Ältere Pferde brauchen spezielle Pflege

Die im Jahr 2021 gegründete Pferdeklappe in Reutte/Tirol hat bereits 105 Pferde gerettet, vermittelt und ihnen eine zweite Chance ermöglicht. Elena Zeise ist Tierärztin des über die Grenzen Österreichs hinaus bekannten Pferdeschutzhofs des Österreichischen Tierschutzvereins. Aus ihrer täglichen Arbeit weiß sie, dass alte Pferde mehr brauchen als nur Liebe – sie brauchen Aufmerksamkeit, Geduld und vor allem gezielte tierärztliche Betreuung.

Bis ins hohe Alter ein schmerzfreies Leben

Die passionierte Pferdeexpertin weiß nur zu gut, dass auch Pferde „in die Jahre kommen“. Sie werden empfindlicher, anfälliger und die Anforderungen an Haltung und Pflege verändern sich. Wer rechtzeitig erkennt, was alte Pferde wirklich brauchen, kann viel für ihre Lebensqualität tun. Dann ist es auch möglich, ihnen ein würdevolles, möglichst schmerzfreies Leben an der Seite ihrer Menschen schenken. Leider erkennen viele Halter die altersbedingten Veränderungen erst spät – oft zu spät.

Alte Freundinnen Valewska und Marana (Foto: OeTV)

Futter ist Medizin – wenn es richtig gewählt wird

Durch die Veränderung des Stoffwechsels verdauen ältere Pferde schlechter und verwerten Nährstoffe nicht mehr wie früher. Trotz vollem Trog nehmen viele Senioren dann ab. Für Elena Zeise liegt die Lösung in verdaulichem, staubfreiem Heu, eingeweichtem Futter (Heucops) und speziellem Futter für Senioren – auch Mash kann hier helfen. Futterumstellungen sollten aber immer behutsam und nur in Absprache mit dem Tierarzt vorgenommen werden, denn sonst drohen Verdauungsstörungen. Und ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Flüssigkeitsaufnahme. Hier ist darauf zu achten, dass die Tiere genug Wasser zu sich nehmen, da gerade alte Pferde oft zu wenig trinken!

Regelmäßige Checks statt böser Überraschungen

Was man nicht sieht, kann trotzdem schaden. Leber- und Nierenwerte, Stoffwechsel und Herz-Kreislauf-System verändern sich mit dem Alter. Daher sollten Gesundheitschecks mit Blutkontrollen regelmäßig durchgeführt werden, selbst wenn das Pferd fit wirkt. Selbst bei jüngeren Pferden ist das wichtig. Für Pferdesenioren gibt es sogar spezielle geriatrische Profile. Nicht zu vergessen ist auch die regelmäßige Überprüfung und eventuelle Anpassung von Medikamenten.

Altersgerechte Haltung schafft Sicherheit

Für alte Pferde ist es wichtig, ein stabiles Umfeld zu haben. Dazu gehören rutschfeste Böden, weiche Liegeflächen (kombiniert mit einer Einzel-Nacht-Box, um einfach zur Ruhe zu kommen) und Schutz vor Zugluft. Außerdem senkt ein geregelter Tagesablauf den Stresspegel deutlich – Ruhe und Sicherheit machen sowohl körperlich als auch seelisch einen großen Unterschied!

Zahnbehandlung bei Pferdeseniorin Paula (Foto: OeTV)

Zahnprobleme ernst nehmen

Schmerzhafte Haken, Zahnlücken oder scharfe Kanten sind bei alten Pferden häufig. Eine regelmäßige Zahnkontrolle – idealerweise halbjährlich – hilft, solche Probleme früh zu erkennen. Tierexpertin Zeise: „Wer schlecht kaut, frisst weniger, verliert an Gewicht und riskiert Folgeschäden.

Erkannte Schmerzen vermeiden Leiden

Lahmt das Pferd leicht? Bleibt es öfter stehen oder legt es sich seltener hin? Oft sind dies keine Alterserscheinungen, sondern Schmerzsymptome. Arthrose, Rückenschmerzen oder steife Gelenke lassen sich gut behandeln – mit gezielter Bewegungstherapie und Wärmebehandlungen sowie Medikamenten. Das Ziel sollte immer sein: Bewegung ohne Leid.

Zuwendung wirkt wie Medizin

Pferde sind sensible Wesen, und auch alte Pferde spüren, ob sie noch dazugehören. Nicht nur bei uns Menschen, auch bei Pferden stärken soziale Kontakte, Streicheleinheiten und kleine Rituale das emotionale Gleichgewicht. Wer Zeit schenkt, stärkt das Immunsystem des Tieres – und oft auch die eigene Verbindung zum Pferd.

Paula und Tierpflegerin Mayrhofer (Foto: OeTV)

Bewegung hält Körper und Geist in Schwung

Alte Pferde einfach aufs Abstellgleis zu stellen, ist keine gute Idee – auch sie wollen sich bewegen. Wichtig aber ist das gesunde Maß. Spaziergänge, ruhige Bodenarbeit oder freie Bewegung auf der Weide helfen, Gelenke geschmeidig zu halten und Muskulatur zu erhalten. Nur überfordern sollten wir den Pferdesenior. Routine, Vertrautheit und eine liebevolle Begleitung sind hier eher gefragt.

Ein erfahrener Freund verdient Respekt

Die Tierärztin der Pferdeklappe in Reutte bringt es auf den Punkt: „Ein altes Pferd ist kein Pflegefall – sondern ein Partner mit Geschichte“. Der Österreichische Tierschutzverein ruft daher alle Pferdehalter auf, ihren Senioren mit Achtsamkeit, Geduld und regelmäßiger tierärztlicher Betreuung zur Seite zu stehen, um ihnen einen schönen und wohlverdienten Lebensabend zu ermöglichen. Und wer außerdem noch etwas Gutes für die Tiere in der Pferdeklappe tun möchte, kann gerne eine Tierpatenschaft übernehmen.

Verwendete Quellen: Pressemitteilung Österreichischer Tierschutzverein

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