Grüner Reiten: Wie Reitsport-Events nachhaltig werden
Bei Veranstaltungen auch auf die Nachhaltigkeit zu achten, ist mittlerweile mehr als nur ein Trend. Allerdings sehen sich Veranstalter von Reitsportevents dabei mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Der Grund? Die Bedürfnisse von Mensch und Tier müssen gleichermaßen berücksichtigt werden. Daher haben Veranstalter in den letzten Jahren innovative Konzepte entwickelt, die den ökologischen Fußabdruck deutlich reduzieren.
Diese Konzepte beginnen mit Abfallvermeidung, gehen über intelligentes Energiemanagement bis hin zu durchdachten Transportlösungen. Es zeigen sich hierbei auch bereits erste messbare Erfolge. So konnten Großveranstaltungen im Reitsport ihre CO₂-Emissionen um durchschnittlich 30 Prozent senken. Eine Entwicklung stimmt dabei positiv: Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg müssen sich nicht ausschließen. Im Gegenteil: Mit den neuen Konzepten lassen sich nicht nur Ressourcen, sondern auch Kosten sparen. Wie sich diese einzelnen Konzepte im Detail gestalten, werden die nächsten Abschnitte genauer behandeln.

Beschaffung & Catering
Neben Sicherheitsunternehmen wie unter anderem Aquila Security arbeiten Reitsportevents oft eng mit lokalen Lieferanten zusammen, die maximal 50 Kilometer entfernt sind. Dabei setzt das Catering auf saisonale Gerichte mit regionalen Zutaten. Um Überbestellungen und die Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, setzen sie digitale Bestellsysteme ein. Zudem sind die Verpackungen biologisch abbaubar oder wiederverwendbar. Als Pferdefutter wird lokales Heu und Stroh bevorzugt, und es gelten strenge Qualitätsstandards.
Wie sieht es hier mit dem Einsparpotential aus? Bei einem typischen Event mit 5000 Besuchern können durch dieses Konzept etwa 2,5 Tonnen Verpackungsmüll vermieden werden. Durch die Zusammenarbeit mit regionalen Bauern können Transportwege um durchschnittlich 70 Prozent reduziert werden. Übrig gebliebene Lebensmittel werden an soziale Einrichtungen weitergegeben und nicht verwertbare Reste an Biogasanlagen.
Abfallmanagement
Die größte Herausforderung beim Abfallmanagement im Reitsport ist die Kombination aus menschlichem und tierischem Abfall. Hier merkt man schnell den offensichtlichen Größenunterschied zwischen Mensch und Tier. Denn während der typische Besucher etwa 1,5 kg Müll pro Tag produziert, sind das bei einem Pferd schnell einmal 15 kg Mist.
Aus diesem Grund setzen moderne Events oft auf ein digitales Müllmanagement-System. So gibt es Starterlisten und Programme nur noch als App. Getränke werden in Mehrwegbechern ausgeschenkt. Und was ist mit dem Pferdemist? Dieser wird direkt vor Ort für die Weiterverwertung in Biogasanlagen vorbereitet.
Hierbei sind neue Recyclingstationen mit Sensortechnik besonders effizient. Warum? Sie erkennen und trennen automatisch verschiedene Materialien. Dadurch wird nicht nur Arbeitszeit gespart, sondern es kann auch die Fehlerquote bei der Mülltrennung um bis zu 60 Prozent reduziert werden. Die Müllmenge eines großen Reitsport-Events kann durch ein durchdachtes Abfallkonzept wie dieses um mehr als zwei Drittel reduziert werden.

Energie & Ressourcen
Zu einem intelligenten Energiemanagement bei größeren Reitevents gehört die Installation von LED-Systemen in Reithallen. Diese können den Stromverbrauch um bis zu 75 Prozent gegenüber einer herkömmlichen Beleuchtung reduzieren. Außerdem erzeugen Solarpanels auf Stallungen und Nebengebäuden mittlerweile oft mehr Energie als verbraucht wird.
Auch kommen immer mehr fortschrittliche Wassermanagementsysteme zum Einsatz. Wie funktionieren sie? Sie sammeln zum einen Regenwasser für die Platzpflege und nutzen zum anderen spezielle Filtersysteme für die Wiederaufbereitung des Wassers aus den Pferdeduschen. Des Weiteren erfolgt die Temperaturregelung in den Stallungen über Erdwärmepumpen. Diese können im Winter heizen und im Sommer kühlen. Mithilfe solcher Maßnahmen können große Reitsportveranstaltungen ihren Energieverbrauch um durchschnittlich 40 Prozent senken und den Wasserkonsum halbieren.
Mobilität & Transport
Zu einem der neuen Mobilitätskonzepte für größere Reitveranstaltungen gehören kostenlose Shuttle-Services vom nächsten Bahnhof. Dadurch lässt sich der individuelle PKW-Verkehr deutlich reduzieren. Auch Fahrgemeinschafts-Apps können die Anreise von Teilnehmern und Besuchern koordinieren.
Was ist mit Pferdetransporten? Durch eine optimierte Routenplanung mit festen Zeitfenstern können sie Staus vermeiden und Wartezeiten minimieren. Zudem bieten die Veranstaltungsorte inzwischen immer öfter E-Ladestationen für PKW und kleine Transporter. Besonders effektiv sind neue, GPS-basierte Leitsysteme. Sie können den Verkehrsfluss in Echtzeit steuern. Durch diese Maßnahmen lassen sich die CO₂-Emissionen pro Event um durchschnittlich 30 Prozent senken. Oft gibt es für die verbleibenden Emissionen Ausgleichsprojekte, wie zum Beispiel die Aufforstung von Reitgeländen oder die Installation von Solaranlagen auf Reitställen.
Kommunikation & Bildung
Mithilfe von digitalen Infotafeln und interaktiven Workshops können Reitsportevents Nachhaltigkeit vermitteln. Hierfür leitet eine klare Beschilderung Besucher zu Recycling-Stationen und nachhaltigen Mobilitätsangeboten. Manche Events bieten auch kurze Vorträge von Experten zu umweltfreundlicher Pferdehaltung an. Eine weitere Komponente dieses Konzepts ist die Event-App. Sie kann in Echtzeit über Ressourceneinsparungen und CO₂-Reduktion informieren.
Kindern kann über eine „Öko-Reitschule“ Umweltschutz spielerisch näher gebracht werden. Das Ganze lässt sich idealerweise mit Social-Media-Kanälen abrunden, um die Motivation des Mitmachens zu steigern. Hier können Erfolgsgeschichten und praktische Tipps geteilt werden. Dabei kann des Weiteren ein Feedback-System Verbesserungsvorschläge von Besuchern sammeln. Durch diese Kommunikationsmaßnahmen kann ein Großteil der Eventteilnehmer erreicht werden und dadurch bei ihnen zu messbaren Verhaltensänderungen führen