Daniela Schinko im Interview

Pferde sind von Natur aus nicht dazu geschaffen, uns auf ihrem Rücken zu tragen. Daher ist es um so wichtiger, dass wir sie behutsam darauf vorbereiten und entsprechend gymnastizieren. Nur so können wir das Pferd vor frühzeitigem Verschleiss bewahren und durch den Aufbau einer funktionellen Muskulatur seine Leistungsfähigkeit erhalten oder sogar steigern. Jemand, der sich hervorragend damit auskennt, ist Daniela Schinko.

Als ausgebildete veterinärmedizinische Assistentin hat sie im Bereich der OP-Assistenz, Rehabilitation und Physiotherapie bei Pferden hinreichend Wissen über die Anatomie des Pferdes sammeln können. Mit einer Vielzahl an Fortbildungen im Bereich der Anatomie und Biomechanik sowie der klassischen Ausbildungsweise des Pferdes hat Daniela dieses Wissen weiter vertieft und gibt es in Form von Vorträgen, Kursen, Workshops und privaten Trainings ebenso weiter wie als Autorin zahlreicher Publikationen.

Daniela Schinko
Pferde sind die „große Liebe“ ihres Lebens(Foto: Daniela Schinko)

Überhaupt begleiten Tiere Daniela schon seit frühester Kindheit, darunter Katzen, Hunde und natürlich Pferde. Ihre beiden Noriker waren sogar mit ein Grund dafür, dass Daniela sich auch in Bereichen wie Fütterung und Nährstoffe, Barhufbearbeitung, Sattel- und Gebisskunde bis hin zur Pferdemassage weiterbildete, um so die Gesundheit der Pferde aus ganzheitlicher Sicht beurteilen zu können. Da dies auch für uns eine wichtige Betrachtungsweise ist, wollten wir mehr über die Arbeit von Daniela Schinko wissen und haben ihr daher einige für uns wichtige Fragen gestellt:

Daniela, Pferde sind wunderbare Geschöpfe, die uns immer wieder aufs Neue faszinieren. Wie bist Du eigentlich zu den Pferden gekommen und was fasziniert dich an ihnen?

Hallo Dietmar und danke fürs Interview! Ich bin tatsächlich schon am Pferd gesessen, bevor ich überhaupt laufen konnte. Das heißt, ich wurde von der reitenden Verwandtschaft mitgenommen und habe sehr früh eine tiefe Verbundenheit zu diesen wunderbaren Geschöpfen entwickelt. Mich fasziniert, auf der einen Seite die geballte Kraft der Pferde, und auf der anderen Seite die unsagbar sanften Wesenszüge, die sie vereinen. Für mich sind Pferde die „Delphine der Erde“.

Es liegt in unsere Verantwortung, den Pferden ein möglichst artgerechtes Leben zu bieten. Wie leben deine Pferde und was bedeutet für Dich artgerechte Pferdehaltung?

Daniela Schinko
Die Bedürfnisse des Pferdes beachten (Foto: Daniela Schinko)

Artgerechte Pferdehaltung soll sich zumindest an den Eckpfeilern „soziale Kontakte, frische Luft, freie Bewegung, Ernährung“ orientieren. Meine eigenen Pferde leben im Offenstall mit Heu ad Libitum. Der Weidegang ist bei mir allerdings zeitlich limitiert. Ich lege viel Wert auf erstklassige Heuqualität und bevorzuge Biobetriebe. Im Auslauf habe ich unterschiedliche Untergründe für die Hufgesundheit. Es ist gewiss nicht jedes Pferd geeignet in großen Herden zu leben, verträgt eine ad Libitum Fütterung, oder kann völlig ohne Hufschutz barhuf laufen. Aber es gibt immer Kompromisse und Möglichkeiten, wie man sein Pferd möglichst „naturnah“ halten kann. Der Halter muss individuell auf die Bedürfnisse seines Pferdes eingehen und nicht seinen eigenen Komfort in den Vordergrund stellen. Erst wenn die Bedürfnisse des Pferdes gedeckt sind, soll der Reiter an sein Vergnügen denken.

Von Natur aus sind Pferde nicht dafür geschaffen, uns auf ihrem Rücken durch die Gegend zu tragen. Was müssen wir daher beachten, um sie vor Schaden zu bewahren?

Um das Pferd vor reiterlich verursachten Schäden zu bewahren, ist es unerlässlich sich ein Mindestmaß an Wissen über die Anatomie und Biomechanik anzueignen. Der Reiter soll zumindest in groben Zügen verstehen wie der Pferdekörper gebaut ist und dieses „Konstrukt Pferd“ funktioniert. Es ist wichtig zu verstehen wie das Zusammenspiel der Muskulatur die Bewegung beeinflusst. Dieses Wissen soll der Reiter mit in den Sattel nehmen und sein Pferd unter Anbetracht der physiologischen Gegebenheiten trainieren. Dazu kommt, dass man natürlich auch für seine eigene reiterliche Ausbildung sorgen muss. Es liegt in der Verantwortung des Reiters, so gut wie nur möglich reiten zu lernen, seinen Sitz zügelunabhängig und ausbalanciert zu haben und die reiterlichen Hilfen theoretisch und praktisch zu verstehen.

Häufig orientieren wir uns an Vorbildern oder holen uns bei ihnen zumindest Anregungen. Wer in der Pferdewelt inspiriert Dich am meisten und vor allem weshalb?

Ich schätze Bent Branderup sehr. Und zwar wirklich den Meister selbst und nicht unbedingt das, was von diversen Abkömmlingen seiner Lehre weitervermittelt wird. Bent Branderup ist ein hervorragender Biomechaniker und aufgrund dessen hat er meinen Weg sehr bereichert. Ich kann nur jedem raten, der die Gelegenheit dazu hat, Bent persönlich auf Seminaren zu erleben.

Seinen eigenen Weg zu finden ist dir ein wichtiges Anliegen. Wie würdest Du Deinen Weg und Deine Ziele mit den Pferden beschreiben?

Der Weg alleine ist das Ziel. Jedes Pferd gilt es individuell zu fördern und das macht die Sache so interessant. Man muss im Weg flexibel bleiben und darf trotzdem sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Für mich ist stets vorrangig, aus jedem Trainingstag das jeweilige Optimum heraus zu holen und langfristig gesehen alles zu tun um das Pferd in seiner Gesunderhaltung und Leistungsbereitschaft zu fördern. Um meinem Trainingspartner, dem Pferd, gerecht zu werden bilde ich mich stetig fort, ich höre nicht auf zu lernen und bin immer bereit, über den Tellerrand zu blicke. Mein Ziel ist, in jeglicher Hinsicht ein guter Pferdemensch zu sein.

Daniela Schinko
Ein guter Pferdemensch sein, das ist ihr Ziel (Foto: Daniela Schinko)

Nicht nur in der Pferdewelt, auch in anderen Bereichen gibst du dein Wissen an andere weiter. Welche weiteren Pläne hast Du noch für die Zukunft?

Zu meiner Ausbildung als Ernährungsberater für Hunde und Katzen interessiere ich mich auch sehr für den Hundesport. Es ist gut möglich, dass ich in diesem Bereich noch etwas von mir hören lasse. 😉

Welchen Rat möchtest Du zum Schluss anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?

Ich möchte Jedem das Bewusstsein ans Herz legen, dass – egal ob das Pferd geritten, gefahren, oder an der Hand gearbeitet wird, – jeder Pferdebesitzer nimmt Einfluss auf den Bewegungsapparat seines Pferdes. Viele gesundheitliche Probleme und Beschwerden der Pferde lassen sich durch anatomisch korrekte Gymnastizierung vermeiden. Die Gymnastik ist Gesundheits-und Altersvorsorge gleichermaßen – ob im Freizeit – oder Profireitbereich.

Vielen Dank Daniela, das Du dir die Zeit für unsere Fragen genommen hast. Wir wünschen dir weiterhin viel Freude bei der Arbeit mit Mensch und Tier.

Wenn du noch mehr über Daniela Schinko und ihre Arbeit mit den Pferden erfahren möchtest, findest du weitere Informationen auf ihrer Website Hippovital.

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