Zu viel Salz kann Pferden schaden
Eine ausreichende Salzversorgung für Pferde ist sehr wichtig, darüber sind sich alle Experten einig. Allerdings kann eine übermäßige Salzversorgung den Tieren kurz- und langfristig sogar schaden. Zu diesem Ergebnis kam bereits 2018 eine Forschergruppe der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Ludwig-Maximilian-Universität München, der Universität Rostock und des Waltham Centre for Pet Nutrition (UK).
Sportlich genutzte Pferde schwitzen häufig sehr stark und Pferdeschweiß enthält mehr Salz als z.B. der Schweiß von Menschen. Da der natürliche Gehalt an Natrium und Chlorid von Pferdefutter wie Gras und Getreide jedoch relativ niedrig ist, wird oft empfohlen, die Nahrung der Pferde mit zusätzlichem Salz anzureichern, um den Verlust auszugleichen.
Das dies zu einer kurzfristigen Übersäuerung bei den Pferden führen kann, war laut Prof. Dr. Annette Zeyner, die an der MLU die Professur für Tierernährung innehat, schon bekannt. Zu den langfristigen Folgen gibt es allerdings noch relativ wenige Studien. Daher führte die Forschergruppe über einen Zeitraum von 9 Wochen Fütterungsversuche mit sechs Pferden durch, die täglich ein mittleres Arbeits- und Bewegungspensum hatten.
Je drei Wochen lang erhielten die Pferde ihre normale Nahrung aus Heu und Getreide, zunächst ohne zusätzliches Salz, dann mit einer zusätzlichen Salzbeigabe von 50 beziehungsweise 100 Gramm pro Tag. Dabei richtete man sich nach den gängigen Empfehlungen für sportlich genutzte Pferde. Während des gesamten Zeitraums nahmen die Forscherinnen mehrfach Blut- und Urinproben der Tiere und überprüften verschiedene Laborwerte, zum Beispiel zum Säure-Basen- und Mineralstoffhaushalt sowie zur Nierenfunktion.
Anschließend wurden diese Werte miteinander verglichen, wobei sich herausstellte, dass die Pferde bereits auf die kleinere Menge an zusätzlichem Salz reagierten: bereits bei einer Zugabe von 50 Gramm Salz ließ sich nach kurzer Zeit eine Übersäuerung beobachten. Der Stoffwechsel der Pferde war aber noch in der Lage gegenzusteuern, so dass der pH-Wert im Blut stabil blieb. Bei einer Gabe von täglich 100 Gramm konnten jedoch weitaus stärkere Effekte bei den Pferden beobachtet werden:
Auch bei diesen Tieren stellte sich eine Übersäuerung ein, der pH-Wert in Blut und Urin war aber deutlich niedriger, was auf eine Fehlfunktion des Säure-Basen-Haushalts hinweist. Auch der Mineralstoffhaushalt der Pferde war durch die zusätzliche Salzgabe gestört. So bewirkten bereits 50 Gramm Salz pro Tag einen deutlich erhöhten Kalziumverlust. Auch bei der noch höheren Salzgabe blieb dieser Verlust auf demselben Niveau, obwohl die Pferde immer die gleiche Kalziummenge mit dem Futter aufnahmen.
Dies kann man nach Angaben von Prof. Dr. Annette Zeyner durchaus als kritisch ansehen, besonders in Situationen, in welchen viel Kalzium im Knochen deponiert werden muss, zum Beispiel bei wachsenden oder sportlich sehr aktiven Pferden. Weiterhin stellte die Forschergruppe fest, dass ein Teil des zugefütterten Salzes von den Pferden nicht zum Ausgleich von Schweißverlusten genutzt werden konnte, sondern über die Nieren ausgeschieden wurde, was diese zusätzlich belastet.
Als Konsequenz der Studie, die im internationalen Fachjournal „PLOSone“ veröffentlicht wurde, zog man das Fazit, dass eine ausreichende Salzversorgung für Pferde zwar sehr wichtig ist, der Salzverlust durch das Schwitzen bei Pferden aber häufig überschätzt wird. Demzufolge kann den Pferden eine Überfütterung mit Salz langfristig Schaden zufügen. Daher würde ein normaler Salzstein im Stall ausreichen, um den Salzbedarf der meisten Pferde zu decken. Wie handhabst du das?
Verwendete Quellen: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg