Wohin mit dem ganzen Pferdemist?
Im Mai 2020 trat eine neue Düngeverordnung in Kraft, um Nährstoffe effizienter einzusetzen und die Nitratgehalte in belasteten Teilen des Grundwassers zu reduzieren. Daraus ergaben sich für Pferdebetriebe und auch Pferdehalter so einige Probleme, denn bei der Lagerung von Pferdemist galten auf einmal viel höhere Auflagen. Einfach irgendwo einen Misthaufen anzulegen und ihn einmal im Jahr vom Bauern abholen zu lassen, war nicht mehr erlaubt. Wohin aber nun mit dem ganzen Pferdemist?
Auch Steffen Kroll von der Kroll Ranch in Aldingen in Baden-Württemberg hatte sich bereits einige Zeit Gedanken dazu gemacht. Er schon suchte lange nach einem weiteren Standbein für seinen Betrieb und wusste anfangs nicht, wohin die Reise gehen sollte. Bei seinen Recherchen stieß er eines Tages auf die Möglichkeit, Rohstoffe zu pelletieren. Diese Verfahren weckte sein Interesse und so entwickelte sich daraus die speziell auf seinen Betrieb zugeschnittene Idee, Pferdemist und Stroh zu Pellets zu verarbeiten.
Auf dem Hof der Familie Kroll gab es schon immer Pferde. Die Großeltern hatten den Betrieb aufgebaut – einen klassischen Bauernhof mit ein paar Kühen, Schweinen, Geflügel und 2 Pferden. Als Vater Theo den Betrieb 1996 übernahm, bewirtschaftete er die Flächen weiter und gab die Tierhaltung mit Ausnahme der Pferde auf. Nach und nach baute er alle vorhandenen Betriebsgebäude für Pferde um – aktuell bietet der Hof Platz für 50 Pferde.
Heute fallen auf dem Hof mit 50 Pensionspferden täglich 2 bis 2,5 Tonnen Mist an, die bis dahin entweder auf Fremdflächen oder direkt in einer nahe gelegenen Biogasanlage mit Rücknahme des Gärrestes entsorgt wurden. Steffen Kroll konnte sich gut vorstellen, den Mist selbst zu veredeln, zu pelletieren und ihn als Naturdünger zu verkaufen. Im Sommer 2022 fiel die Entscheidung zum Kauf einer Pelletieranlage der Firma ecokraft, die vielseitige Möglichkeiten zur Pelletierung von unterschiedlichen Materialien bietet.
Im September 2022 ging die Pelletieranlage mit Stroh in Betrieb, seit März 2024 wird auch Pferdemist zum Naturdünger „Pflanzen Power“ verarbeitet. Dazu werden im Vorfeld die großen Haufen, auf denen der Pferdemist am Betrieb gelagert wird, mehrmals umgeschichtet, um die Rotte-Phase zu beschleunigen. Nach vier bis sechs Wochen wird der Pferdemist mit dem Traktor in einem großen Abrollcontainer zu einer 8 km entfernten Biogasanlage transportiert, wo er mit deren Abwärme getrocknet wird. Nach weiteren zwei Wochen kommt 2 Tonnen trockenes Material zurück auf den Hof und wird direkt aus dem Container weiterverarbeitet.
Die Pelletier-Anlage selbst arbeitet in mehreren Schritten. In der Schneidmühle wird das Material zunächst auf 4 mm zerkleinert. In der Absauganlage folgt die Entstaubung, bevor es weitergeht mit dem Vorratsbehälter, der als Puffer zur Zwischenlagerung dient. Vor der Pelletierung wird Zeolith in Staubform zugemischt. Dann geht es weiter zum Herzstück der Anlage, der Presse. Diese produziert pro Stunde bis zu 250 kg Mist- bzw. 200 kg Strohpellets. Anschließend werden vorhandene Feinanteile abgesiebt und abgesaugt, bevor die Pellets schließlich in die Big Bags wandern, wo sie 8 bis 10 Stunden abkühlen.
Die Produktionsanlage läuft zwischen drei und 12 Stunden am Stück – je zur Hälfte mit Stroh und Mist. Mist wird nur verarbeitet, wenn genug trockenes Material vorhanden ist und Stroh wird zwischendurch verarbeitet. Allerdings steht immer ein kleiner Vorrat von Strohpellets parat, denn pro Woche werden 1 bis 1,5 Tonnen für die Pferde-Einstreu gebraucht. Vom anfallenden Pferdemist wird nicht die gesamte Menge pelletiert, sondern nur so viel, wie mit der Trocknung möglich ist. Der Rest geht noch weiterhin in die Biogasanlage.
Steffen Kroll schätzt die Vorteile der kleinen Stroh-Presslinge, die alle für den eigenen Betrieb bestimmt sind. Denn im Vergleich zur normalen Stroheinstreu punkten die Pellets mit deutlich geringerem Arbeitsaufwand. Sie sind platzsparend, viel saugfähiger und beugen Atemwegserkrankungen vor, da sich mit dem neuen System das Stallklima erheblich verbessert hat. Das wissen auch die Pferdebesitzer sehr zu schätzen.
Diese können auf der Kroll Ranch für ihre Pferde die passende Haltungsform auswählen: großzügige Offenställe mit Paddock und Weideanschluss in Gruppenhaltung, Paddockboxen mit externer Weide sowie ganzjährige Weide- oder Paddockhaltung. Es gibt die Möglichkeit, die Pferde als Selbstversorger oder in Vollpension bis hin zum Hufschmiedservice einzustellen. Neben sehr guten Ausreitmöglichkeiten durch Wald und Wiesen stehen zudem ein großzügiger Reitplatz mit 25×50 Meter und Roundpen einschließlich Flutlicht und automatischer Bewässerung zur Verfügung.
Neben den Stroh-Pellets finden auch die Pferdemist-Pellets großen Anklang. Die einzigartige „Pflanzen Power“ wird durch die Zugabe von Zeolith aufgewertet. Das natürliche Mineral verbessert die Struktur und Wasserspeicherfähigkeit des Bodens, verbessert die Aufnahme der Nährstoffe und bindet Umweltgifte. Die Pferdemist-Pellets werden in verschiedenen Gebinden ab Hof, auf Bauernmärkten, in Gartenmärkten der Region sowie im Direktvertrieb vermarktet. Mit seiner langfristigen Nährstoffabgabe, seinem nachhaltigen Pflanzenwachstum und ohne Geruchsbelästigung eignet sich der Bio-Dünger hervorragend für den Einsatz im Garten und auf dem Balkon.
Für die Zukunft hat Steffen Kroll bereits eine Reihe weiterer Ideen im Kopf. So gibt es erste Anfänge für eine Lohnpelletierung von Stroh für Schweine- und Pferdebetriebe. Zudem kann er sich vorstellen, auch andere Materialien, z. B. Sägespäne, zu pelletieren. Der Fokus liegt aktuell zwar eindeutig auf Dünger und Stroh, aber mal schauen, was die Zukunft noch bringt…
Bericht von Helga Gebendorfer