Reiten wie im Wilden Westen

Bekannte Filme wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Sergio Leone oder „Easy Rider“ von Dennis Hopper wurden hier gedreht und viele Zuschauer haben die einzigartige Landschaft des Monument Valleys bewundert. Daher zieht es jedes Jahr auch unzählige Besucher in das Gebiet mit der abenteuerlichen Mondlandschaft zum Wandern, Fotos schießen, Staunen und sogar Reiten. Auch die Weltreiseforum Autorin Marion Schwartzkopff war hier schon zu Pferd unterwegs und hat uns Ihre Eindrücke von diesem tollen Abenteuer geschildert:

Die Spuren des Berglöwen waren recht frisch, höchstens 10 Stunden alt. Tye Goodman war sich da ganz sicher, denn klar grenzten sich die Umrisse der Pfoten vom gelben Sand ab, die Ränder waren noch scharf konturiert und nicht verwischt. Und er musste es ja wissen, er ist Navajo, ein Native American – als ich Kind war, haben wir Indianer gesagt. Die Navajo selber nennen sich übrigens selber Dineh (Diné) und sind der zweitgrößte Stamm der USA. 

Ich hatte nicht gewusst, dass es hier, im Monument Valley Berglöwen gibt. „Man bekommt sie auch nie zu Gesicht“ erklärt Tye, als er wieder auf seinen schönen roten Quarter Horse Wallach steigt, „sie sind scheu, nachtaktiv und verirren sich selten ins Valley“. Hier im „Valley“, wie das Oljato Monument Valley von den Dineh genannt wird, müssen sie sich nämlich mit karger Kost wie Präriehasen oder Erdhörnchen zufrieden geben, Antilopen gibt es hier schon seit Hunderten von Jahren nicht mehr. Es müsste schon ein seltener Zufall sein, wenn ihm ein krankes Fohlen oder eine alte Stute der wenigen kleinen Mustangherden, die das Valley durchstreifen, zum Opfer fiele. 

Also reiten Tye und ich weiter. Ich hatte heute einen großen Schimmel, gestern ritt ich seinen Fuchs. Jahrzehntelang hatte ich davon geträumt, einmal im Monument Valley zu reiten, seit ich den ersten Western mit John Wayne gesehen hatte. Mit „Bonanza“, „Rauchenden Colts“ und  „Am Fuß der Blauen Berge“ groß geworden, bleibt das, zumal wenn man dann auch noch so pferdeversessen ist und sein Leben lang bleibt, wie es bei mir der Fall ist, vermutlich nicht aus. Und nun hatte ich mir diesen lebenslangen Traum endlich erfüllt!

Reiterin im Monument Valley
Traum erfüllt (Foto: Marion Schwartzkopff)

Hollywood läßt grüßen im Monument Valley

Das Monument Valley ist eine Hochebene an der Grenze von Utah und Arizona. Die Talsohle liegt rund 1.700 Meter über dem Meeresspiegel, darüber erheben sich seine Felstürme und Felsennadel und seine bizarren Tafelberge zum Teil nochmal 300 Meter höher. Das Klima im Valley ist im Sommer warm, im Schnitt so um die 30 Grad, eine sehr trockene Hitze, denn viel Niederschlag fällt nicht. „Im Winter wird es hier oben oft schneidend kalt, und es fällt sogar Schnee und es gibt auch mal Minusgrade“, meint Tye. Doch an diesem Tag, es ist 11 Uhr und schon 29°, fällt es mir schwer, dem Navajo das zu glauben.  

Das Monument Valley ist wirklich überwältigend, noch viel schöner als ich es mir all die Jahrzehnte, die ich davon nur träumten konnte, vorgestellt hatte: Vor dem Hintergrund des in Utah scheinbar immer blauen Himmels wechselt der Sand von Zinnoberrot bis zu fahlem Gelb, felsiger Untergrund wechselt mit meterhohen Sanddünen und erinnert mich sehr an die Landschaft im Wadi Rum in Jordanien. Immer wieder wird die Szenerie grün getupft von harten Büschen und Gräsern. Und dann diese Felsen! Über 50 Millionen Jahre schliffen Wind und Wetter aus dem weichem Sandstein spektakuläre Gebilde. Die Erosion ließ Kuppeln und Kegel entstehen, schliff Rundungen und Nasen, Säulen, Höhlen, Krater und Schluchten in das Gestein, ließ Felsnadeln, Tafeln und Spitzkuppen entstehen, die das Valley so bekannt machten und die Filmindustrie magisch anzog.

Monument Valley
Das Monument Valley, wie man es aus den Western kennt (Foto: Marion Schwartzkopff)

Doch nur, wer hier reitet, erfährt die wahren immensen Dimensionen – das Valley erstreckt sich über mehr als 160 qkm. Autofahrer dürfen nicht vom 17 km langen „Scenic Drive“ abweichen – und verpassen all das, was sich mir auf meinem Quarter Horse offenbart: die gigantischen, oben offenen Höhlen oder auch die Petroglyphen genannten Felsritzereien der längst ausgestorbenen Anasazikultur. Auf unserem Vierstundenritt erklimmen wir die meterhohen Sanddünen, entdecken in der Wüstenei einen kleinen Bach, an dessen Ufer ein grüner Baum, scheinbar völlig deplaziert, steht. Hier kommt man nur zu Pferde hin – und nur, wenn der Ausritte länger als zwei Stunden dauert – die Entfernung zum Coral, wo die Pferde stehen, ist nicht unerheblich.

Reiten mit den Navajos

Tye und ich haben Glück: wir sehen noch eine kleine Herde Mustangs und einige Junghengste, die solo durch das Gelände streifen, zu alt, um noch vom Leithengst geduldet zu werden. Ein hübscher Palomino, ein Buckskin und ein Blue Roan, die Fellfarben der Mustangs sind ebenso vielfältig wie die der Quarters, die Tye im Coral stehen hat. 

Im Monument Valley gibt es zwei „Reitställe“, die hier Ausritte für Touristen anbieten, beide gehören den Navajos, so wie auch das gesame Oljato Monument Valley unter ihrer Verwaltung steht: „Dineh Trail Rides“ und „Roy Black`s Guided Tours“. „Reitstall“ ist hier ein großes Wort und bedeutet ein Coral, in dem die Pferde stehen, eine kleine Hütte, die als „Büro“ dient und ein paar Campingwagen, in denen die Navajos während der Saison leben, damit Tag und Nacht immer jemand bei den Pferden ist. Bei den „Dineh Trail Rides“ wird auf Quarter Horses geritten, bei „Roy Black´s Guided Tours“ sind es Mustangs. Vom Stockmaß unterscheiden sie sich nicht erheblich, aber die Quarter Horses sind viel breiter, stärker bemuskelt und kalibriger. Schnell sind beide, enorm trittsicher auf den Felsen und fabelhaft einfach zu reiten – und decken mit den hohnen Westernsätteln auch langbeinige ReiterInnnen erstaulich gut ab.

Monument Valley
Die prärieartigen Weiten des Valleys (Foto: Marion Schwartzkopf)

Mustang oder Quarter gefällig?

Überhaupt: diese Pferde! Egal ob es Mustangs oder Quarter Horses waren, geritten wird natürlich im Westernsattel und mit Westernkandaren unterschiedlichster Art. Alle Pferde waren „neckrained“. Und obwohl sie teilweise jeden Tag mit anderen ReiternInnen unterwegs sind, oder, noch schlimmer, mit NichtreiternInnen, die nur mal für zwei Stunden John Wayne spielen wollen, so sind sie fabelhaft und fein zu reiten. Alle ließen sich jederzeit nur mit Schnalzen und leisestem Schenkeldruck in die nächste Gangart befördern und auch von den anderen weg reiten. Das „Kleben“, wie wir es von unseren Schulpferden kennen, ist mir bei keinem meiner Ausritte vorgekommen. Die Pferde sind ruhig, unerschrocken, unglaublich trittsicher und einfach cool drauf. Und wenn es darauf ankommt, in Sekunden von „Null auf Hundert“ – um sich dann mit dem kleinen Finger wieder einfangen zu lassen. Dass sie eine Bombenkondition haben, versteht sich von selbst – und ich glaube, dass ich sehr viel mehr unter den mittlerweile 33° und den absolvierten drei Stunden gelitten habe, als mein fleißiges Quarter. In beiden Ställen hat man ein Mitspracherecht bei der Pferdeauswahl, nachdem man sich und seine Reitkenntnisse den jeweiligen Guides, die den Ritt führen würden, kurz vorgestellt hat. 

Nachdem ich mich als Besitzerin eines arabischen Vollblutes und 40 Jahren Reiten geoutet hatte, sah sich Tye nicht einmal mehr nach mir um, als er mit einem Jauchzer, der eher an einen Jodler erinnerte, für den ersten Galopp lospreschte. Da hieß es nur noch „ab die Post“, im Zickzack um die Büsche mit hartem Präriegras herum oder drüber hinweg und schauen, dass man hinterher kommt. Für Tye, der als Double schon für so manchen Dreh hier Reitstunts absolviert hatte, war es wohl geradezu eine Befreiung, nach all den Anfängerexkursionen im Schritt, endlich mal wieder „richtig“ reiten zu dürfen! Und ich habe es genossen: mit Tempo – und nicht etwa im Jog oder Canter – ging es über Stock und Stein, die Sanddünen und Ufer der trocknen Creeks hoch und wieder herunter. Für GeländereiterInnen, die Galopp schätzen, dürfte der Ritt im Monument Valley ein „Once in a lifetime“ Erlebnis werden, so wie für mich…

„Once in a lifetime“ (Foto: Marion Schwartzkopff)

Überall selbst im Sattel

Mit Erfahrungsberichten aus erster Hand und zahlreichen Empfehlungen nimmt uns Marion Schwartzkopff in ihrem Reiseführer „USA – Utah und Arizona: Reiten in den Nationalparks“ mit auf ihre wunderbare Reise. Eigens für Reiterinnen und Reiter konzipiert, hilft er dabei, die besten Anbieter und interessantesten Ritte im Vorfeld einer USA Reise mit einzuplanen. Es richtet sich an diejenigen, die nicht die gesamten Ferien im Sattel verbringen möchten, sondern nur an einigen ausgewählten Orten und für einige Stunden. Zu beziehen ist es u.a. bei Amazon*…

Buchcover
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2 Kommentare

  1. He hallo,
    ich bin eher zufällig über deinen Beitrag gestolpert, als ich auf der Suche nach Berichten über einen Ausritt im Monument Valley war. Ganz ehrlich? Ich freue mich sehr, dass du so tolle Erlebnisse hattest. Aber tatsächlich finde ich deine Schreibweise gegenüber Menschen, die keine so tolle 40jährige Reiterfahrung haben wie du, regelrecht herablassend. Toll dass Tye dank dir offensichtlich die Tage seines Lebens hatte. Weil er ja endlich mal richtig Gas geben und sich nicht nach den trotteligen Anfängern umschauen muss – die (nur mal so am Rande) vermutlich 80% seiner Einnahmequelle ausmachen. Jeder in seinem Tempo, oder nicht? Ich bin selbst kein Reiter. Weil ich nie die Möglichkeiten dazu hatte. Heißt das jetzt, dass das Erlebnis für mich weniger beeindruckend ist? Sorry. Aber dein toller Bericht wird von der überheblichen Schreibweise komplett überschattet. Schade.

    1. Hallo Daniela, vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Zielführender wäre allerdings gewesen, Dich direkt an die Gastautorin Marion Schwartzkopff zu wenden, um ihr die Möglichkeit der Kenntniss- und Stellungnahme zu geben…

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