Helmut Strack im Interview

Es gibt nicht wenige Menschen, die Angst vor Pferden haben. Mit ihrer unbändigen Kraft und Größe können diese Tiere einem auch schon mal angsteinflößend erscheinen. So erging es auch Helmut Strack: freiwillig hätte er sich vor 20 Jahren keinem Pferd genähert. Aber er hat seine Angst überwunden und heute bietet er sogar soziale Pferdeentspannung an. Seine Frau, selbst pferdebegeisterte Reiterin, ist nicht ganz unschuldig daran, dass er sich mit den Tieren beschäftigt und seiner Angst gestellt hat.

Nach einer langjährigen, unternehmerischen Tätigkeit ist Helmut Strack inzwischen Rentner und kann sich seitdem noch intensiver seiner Leidenschaft für Pferde widmen. So absolvierte er auch eine Ausbildung bei einer Pferde-Physiotherapeutin, bildet sich regelmäßig weiter und therapiert heute Pferde. Und hier geht er einen ganz besonderen Weg: Soziale Pferdeentspannung nennt Helmut Strack das, was er seit seinem Renteneintritt mit großer Leidenschaft praktiziert.

Pferdeentspannung
Soziale Pferdeentspannung (Foto: Helmut Strack)

Vom Mini Shetty bis zum Shirehorse, vom englischen Vollblut bis zum schweren Kaltblut hat Helmut Strack inzwischen die unterschiedlichsten Pferderassen behandelt. Reit- und Fahrpferde waren bisher dabei, aber auch Rentner- und Gnadenbrotpferde. Und das Schönste ist, dass er kein Geld dafür verlangt. Vielmehr freut er sich über Spenden, die obdachlosen und bedürftigen Menschen in Köln zugutekommen.

Sogar die Einnahmen aus seinem Buch Vom Angsthasen zum Sozialen Pferdeentspanner, in dem er ausführlich über seinen außergewöhnlichen Weg erzählt, fließen in soziale Projekte. Auch wir wollten mehr über diesen außergewöhnlichen Weg von Helmut Strack und seine interessante Arbeit mit den Pferden erfahren und haben ihm daher einige Fragen gestellt:

Früher hatten Sie Angst vor Pferden. Wie sind Sie dennoch zu diesen wunderbaren Tieren gekommen und was fasziniert Sie an Pferden?

Durch die Leidenschaft meiner Frau zu Pferden und ihrem ersten eigenen Pferd wurde ich durch unvorhersehbare Ereignisse mit ihrem Pferd intensiv konfrontiert. Dadurch musste ich mich mit meiner panischen Angst vor diesen Tieren auseinandersetzen. Ich lernte meine Angst als Gabe Gottes und fürsorgliches Gefühl zu nutzen. Langsam aber immer intensiver wurde ich von dem berühmt-berüchtigten Pferdevirus befallen und infiziert. Pferde rückten dabei in den Vordergrund meiner Gegenwart und visionären Zukunftsplanung. Ich war schließlich so von den Tieren fasziniert, das ich alles über Pferde wissen und lernen wollte. Dabei musste ich feststellen, wie komplex das Thema Pferd mit seinen Instinkten ausgestattet war und umgehen konnte.

Die Funktionsweise und das Zusammenspiel zwischen ihren Nervensystemen, der sensiblen Sensorik, der Biomechanik und ihren Organen begeisterten mich immer wieder aufs Neue. Alles ist ausgelegt, um sich fortzupflanzen und zu überleben und nicht, um uns zu tragen. Obwohl wir die natürlichen Bedürfnisse der Pferde als Pferdebesitzer stark einschränken, bauen sie eine Beziehung zu uns auf und schenken uns ihr Vertrauen. Meine Erfahrung im Umgang mit vernachlässigten/misshandelten Pferden bestätigte dies sehr eindrucksvoll. Voller Demut konnte ich feststellen, dass diese Tiere trotz ihrer schlechten Behandlung durch den Menschen mein Angebot zum Vertrauensaufbau mit meiner ersten Berührung der Pferde sofort annahmen und genossen. Ihre Art, uns mit ihren Signalen und ihrem Verhalten den Spiegel vorzuhalten und dies ohne Zeitverzug, ist für mich besonders faszinierend.

Pferdearbeit
Vertrauensaufbau (Foto: Helmut Strack)

Pferde sind sehr sensible Geschöpfe und stark von der Natur und den eigenen Instinkten geprägt. Was ist aus Ihrer Sicht wichtig beim Umgang mit Pferden?

Wir als Pferdebesitzer haben eine ganz besondere Verantwortung gegenüber einem Lebewesen im täglichen Umgang übernommen und sollten uns an die ethischen Grundsätze des Tierschutzes halten. Besonders Punkt drei der ethischen Grundsätze für den Pferdefreund fordert: „Der physischen und psychischen Gesundheit des Pferdes ist unabdingbar von seiner Nutzung oberste Bedeutung einzuräumen“.

Im täglichen Umgang mit dem Pferd ist es besonders wichtig, dass wir das, was die Pferde uns zeigen, achtsam beobachten und die richtigen Rückschlüsse daraus ziehen. Hierfür ist es unabdingbar, die Signale des Pferdes deuten zu können und selbstreflektierend zu hinterfragen, bevor wir falsche Handlungen ausführen, das Vertrauen des Pferdes verlieren, es in Gefahr bringen oder ihm einen gesundheitlichen Schaden zuführen. Gleichfalls ist es von besonderer Bedeutung, wie ich auf das Pferd wirke und welche Funktion ich für das Pferd übernehme. Pferde zeigen auch hier mit einer ehrlichen und direkten Reaktion was ihre Sensoren, Sinnesorgane und ihr gesamtes Nervensystem bei meinem Kontakt zu ihnen auslöst.

Um harmonisch und vertrauensvoll mit dem Pferd umgehen zu können, muss man lernen, wie ein Pferd zu fühlen und zu reagieren. Meine Signale an das Pferd müssen dabei auch ehrlich, direkt und eindeutig für das Pferd erkennbar sein. Situationsbedingt kommt es jedoch darauf an, ob ich gerade der Beobachter oder der Führer, der Beschützer oder der Versorger, der Pfleger oder Entspanner, der Reiter oder der Trainer und so weiter bin. Pferde scannen einen beim Umgang ständig mit allen Sinnen, die sie haben und reagieren auf das, was ich gerade ausstrahle, unverblümt! Darum sollten wir uns über folgendes im Klaren sein:

– Was strahle ich gerade aus?
– Meine Aura: Wer bin ich? Wofür stehe ich? Wie fühle ich mich? Was erwarte ich?
– Meine Körpersprache: Mimik, Gestik, Blick, Körperhaltung, Körperspannung, Atmung, Stimme, Geruch, Bewegungsabläufe und eindeutige Signale.
– Mein Reaktionsverhalten, die das Pferd bei mir auslöst: Bei einer Bedrohung, bei Widersetzlichkeit und Ungehorsam, bei Angstzuständen, bei Panik, bei Anlehnung, bei der Begrüßung und ähnlichem.

Bei meinem Umgang mit Pferden lege ich besonderen Wert auf: Die physische wie psychische, gesundheitliche Situation, Schmerzanzeichen, Auffälligkeiten jeglicher Art, regelmäßige Wohl-Fühl-Checks des Pferdes, schmerzfreie und abwechslungsreiche Bewegungszeiten, gemeinsame Aktionen mit Artgenossen, Respekt, Achtsamkeit, Selbstreflexion, Wahrhaftigkeit, Fürsorglichkeit, Berechenbarkeit, eigene Losgelassenheit, Kooperation statt Konfrontation und Dominanz sowie regelmäßige Palpation und Entspannungsmaßnahmen und Umgang ohne Zeitdruck.

Pferdeliebe
Zeit füreinander (Foto: Helmut Strack)

Mit „Soziale Pferdeentspannung“ haben Sie Ihre eigene Methode entwickelt, um Pferde zu behandeln. Wie kam es dazu und was genau müssen wir uns darunter vorstellen?

Mein Umgang mit Menschen und Tieren und hier speziell mit Pferden vermittelten mir, dass ich eine besondere Beziehung zu unterschiedlichen Lebewesen aufbauen kann. Dabei legte ich sehr großen Wert auf Empfindsamkeit, Einfühlungsvermögen, offene und ehrliche Kommunikation, Vertrauensbildung, Beruhigung, Entspannung, Menschlichkeit und Tierliebe. Bei meinen Kontakten mit Pferden bemerkte ich, dass die Pferde gerne meine Nähe suchten und relativ schnell Vertrauen zu mir hatten. Warum, konnte ich mir zunächst nicht erklären. Es war jedenfalls ein sehr schönes Gefühl für mich und ich wollte herausfinden, weshalb dies so war.

Langjährig befasste ich mich darum intensiv mit Pferden, deren Verhalten und Zustand. Gezielt, beschäftigte ich mich mit der Beobachtung von Pferden in verschiedensten Situationen und Haltungssystemen. Immer besser verstand ich ihre Sprache und meine Wirkung auf sie. So konnte ich meine Kommunikation mit den Tieren nach und nach optimieren und sensibilisieren. Speziell die Themen Burnout/Depression, Vegetatives-Nervensystem im Zusammenhang mit der Haltung, der Nutzung und der Biomechanik des Pferdes, haben mich dabei interessiert.

Je mehr ich mich mit den Themen und den Tieren beschäftigt habe, umso höher wurde meine Motivation, Pferden zu helfen. So entwickelte ich zuerst Methoden, um die Pferde in einen entspannten Zustand versetzen zu können. Oberstes Ziel war es, dass sich die Pferde dabei wohlfühlten und mir ihre Baustellen zeigten. Ich musste lernen, mit ihren Akzeptanzbereichen umgehen zu können und den richtigen Zeitpunkt zur Kooperation zu finden. War diese Hürde genommen, folgten mir die Pferde vertrauensvoll.

Bei der Durchführung meiner Methode steht zuerst die Vorstellung des Pferdes mit Stallhalfter und Strick an einem ruhigen Ort durch den/die Pferdebesitzer/in an. Ich bewege mich hierbei in einem Abstand von ca.3 Metern rund ums Pferd und unterhalte mich mit dem/der Besitzer/in über die Pferdegeschichte und aktuelle Auffälligkeiten beim Pferd. Dabei beobachte ich das Pferd und sehe mir den Allgemeinzustand und besondere Zustandskennzeichen an. Dann wird mir das Pferd im Schritt vorgeführt, inklusive Vorhandwendung, Rückwärtsrichtung, geschlossenem Stand. Auffälligkeiten werden direkt mit dem/der Pferdebesitzer/in besprochen und hinterfragt.

Dann übernehme ich das Pferd und führe es am langen Strick, bis es mir vertrauensvoll auf Schritt und Tritt folgt und alle Übungen auf meine Signale hin bereitwillig ausführt. Wir bleiben ruhig und gelassen stehen und ich berühre das Pferd zum ersten Mal mit meinen Händen. Ich halte beide Hände am Pferd und folge der Blasenmeridiane vom Kopf, bis zum Kronrand der Hinterhufe des Pferdes. Hiermit leite ich die erste Entspannungsphase des Pferdes ein. Danach beginne ich mit der Palpation des Pferdekörpers, ebenfalls beginnend am Kopf. Festgestellte Auffälligkeiten werden sofort besprochen und gegebenenfalls markiert oder fotografiert.

Die zweite Entspannungsphase beginnt im Anschluss durch unterschiedliche Massagen der Pferdemuskulatur und der Faszien. Auch hier werden Auffälligkeiten festgehalten. Besondere Kontrollen der Kieferbewegung, der Zungenbeinlage sowie der Brustbeinstellung und der Schweifhaltung folgen. Vorgefundene Verklebungen und verspannte, verhärtete Muskulatur werden mit verschiedenen Techniken bearbeitet. Festgestellte Blockaden werden durch spezielle Übungen des Pferdes versucht zu lösen. Zum Schluss werden noch pferdespezifische Dehn- und Mobilisationsübungen durchgeführt.

Phase drei der Entspannung folgt zum Abschluss. Ich ziehe dem Pferd das Halfter aus und gehe zur Freiarbeit mit dem Pferd über. Hierbei biete ich dem Pferd meine Führung an und bewege es nur mit meiner Körpersprache ohne jegliche Berührung durch einen kleinen Parcours. Sobald das Interesse des Pferdes an meiner Führungsarbeit nachlässt, entferne ich mich vom Pferd, so dass es sich in Ruhe eine Stelle zum Wälzen suchen kann. Kommt das Pferd nach dem Wälzen zu mir, bedanke ich mich bei ihm mit einer Streicheleinheit an einer Stelle, wo es besonders gerne gekrault wird.

Bevor wir das Pferd wieder in seine normale Umgebung bringen, führen wir es noch ca. 10-15 Minuten am langen Strick, ohne dabei am Strick zu ziehen. Danach darf oder muss das Pferd wieder in seine gewohnte Umgebung entlassen werden. Im Abschlussgespräch fassen wir nochmals alles zusammen und vereinbaren einen Maßnahmen- und Übungsplan um Auffälligkeiten beim Pferd zu minimieren bzw. zu beseitigen. Bei gravierenden Auffälligkeiten empfehle ich auf jeden Fall eine tierärztliche Untersuchung.

Pferdebehandlung
Aufmerksam bleiben (Foto: Helmut Strack)

Sie arbeiten ehrenamtlich nach dem Motto „Pferden helfen und bedürftige Menschen unterstützen“. Wie kam es dazu und wen unterstützen Sie?

Durch einen Sturz mit meinem Pferd habe ich meine Lebenseinstellung überdacht und wurde durch eine anschließende Behandlung meines Pferdes durch eine Pferdephysiotherapeutin, durch ihre Vorgehensweise und Behandlungsmethode sowie ihrer folgenden Aussage konfrontiert und inspiriert: „Ich habe mir abgewöhnt , bei allen Pferden die ich sehe, genauer hinzuschauen. Dies tue ich nur noch bei den Pferden, zu denen ich gerufen werde, um ihnen zu helfen“. Diese Aussage hatte sich in meinem Kopf festgesetzt und löste etwas in mir aus. In Verbindung mit meinen bisherigen Erlebnissen mit Pferden und Menschen, ließ mich diese Feststellung mit allen Facetten nicht mehr los. Ich wollte zukünftig ehrenamtliche Hilfe leisten. Es sollte etwas sein, wo ich mit meinem Körper und Geist, aktive Hilfe leisten konnte. Etwas zum Anfassen musste es sein. Mein Ziel war es von nun an, Pferden zu helfen und bedürftige Menschen zu unterstützen.

Ich absolvierte diverse Weiterbildungsmaßnahmen bei einer Ausbilderin für Pferdephysiotherapie / Pferdeosteopathie sowohl in Theorie als auch in der Praxis an Pferden. Das gelernte wurde dann bei unseren eigenen Pferden angewendet und gefestigt. Pferdefreunde, die mich dabei beobachtet hatten, zeigten sich sehr interessiert an meinen Methoden und Maßnahmen und an der Reaktion, die unsere Pferde dabei zeigten. Sie fragten mich, ob ich auch ihr Pferd einmal abtasten und entspannen könne. Und so wurden es immer mehr Pferde, die ich abtasten und entspannen durfte. Da ich kein Honorar dafür nahm, wollte ich auf die Unterstützung von bedürftigen Menschen aufmerksam machen und die Pferdebesitzer dafür begeistern.

Hierzu konnte ich die Privatinitiative unserer Tochter ORI-BOLLERWAGEN mit bestem Gewissen empfehlen. Das Team von Ori-Bollerwagen ist eine private, ehrenamtliche Initiative, die obdachlose und bedürftige Menschen sowie deren vierbeinige Freunde in Köln unterstützt. Alle 14 Tage verteilen sie samstags am Breslauer Platz eine warme Mahlzeit, ein Dessert, Getränke, Hygieneartikel, Wäsche und all das, was je nach Saison benötigt wird. Dabei steht für sie der persönliche Kontakt im Vordergrund. Mein Slogan “Pferden helfen und bedürftige Menschen unterstützen“ war somit Realität geworden.

Pferd und Pony
Gemeinsam mehr erreichen (Foto: Helmut Strack)

Noch einmal zurück zu den Pferden. Für das Wohlergehen dieser Tiere müssen wir auf ihre Bedürfnisse eingehen, dazu gehört auch eine artgerechte Haltung. Wie sollte Ihrer Meinung nach eine artgerechte Pferdehaltung aussehen?

Dieses Thema ist sehr Komplex und für jedes Pferd individuell zu betrachten. Die allgemeinen Regeln zur artgerechten Pferdehaltung sind ja weitläufig bekannt und festgeschrieben. Meine Erfahrung mit Pferden hat gezeigt, dass eine „Artgerechte Pferdehaltung“ nur in der freien Natur funktionieren kann, wenn keine Menschen in den Prozess eingreifen.

Also sprechen wir über die vielen Pferde, die in den Pferdeställen in Boxenhaltung, Offenställen und Aktivställen und deren Kombination untergebracht sind. Jede Haltungsform hat Vor- und Nachteile und fordert den Pferden und ihren Besitzern täglich eine gehörige Portion „Kompromissbereitschaft“ ab. Ich treffe bei meinen vielen Kontakten mit Pferden auf sehr viele gestresste, nervöse, depressive und erschöpfte Pferde. Egal aus welcher Haltungsform diese Tiere kommen. Man sieht es den Tieren sofort an, dass sie sich nicht wohlfühlen. Die Gründe hierfür liegen sehr oft an der direkten Umgebung des Pferdes:

– Besondere Aufmerksamkeit gebührt der Rückzugsmöglichkeit mit ausreichend trockenem Boden und Platz für das Pferd. Wichtig dabei ist es, dass unser Pferd den Rückzugsraum zum schlafen nutzen kann. Um die einzelnen Schlafphasen und vor allem die Tiefschlafphase erreichen zu können, muss so viel Platz sein, dass die hierfür erforderliche Liegeposition des Pferdes eingenommen werden kann.

– Gleiches gilt für eine regelmäßige und störungsfreie Einnahme ihrer Mahlzeiten und Flüssigkeit, ohne von den Pferdenachbarn malträtiert zu werden.

– Das Thema Deckenzwang und Wohlfühltemperatur des Pferdes wird bei vielen Pferdehaltern meiner Meinung nach nicht artgerecht umgesetzt und führt zu einer unnötigen Belastung der Pferde. Verspannungen, Verletzungen, Blockaden, Erkältungen als auch die Schwächung des Immunsystems und der natürlichen Abwehrkräfte, sind häufige Folgen.

– Täglicher Sozialkontakt mit den Artgenossen mit denen sie sich verstehen, sollte möglich sein. Hierfür müssen geeignete Flächen und Einrichtungen zur Verfügung stehen.

– Ausreichende und abwechslungsreiche, an den Pferdezustand angepasste, Bewegungsaktivitäten brauchen die Pferde ebenfalls. Möglichst auf unterschiedlichen Böden.

Ich könnte noch viele weitere Themenpunkte hierzu aufführen, dies würde jedoch den Rahmen sprengen und zeigt uns, dass vieles nicht optimal ist und wir als Pferdebesitzer gefordert sind, unsere Pferde genau zu beobachten und ihren Zustand und ihr Verhalten regelmäßig zu hinterfragen. Ziel dabei muss es sein, Haltungsdefizite zu erkennen abzustellen und mit geeigneten Maßnahmen für das Pferdewohl zu sorgen.

Pferdeherde
Entspanntes Herdenleben (Foto: Helmut Strack)

Herr Strack, Sie haben bereits sehr viel für das Wohl der Pferde sowie bedürftiger Menschen erreicht und sogar schon ein eigenes Buch geschrieben. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Gerne würde ich noch viel mehr Pferden helfen, jedoch sind hier die Ressourcen meiner Person nicht ausreichend, um den Bedarf in unserer Region nur ansatzweise decken zu können. Meine Vision ist es, dass möglichst viele Pferdebesitzer/innen meine Methoden übernehmen und bei ihren Pferden selber durchführen und zusätzlich neue Interessenten dafür begeistern können. Ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch und gegenseitige Unterstützung der gleichgesinnten Pferdefreunde wäre sicherlich sehr förderlich für das Wohlergehen vieler Pferde. Es müsste wie ein Schneeballsystem funktionieren und von wahren Pferdefreunden immer weiter entwickelt werden.

„Soziale Pferdeentspannung“ soll für jeden Pferdebesitzer im Umgang mit seinem Pferd zu einer Selbstverständlichkeit werden und auch den vielen Reitbeteiligungen kein Buch mit sieben Siegeln sein. Das Potenzial, eine Pferdeumgangsform als „Soziale Pferdeentspannung“ bekannt zu machen und im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtungsweise des Pferdeumganges zum Wohle des Pferdes zu verinnerlichen und anzuwenden, ist im ersten Schritt meines Erachtens bei Freizeitreitern/innen sehr groß. Hieran möchte ich gerne in der Zukunft arbeiten. Die Möglichkeit in diesem Zusammenhang auch die Hilfe für bedürftige Menschen zu intensivieren, sehe ich ebenfalls als gegeben.

Soziale Pferdeentspannung
Von jedem erlernbar (Foto: Helmut Strack)

Welchen Rat möchten Sie zum Schluß anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?

Schenkt eurem Pferd so viel Aufmerksamkeit, das ihr jederzeit in der Lage seid, den Zustand des Pferdes erkennen zu können. Nehmt euch genügend Zeit, um veränderte Bedürfnisse des Pferdes zu erkennen und durch geeignete Maßnahmen zu befriedigen. Führt einen regelmäßigen Wohlfühl-Check bei eurem Pferd durch (mindestens einmal im Monat nach der Methode der „Sozialen Pferdeentspannung“). Einmal im Jahr ist zu wenig, um schleichende Prozesse erkennen und abstellen zu können. Gönnt euch und eurem Pferd regelmäßig ein paar schöne und entspannte Momente ohne Zeitdruck.

Beobachtet zudem das Pferdeverhalten beim Fressen und Kauen, in der Ruhephase im Rückzugsraum, beim Grasen auf der Weide, auf dem Paddock, in der Box und in der Herde. Hinterfragt plötzliche Verhaltensveränderungen des Pferdes selbstreflektierend. Vermeidet jegliche Maßnahmen, die dem Pferd einen Schmerz zuführen und/oder seine Gesundheit gefährdet! Verzichtet auf den Einsatz von Hilfsmitteln, um das Pferd mit Dominanz und Egoismus in unnatürliche Haltungen oder Bewegungen zu bringen. Stellt euch immer wieder die Frage: Werde ich dem mir anvertrauten Lebewesen wirklich als Pferdefreund im Sinne des Tierschutzes gerecht, oder gehe ich fahrlässig mit der „Sache Pferd“ um?

“PUTZEN, BENUTZEN, ABSTELLEN, NACH HAUSE FAHREN“ steht sicherlich für den Umgang mit einer Sache, aber nicht für den Umgang eines Pferdefreundes mit seinem Pferd!

Vielen Dank Herr Strack für Ihre ausführlichen und interessanten Antworten auf unsere Fragen. Für Ihren weiteren Weg wünschen wir Ihnen alles Gute und weiterhin viel Freude bei der Unterstützung von Menschen und Pferden.

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