Paddock Trail – eine interessante Haltungsform
Die überwiegende Zahl der Reit- und Zuchtpferde wird leider auch heute immer noch in Boxen gehalten. Immerhin gab es in den letzten Jahrzehnten qualitativ einige Veränderungen: War bis weit in die siebziger Jahre hinein noch in großen Teilen Deutschlands die Anbinde- bzw. Ständerhaltung üblich, so galten Anfang der achtziger Jahre die im Vergleich geräumigeren Innenboxen bereits als Innovation. Die Tiere konnten sich darin frei bewegen. Inzwischen werden aber selbst Außenboxen als wenig artgerecht angesehen.
Mit dem Wissen um den hohen Bewegungsbedarf des Pferdes entscheiden sich daher zunehmend mehr Pferdebesitzer für alternative Haltungsformen. Vor allen Dingen ein besonderes Haltungskonzept aus den USA hat in den letzten Jahren immer mehr Anhänger gefunden: der Paddock Trail. Dabei handelt es sich je nach Perspektive sowohl um eine innovative als auch um eine altbewährte Haltungsform für Pferde. Entwickelt wurde der Paddock Trail oder auch Paddock Paradise genannt vom ehemaligen Hufschmied Jamie Jackson, der über mehrere Jahre Wildpferde in Nevada beobachtete und ihnen auf ihren Wanderungen folgte.
Bei seinen Beobachtungen stellte er fest, das sich die Tiere auf einem räumlich begrenzten Areal immer auf den gleichen Pfaden bewegen, den sogenannten „Trails“. Fasziniert von der Gesundheit und der guten Hufqualität der Pferde, versuchte Jackson seine Beobachtungen so weit wie möglich auf die Haltung unserer Hauspferde zu übertragen. Mit Hilfe von zweireihig angelegten Weidezäunen simulierte er diese Trampelpfade, die in der Minimalausführung in Form eines Rundkurses um ein Weideareal führen. Die Breite dieser künstlichen Wanderwege variiert dabei in Abhängigkeit vom Pferdebestand und den geographischen Verhältnissen zwischen ca. sechs und zehn Metern.
Die einzelnen Funktionsbereiche, wie Tränke, Futterraufen, Unterstand, Ruhezone, Wälzplatz, Lecksteinstation u.s.w. verteilen sich dabei über die gesamte Wegstrecke und veranlassen das Pferd zu einer beständigen Fortbewegung. Die Bodenverhältnisse sollten abwechslungsreich und können durchaus auch anspruchsvoll sein. Die unterschiedliche Gestaltung der Untergründe wie Wasserschwemme, Kiesbett, Sand und Hackschnitzel hat zudem eine positive Reizwirkung auf das Hufhorn und damit auf die Hufgesundheit. Selbst grobe Gesteinsbrocken passieren die Pferde in angemessener Gangart, ohne dass Schädigungen oder gar Verletzungen zu befürchten sind.
Hintergrund des Konzeptes ist die Erkenntnis, dass die von den Tieren genutzten Weideareale klar definierte Gebiete sind. Grundsätzlich wandern Wildpferde nicht ziellos durch die Gegend, sondern werden in ihrem Bewegungsradius immer durch die Suche nach regional vorhandenem und saisonbedingtem Futter in einer üblicherweise spartanisch bewachsenen Landschaft gesteuert. Gewöhnung und Routine bewirken dabei die Nutzung der immer gleichen Wege durch die Pferde, nicht selten in unterschiedlicher Geschwindigkeit.
In der gleichen Weise wie Durst den Grad der Entfernung vom Wasserloch auf dem Trail reguliert, so beeinflusst in der freien Natur die Verfügbarkeit von Futter und anderen lebenswichtigen Nährstoffen, Hengstrivalitäten und Druck von Raubtieren die Fortbewegungsgeschwindigkeit auf dem jeweiligen Trail. So legen die Pferde regelmäßig größere Strecken zurück und bleiben immer in Bewegung. Schon auf Grund der vorhandenen Flächen und des Nutzungsanspruchs durch den Menschen kann zwar die Welt der wilden Pferde nicht zu hundert Prozent nachgeahmt werden, aber sie kann auf jeden Fall als Vorbild für die artgerechte Haltung dienen und wertvolle Anregungen geben.
Verwendete Quellen: Anke Klabunde, aid
Zusätzliche Informationen
Weitere ausführliche Informationen zum Paddock Trail findest du im Buch Paddock Trail: Anleitung zu naturnaher und gesunder Pferdehaltung* von Jörg Weber, Angela Axthelm, Tanja Romanazzi und Christiane Urban.
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