Ifrit Kiselmann im Interview
Den Ehrgeiz zum Erreichen eines Zieles mit unserem Pferd zu hinterfragen und mehr über die Beziehung zu unserem Freizeitpartner nachzudenken, das ist es, was Ifrit Kiselmann (Pferde-) Menschen mit seinen Kursen und Workshops vermitteln möchte. Dabei ist seine Philosophie einer natürlichen Kommunikation mit dem Pferd nicht neu. Sie beruht auf dem präzisen Einsatz der Körpersprache und wenigen zusätzlichen Signalen.
Die fünf Säulen zum effektiven Einsatz dieser „Pferde-Sprache“ sind Persönlichkeit, Wissen, Timing, Gefühl und eine Körpersprache, welche auf das notwendige reduziert ist. Durch gezieltes Training dieser Kompetenzen im Einzelnen oder auch in Kombination hilft Ifrit anderen Pferdemenschen, sich zu einem Partner zu entwickeln, welcher von den Pferden stressfrei, vertrauensvoll und mit Respekt wahrgenommen wird.
Er selbst wurde auf dem nicht immer einfachen Weg dahin von seinen zwei Pferden Pilea, einer Araber-Stute und dem Lewitzer-Araber Mix Galliano begleitet. Diese Erfahrung und das gesammelte Wissen von vielen Lehrern und Vorbildern gibt Ifrit auf seine persönliche Art an andere Menschen und ihre Pferde weiter, um das Verständnis zwischen Mensch und Pferd zu fördern.
Um mehr über Ifrit Kiselmann, seine abwechslungsreiche Arbeit und seine Einstellung zu den Pferden zu erfahren, haben wir ihm einige für uns wichtige Fragen rund um die Welt der Pferde gestellt:
Ifrit, Pferde sind wunderbare Geschöpfe, die uns auf unterschiedlichste Weise faszinieren. Viele Menschen fühlen sich daher von diesen edlen Tieren magisch angezogen. Wie bist Du zu den Pferden gekommen und was fasziniert Dich an ihnen?
Ich war früher eigentlich eher ein Reitgegner, da ich viele Dinge gesehen habe, bei denen mir die Pferde leid taten. Mit 28 Jahren hatte ich dann zwei intensive Träume, nach denen mich die Idee einer freundschaftlichen Beziehung zu einem Pferd nicht mehr losgelassen hat. Also machte ich mich auf die Suche und begann die Nähe zu Pferden zu suchen.
Als ich erkennen musste, dass die Art von Beziehung, welche ich zu den Pferden suchte, keineswegs ‚Standard‘ war und ich es mit fremden Pferden nicht umsetzen konnte, war der Entschluss gefasst, ein eigenes Pferd zu kaufen. Faszinierend an Pferden finde ich die gleichzeitige Fähigkeit zur Sanftheit und auch zur explosionsartigen Energieentladung und das unglaubliche Geschenk, dass ein Pferd mir freiwillig die Kontrolle darüber überlässt.
Trotz des langen Weges vom Wildpferd zum Hauspferd sind Pferde immer noch sehr stark von der Natur und den eigenen Instinkten geprägt. Was ist daher aus Deiner Sicht wichtig beim täglichen Umgang miteinander?
Statistiken belegen deutlich, dass die meisten Unfälle mit Pferden am Boden geschehen. Ein Pferd ist mit seinen spontanen Bewegungen, seinem Gewicht und seinem Fluchtinstinkt manchmal einfach gefährlich für den Menschen. Das einzige Mittel, welches ich kenne, um in diesem Setting Sicherheit zu bekommen, ist zu erreichen, dass das Pferd sich am Menschen orientiert, anstatt ihn umzurennen. Das aber gelingt nur durch eine klare Beziehung mit klaren Verantwortungen. Indem der Mensch vom Pferd als ranghöherer Partner oder Anführer wahrgenommen wird.
Der Respekt vom Pferd gegenüber der Position und des Raumes des Menschen darf auch in Stress-Situationen nicht in Frage gestellt werden. Das erfordert aber vom Menschen ein hohes Maß an Achtsamkeit. Darum ist es so wichtig, nicht nur beim ‚Arbeiten‘ mit dem Pferd eine klare Philosophie zu leben, sondern in jeder Sekunde, in der ich mit ihnen zusammen bin. Ich kann einem Pferd nicht abgewöhnen, mit seinen Instinkten zu reagieren, aber wenn es mich ernst nimmt und respektiert, dann habe ich Einfluss darauf, was direkt nach der Schrecksekunde passiert.
Für das Wohlergehen eines jeden Pferdes sind Haltung, Gesundheit und Ernährung wesentliche Punkte, die auch Einfluss auf den Umgang mit ihm haben. Wie leben Deine Pferde und was bedeutet für Dich artgerechte Pferdehaltung?
Aktuell haben wir in der Ostschweiz eine Gruppe von neun Pferden im Offenstall. Pferde benötigen sozialen Kontakt untereinander. Das führt auch dazu, dass sie sich gegenseitig erziehen und sozialisieren. Dadurch sind sie auch ausgeglichener als z.B. in einer Boxenhaltung.Bei der Ernährung haben wir einfach mit gutem Heu und Stroh die besten Erfahrungen gemacht. Dann noch Mineral-Lecksteine und das wars. Kraftfutter ist eher die Ausnahme.
Im Offenstall ist das tägliche Misten und Füttern inmitten unserer Pferde eine wundervolle Art, Kontakt und Interaktion mit ihnen zu haben. Bezüglich des täglichen Umgangs aus vorheriger Frage ist das dann auch ein stetiges Übungsfeld, um sich zwischen den Pferden zu behaupten, auch wenn es mal ‚heiß‘ her geht.
Bekannte Horsemen und Pferdemenschen dienen uns häufig als Vorbild oder Anregung für die Ausbildung und den Umgang mit dem Pferd. Wer in der Pferdewelt inspiriert Dich am meisten und vor allem weshalb?
Zu Beginn hat mich das Buch ‚Mit Pferden Tanzen‘ von Klaus Ferdinand Hempfling inspiriert und nachdem ich 10 Jahre als Autodidakt versucht habe, meinen Weg zu finden, habe ich dann endlich die Menschen kennengelernt, welche überhaupt meine Fragen verstanden haben. Es waren dann viele, von denen ich gelernt habe. Die letzten Jahre waren es dann Bücher von Alfons Aguilar und Bent Branderup, welche mich beeinflusst haben.
Auch wenn wir niemals auslernen, so ist es doch ein schönes Gefühl, seinen Weg mit den Pferden gefunden zu haben. Wie würdest Du Deinen Weg, Deine Arbeit und Deine Ziele mit den Pferden beschreiben?
Auf meinem Weg, der mit einem Traum begann, hat mich dann bald die Realität eingeholt und ich musste Lernen, ein Pferd bleibt ein Pferd und ein Traum bleibt ein Traum. Doch das, was ich dann letztlich alles von den Pferden bekommen habe, obwohl ich als Mensch niemals ein Ersatz für einen echten ‚Pferdepartner‘ sein kann, hat mich inspiriert, anderen suchenden Menschen diese unglaublich schöne Möglichkeit näher zu bringen, zusammen mit Pferden zu sein.
Da die wirkliche Harmonie und Authentizität mit Pferden wesentlich mehr erfordert, als nur eine Technik zu lernen, ist es mein Ziel und meine Arbeit, die Menschen an den Punkten zu unterstützen, welche man nicht im Lehrbuch oder auf Kursen lernt. Das ist vor allem die Persönlichkeitsentwicklung. Grenzen im Inneren zu überwinden, damit wir sie im Außen setzen können und Gelassenheit und Harmonie im Inneren finden, damit wir sie im Außen leben können. Im Horsemanship ist ein gelassener, selbstsicherer, ausgeglichener und lernbereiter Mensch viel wichtiger als z.B. ein Knotenhalfter oder ein ‚original‘ Stick.
Ifrit, es ist Dir ein besonderes Anliegen, mit Deinen Kursen und Workshops das Verständnis zwischen Mensch und Pferd zu verbessern. Was hast Du diesbezüglich noch für Zukunftspläne?
Da ich die Persönlichkeit der Pferde-Menschen als das wichtigste ‚Hilfsmittel‘ für die Ausbildung und die Beziehung zu unseren Pferden sehe, habe ich in der Schweiz eine Coaching Ausbildung absolviert, um hier noch besser unterstützen zu können. Im Einzelunterricht oder Coaching möchte ich helfen, diese so wertvollen Ressourcen zu aktivieren und zu schärfen.
Zusätzlich habe ich im Sinn, nach der Ausbildung unserer Jungpferde spezielle Coaching-Wanderritte anzubieten, welche ganz im Sinne der Selbsterfahrung mit Pferden stehen. Diese sind dann nicht unbedingt nur für Reiter, sondern für alle Menschen gedacht, welche neugierig auf eine solche Erfahrung sind.
Welchen Rat möchtest Du zum Schluß anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?
Egal, was ihr mit eueren Pferden für Ziele habt, achtet mehr auf das WIE anstatt auf das WAS. Probiert Dinge aus und lasst euch von der Reaktion der Pferde leiten. Dazu muss man ihre Sprache aber auch ‚richtig‘ deuten und nicht einfach nur für sich interpretieren.
Beobachtet Pferde in der Herde und lernt von ihnen, wie sie sich immer wieder vertrauen, aber auch energisch vertreiben können. Sie verlassen sich auf ehrlich gemeinte Köpersprache. Wenn ihr ihnen das nachmachen könnt, werdet ihr mit euren Pferden Dinge erreichen, welche euch bisher fast wie ein Traum vorkommen sind.
Seid geduldig mit euch, wenn ihr Fehler gemacht habt und verurteilt euch nicht, wenn ihr mal die Beherrschung verloren habt und genau das gewährt auch euren Pferden. Ich wünsche euch viel Spaß und eine spannende Reise…
Vielen Dank Ifrit für Deine ausführlichen Antworten auf unseren Fragen.
Wenn du noch mehr Informationen über Ifrit Kiselmann und seine Arbeit erfahren möchtest, findest du diese auf auf seiner Website nahoki.de.