Wiebke Wiedeck im Interview
Sie stand erfolgreich auf den großen Bühnen der Welt, sang die Hauptrolle in der Welturaufführung des Musicals „New York Story“ von Yoko Ono, gab Gastspiele im Theater des Westens, in den USA, in Frankreich sowie in der Schweiz und arbeitete im Rundfunk und Fernsehen als Moderatorin. Wiebke Wiedeck schien damit ihrem vorbestimmten Weg zu folgen, bis eine tiefe Krise, die letztlich sogar existenziell wurde, sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere stoppte.
Dies führte dazu, dass sich Wiebkes Betätigungsfeld völlig veränderte. Nicht mehr der „Außenfokus“ stand bei ihr im Vordergrund, vielmehr Reflektion, Hinterfragen, Loslassen, Zulassen, Verstehen, Neuorientierung und die Akzeptanz tiefster Verletzungen ließen sie wieder Stück für Stück wachsen und klarer werden. In dieser Zeit begegnete Wiebke auch ihrem Pferd Blue, und die Begegnung mit dieser Stute machte ihr den Zugang zu diesen tiefen Prozessen und vor allem zu sich selbst erst möglich. Daher vermittelt sie mittlerweile nicht nur Wissen für ein selbstbestimmtes Leben, sondern gibt seit 2007 auch pferdegestützte Trainings und Coachings.
An Hand ihres eigenen Weges entwickelte Wiebke daraus ein Konzept des „Emotionsfokussierten Coachings“, mit welchem sie nicht nur sich selbst aus der bestehenden Krise herausführte. Vielmehr steht dieses Konzept in einem engen Zusammenhang mit unserer Zukunft als Menschheit insgesamt. In ihrem Buch „Das belebte Leben“, welches schon zahlreiche positive Resonanz gefunden hat, weil es seine Leser tief berührt, findest du nicht nur viele Anregungen für den Umgang mit Krisen und die Chancen, die in ihnen wohnen. Auch Wiebkes Beziehung zu ihrer Stute Blue spielt darin eine sehr wichtige Rolle. All dies sind so spannende Aspekte, dass wir gerne mehr darüber wissen wollten. Daher haben wir Wiebke einige für uns wichtige Fragen gestellt:
Wiebke, Pferde sind einfach wunderbare Geschöpfe und sie faszinieren uns immer wieder aufs Neue. Daher fühlen sich viele Menschen von diesen edlen Tieren magisch angezogen. Wie hast du den Weg als erfolgreiche Sängerin/Schauspielerin zu den Pferden gefunden und was fasziniert Dich an ihnen?
Es geschah während einer Therapiesitzung. Ich war damals 2007 an einem Punkt angekommen, an dem ich mir mein Leben, meine Ziele, meine Vergangenheit und mein Hier und Jetzt ziemlich genau anschauen musste. Mein Körper zwang mich dazu, und das war gut so. In diesem Prozess begegneten mir viele Erkenntnisse, die ziemlich bitter waren und ich hatte eine harte Zeit. Ich wusste, dass ich da durchmusste, aber was alles zu verarbeiten war, war viel und komplex. Die Therapeutin, mit der ich arbeitete, fragte mich eines Tages in einer Sitzung, was ich mir denn sonst noch so Schönes in meinem Leben vorstellen würde. Sie fragte mich nach einem tiefen inneren Wunsch, nach etwas, was ich schon immer mal tun wollte, mich aber nie getraut hatte. Mir hatte der Kopf geraucht und ich wusste damals nicht wirklich, was ich wollte. Zu sehr hatte ich damit zu tun, mich zu sortieren.
Und doch kam da ganz, ganz tief aus mir ein Wunsch, ein Gedanke, eher ein Traum. Und da ich in meinem Therapieprozess begann, meiner Intuition zu vertrauen, öffnete ich den Mund und heraus kamen die Worte: „Pferde. Ich wollte schon immer mal Pferde.“ Ich weiß noch, wie der Satz im Raum stand und ich erwartete, dass die Therapeutin sich ausschütteln würde vor Lachen. Ich war immerhin schon Anfang 40 – ein Alter, in dem andere eher absteigen von Pferden. Doch, sie lachte nicht. Im Gegenteil. Sie ermutigte mich, meinen Traum zu leben. Und wie das Leben so spielt, begegnete mir ein Hof und eine Trainerin, die genau zu mir passten. Ein Hof, auf dem Pferde und die Mensch-Pferde-Beziehung im Vordergrund steht. Ohne diese Trainerin und diesen Hof hätte ich den Weg zu meinem Pferd wohl nie gefunden. Dies alles beschreibe ich übrigens auch in meinem Buch.
Aber was fasziniert mich an Pferden? Nun, das ist sicher nicht überraschend. Sie sind wunderbar ursprünglich, diese Tiere. Sie fordern dich mit deinem ganzen Sein. Meine Blue gibt mir sofort Rückmeldung, wenn ich nicht 100 % bei Ihr und 100 % klar bin. Ich mag ihre Echtheit, die Herausforderung, dass sie trotz allem Fluchttiere sind. Sie sind so wundervolle, kraftvolle Wesen – dass sie uns auf ihrem Rücken tragen, ist für mich immer noch täglich ein Geschenk. Ich mag es, dass sie Fluchttiere sind. Deshalb hinterfragen sie ständig, ob du ihnen Sicherheit geben kannst. Das alles ist faszinierend, aufregend, manchmal immer noch beängstigend und voller Tiefe und Wahrhaftigkeit. Du kannst einem Pferd nix vormachen. Wenn du es nicht „brichst“ durch harte Werkzeuge, wenn du partnerschaftlich mit ihm arbeitest, ist es ein so ehrlicher Spiegel, wie du ihn nirgendwo auf der Welt finden kannst.
Pferde können uns bei der Selbstfindung eindrucksvoll unterstützen. Damit dies für sie aber auch möglich ist, spielen für ihr Wohlergehen artgerechte Haltung, Gesundheit und Ernährung eine wesentliche Rolle. Was bedeutet für Dich artgerechte Pferdehaltung und wie sollte sie deiner Meinung nach aussehen?
Mir ist artgerechte Haltung extrem wichtig. Nicht nur für Pferde, sondern für alle Tiere. In meinem Buch „Das belebte Leben“ habe ich diesem Thema ein Unterkapitel gewidmet. Ich selbst bin Vegetarierin und versuche immer auch wieder, vegan zu leben. Ich kann einfach nicht das Fleisch von Lebewesen essen, die Emotionen haben. Und Tiere haben Emotionen, darüber redet nur niemand. Dies ist einfach so, weil auch Tiere ein Limbisches System besitzen und in diesem Bereich des Gehirns die Emotionen entstehen. Dass Tiere nicht die kognitiven Fähigkeiten haben, Emotionen in einer Sprache auszudrücken, die wir auf Anhieb verstehen, heißt nicht, dass sie nichts empfinden. Tiere drücken ihre Emotionen nonverbal aus. Auch das ist eine Sprache. Wir machen uns nur nicht die Mühe, hinzuschauen und zu verstehen. Vor dem Hintergrund, dass Tiere Emotionen haben, müsste unsere ganze Wirtschaft komplett umgekrempelt werden. Aber, das ist sowieso gerade dran – die Klimakrise wird uns dazu zwingen, unser Verhalten Tieren gegenüber zu überdenken und zu verändern.
Mein Pferd steht in einem Offenstall, ganzjährig in einer gemischten Herde. Das ist mir ganz wichtig. Fluchttiere in einen Stall zu sperren, empfinde ich als nicht artgerecht. Wenn wir uns anschauen, wie wilde Pferde leben, wieviel sie jeden Tag laufen, wie sie in einer Herde miteinander kommunizieren und sich gegenseitig unterstützen, ist die Stallhaltung für mich nicht wirklich nachvollziehbar. Ich weiß, dass ich mir jetzt keine Freunde mache, wenn ich dies so ehrlich sage. Aber ich denke, Ställe sind vor allem für Menschen gut. Es ist einfacher, einen Stall auszumisten, als eine große Weide täglich abzuäppeln. Und viele Pferdebesitzer mit extrem teuren Pferden, die Pferde haben, die sportliche Höchstleistung vollbringen müssen, haben auch einfach Angst davor, dass sich ihre Pferde in einem Offenstall im Spiel mit den anderen verletzen. Denn das kann durchaus in einer offenen Herde vorkommen. Und trotzdem ist es mir sehr wichtig, dass Blue so natürlich leben kann, wie es auf einer begrenzten Fläche – die ja ein Offenstall nun mal ist – möglich ist.
Als Tier, welches immer noch sehr stark von der Natur und den eigenen Instinkten geprägt ist, stellt das Pferd besondere Anforderungen daran, wie wir mit ihm umgehen. Für uns als Partner ist es daher wichtig, uns auf die Bedürfnisse der Pferde einzustellen. Was ist aus deiner Sicht wichtig beim Umgang mit Pferden?
Das Wichtigste war für mich, Pferde zu verstehen, ihre Sprache zu sprechen. Wie ich oben schon schrieb, machen wir Menschen uns oft nicht die Mühe, die Lebewesen zu verstehen, wirklich zu verstehen, wenn wir mit ihnen zusammenleben. Das beobachte ich auch unglaublich oft bei Hunden. Wie oft missinterpretieren Menschen die Hundesprache, machen sich aber auch keine Mühe, ihre Hunde zu verstehen. „Er will nur spielen“ ist oft ein Begriff für aggressives oder „pöbeliges“ Hundeverhalten – und viele Hundebesitzer wissen das nicht. Das versteh ich nicht. Wenn ich ein Motorrad fahren möchte, muss ich mich doch auch erst einmal mit der Bedienungsanleitung befassen. Auch wenn ich Autofahren möchte. Wenn ich lernen möchte, mit „Excel“ umzugehen und und und… Bei Lebewesen denken wir, sie ticken so wie wir. Das ist aber nicht so und sich mit deren „Sprache“ auseinanderzusetzen, finde ich so wichtig. Auch das ist für mich übrigens artgerecht.
Ich habe mit Blue, bevor ich das erste Mal auf ihren Rücken gestiegen bin, 3 Jahre nur Bodenarbeit gemacht. Ich wollte sie kennenlernen, sie verstehen. Sie sollte mich verstehen. Mir war das wichtig. Wie soll ich sie vom Rücken aus erreichen, wenn ich sie nicht vom Boden aus verstehe? Wenn ich mich auf ein Pferd setze, vertraue ich ihm mein Leben an. Das heißt für mich, dass wir uns unbedingt verstehen müssen, denn mein Leben und meine Gesundheit sind mir wichtig und teuer. Und so war es für mich total selbstverständlich, erst einmal zu verstehen, wie Pferde ticken, was sie im Miteinander mit mir oder untereinander brauchen, wie ich mich verständlich machen kann, wie ich Sicherheit geben kann und wie ich handle, wenn das Fluchttier „durchkommt“ und versucht die Oberhand zu gewinnen.
In unserem Stall beobachte ich oft, dass Pferdebesitzer Bodenarbeit als total überflüssig empfinden. Oder, wenn sie diese machen, das Pferd irgendwie im Kreis herumscheuchen. Sie haben dann leider nicht verstanden, dass Bodenarbeit Beziehungsarbeit ist und dass es dabei um viel mehr geht, als das Pferd einfach nur zu bewegen. Wie manche Reiter einfach reiten, OHNE jemals Beziehungsarbeit mit ihrem Pferd zu machen, kann ich nicht nachvollziehen. Genauso wenig, wie viele Reiter eigentlich gar keine Ahnung davon haben, wie Pferde kommunizieren. Sie missinterpretieren dabei viel und dann ist das Pferd an allem Schuld, was passiert. Dabei ist es einfach nicht verstanden worden. Ich finde, wir sind es allen Tieren schuldig, dass wir versuchen, sie zu verstehen. Dass wir uns die Mühe geben und ihre Sprache sprechen, denn wir sind die höher entwickelten Lebewesen und haben die kognitiven Fähigkeiten dazu. Das sind wir allen Tieren schuldig.
Ursprünglich war die Pferdewelt nicht dein Zuhause. Bekannte Horsemen und Pferdemenschen aber dienen so manchem als Vorbild für die Ausbildung und den Umgang mit seinem Pferd. Gibt es für dich jemanden in der Pferdewelt, der dich inspiriert und wenn ja, warum?
Ja, ich möchte hier ganz klar meine Trainerin Anja Greil benennen. Natürlich habe ich mich auch durch Mark Rashid und Brannaman und Parelli inspirieren lassen, auch von Stacy Westphal und von vielen anderen Horseman oder Horsewoman. Aber Anja Greil ist eine Horsewoman zum Anfassen. Wenn sie auf einem Pferd sitzt, verschmilzt sie mit diesem Wesen. Ich habe Pferde gesehen, die von ihr geritten wurden und beide waren in einer unglaublichen Harmonie unterwegs. Dasselbe Pferd unter einem anderen Reiter war kaum zu wiederzuerkennen. Anja Greil ist eine erfolgreiche Turnierreiterin und achtet auch unter Leistungsdruck immer auf die Gesundheit und das Wesen des Pferdes. Dabei verzichtet sie auf Punkte und Schleifen FÜR das Pferd. Ich habe sie noch nie unfair erlebt, sie versucht immer PRO Pferd Wege zu finden. Dabei ist sie klar und ehrlich und empathisch – immer. Was mich regelmäßig zutiefst beeindruckt. Ich war auf vielen Kursen und bei einigen Trainern, aber jemand wie Anja ist mir bisher noch nicht begegnet. Sie versucht auch in ihrem Unterricht den Pferdebesitzern nahe zu bringen, was das Pferd braucht. Jeden Tag, jede Stunde, und das seit 23 Jahren.
Es ist etwas unglaublich Schönes, seinen eigenen Weg und auch den mit seinem Pferd gefunden zu haben. Wie würdest Du deinen beeindruckenden Weg und deine Arbeit mit Menschen auch mit Hilfe deines Pferdes beschreiben?
Ein Pferd ist ein Spiegel. Es ist mit der Natur noch verbunden und mit seinem innersten Selbst. Ich glaube, dass die tiefe Sehnsucht des Menschen, mit der Natur verbunden zu sein, sich in der großen Anhängerschar von Hunde- und Pferdenarren widerspiegelt. Ich glaube, dass nichts den Menschen so entrückt von seinem Sein, wie das weite „Entfernt-sein“ von der Natur. Ich glaube, dass viele Menschen dies tief in ihrem Inneren spüren und über den Kontakt mit Pferden und Hunden versuchen, diese Nähe wiederherzustellen. Aber leider gibt es dabei so unendlich viele Missverständnisse, die darauf beruhen, dass der Mensch das Tier entweder vermenschlicht und dessen Sprache nicht kennt, oder sie beruhen darauf, dass der Mensch die Tür zu sich selbst verschlossen hat und keinen Zugang zu seinen eigenen Gefühlen mehr hat. Wenn ich selbst nicht spüre, was in mir gerade vor sich geht, ist es einfach, alle Schuld auf das Wesen zu schieben, das meine Gefühle klarer spürt, als ich selbst. Dieses Wesen ist damit konfrontiert und zeigt uns diese Gefühle, wenn wir selbst nicht in der Lage sind, diese zu entziffern.
Mein Pferd Blue hat mir so viel beigebracht in meinem Leben, wie sonst niemand. Sie war und ist mein bester Coach. Voraussetzung dafür war, dass ich offen war für mich und hinterfragt habe, bis ich sie oder mich verstanden habe. Mir wurde durch Blue klar, dass es sinnvoll ist, wirklich echt zu sein und keine Maske zu tragen. Ehrlich zu mir selbst zu sein, zu verstehen, was ich leisten kann und was nicht, mir Hilfe zu holen, wenn ich sie brauche. Sobald meine Eitelkeit ins Spiel kommt, funktioniert nichts mehr so wie vorher. Natürlich gab es Zeiten, in denen ich anderen auch einmal zeigen wollte, was ich konnte. Ich fing auf unserem Hof als Greenhorn an und das auch noch in einem Alter, in dem andere aufhören, zu reiten. Ich habe oft gespürt, wie mich die, die schon soooooo lange reiten, belächelten. Ich hörte oft, dass ich mich vielleicht übernommen hätte und niemand – außer meiner Lehrerin – sah, wie ich Fortschritte machte. Ich habe festgestellt, dass es gar nichts heißt, wenn Menschen sagen, sie würden sich schon zig Jahre mit Pferden beschäftigen und hätten deshalb Ahnung.
Ich habe Menschen kennengelernt, die schon zig Jahre offensichtlich dieselben Fehler machten und aufgrund der Verfestigung dieser Fehler auch nicht mehr in der Lage waren, diese zu sehen. Ich habe begriffen, dass es gar nichts bedeuten muss, wenn man zig Jahre schon etwas tut – viele Menschen machen schon zig Jahre dieselben Fehler. Zig Jahre etwas zu tun heißt also nicht, dass Menschen Dinge richtig tun. Das habe ich erst so nach und nach für mich begriffen und dahinter steht für mich auch immer wieder die Idee, sich selbst regelmäßig zu reflektieren. Folgendes habe ich um Umgang mit Blue für mich verstanden und gelernt:
– Vergleich dich nicht mit anderen, sondern bleib bei dir.
– Sei klar und konsequent in deinem Tun.
– Genieße es, wenn du etwas bekommst und sei dankbar dafür.
– Nichts ist selbstverständlich.
– Grenze dich ab, wenn du Abgrenzung brauchst.
– Lass allen Prozessen die Zeit, die sie brauchen. Geh nicht schnell durch etwas hindurch, was
Zeit braucht. Die Menschen wollen immer schnell unangenehme Dinge und schwierige Situationen hinter sich bringen, aber ist es gerade bei den unangenehmen Dingen wichtig, sie Stück für Stück zu erledigen und sich Zeit zu lassen.
– Gehe durch wirklich schwierige Phasen Schritt für Schritt.
– Erwarte nicht, dass eine Beziehung immer eine Beziehung ist, nur aus sich heraus. Beziehung bedeutet, immer wieder darauf schauen, sie zu reflektieren und ihr Aufmerksamkeit zu widmen.
– Mehr Desselben bringt nichts Neues.
– Empathie ist der wichtigste Schlüssel zu allen anderen Wesen dieser Welt und zu dir selbst.
– Manchmal ist ein Schritt zurück ein Schritt nach vorn.
– Frag dich, was du wirklich willst und tue nicht das, was andere für richtig halten.
– Schau auch auf das, was du hast und nicht nur auf das, was du nicht hast.
– Denke nicht, alles tun zu müssen in diesem Leben – fokussiere dich auf das, was du wirklich willst.
– Sei ehrlich zu dir selbst, auch wenn das nicht immer angenehm ist.
– Lob gehört genauso zum Leben wie alles andere.
– Wenn es sich richtig anfühlt, kannst du auch vertrauen.
– Ich darf Fehler machen und aus ihnen lernen.
– Ich darf abgeben und vertrauen.
– Es geht nicht nur darum was ich tue, sondern wie ich etwas tue.
– Druck erzeugt Gegendruck, bei mir und bei anderen.
– Nimm deine Ängste und all deine Gefühle an, denn ein Pferd spürt sie sowieso. Gehe dann mit ihnen um, Stück für Stück und Schritt für Schritt, so, wie es für dich funktioniert. Lass dir dabei die Zeit, die du brauchst.
– Angst hat auch immer etwas mit Wissen zu tun, verschaffe dir Wissen, wenn du spürst, dass dir Dinge Angst machen.
– Deine Gefühle, besonders deine Empathie, sagt dir, ob ein Weg richtig oder falsch ist.
– Hinterfrage besonders auch Lehrer oder Gurus und finde unbedingt deine eigene Wahrheit.
– Eine wirkliche Beziehung funktioniert nicht über „Deals“. Sie wird getragen von Klarheit, Offenheit, Herzenswärme und gegenseitigem Respekt. Reibung und Grenzziehung gehört in einer Beziehung dazu.
– Mache Pausen. Sie sind wichtig, um Dinge zu verarbeiten, sie zu verstehen und dich selbst zu spüren. In den Pausen kann „der Schlamm sacken“. In einem ständig bewegten Wasser ist auch nichts zu sehen. Nur in der Stille kommt die Klarheit.
– Hab Spaß und genieße es, einfach mal nur zu sein.
Blue hat mich bereits getragen, als ich noch neben ihr herlief und der Gedanke an Reiten noch ganz weit weg war. Sie hat mir geholfen, mich wieder selbst zu spüren, und damit hat sie meine Empathie geöffnet, die sich mir verschlossen hatte. Sie hat mir beigebracht, auf meinen Körper zu achten, denn immer, wenn während unserer gemeinsamen Arbeit irgendetwas weh tat bei mir, war etwas falsch – ich war zu angespannt oder zu fest oder zu schnell oder nicht achtsam mit mir. Blue hat mir beigebracht, wie wichtig Pausen sind, und dass Prozesse Zeit brauchen. Dass es besser ist, zu vertrauen, als etwas zu erzwingen. Sie hat mein Herz berührt und es weit geöffnet und mich zu meiner Liebe zum Leben zurückgeführt. Und ich merke immer wieder, dass genau das das Wichtigste ist – die Liebe zum Leben. Denn sie erfüllt mich mit innerem Frieden. Danke, liebe Blue, ich danke Dir aus tiefstem Herzen.
All diese Erkenntnisse haben auch Menschen, die ich im Coaching oder in der Therapie begleite. Jeder auf seine Weise, jeder findet die Antworten, die für sich stimmig sind. Voraussetzung dafür ist, dass du wirklich ehrlich zu dir selbst bist. Und dich selbst spürst.
Wiebke, du hast dir bereits vielen Menschen auf dem Weg zu sich selbst geholfen. Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Mhhh, aktuell bin ich an einem spannenden Punkt in meinem Leben. Mein Buch „Das belebte Leben“ ist auf dem Markt. Ich habe 10 Jahre an diesem Buch geschrieben, jetzt lasse ich es los. Meine beiden Kinder sind jetzt erwachsen, mein Jüngster wird dieses Jahr 20 Jahre alt, und geht seinen eigenen Weg. Mein großer Sohn ist nun bereits 32 Jahre und tut dies schon länger. D.h., ich bin dabei, meine Kinder loszulassen. Ich spüre, dass ich viel schreiben möchte und habe mit meinem Buch auch einen Verlag gegründet: den Wiedeck Verlag. In diesem Verlag sollen Bücher herauskommen, die emotionale Intelligenz, Gleichberechtigung, Umweltschutz und eine zukunftsfähige Gesellschaft möglich machen bzw. unterstützen.
Wohin es mich in den nächsten Jahren führen wird, weiß ich noch nicht. Dieses Jahr mache ich eine Auszeit von drei Monaten und möchte in verschiedenen Ländern in verschiedenen Sheltern helfen. Vielleicht eröffne ich hier in Deutschland noch einen eigenen Gnadenhof, das wäre ein Traum von mir. Ich habe auch noch viele Bücher in der Schublade, die alle ihren Weg nach draußen suchen. Gedichte für Kinder, Gedichte für Erwachsene, Geschichten über Frauen, Dinge die mich bewegen und und und… Wenn mir genug Zeit bleibt, werden diese alle noch ihren Weg in die Welt finden. Ansonsten will ich nach vielen Jahren, in denen ich auch Mutter war, denn ich war die meiste Zeit alleinerziehend, jetzt einfach mal leben, sein, und mich vielleicht ohne Pläne einfach auf das, was geschieht, einlassen. Das ist eine spannende, aufregende Erfahrung.
Welchen Rat möchtest Du zum Schluss anderen Menschen und auch Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?
Sei du selbst. Schau, was dich blockiert, denke lösungsorientiert, hinterfrage dich selbst. Unsere Pferde, unsere Hunde sind nie die, die schuld sind. Es sind immer wir, die nicht verstehen, oder nicht angemessen reagieren. Liebe das Leben, es ist so wundervoll. Liebe diese Erde, sie ist so kostbar. Sei achtsam mit dir und im Umgang mit anderen. Tue jeden Tag etwas Gutes, für dich, für den Umweltschutz, für die Zukunft…
Vielen Dank Wiebke für deine offenen Worte und die inspirierenden Antworten auf unsere Fragen, die sicher so manchen zum Nachdenken anregen werden.
Wenn du jetzt noch mehr über Wiebke Wiedeck und ihre Arbeit erfahren möchtest, findest du weiter Informationen auf ihrer Website oder bei YouTube. Alles Wichtige zu ihrem bewegenden Buch findest du auf der Website von LovelyBooks.