Nina – Das Flüstern der Pferde
Tiere und besonders Pferde sind wunderbare Lebewesen. Sie beurteilen uns nicht und nehmen uns so an, wie wir sind – völlig urteilsfrei. Weder die Hautfarbe, noch das Aussehen oder der Glaube spielen für sie eine Rolle. Bei uns Menschen sieht es da schon ein wenig anders aus. Wir pressen unsere Mitmenschen gerne in Schubladen und wenn sie nicht unserer Norm entsprechen, grenzen wir sie auch schon mal aus. Und das, obwohl wir manchmal gar nichts über die Hintergründe wissen.
Die 25-jährige Nina kennt das nur zu gut. Sie ist die Hauptdarstellerin im neuen Buch „Nina – Das Flüstern der Pferde“ von Carina Warnstädt und sie hat Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation und auch Interaktion. Ihr fällt es z.B. schwer, ein ganz normales Gespräch zu führen oder sich in andere hinein zu versetzen. Vor einiger Zeit erhielt sie daher die Diagnose Autismus. Viele Menschen kennen zwar diesen Ausdruck, aber nur wenige wissen genau, was sich alles dahinter verbirgt.
Wie aber kommt nun eine junge Autorin dazu, einen „psychologischen Pferderoman“ (so bezeichnet Carina ihr Buch selbst) über dieses Thema zu schreiben und es auch noch mit den Pferden zu verbinden? Wenn man sich ihren eigenen Lebensweg anschaut, kann man es nachvollziehen. Carina hat von Kindesbeinen an mit Pferden zu tun und besitzt selbst 2 Pferde. Und geschrieben hat sie auch schon immer gern. Außerdem hat Carina gerade erst ihren Bachelorabschluss in Psychologie abgeschlossen. So schließt sich also der Kreis.
Herausgekommen ist mit „Nina – Das Flüstern der Pferde“ ein tolles Buch über eine besondere, junge Frau, die seit einiger Zeit mit der Diagnose „Autismus Spektrum Störung“ leben muss. Dabei gelingt es Carina wunderbar, Ninas Gedanken, Träume und Wünsche zu schildern und uns so einen einfühlsamen Einblick in ihr Leben zu geben. Aber auch die Pferde kommen hier nicht zu kurz, besonders die Kaltblutstute Fiola spielt eine wichtige Rolle. Zudem können wir allgemein sehr viel über den Umgang mit Pferden aus diesem Buch mitnehmen.
Aber wie kommt man als junges Mädchen überhaupt dazu, ein Buch zu veröffentlichen? Das und noch einges mehr wollten wir von Carina Warnstädt wissen und haben ihr daher einige Fragen gestellt:
Bei Pferden handelt es sich um besondere Wesen, die uns auf vielfältige Weise faszinieren. Wie bist Du zu diesen wunderbaren Tieren gekommen?
Eigentlich komme ich nicht gerade aus einer pferdeaffinen Familie, aber ich hatte das Glück, dass meine Tante Pferde hatte. Und so konnte ich schon als kleines Kind Pferdeluft schnuppern. Damit war es dann auch schon um mich geschehen. Ich wollte unbedingt reiten lernen, war aber zu dem Zeitpunkt noch zu jung, um irgendwo in einer Reitschule unterzukommen. Also begann ich zu voltigieren – circa ein Jahr später war ich von der Idee zu reiten immer noch begeistert und konnte endlich Reitstunden nehmen. Danach hat man mich erst recht nicht mehr von den Pferden weg bekommen. 🙂
In Deinem Buch spielen Pferde eine wichtige Rolle – was fasziniert Dich an ihnen?
Ich glaube, was alle Menschen an Pferden fasziniert sind ihre edle Ausstrahlung, die große Stärke und gleichzeitig die beeindruckende Sanftmütigkeit. Doch wenn man die Tiere erst einmal besser kennen- und verstehen lernt, sieht man noch so viel mehr. Wir können eine sehr vertraute Beziehung zu einem so großen Fluchttier erreichen, dass das Pferd mit uns wortwörtlich durchs Feuer gehen würde. Das ist etwas absolut besonderes. Gleichzeitig können wir durch das Pferd unheimlich viel über uns selbst lernen. Es bietet uns Entwicklungsmöglichkeiten und einen Ruhepol. Einfach einen Ausgleich zum Alltag. Das alles zusammen habe ich bisher nur bei den Pferden gefunden.
Was haben Dich die Pferde auf Deinem Weg mit ihnen bisher gelehrt?
Unheimlich viel. Ich war früher sehr schüchtern und habe erst durch die Pferde gelernt, mich zu öffnen und auf meine Stärken zu vertrauen. Ich habe gelernt, mich zu reflektieren, mich zurückzunehmen und zu kontrollieren. Und meine junge Stute hat dazu noch eine meiner Schwächen bei der Wurzel gepackt: Die Geduld. Durch sie habe ich gelernt, geduldig zu sein.
Wie bist Du überhaupt dazu gekommen, als junges Mädchen bereits ein eigenes Buch zu veröffentlichen?
Ich habe schon sehr früh mit dem Schreiben begonnen und immer schon kleine Geschichten verfasst, die irgendwann immer größere Ausmaße annahmen. Der Wunsch, eine davon einmal zu veröffentlichen, war immer da und reifte gemeinsam mit meinen Geschichten zu einem Ziel heran. Nachdem ich den ersten Entwurf zu „Nina: Das Flüstern der Pferde“ beendet hatte, war an eine Veröffentlichung noch gar nicht zu denken. Es dauerte circa drei Jahre, bis ich wirklich auf dieses Ziel hinarbeitete, weil ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte es wert war, geteilt zu werden.
Was möchtest Du mit Deinem Buch erreichen?
Ich wünsche mir auf der einen Seite, dass ich meine Leserinnen und Leser emotional berühren und eine schöne Zeit geben kann. Auf der anderen Seite ist es mir aber auch wichtig, in gewisser Form aufzuklären. Ich studiere im Master Psychologie und mir ist es daher wichtig, psychische Krankheiten oder auch Besonderheiten gewisser Menschen zu enttabuisieren. Leider gibt es immer noch viele Fälle in den Medien, in denen psychische Krankheiten sehr stereotyp und plakativ genutzt werden. Das wollte ich vermeiden. Ich wollte meinen Charakteren kein Label geben, das sie in eine Schublade packt, sondern auch das Positive an der eigenen Besonderheit hervorheben. Außerdem möchte ich auch einen pferdegerechten Umgang und Verständnis für das Lebewesen Pferd vermitteln.
Du hast Deinen „psychologischen Pferderoman“, wie Du ihn bezeichnest, im Self-Publishing herausgebracht. Wie müssen wir uns das vorstellen?
Der bekannte Weg von Autor:innen geht im Normalfall über einen Verlag. Das heißt: Ein Manuskript wird durch einen Verlag geprüft und mit viel Glück und Können bekommt der Autor einen Vertrag. Im Anschluss kümmert sich der Verlag um Korrektorat, Lektorat, Buchsatz und Coverdesign. Ein Autor, der als Self-Publisher (also im Selbstverlag) veröffentlicht, hat diese Unterstützung durch einen Verlag nicht. Entweder, weil das Manuskript nicht angenommen wurde, oder weil er oder sie sich ganz bewusst dazu entschieden hat, die Vorteile des Selbstverlags zu nutzen. Das bedeutet natürlich eine ganze Menge Verantwortung. Man kümmert sich selbst, ggf. mit Hilfe von professionellen Dienstleistern, darum, dass das Buch am Ende schön gestaltet und mit möglichst wenigen Fehlern bei den Leserinnen und Lesern landet. Man hat also sämtliche Pflichten, aber auch sämtliche Freiheiten bei der Gestaltung und Vermarktung des eigenen Buches.
Welche Tipps kannst Du angehenden Autoren geben, die selbst ein Buch veröffentlichen wollen?
Meine beiden Haupttipps klingen so einfach wie banal, sind es aber gar nicht unbedingt:
- Schreiben, schreiben, schreiben. Durch das Schreiben wird man einfach immer besser. Und je besser man wird, desto lieber wird das Werk auch gelesen.
- Durchhalten. Als Schriftsteller braucht man leider sehr viel Durchhaltevermögen. Ein Buch schreibt sich nicht „mal eben“. Es ist sehr viel Arbeit und es braucht sehr viel Zeit. Aber es lohnt sich, an sich selbst und seine Werke zu glauben, sich einen Plan zu machen und sein Ziel auch wirklich zu verfolgen.
Du besitzt selbst 2 Pferde – welchen persönlichen Rat möchtest Du anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?
Ich würde jedem raten, auf sein Pferd zu hören. Man kann lernen, auch die leisen Töne zu verstehen. Und wenn wir bereit sind, uns weiterzubilden, können wir eine ganz andere Kommunikation (und damit eine ganz andere Beziehung) mit dem Pferd erreichen. Wir müssen nur hinhören und verstehen. Und manchmal unsere eigenen Wünsche zurückstellen…
Zum Schluss möchten wir noch drei kurze Sätze aus „Nina – Das Flüstern der Pferde“ zitieren, die nicht nur für Autisten:innen, sondern für jeden eine Hilfe sein können:
„Bewahre dir einen gesunden Respekt, aber hab keine Angst vor dem, was eventuell kommen könnte. Wenn es passiert, wirst du instinktiv darauf reagieren. Und es gibt kaum Fehler, die man nicht wieder korrigieren könnte.“
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