Hilfe beim Sommerekzem in Sicht
Nach einem langen Winter freuen sich Mensch und Tier auf den Frühling und die ersten warmen Sonnenstrahlen. Allerdings hat das schöne Wetter für so manche Pferde auch seine Schattenseiten, denn bei einer Insektenstich-Überempfindlichkeit (Sommerekzem) kann es z.B. zu starkem Juckreiz kommen, dessen Folgen sich in nässenden und blutenden Wunden sowie Krustenbildung, Schuppen, Schwellungen und Verdickungen der Haut äußern. Dank einem innovativen Impfstoff sollen Allergien bei Pferden und Hunden jetzt aber neu behandelt werden können.
Forscher der Universitäten Bern und Zürich, der Universität Oxford und des lettischen Biomedical Research & Study Centers haben unter Leitung von Prof. Martin F. Bachmann, Fachmann an der Universitätsklinik für Rheumatologie, Immunologie und Allergologie am Universitätsspital Bern, eine neue therapeutische Impfstofftechnologie entwickelt. Erarbeitet wurden diese Impfstoffe gemeinsam von universitären Laboren, Spin-off-Firmen der Universität Zürich sowie internationalen, privatwirtschaftlichen Partnern.
Der neue, verbesserte Impfstoff besteht aus einem eigens hergestellten, virusähnlichen Nanopartikel, der als Träger eines Verstärkers der körpereigenen Immunreaktion dient. Der Impfstoff eignet sich besonders für ältere und immungeschwächte Tiere, weil er das Immunsystem unterstützt. Ermöglicht wurde diese Technologie durch neueste Erkenntnisse aus der biomedizinischen Forschung, die nun für Haustiere zu erschwinglichen Preisen nutzbar gemacht wird.
Im Bereich Allergien macht besonders das songenannte Sommerekzen so manchem Pferd zu schaffen, denn sie ist die häufigste Form bei Pferdeallergien. Daher nahmen 34 betroffene Islandpferde an einer placebokontrollierten, doppelblinden, klinischen Studie teil, die von einem Forscherteam um Antonia Fettelschoss-Gabriel vom Universitätsspital Zürich und der Universität Zürich durchgeführt wurde. Während 19 Pferde geimpft wurden, erhielten 15 ein Placebo.
Der verabreichte Impfstoff besteht aus zwei miteinander verbundenen Komponenten. Die Erste aktiviert das Immunsystem, basierend auf dem erwähnten virusähnlichen Nanopartikel, während die Zweite ein spezifisches Molekül ist, das die Entwicklung und Aktivierung von sogenannten Eosinophilen (Hauptkomponenten bei Überempfindlichkeitsreaktionen) reguliert. Vertragen wurde die Immunisierung mit diesem kombinierten Impfstoff von den Pferden gut.
Begrenzt wurde durch die Impfung die Anzahl von Eosinophilen in der Haut, was eine Reduzierung der Gewebeschäden nach sich zog. Dies führte zu stark reduzierten Hautveränderungen bei geimpften Tieren im Vergleich zur vorherigen Saison sowie zu Placebo. Anders als bei der klassischen Desensibilisierung, bei der versucht wird, das Immunsystem gegenüber den Allergenen tolerant zu machen, ging man hier also gezielt gegen die Eosinophilen als Hauptauslöser von Insektenstichüberempfindlichkeit vor, und das mit großem Erfolg.
Das klinische Potenzial dieses Impfstoffs für die Verwendung in der Veterinärmedizin wird nun durch gleich zwei Artikel im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ beschrieben, der meist zitierten Zeitschrift auf dem Gebiet der Allergie und klinischen Immunologie. Die Forschergruppe berichtet über bahnbrechende Erfolge bei der Behandlung von Insektenstich-Ueberempfindlichkeit (Sommerekzem) bei Pferden und einer allergischen Dermatitis bei Hunden.
Angaben zu den Publikationen:
Fettelschoss-Gabriel et al.: Treating insect-bite hypersensitivity in horses with active vaccination against IL-5, Journal of Allergy and Clinical Immunology, 04. April 2018, https://doi.org/10.1016/j.jaci.2018.01.041
Bachmann et al.: Vaccination against IL-31 for the treatment of atopic dermatitis in dogs, Journal of Allergy and Clinical Immunology, 04. April 2018, https://doi.org/10.1016/j.jaci.2017.12.994
Verwendete Quellen: Universität Bern