Trauerbegleitung mit Pferden, wie funktioniert das?

Wenn wir einen lieben Angehörigen oder guten Freund verlieren, fällt es uns oft nicht leicht, damit umzugehen. Zudem ist der Tod immer noch ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft, wodurch Verlust und Trauer vergleichsweise wenig Raum bekommen. Daher fühlen sich viele Menschen mit ihrer Trauer allein gelassen und suchen nach Hilfe. Eine Möglichkeit wäre z.B. die Trauerbegleitung mit Pferd.

Trauerbegleitung mit Pferd (Foto: Anabel Schröder)

Zunächst hört sich diese Kombination zwar ungewöhnlich an, aber sie bietet viele Vorteile. Trauernde können mit Pferden lernen, die Trauer zuzulassen, Stille zu ertragen, sich abzugrenzen oder Kraft zu tanken. Und was ebenfalls wichtig ist: Pferde können trösten. Aber wie findet man entsprechende Anbieter? EQzellent®, das Bildungszentrum für pferdegestützte Coachings und Lebensberatung, bietet sogar vier Mal im Jahr eine Ausbildung zur Trauerbegleitung mit Pferd an.

Hier einmal ein Beispiel aus einem Trauerbegleitungskurs mit Pferden:

Die Teilnehmerin Klara hat ihren Mann und ihren Vater verloren – kurz hintereinander. In dem heutigen Trauerbegleitungskurs geht es um „Für sich sorgen“ und „Kraft tanken“. Klara bekommt die Aufgabe, in der Reithalle einen Platz für sich zu finden, an dem es ihr gut geht. Die beiden Ponys Rocky und Blacko laufen frei in der Halle herum. Klara sucht sich in der rechten vorderen Ecke ihren Platz, stellt einen Stuhl hin, malt im Hallen-Sand einen Kreis um sich herum und setzt sich.

Die beiden Pferde fangen an, sich zu jagen, man spürt Dynamik und Aufregung im Raum. Nach einer Weile des Herumtobens wälzen sie sich, schütteln sich und gehen dann zur Teilnehmerin, die beobachtend auf dem Stuhl sitzt. Es ist Ruhe in der Halle eingekehrt. Erst beschnuppert Rocky sie vorsichtig, dann kommt Blacko und legt seinen Kopf auf ihren Schoß. Der Kontakt zu den Pferden tut der Teilnehmerin gut, sie krault die Pferde intensiv.

In der Reflexion nach dieser Übung geht es um folgende Themen: Weshalb suchte sich Klara die Ecke als Kraftort aus (weil die Wände Sicherheit gaben) und was kann ihr im realen Leben diese Sicherheit geben? Wer darf in den Kreis, sprich in die Komfortzone rein? (Nur Lebewesen, die gut tun). Wo kann ihre Wohlfühlzone in Zukunft sein? (Im Gästezimmer, dort herrscht Ruhe und sie wird nicht ständig an ihren Mann erinnert, sie möchte sich dort ein Malzimmer einrichten).

Die Dynamik der Pferde, die deutlich zu beobachten war, das Kabbeln und Toben, bis sie endlich zur Ruhe kamen – kennt die Teilnehmerin dies? (Ja, so geht es ihr häufig – dass sie innerlich aufgewühlt ist und dann auch mit anderen in Konflikt geht). Da die Pferde ihre innere Aufgewühltheit und Aufregung gespiegelt haben, dann aber zur Ruhe kamen: Wie hat sie es selbst geschafft, zur Ruhe zu kommen? (Indem sie mehrfach durchgeatmet hat und sich dann auf die Pferde konzentriert hat, statt an ihren Mann zu denken). Und was könnte sie in Zukunft tun, um besser zur Ruhe zu kommen?

An diesem Beispiel erkennt man, dass eine pferdegestützte Trauerbegleitung bzw. ein pferdegestütztes Coaching aus vier Elementen besteht: 

    Es gibt ein Thema/ein Ziel, in diesem Fall war es „Zur Ruhe kommen und Kraft tanken“.
    Es wird eine Übung mit einem Pferd durchgeführt. Diese Übung findet immer am Boden statt.
    Die Person in der Übung hat ein inneres Erleben.
    Dieses innere Erleben wird im Nachgang durch den/die Trauerbegleiter/in reflektiert.

Die Pferde übernehmen in der Trauerbegleitung gleich zwei Rollen. Erstens spiegeln sie den Menschen, da Pferde sehr feinfühlig sind, kleinste körpersprachliche Veränderungen wahrnehmen, den Menschen „lesen können“ und auf ihn reagieren. So kann man vom Verhalten des Pferdes Rückschlüsse auf das innere Befinden des Teilnehmers ziehen. Zweitens sind Pferde in diesem Kontext Kraftspender und Tröster, man kann sie streicheln und Haut-/Fellkontakt führt in der Regel zur Ausschüttung von Wohfühlhormonen. Der oder die Trauernde kann sich am Pferd anlehnen bzw. fühlt sich dank der Präsenz des Pferdes nicht so allein.

Video auf Youtube

Die Ausbildung zur Trauerbegleitung mit Pferd

In der Ausbildung zur Trauerbegleitung mit Pferd bei EQzellent® lernen die Teilnehmenden, was Trauer ist, wie Trauer verläuft, sie reflektieren ihre eigene Trauer und üben das einfühlsame Zuhören sowie die trauer- und verlustorientierte Begleitung in Theorie und Praxis. Gleichzeitig lernen sie, wie Pferde hierbei eingesetzt werden, welche Übungen mit dem Pferd für welche Themen geeignet sind und wie die Reflektion der pferdegestützten Übung erfolgt.

Am letzten Tag der Ausbildung, der Lehrprobe, erarbeiten die Teilnehmenden ein eigenes Kurs-Konzept inkl. pferdegestützter Übung und führen diese Übung am Pferd durch. Die Ausbildung besteht aus 2 Onlinemodulen und einem Praxiswochenende in Erftstadt sowie einem 65-seitigen Handout. Die Ausbildung ist zwar nicht ganz preiswert, aber mache Dir doch einfach selbst ein Bild auf der Website von EQzellent®.

Verwendete Quellen: Pressemitteilung EQzellent®

Wir freuen uns, wenn Du den Beitrag mit Deinen Freunden teilst oder einen Kommentar hinterlässt...

Ähnliche Beiträge

2 Kommentare

  1. Wer auch immer diesen Artikel geschrieben hat: Hut ab vor der super Erläuterung und genauen Recherche …und vielen Dank! 🙂 Trauerbegleitung ist sooo hilfreich und ich freue mich, wenn die Methode bekannter wird, damit möglichst vielen Trauernden geholfen werden kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert