Stubenreine Pferde
Ein großer Teil der Pferde wird heute leider immer noch in Boxen gehalten. Um die Ställe wenigstens sauber zu halten und den Pferden ein sauberes Heim ohne Amoniakgeruch zu bieten, ist tägliches Ausmisten angesagt. Daraus ergibt sich allerdings ein hohes Mistaufkommen und die Entsorgung von Pferdemist ist häufig mit Problemen verbunden. Daher befassen sich findige Zeitgenossen immer wieder mit dem Thema und präsentieren die unterschiedlichsten Vorschläge.
Studenten des Hadlow College in Großbritannien haben vor Jahren z.B. untersucht, wie man Pferde zur Sauberkeit erziehen kann, um so Einstreu zu sparen. Dazu platzierten sie im Rahmen einer Studie Hengst-Dung auf der rechten Seite der Pferdeboxen von je 5 Stuten und Wallachen. Als Ergebnis zeigte sich nach Angaben der Studenten am Ende der Testphase eine deutliche Veränderung der Mist-Gewohnheiten:
Bei den Stuten konnte eine 20%ige Steigerung des Mistaufkommens in der Boxenmitte gemessen werden und eine 56%ige Steigerung auf der rechten Seite der Box. Bei den Wallachen fiel das Ergebnis sogar noch deutlicher aus. Wenn man sich also das natürliche Mist-Verhalten der Pferde zunutze macht und diese nur noch an bestimmten Stellen ihr Geschäft verrichten, ließen sich die Kosten für Einstreu deutlich reduzieren, so das Fazit der Studie.
Eine änliche Idee verfolgte der Österreicher Alexander Kronsteiner bereits 2011 mit seinem „K-Boxs“-System. Durch Konditionierung in Form von Futterlob wollte er seine Pferde dazu bringen, nur noch an einer bestimmten Stelle in der Box ihr Geschäft zu verrichten. Und zwar genau dort, wo zuvor ein Gitterrost angebracht wurde, unter dem sich eine Auffanggrube mit einer Förderbandanlage befindet, die den Dreck gleich auf den Misthaufen befördet. Aber wie sollte das funktionieren?
In dem Augenblick, in dem das Pferd (zunächst zufällig) seinen Mist auf das Gitterrost und damit in die Grube fallen lässt, erfassen Wärmesensoren und Kameras dies und übermitteln die Nachricht vom erfolgten Geschäft in Sekundenschnelle an einen Futterautomaten. Dieser wirft dann eine kleine Menge Hafer oder Pellets ab, die per Computersteuerung von der normalen Tagesration abgezogen wird. So lernt das Pferd nach einiger Zeit durch positive Verstärkung, dass es sich lohnt, an eine bestimmte Stelle zu äppeln.
Trotz der großen Resonanz im In- und Ausland seinerzeit konnte sich das „K-Boxs“-System aber bis heute nicht durchsetzen und die Weiterentwicklung wurde eingestellt. Lediglich auf dem Alexanderhof von Alexander Kronsteiner im niederösterreichischen Blindenmarkt bei Amstetten ist die Anlage im Einsatz. Und hier freut sich der Erfinder über die Reduzierung des täglichen Aufwandes für die Boxenpflege, die Einsparung von rund 70% Einstreu und die Verbesserung der Hygiene sowie der Luftqualität.
Neben den Investitionskosten ist wohl auch das Anlernen der Pferde ein Problem für die Marktfähigkeit des Systems, denn hier hat auch Alexander Kronsteiner noch kein Patentrezept gefunden, wenn er sagt: „Das Lernen ist sehr verschieden, von 14 Tagen bis drei oder vier Monate haben die Pferde gebraucht, die es jetzt können. Einige haben es aber auch noch nicht gelernt. Wenn es aber funktioniert, dann funktioniert es sensationell und darum sind wir sehr zufrieden“.
Somit müssen wir wohl weiter auf die zündende Idee bei der Einstreureduzierung in Pferdeboxen warten, wobei die bessere Alternative sicher die artgerechte Haltung unserer Pferde in Offenställen, Bewegungsställen oder Paddock-Trails ist. Wie siehst du das?
Verwendete Quellen: Friederike Heidenhof, aid