südwesteuropas praktiziert wird.

Solinskis Ahnengalerie ist deutlich eingeschränkt: F.R. de la Guérinière und Nuno Oliveira finden hier vordergründig Erwähnung. Wer dieses Buch unvoreingenommen liest, wird Pferde mit ganz anderen Augen sehen. Zum Glück gibt es inzwischen wieder einen Nachdruck des Originals.

Antoine de Pluvinel, L’instruction du Roy en l’exercice de monter à cheval (Amsterdam 1666; reproduction hachette livre & BnF)

Auch wenn die Reitweise der „alten Meister“ schon lange nicht mehr meinen eigenen Vorstellungen entspricht, können deren Werke dennoch Quellen der Inspiration sein. Ich bin ohnehin der Auffassung, man sollte sich einen profunden Einblick in die historische Reitliteratur verschaffen, speziell jene seit der Renaissance. Pluvinel ist einer meiner Favoriten. Er hat Dinge gesagt, die auch heute noch in großen Lettern über den Eingängen der Pferdeställe eingraviert sein sollten. Die Fertigstellung des Buchs hat nach Pluvinels Ableben dessen Schüler und Freund René Menou de Charnizay besorgt. Ein wahrer Klassiker.

Alexander Nevzorov, The Horse Crucified and Risen (Nevzorov Haute École 2011)

Der Russe ist zugegebenermaßen eine schillernde Figur: Stuntman, Soldat und Duma-Abgeordneter, kritischer Fernsehjournalist und letztendlich, wie ich meine, einer der herausragenden Vertreter der reiterlichen Hohen Schule der letzten Jahrzehnte. Es gibt bezüglich Pferdetraining ein paar merkwürdige und bösartige Gerüchte über ihn, deren Herkunft ich kenne und die soviel Wahrheitsgehalt haben wie die Behauptung, die Erde sei eine Scheibe.

Das Ehepaar Nevzorov lebt derzeit im Exil, nachdem Alexander wegen Unbotmäßigkeit von der russischen Justiz in Abwesenheit zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Dieses Buch ist eine nüchterne und gleichzeitig verstörende Bestandsaufnahme und Anklage menschlicher Brutalität gegenüber Pferden.

Alexander Nevzorov, Tractate on a School Mount (Nevzorov Haute École 2012)

Diese Abhandlung beschäftigt sich mit dem unerschöpflichen Thema „der richtige Sitz“. Bei Nevzorov geht es vordergründig um den korrekten Schulsitz, angereichert mit abschreckenden Gegenbeispielen aus der Amateurreiterei und Dressur.

Lydia Nevzorova (Editor), Equestrian Sport (Nevzorov Haute École 2012)

Alexanders Frau entlarvt hier den Aberglauben, moderner Pferdesport habe etwas mit Kunst zu tun.

Michael Bevilacqua, Freunde fürs Leben (Eigenverlag 2012)

Der weltweit oberste Vertreter der Nevzorov Haute École mit Wohnsitz in Kanada legt hier seine reiterliche Autobiographie vor, bei der ich meine eigene Entwicklung in vielem wiedererkenne. Es ist aber mehr als das – es ist eine Ode an das Pferd.

Ren Hurst, Riding on the Power of Others (Vegan Publishers 2015)

Die ehemalige professionelle Sportreiterin und -trainerin zeigt hier, wie sich ihr Bewusstsein und ihr Umgang mit Pferden radikal umgekrempelt hat. Eine Entwicklung, wie wir sie in letzter Zeit weltweit immer häufiger finden können. Äußerst begrüßenswert.

Marlitt Wendt, Vertrauen statt Dominanz (Cadmos 2010)

Eine der wenigen deutschsprachigen Autoren, die mit den weitverbreiteten primitiven Rangordnungstheorien aufräumen und das Sozialverhalten von Pferden ins rechte Licht rücken. Das hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf Umgang und Training. Weitere Bücher von ihr sollten ebenso Beachtung finden, darunter „Wie Pferde fühlen und denken“, „Die Intelligenz der Pferde“, „Die Rechte der Pferde“, „Was fühlt das Reitpferd“.

Ludwig Koch, Die Reitkunst im Bilde (2. Auflage; Wien 1928)

Koch, hauptberuflich eigentlich ein Kunstmaler und Graphiker, hat zudem mit dem Reiten seine langjährige Obsession gefunden. Dabei fühlt er sich der Spanischen Hofreitschule in Wien genauso verbunden wie dem ortsansässigen Campagnereiterei-Verein. Koch kann gut beobachten, treffend beschreiben und kommentieren als auch das Beobachtete mit großer Genauigkeit graphisch sowie malerisch zu Papier bringen. Ein wirklich informatives Schmuckstück. Leider ist der Reprint bei Olms auch schon länger vergriffen.

Klaus Ferdinand Hempfling, Nicht du suchst das Pferd, das Pferd sucht dich! (Cadmos 2010)

Hempflings Bücher eröffnen sich einem nicht sofort. Sein berühmtes Erstlingswerk „Mit Pferden tanzen“ las ich drei Mal in Abständen von mehreren Jahren, bis mir dessen Bedeutung endlich klar war. Schwere Kost auch “What Horses Reveal“, eine Abhandlung über die 26 Charaktergruppen bei Pferden. „ … das Pferd sucht dich!“ ist das bisher am leichtesten verständliche Buch des „Pferdeschamanen“, wie der Autor auch genannt wird, und es ist auch vergleichsweise sehr praxisbezogen. Für Einsteiger in Hempflings Welt durchaus empfehlenswert.

Bill Dorrance & Leslie Desmond, True Horsemanship Through Feel (Lyons Press 2001)

Als Bill zusammen mit seiner Meisterschülerin, Vertrauten und Mitautorin sein Buch noch selber in Händen hielt, war er bereits 93 Jahre alt und blickte auf ein langes Leben mit Pferden zurück. Es ist aber nicht nur die Fülle seiner Erfahrungen, sondern auch die spezielle Art und Weise, wie er Pferde nicht technisch betrachtet, sondern einen Umgang pflegt, den er selber als Feel bezeichnet, ein Wort, das im Deutschen keine umfassende Entsprechung hat. Die Lektüre dieses Buches hat mich in meiner eigenen Entwicklung ein gutes Stück weiter gebracht.

Mark Rashid, Nature in Horsemanship (Skyhorse Publishing 2011)

Wenn ich gefragt werde, wer mich auf meinem Weg der Wahrheitssuche am meisten inspiriert hat, dann fällt mir auffallend oft sofort der Name dieses Horseman aus Colorado (USA) ein. Merkwürdig dabei: Seine zahlreichen Bücher sind eigentlich keine Lehrwerke, sondern vielmehr Sammlungen von Geschichten und Anekdoten, angereichert mit einer sehr speziellen Sicht der Dinge. Der praktische Nutzen ergibt sich erst, wenn man eigenständig darüber nachdenkt, was Mark wohl mitteilen will, was also gewissermaßen zwischen den Zeilen geschrieben steht.

Ich habe in all den Jahren viel von ihm gelesen, manches davon mehrfach. Es sind zunächst die Klassiker, wie “Considering the Horse“, “A Good Horse Is Never A Bad Color“, “Horses Never Lie“, „Life Lessons From A Ranch Horse“, “Horsemanship Through Life“, “Whole Heart, Whole Horse“, „Life With Horses“, „Big Horses, Good Dogs & Straight Fences“. Allesamt nach wie vor empfehlenswert*.

Neueren Datums sind die Werke, die stark von Rashids langjähriger Beschäftigung mit Aikido beeinflusst sind, einer rein defensiven japanischen Kampfkunst, deren Philosophie erstaunlich gut zum Umgang mit Pferden passt. Mark hat sogar eine eigene Version für Reiter entwickelt, er nennt sie „Aibado“. Wer den aktuellen Rashid kennenlernen will, greife zu “A Journey to Softness“, „Finding the Missed Path“, „For the Love of the Horse“ und vor allem “Nature in Horsemanship“. Nicht alle seine Bücher sind übersetzt worden. Wer ausreichend Englisch kann, dem empfehle ich ohnehin die Lektüre im Original.

Giovanni Battista Tomassini, The Italian Tradition of Equestrian Art (Xenophon Press 2014)

Tomassini hat Seltenheitswert: seriöser Journalist, Forscher, Historiker und zudem ein versierter Reiter. Englisch beherrscht er offenbar wie seine eigene Muttersprache, was dem vorliegenden Buch sehr gut getan hat, denn Tomassini hat es selber übersetzt. Wer gut Italienisch kann, besorge sich das Original mit dem Titel „Le opere della cavalleria: La tradizione italiana dell’arte equestre durante il Rinascimento e nei secoli successivi“ (2013).

Die italienische Reitkunst steht heute nicht besonders hoch im Kurs, was durchaus damit zu tun hat, dass hier sehr lange Zeit keine wirklich herausragenden Rittmeister oder Institute mehr hervorgegangen sind. Das ist einigermaßen befremdlich, denn im 16. Jahrhundert, in der Renaissance, war Italien d a s Zentrum europäischer Reiterei, insbesondere in Neapel. Große Meister wirkten hier, wie Grisone, Pignatelli, Fiaschi, Corte, Ferraro, Caracciolo, Pavari, Siliceo und Malatesta.

Berühmte Schüler gingen daraus hervor, die später eigene Werke schrieben oder Schulen gründeten und ihr Wissen im Ausland verbreiteten, zum Beispiel de Pluvinel und de la Broüe in Frankreich. Wer zu jener Zeit in Europa etwas auf sich hielt, musste unbedingt einen italienischen Stallmeister an seinem Hofe haben.

Tomassinis Buch ist eine wahre Fundgrube und öffnet die Augen dafür, dass die europäische Reiterei ohne die italienische Renaissance wohl ganz anders ausgesehen haben könnte. Weiterführende hervorragende Fachartikel findet man übrigens auf der Homepage “worksofchivalry.com“

Philippe Karl, Irrwege der modernen Dressur (Cadmos 2006/2007)

Auch wenn die Reitweise des Franzosen nicht mit meiner übereinstimmt, so ist sein Buch für mich dennoch wert, mich kritisch damit zu beschäftigen. Zuvörderst knöpft sich Karl die Richtlinien der deutschen FN vor und kommt zu einem nicht gerade schmeichelhaften Ergebnis. Außerdem erfahren wir hier nützliche Dinge bezüglich der Biomechanik des Pferdes.

Monika Lehmenkühler, Anspruchsvoll gebisslos reiten (Olms 2010)

Gebissloses Reiten wird landläufig immer noch gerne als B-Ware der Kunst betrachtet – gewissermaßen Reiten für freizeitmäßige Wenigkönner. Es gibt jedoch weltweit inzwischen genügend Gegenbeweise, von entspanntem Geländereiten bis hin zur Ausbildung in Hoher Schule einzig und allein mittels Halsband. Lehmenkühler hat für die Zwecke anspruchsvoller Dressur eine eigene Zäumung entwickelt, den LG-Zaum, umgangssprachlich “Glücksrad“. Wir finden eine Menge praktischer Tips, die auch mit anderer gebissloser Zäumung durchaus funktionieren. Dieses Buch hat auf jeden Fall um einiges mehr an Substanz als so manch andere Ratgeber, die derzeit den Markt überschwemmen. Auf Pferdekult.de ist eine Rezension von mir zu lesen.

Imke Spilker, Selbstbewusste Pferde (animal learn Verlag 2006)

Schon der Untertitel „Wie Pferde ihre eigenen Übungen und Lektionen entwickeln“ zeigt, dass es sich hier nicht um ein herkömmliches Regelwerk handelt, mittels dessen oft nur mechanistisch gegen das Pferd gearbeitet wird. Spilker entwirft hier vielmehr ein Konzept im Umgang auf Augenhöhe und Wertschätzung, um spielerisch und mühelos Ergebnisse zu erzielen. Ein wunderschönes, oft sehr poetisches Buch.

Werner Poscharnigg, Meilensteine Österreichischer Reitkunst (Eigenverlag 2013)

Das was Tomassini in Italien ist, finden wir mit Poscharnigg in Österreich: studiert, intellektuell, belesen und hochgradig pferdekundig. Die „Meilensteine“ sind nicht nur ein guter Einstieg in die Historie, sondern auch eine Bereicherung, denn hier finden wir oft Neues, bislang Unbekanntes sowie Korrekturen veralteter hippologischer Geschichtsschreibung. Das macht Lust auf mehr, und diese Lust befriedigt Poscharnigg mit einer Reihe weiterer Veröffentlichungen:

„Spanische Hofreitschule in der Belle Époque“, „Max von Weyrother – Gesamtwerk“, „Johann Christoph von Regenthal – Compendium der Reitkunst“, „Johann Baptist von Sind – Reitkunst nach wahren Prizipien“, „Giovanni Battista Galiberto – Kaiserlich Reitschule Wien 1660“, „Adam von Weyrother – Der perfekte Reitmeister“, „Franz von Holbein & Johann Meixner – Directiven“. Wer sich ernsthaft mit der geschichtlichen Entwicklung der Reitkunst in unserem Nachbarland beschäftigen will, kommt um Poscharnigg nicht herum.

Gawani Pony Boy, Horse Follow Closely (Franckh-Kosmos 1999)

Es hält sich hartnäckig das alte Gerücht, die Native Americans (landläufig Indianer genannt) seien erst durch die iberischen Eroberer im 16. Jahrhundert mit Pferden in Kontakt gekommen. Neuere Forschungen jedoch, beispielsweise dokumentiert in der Dissertation von Yvette Running Horse Collin, legen nahe, dass das Pferd schon viel früher in Amerika war und zur Kultur der Ureinwohner gehörte. Gawani ist einer der wenigen, die sich dieser Tradition schriftlich angenommen haben. Sein Buch ist inzwischen auch schon so eine Art Klassiker.

Carl Gräfe, Die Haltung und der Sitz des Reiters (Olms 1991)

Die „korrekte“ Positur zu Pferde ist schon immer ein schier unerschöpfliches Thema gewesen und bis heute nicht abschließend geklärt. Gräfes Buch reicht bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und zeigt detailreich auf über 400 Seiten, was alles bis dahin an Meinungen vertreten wurde. Ein hippologisches Juwel.

Audrey Hasta Luego, Magie der Freiheit (WuWei 2013)

Die professionelle Showreiterin zeigt hier ihre besondere Form der Freiheitsdressur, die weit über die gängigen Zirkuslektionen hinausgeht. Ihre Gedanken zu einem neuen Ansatz der Pferd-Mensch-Beziehung kommen häufig meinen eigenen Vorstellungen entgegen. Ein wirklich erfreuliches Buch aus der ansonsten nicht gerade zimperlichen Profiecke.

UNGULOLOGIE

Konstanze Rasch, Problemlos eisenlos – Wege zum Barhuf (Müller Rüschlikon 2019)

Es gibt in Deutschland nur wenige seriöse Barhufinstitute. Die DHG e.V. (Deutsche Huforthopädische Gesellschaft) ist eines davon. Dort wird nicht nur ausgebildet, sondern auch ernsthaft wissenschaftlich geforscht. Koryphäen aus aller Welt geben dort regelmäßig Gastvorträge. Die Vorsitzende der DHG, Frau Rasch, hat mit „Wege zum Barhuf“ sowie „Diagnose Hufrehe“ zwei Bücher abgeliefert, die Standardlektüre für alle sein sollten, die sich mit Hufen beschäftigen, auch wenn manche Punkte darin diskussionswürdig bleiben.

Pete Ramey, Care and Rehabilitation of the Equine Foot (Hoof Rehabilitation Publishing 2013)

Wer keine Angst vor Wissenschaft und vor 450 Seiten dichtbedrucktem Großformat hat, wird sich hier heimisch fühlen. Ramey, ehemaliger Hufschmied und Jackson-Schüler, hat seine eigenen Ideen weiterentwickelt und mit ein paar kompetenten Fachleuten (wie Robert Bowker, Hilary Clayton, Brian Hampson, Eleanor Kellon, Kerry Ridgway, Debra Taylor und Kathryn Watts) ein Kompendium verfasst, an dem für alle, die ernsthaft Barhufpflege betreiben wollen, kein Weg vorbei führen sollte.

Undogmatisch und weitsichtig aufbereitet erfahren wir hier nicht nur den nach wie vor aktuellen Forschungsstand, sondern auch viele Tips zur praktischen Anwendung. Es werden zudem die richtigen und wichtigen Fragen gestellt zu ungelösten Problemen und unerforschten Phänomenen. Eine umfangreiche Sammlung stets aktualisierter Fachartikel auf Rameys Website ergänzen das Ganze.

Susan Kauffmann & Christina Cline, The Essential Hoof Book (Trafalgar Square 2017)

Für Leute, die nicht so sehr auf übermäßig verkopfte Theorie stehen, ist dieses Buch optimal. Schön und leicht geschrieben, reich bebildert, sollte es in der gutsortierten Bibliothek des Barhufliebhabers nicht fehlen. Näheres ist in meiner Rezension zu lesen, die ich bei Amazon eingestellt habe.

Maureen Tierney, The Hoof Guided Method (Maureen Tierney, no year)

Eher eine Broschüre als ein Buch – dafür ist der Inhalt kompakt und brillant. Siehe meine Rezension auf Pferdekult.de

WISSENSCHAFT

Janet L. Jones, Horse Brain – Human Brain (Trafalgar Square 2020)

Ein Muss für jede Pferdebibliothek. Siehe meine Rezension auf Pferdekult.de

W. Robert Cook & Hiltrud Strasser, Metal in the Mouth (Sabine Kells Publishing 2003)
Die beiden zeitgenössischen Pioniere des gebisslosen Reitens zeigen hier auf eindringliche Weise, warum ins Pferdemaul keine unnatürlichen Gegenstände gehören sollten.
Eine gekürzte Fassung auf Deutsch gibt es auch: Hiltrud Straßer & Robert Cook, Eisen im Pferdemaul (Knirsch-Verlag 2003).

Jaime Jackson, The Natural Horse (Star Ridge Publishing 1992/1997)

Jackson ist, neben Hiltrud Straßer, einer der Pioniere der modernen Barhufbewegung. Als langjährig praktizierender Hufschmied kennt er das Metier von Grund auf. Zweifel an seiner Tätigkeit brachten ihn in den 1980er Jahren dazu, frei lebende Pferde im Great Basin der USA zu studieren. Die Ergebnisse trug er dann zusammen in “The Natural Horse – Foundations For Natural Horsemanship“.

Auch wenn ein paar seiner Ansichten und Ergebnisse heute erweitert worden sind oder als revidiert gelten, ist dieses Buch allein schon deswegen lesenswert, da es zum besseren Verständnis beiträgt, wie sich die Szene der Barhufbefürworter in den letzten drei Jahrzehnten entwickelt hat und warum es nach wie vor keine einheitliche Methode der Barhufpflege gibt.

Jacksons spätere Veröffentlichungen “Horse Owners Guide to Natural Hoof Care“, “The Natural Trim“ sowie “Laminitis“ sollten ebenfalls Teil eines ernsthaften Barhufstudiums sein, auch wenn die dort vetretenen Grundthesen manchmal etwas zu hermetisch und dogmatisch erscheinen.

Lucy Rees, Horses in Company (JA Allen 2017)

Die gebürtige Waliserin (Jahrgang 1943) lebt schon geraume Zeit in Spanien, wo sie Kurse anbietet und sogar eine eigene Herde wildlebender Pferde ins Leben gerufen hat. Als akademisch ausgebildete Verhaltensforscherin bereiste, studierte und dokumentierte sie weltweit immer wieder unterschiedlichste Typen frei lebender Pferdeherden, trug die Ergebnisse zusammen und bewertete sie wissenschaftlich. Auf dieser Grundlage entstand das vorliegende Buch, das ich allen wärmstens empfehle, die sich ernsthaft mit Pferdeverhalten beschäftigen wollen.

Linda Tellington-Jones, Die Persönlichkeit Ihres Pferdes (Franckh-Kosmos 1995)

Eine Zeitlang war ich einigermaßen skeptisch, ob man tatsächlich an Merkmalen des Kopfes auf den Charakter eines Pferdes schließen kann. Ein paar Jahre der Beobachtung in meinem Umfeld ergaben eine erstaunliche Bestätigung und Übereinstimmung.
Heute ist Lindas Buch eine meiner drei Hauptquellen für die Begutachtung individueller Pferdepsyche, neben Hempflings System der 26 Charaktergruppen und Parellis HorsenalityTM-System.

Dr. Stephen Peters & Martin Black, Evidence-Based Horsemanship (Wasteland Press 2012)

Ein Neurowissenschaftler und ein Pferdetrainer, beide mit jahrzehntelanger Erfahrung, tun sich zusammen und veröffentlichen etwas, was es in der gängigen Reitliteratur leider viel zu selten gibt: ein wissenschaftlich fundiertes Werk, auch für Laien leicht verständlich und kurz gefasst, aber trotzdem aussagekräftig und für das bessere Verständnis von Pferden hilfreich.

Heinrich & Volker Schusdziarra, Das Gymnasium des Reiters (Paul Parey 1978)

Der Titel ist nicht umsonst an den Steinbrechtklassiker angelehnt. Die beiden Autoren, Vater und Sohn, sind aber nicht nur langjährige erfahrene Reiter, sondern auch Humanmediziner, die einen wissenschaftlichen Blick auf unsere körperlichen Eigenheiten werfen. Dabei werden Regeln der gängigen Reitlehren unter die Lupe genommen und häufig genug revidiert. Es gibt da einige Überraschungen. Auch für Nichtmediziner verständlich und nachvollziehbar geschrieben.

Und hier noch nebenbei ein paar Leute, von denen bis dato keine oder nur spärliche schriftlichen Zeugnisse vorliegen und von denen ich mir mehr gewünscht hätte:

Giovanni Battista Pignatelli

Mit einiger Sicherheit d e r Rittmeister der italienischen Renaissance. Aus ganz Europa strömten die Höflinge zu ihm nach Neapel. Pignatelli hatte also dauernd zu tun, was wohl auch der Grund für den Zeitmangel war, der ihn vom Schreiben abhielt. Seine Bedeutung bezeugen seine zum Teil auch berühmt gewordenen Schüler.

Louis Cazeau de Nestier

Kollege und Zeitgenosse von F.R. de la Guérinière. An der Wand neben meinem Schreibtisch hängt eine Graphik, die Nestier bei der Ausführung einer Piaffe zeigt. Allein diese Darstellung lässt erahnen, was uns durch den Mangel an schriftlichen Hinterlassenschaften entgehen dürfte.

Dom Duarte I, Livro do Cavalgar

Eduard I., König von Portugal, ist 1438 leider an der Pest verstorben, und so konnte er sein Werk über die Reitkunst nicht mehr vollenden. Das ist schade, denn allein das Fragment (ein handschriftliches Unikat) lässt ahnen, mit wieviel Pferdeverstand Duarte ausgestattet war. Das Inhaltsverzeichnis verrät uns, er habe auch ein eigenes Kapitel über Charakter und Psyche des Pferdes geplant. Das hätte mich brennend interessiert. Die Handschrift wurde 2016 von J.L. Forgeng ins Englische übersetzt veröffentlicht.

Die Aufzählung meiner Lieblingsbücher ist eine Positivliste und gewiss nicht vollständig, denn es gibt noch viel zu entdecken und zu erforschen. In meiner Bibliothek (physisch als auch digital) befindet sich zudem haufenweise Literatur, die ich als weitgehend harmlos, unbedeutend, unnütz, obsolet, wirr, falsch oder gar peinlich bezeichnen möchte. Aber um das einschätzen zu können, muss man das Zeug ja erst einmal gelesen haben. Das ist eben das Schicksal des gewissenhaften Hippologen.

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