Wenn Pferde in Schwierigkeiten sind

Immer wieder taucht in sozialen Medien und auch in anderen Bereichen der Begriff „Problempferde“ auf. Pferde, die den Menschen nicht akzeptieren oder ihn sogar angreifen, werden oft so oder gar als bösartig bezeichnet. Dabei gibt es von Natur aus gar keine bösartigen Pferde, vielmehr werden sie von Menschenhand dazu gemacht. Immer größere Anpassungsleistungen werden von den Pferden verlangt und wenn dann noch Fehler im Umgang und in der Ausbildung gemacht werden, kann dies fatale Folgen haben.

Ein Beispiel: Ein Wallach, sieben Jahre alt, duldet keine Berührung von Menschen. Jede noch so freundliche Annäherung beantwortet er mit angelegten Ohren. Er weicht nicht zurück, sondern geht drohend auf jeden Mensch zu. In seine Box darf niemand, wenn er selbst darin steht – der Wallach scheint Menschen zu hassen, er wirkt auf den ersten und auch zweiten Blick ausgesprochen „bösartig“. Er ist also das Gegenteil von einem scheuen Pferd, das zurückweicht. Vielmehr geht er mit Imponiergehabe und Drohgebärden auf Menschen zu und wer seine Sprache nicht versteht oder ihm nicht ausweicht, begibt sich in Gefahr.

kämpfende Pferde
Imponiergehabe und Drohgebärden (Foto: James Eades / Unsplash)

Bösartige Pferde?

Schnell werden genau solche Pferde als „Problempferde“ oder gar „bösartig“ bezeichnet, aber ist dies überhaupt zutreffend? Gibt es überhaupt so etwas wie „bösartige“ Pferde? Der Begriff der Boshaftigkeit beinhaltet eine starke negative Bewertung, er unterstellt so etwas wie eine „böse“ Absicht. Nämlich, dem Gegenüber Schaden zuzufügen, um sich selbst einen Vorteil oder eine Befriedigung zu verschaffen. Aber können wir bei einem Pferd wirklich davon ausgehen, dass es den Vorsatz fasst, Schaden anrichten zu wollen?

Das würde zwangsläufig bedeuten, dass Pferde in der Lage sind, komplizierte Pläne zu schmieden und zielgerichtet auszuführen. Dies zu unterstellen wäre aber sehr gewagt, denn es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu und es würde auch eine Vermenschlichung des Tieres darstellen. Aus psychologischer Sicht trifft der Begriff der Bösartigkeit auf ein Pferd ebenfalls nicht zu, der Begriff einer Gefährlichkeit schon eher. Der Wallach ist gefährlich. Wer sich ihm nähert, muss äußerste Vorsicht im Umgang mit ihm walten lassen. Aber: er ist nicht bösartig.

Seine Geschichte zeigt vielmehr, wie eine solche Menschen gefährdende Verhaltensstörung entstehen kann: Zehn verschiedene Besitzerinnen und Besitzer, viele Umzüge, eine Dressur mit Schlägen, gewaltvolle Reitmethoden und Menschen, die ihm wieder und wieder Schmerzen zugefügt haben. Schließlich und endlich hat sich in ihm die Angst vor Menschen so verfestigt, dass er sich nur noch gegen sie verteidigen kann: Er lässt niemanden an sich heran, aus Angst, dass ihm wieder weh getan wird.

Hinzu kommt, dass einem Pferd in menschlicher Umwelt die Flucht versperrt ist, die es in freier Wildbahn ergreifen würde. Was ihm als letzte Rettung bleibt, wenn er sich bedroht fühlt, ist die Flucht nach vorn, indem er den Menschen angreift, um seine Angst zu bewältigen. Gott sei Dank geht die Geschichte des Wallachs gut aus, denn er hat eine Besitzerin gefunden, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine verwundete Seele zu heilen, ihm das Vertrauen in Menschen zurück zu geben. Ganz langsam und Schritt für Schritt.

Die Frau weiß, dass ihr Wallach nicht von Natur aus „böse“ ist, er wurde vielmehr von Menschen zu dem gemacht, was er ist. Wie jedes als böse bezeichnete Pferd wußte er in seiner Not keinen anderen Ausweg, als sich mit aller Macht den Menschen entgegen zu stellen. Es gibt also immer Gründe, die dazu führen, dass ein Pferd als aggressiv eingestuft wird, denn dies entspricht in keiner Weise dem friedliebenden, Harmonie suchenden Charakter eines Pferdes.

Pferdeliebe
Einfühlungsvermögen ist gefragt (Foto: Ritfuse / Bigstock)

Zuckerbrot als Peitsche?

In der Lernpsychologie gibt es noch einen weiteren Weg, ein Lebewesen „aggressiv“ zu machen: die Belohnung von nicht angemessenem Verhaltensweisen. Als Beispiel hierfür sei ein Pferd angeführt, das mit Leckerli gefüttert wird und lernt, dass es diese bekommt, wenn es seine Besitzerin anschubst und sie fordernd bedrängt. Als Folge ignoriert das Tier von Mal zu Mal mehr die körperliche Grenze des Umgangs. Durch Herausgeben von Leckerli, wenn das Pferd schubst, stößt oder gar knibbelt, wird es für dieses Verhalten belohnt.

Es läßt sich unschwer vorstellen, wie das Pferd dieses Verhaltens durch Belohnung mit Leckerlis steigert, was bis hin zum ernsthaften körperlichen Bedrängen des Menschen führen kann. Wir sehen also, dass Pferde nicht von Natur aus „böse“ sind, sondern immer von Menschenhand dazu gemacht werden. Um einem Pferd nun zu helfen, wieder in Harmonie mit sich selbst und seiner Umwelt zu gelangen, ist Fachwissen notwendig. Außerdem müssen die Ursprünge des Problems analysiert und die notwendigen Veränderungen geschaffen werden.

Zur Behandlung der Ängste, der Aggressionsbereitschaft, dem mangelndem Vertrauen empfiehlt die Diplompsychologin Martina Becher z. B. EFT (emotional freedom techniques) oder auch NMT – die Feinberg Technik. Diese Ansätze, in Verbindung mit verhaltenstherapeutischen Methoden helfen auch dem Besitzer beziehungsweise Reiter des Pferdes, geben ihm Sicherheit und erweitern seine Wissen im Umgang mit einem schwierigen Pferd. Wie sagte schon Wolfgang Marlie: „Es gibt keine schwierigen Pferde, es gibt nur Pferde in Schwierigkeiten…“

Über Martina Becher

Bereits während ihres Studiums hat sich Martina Becher besonders für die Verhaltenstherapie bei Tieren, insbesondere bei Pferden und Hunden interessiert. In ihrer Praxis hat sich die Pferde- und Hundeliebhaberin inzwischen auf die Arbeit an der Beziehung zwischen Menschen und ihren Tieren spezialisiert. Dabei wendet sie schwerpunktmässig die Energetische Psychologie und die Klopfakupressur EFT (Emotional Freedom Techniques) an.

Verwendete Quellen: Pressemitteilung printis PR

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