Trauma bei Pferden – wie behandeln?

Bei Menschen ist das Thema „Trauma“ in aller Munde und kein Tabuthema mehr. Wie sieht dies aber in der Pferdewelt aus? Gibt es dort auch diese traumatischen Erfahrungen, die Pferde machen können? Was ist ein Trauma überhaupt? Wie äußert sich dieses und wie kann man damit umgehen bzw. dem Pferd Hilfestellungen geben? Die diplomierte Pädagogin Kathrin Stocker, die auch pferdegestütztes Coaching, therapeutisches Reiten und Tierkommunikation praktiziert, hat sich ausführlich mit dem Thema beschäftigt:

In der Pferdewelt ist es meiner Beobachtung nach eher so, dass „Trauma“ bei Pferden wenig gesehen und behandelt bzw. nicht ganz so ernst genommen wird. Es kann vielleicht auch sein, dass zu wenig Wissen darüber besteht oder aber auch, dass Pferdebesitzer gar nicht wissen, welche Herangehensweisen oder Heilmöglichkeiten es gibt und wie man dem Pferd entsprechend helfen kann.

Foto: Kathrin Stocker

Was ist überhaupt ein Trauma?

In der Psychologie ist ein Trauma eine schwere seelische Verletzung, ausgelöst durch ein Erlebnis, das mit Kontrollverlust oder Lebensgefahr einhergeht. Traumatische Ereignisse können zum Beispiel Unfälle, psychische oder körperliche Gewalt, Verlusterfahrungen oder schwere Erkrankungen sein. Und genauso ist es auch bei Pferden. Ich beschäftige mich seit geraumer Zeit mit dieser Thematik und sehe die Traumata, die Pferde erlebt haben und es trifft genau auf die oben beschriebenen Situationen und Erlebnisse zu.

Viele Erfahrungen, die Pferde machen oder gemacht haben, werden nicht als traumatisch bewertet – entweder weil die Situation nicht so ernst genommen wird (vgl. frühe Trennung des Fohlens von der Mutterstute) oder man oft nicht ausreichend Informationen vom Vorbesitzer / von den Vorbesitzern zum Pferd hat. Wenn man jedoch Zugang zu diesen Informationen bekommt, erklärt sich oft ein unangemessenes, „schwieriges“ Verhalten der Pferde.

Traumata speichern sich im Körper – so ist es jedenfalls beim Menschen, und auch bei den Pferden habe ich diese Beobachtungen gemacht. Es zeigen sich Anspannungen und diese werden durch das Verhalten zum Ausdruck gebracht. Auch körperliche Krankheiten können als Ursache ein nicht erkanntes Trauma haben.

Der Traumaexperte Peter Levine* hat jahrelang wilde Tiere beobachtet, wie sie bedrohliche Erlebnisse verarbeiten, ohne traumatisiert zu werden. Sie „schütteln die Anspannung einfach ab“. Dieses Verhalten kann man z.B. auch nach einer Fahrt im Pferdeanhänger bei Pferden beobachten – sie schütteln sich, damit der Stress, der sich im Körper angesammelt hatte, losgelassen werden kann.

Hat mein Pferd ein Trauma?

Nun aber die Frage: Wie finde ich heraus, ob mein Pferd eventuell eine traumatische Erfahrung gemacht hat? Und wie kann ich dem Pferd helfen, diese zu überwinden? Es gibt bisher eher Methoden im Training, um das Pferd besser „unter Kontrolle“ zu halten. Ich denke allerdings nicht, dass dies die Ursache beheben kann. Beim Menschen gibt es unterschiedliche Formen der Psychotherapie, um in die Heilung zu kommen. Dabei wird jetzt auch immer mehr die Körperarbeit hinzugenommen, da sich Trauma ja vor allem im Körper speichert.

Eines der Hauptprobleme, wenn man ein Trauma erlebt hat, ist die Stressregulation und diese wird auch bei Pferden ganz klar sichtbar in ihrem Verhalten. Psychotherapie ist bei Pferden jedoch nicht möglich. Annähernd daran finde ich die Tierkommunikation eine gute Möglichkeit, um dem Pferd eine Stimme zu geben. Eine Alternative wäre noch die Trust Technique von James French. Dies ist eine auf Achtsamkeit basierende Methode, die durch Vertrauen eine tiefe Verbindung zwischen Mensch und Tier schafft. Aber das Problem der Ursache und dass das Trauma im Körper festsitzt, ist so noch nicht gelöst.

Foto: Kathrin Stocker

Welche Alternativen können helfen?

Meine Herangehensweise ist daher die, dass ich das Trauma, welches ein Pferd (oder auch Tier wie Hund bzw. Katze) erlebt hat, sichtbar machen kann und dieses Erlebnis dann auflöse. Ich habe mittlerweile schon sehr viele Erfahrungen dazu gemacht – das Feedback der Besitzer ist unglaublich positiv und es stellen sich schnelle Veränderungen im Verhalten des betroffenen Tieres ein. Die gesamte Thematik ist sehr komplex und es ist jeweils individuell bei jedem Tier genau hinzusehen – es entsteht auch immer ein persönliches Auflösungsbild.

Jetzt stellst Du Dir wahrscheinlich die Frage, wie ich das Trauma überhaupt sichtbar machen kann. Eigentlich entdeckte ich dies durch einen Zufall. Bei meiner Energieausbildung mussten wir zum Abschluss für das Zertifikat 10 Fälle bearbeiten. Es war uns freigestellt, ob wir mit Menschen oder Tieren arbeiten – ich entschied mich für Pferde. Bei einem Feedbackgespräch erklärte ich der Pferdebesitzerin, dass das Pferd vom Vorbesitzer wohl nicht sehr gut behandelt wurde und auch die Haltung zu wünschen übrig ließ. Die Pferdebesitzerin war sprachlos über meine korrekten Aussagen, obwohl ich das ja eigentlich gar nicht wissen konnte.

Hier wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich wahrnehmen kann, was die Pferde erlebt hatten. Es reicht dafür sogar schon ein Foto, Name und Alter des Tieres, um mich mit diesem zu verbinden und sein Trauma sehen zu können. Ich erzählte einer Kollegin aus Norddeutschland davon und sie meinte, ich solle doch bitte gleich bei ihrem Esel mal nachschauen. Es war faszinierend, wie sich die Bilder immer wieder zeigten.

Anfangs war es schon fast beängstigend für mich und da ich Respekt vor den Reaktionen meines Umfeldes hatte, ließ ich das Ganze zunächst einige Zeit ruhen. Mittlerweile ist es jedoch so, dass sich ein immer größeres Interesse dafür entwickelte und ich schon viele positive Erfahrungen sammeln durfte. Auch das Feedback der Besitzer ist unglaublich positiv und oft werden schnelle Veränderungen im Verhalten der Tiere festgestellt.

Diese gesamte Thematik ist schon sehr komplex und es ist jeweils individuell bei jedem Tier genau hinzusehen, damit ein persönliches Auflösungsbild für jedes Tier entstehen kann. Wenn Dich dieses Thema interessiert und Du mehr Infos dazu haben möchtest, kannst Du mich gerne per Mail kontaktieren.


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