Die letzte Reise unserer Pferde

Auch wenn wir als Pferdehalter am liebsten nicht darüber nachdenken würden, irgendwann stehen wir vor der Entscheidung, was nach dem Tod unseres geliebten Pferdes mit seinem Körper passiert. Aus finanziellen Gründen wird sich in den meisten Fällen die Tierkörperbeseitigung um die sterblichen Überreste kümmern. Viele Pferdefreunde können sich aber nicht mit dieser Vorstellung anfreunden und suchen nach Alternativen.

Die letzte Reise
Die letzte Reise (Foto: Pixabay)

Mittlerweile gibt es auch andere Möglichkeiten, sein Pferd würdevoller über die Regenbogenbrücke gehen zu lassen. Eine davon ist die Einäscherung des geliebten Vierbeiners. Conny Nolzen von Horse-Flash hat sich einmal näher mit dem Thema beschäftigt und ein Interview mit der Tierbestatterin Lea Schenker geführt, um sich ein Bild von den Möglichkeiten der Pferdebestattung zu machen. Hier findest du ihren ausführlichen Bericht mit vielen interessanten Informationen:

Wenn das Pferd über die Regenbogenbrücke gehen muss

Es gibt kaum eine schlimmere Vorstellung, als das Ende eines langen, gemeinsamen Weges mit seinem liebsten Freund auf vier Hufen. Eine Beziehung zwischen Pferd und Reiter ist so magisch, so besonders, dass der Schmerz nahezu unerträglich ist, wenn dieses geliebte Wesen für immer ins Jenseits geht. Dieser Tag bringt neben Trauer auch eine große Verantwortung mit sich. Nur die wenigsten Pferde sterben an Altersschwäche oder einen anderen natürlichen, schmerzfreien Tod. Viele Pferdebesitzer müssen sich deswegen entscheiden, ob sie das Pferd erlösen. Ist diese unendlich schwere Entscheidung getroffen, steht die nächste Entscheidung an: Wer holt das tote Pferd ab?

Der Abdecker

Abdecker sind meistens für eine bestimmte Region zuständig und da sie nicht nur Pferde, sondern auch andere Großtiere abholen, kann es vorkommen, dass sie nicht immer am gleichen Tag kommen können. Manchmal muss das Pferd daher 1-3 Tage „warten“, bis der Abdecker das Pferd dann mit einem LKW abholen kann. In der Regel hebt er das Pferd mit einer Art Greifzange hoch und lässt den Leichnam in einem „Container“ wieder ab. Das ist wenig würdevoll und sicherlich nicht das, was man sich für sein Pferd vorstellt. Der Abdecker sorgt dann letztendlich für die vollständige Verwertung des Pferdes bis hin zu Tiermehl oder Seife.

LKW
Wenn der Abdecker kommt (Foto: Pixabay)

Einäscherung des Pferdes mithilfe eines Tierbestatters

Bis Anfang des Jahres ließ es die Gesetzeslage in Deutschland nicht zu, dem eigenem Pferd eine würdevolle letzte Reise zu ermöglichen, ebenso wie es Hund und Katze längst zugestanden wird. Doch dies hat sich seit Februar 2017 geändert. Ein neues Gesetz ist in Kraft getreten, welches das Einäschern von Pferden und Ponys erlaubt. Für diese Gesetzesänderung hat die Tierbestatterin Lea Schenker jahrelang gekämpft und maßgeblich dazu beigetragen, dass dies nun möglich ist – zumindest rein theoretisch: „Nur, weil es nun „Legal“ ist, heißt es nicht, dass auf einmal hunderte Pferdekrematorien eröffnet werden. Im Gegenteil, nach wie vor wird dieses Gesetz nicht offen kommuniziert oder entsprechende Wege dafür geebnet. Zudem gibt es viele bürokratische Auflagen, die einen reibungslosen Ablauf gewährleisten können. Das fängt schon bei einem Amtstierarzt an, welcher vermutlich nur an Werktagen kommen könnte“, so Frau Schenker. Dies sind unter anderem Gründe, warum die Tierbestatterin mit dem Pferdekrematorium Westerhout, welches sich in der Nähe von Amsterdam befindet, zusammenarbeitet.

Pferdekrematorium
Foto: Pferdekrematorium Westerhout

Wie wird mein Pferd abgeholt?

Wenn die Erlösung des Tieres nach einer längeren Krankheit und somit planbar ist, hat Lea Schenker schon oft vorab mit den Besitzern Kontakt. Sie rät ihnen dann, das Pferd auf einer Wiese erlösen zu lassen, da dies das Aufladen erleichtert. „Meine Kollegen kommen mit einem Jeep und Doppelhänger und drehen das Pferd vorsichtig von Hand auf eine Metallplatte, die Platte und nicht das Pferd wird dann behutsam in den Anhänger gezogen. Es sind daher keine Ketten notwendig, um das Pferd aufzuladen. Liegend wird das Tier dann zum Krematorium gefahren“, so die Tierbestatterin. Lea Schenker und ihr Team bieten eine umfassende Betreuung, auch Trauerbegleitung gehört dazu: „Ich übe nicht einen Beruf aus, sondern es ist meine Berufung. Einfach nur Tiere aus beruflichen Gründen zu bestatten, wäre mir zu wenig. Ich bin für die Pferdebesitzer da und möchte ihnen den Abschied so liebevoll und stresslos wie nur möglich bereiten“.

Schmuckbox
Liebevolle Verpackung für die Asche des geliebten Pferdes (Foto: Lea Schenker)

Frau Schenker bietet deswegen den Besitzern auch an, die Asche persönlich abzuholen und in einer schönen Schmuckbox zu übergeben, denn nichts findet die Bestatterin gruseliger, als 30 Kilogramm Asche mit DHL zu versenden. Neben einer liebevollen Urne ist der Tierbestatterin der würdevolle Umgang mit dem toten Tier besonders wichtig. Der Ofen, in dem das Pferd eingeäschert wird, hat eine Bodenfläche von 3×5 Meter und verfügt über eine 2,5 Meter große Türe. Durch diese Größe muss kein Pferd gewaltsam in Position gebracht werden.

Ofen eines Pferdekrematoriums
Foto: Pferdekrematoriums Westerhout

Die Kosten für Transport, Einäscherung sowie das „Rundum-sorglos-Paket“ liegen zwischen 750 und 3500 Euro. Der Preis variiert je nach Standort des Pferdes, dessen Größe und welche Dienstleistungen man zusätzlich in Anspruch nehmen möchte. Wir halten dies für eine würdevolle und schöne Möglichkeit, sich von seinem geliebten Freund zu verabschieden und bedanken uns für den detaillierten Einblick in die Arbeit von Lea Schenker.

Über die Autorin

Conny Nolzen betreibt das Pferdemagazin Horse-Flash, welches spannende und ehrliche Berichte von Reitern für Reiter bietet. Schon als Kind ist Conny mit Pferden aufgewachsen und hat etliche Jahre selbst auf einem Gestüt gelebt. Als gelernte Pferdewirtin und Journalistin bringt sie die besten Voraussetzungen mit, um über all jene Themen zu berichten, die Pferde-Fans bewegen. Ein Besuch auf Horse-Flash lohnt sich also.

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