Hochleistungsgräser auf der Pferdeweide
Das Pferd gehört auf die Weide – das ist die einhellige Meinung der meisten Pferdebesitzer. Dennoch sollte diese Forderung und vor allem deren Umsetzung mit Bedacht erfolgen, denn viele Pferdehalter sind sich der damit verbundenen Konsequenzen aufgrund der Risiken moderner Gräser nicht bewusst. Als das Pferd noch als Arbeitstier eingesetzt wurde und daher wenig Zeit auf der Weide verbrachte, war dieses Phänomen weitestgehend unbekannt: Hufrehe, auch Grasrehe genannt.
Diese Krankheit, bei der das Pferd aufgrund starker Schmerzen an einem oder mehreren Hufen nur noch sägebockartig stehen kann, entsteht durch ein Überangebot an Fruktanen (langkettige Zucker) im Gras. Da nach dem letzten Weltkrieg die Zahl der Pferde drastisch abnahm und Rinder zunehmend die Weidelandschaft dominierten, stieg damit auch die Nachfrage nach einer hochkalorischen Futterproduktion zur Ernährung der Hochleistungsrinder. Um diesen Leistungsanforderungen der modernen Rinderzucht entsprechen zu können, wurden und werden aus Hochleistungsgräsern mit hoher Zuckerproduktion bestehende Saatmischungen angebaut und entsprechend gedüngt.
Allerdings konnte niemand vorhersehen, dass die für Rinder angelegten Weiden einmal in so großem Umfang für die Pferdehaltung genutzt werden würden. Die Toleranz der Pferde gegenüber diesen Gräsern ist jedoch begrenzt. Sie bevorzugen eigentlich karge Böden mit kurzstieligen Pflanzen. Die Stickstoffdüngung der Weiden führt zudem zu einem geringeren Rohfasergehalt sowie verminderter Kieselsäure- und Mineraleinlagerungen in den Pflanzen. Die Konsequenzen für die Pferde können Durchfall und Koliken sein. Der Zuckergehalt führt zur Verfettung, ohne dass das rohfaserarme Gras den Pferdehunger stillt. So neigen die Tiere dazu, sich zu überfressen, werden dabei aber fehl- und/oder mangelernährt. Aus diesem Grung benötigen Pferde zum Ausgleich zusätzlich Rohfaser, beispielsweise in Form von Heu und Stroh, sowie Mineralien.
Zu ihrem Schutz ist auf jeden Fall ein Umdenken und eine Lösung dieses Dilemmas notwendig. Wertvolle Tipps dazu gibt übrigens die Diplom-Biologin Dr. Renate Vanselow in ihrem Buch „Pferd und Grasland“. Hier findest du umfassend und auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand Informatioen über die aktuelle Problematik rund um die Pferdeweide. Ansonsten gibt es im Grunde nur zwei Optionen, um Gefahren für unsere Pferde abzuwenden: Eine Begrenzung der Futteraufnahme oder eine Extensivierung der Weiden bei ausreichend großem Flächenangebot – also zurück in Richtung Steppe.
Verwendete Quellen: aid infodienst e. V.