Hufschutz nur, wenn er gebraucht wird

Die Hufe unserer Pferde sind von zentraler Bedeutung für dessen Gesundheit – nicht umsonst heißt es: ohne Huf kein Pferd. Als Organ hat der Huf gleich mehrere wichtige Funktionen. Er trägt nicht nur das gesamte Gewicht des Pferdes, sondern gewährleistet ihm auch sicheren Halt auf allen in der Natur vorhandenen Untergründen. Gleichzeitig wirkt er bei jedem Schritt und Sprung als Stoßdämpfer, um bleibende Schäden an den Gelenken zu verhindern und gibt dem Pferd dennoch das zur sicheren Fortbewegung notwendige Gefühl und den Tastsinn für den jeweiligen Untergrund.

Ein weiterer, überaus wichtiger Aspekt ist der sogenannte Hufmechanismus. Sobald das Pferd auffußt, dehnt sich der Huf, die Trachten entfernen sich minimal voneinander und der Strahl weitet sich, beim Abfußen wiederum zieht sich die Hornkapsel zusammen. Dies hat zur Folge, dass mit jedem Zusammenziehen und Weiten auch Blut transportiert wird. Erst fließt es das Bein hinab bis in den Huf, der Hufmechanismus pumpt es wieder zurück und unterstützt so das Herz. Insgesamt hat die Natur beim Pferd mit dem Huf ein System geschaffen, dass wunderbar funktionierte, bis dann der Mensch ins Spiel kam.

Mit der Domestizierung der Pferde, ihrer Nutzung in der Wirtschaft und später auch im Freizeit- und Sportbereich trat im Laufe der Zeit das Problem auf, dass die Hufe der Pferde teilweise zu stark abnutzten. Hufeisen sollten dieses Problem beheben und so wurden immer mehr Pferde entgegen ihrer Natur mit starren Eisen beschlagen. Dies brachte für die Nutzung des Pferdes eine Reihe von Vorteilen, sorgte aber gleichzeitig auch für Nachteile, da Hufeisen durch Nägel fest mit dem Pferdehuf verbunden und lediglich in regelmäßigen Abständen erneuert werden.

Daraus ergibt sich neben anderen Nachteilen, dass sowohl der Hufmechanismus als auch die Dämpfungswirkung des Hufes deutlich eingeschränkt werden. Obwohl heute ein Großteil der Pferde beschlagen wird, ist die beste Alternative nach wie vor der Barhuf, so wie es von der Natur vorgesehen ist und wie es auch immer mehr Pferdefreunde wieder praktizieren. Allerdings gibt es Situationen, die einen Hufschutz erforderlich machen. Findige Zeitgenossen haben daher Alternativen zum starren Hufeisen entwickelt. Neben dem sogenannten Hufschuh, den es mittlerweile in den unterschiedlichsten Ausführungen gibt und der dem Pferd nur angezogen wird, wenn es erforderlich ist, gibt es mittlerweile weitere Alternativen.

Geländeritt
Alternativen zum Hufeisen (Foto: Susan Marlen Fotografie)

Die Firma Goodsmith z.B. hat einen nicht-permanenten Hufschutz entwickelt, der mit einer patentierten Kletttechnik am Huf befestigt wird. Dadurch ragt der Schutz nicht über den Kronrand des Pferdes hinaus und ist somit auch bei Turnieren zugelassen. Auch die Reibungsprobleme, wie sie etwa bei Hufschuhen entstehen können, werden laut Anbieter so vermieden. Mit seinem flexiblen und leichten Carbonkern soll die anatomische Beweglichkeit des Hufes auch mit Hufschutz beibehalten werden. Das hört sich zunächst recht vielversprechend an, daher wollte ich mehr über diesen Hufschutz wissen und habe Thorsten Kühn von Goodsmith einige Fragen gestellt:

Eine breite Öffentlichkeit hat von Goodsmith durch die Sendung „Die Höhle der Löwen“ erfahren, als ihr dort euren Hufschutz vorgestellt habt. Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen, dieses Produkt zu entwickeln, wo ihr doch vorher nichts mit Pferden zu tun hattet?

Die Firma Goodsmith GmbH ist ursprünglich aus der Trindo Digitalmanufaktur GmbH entstanden, die Prototypen im 3D Druck Verfahren erstellt. Vor mittlerweile knapp 3 Jahren kam ein Huforthopäde aus München auf uns zu und zeigte uns ein Patent, das Mitte der 90er Jahre eingereicht wurde und in dem die Anbringung eines Hufschutzes mittels Klett an den Huf beschrieben wurde. Wir haben das große Potential erkannt und uns in die Entwicklung gestürzt.

Was war euch wichtig bei der Entwicklung eures alternativen Hufschutzes?

In Gesprächen mit Reitern, Pferdebesitzern, Hufschmieden, Hufbearbeitern und Tierärzten haben wir uns Input geholt, was einen möglichst perfekten Hufschutz auszeichnet. Es war uns wichtig, diese Punkte so umzusetzen, dass wir am Ende ein optimales Ergebnis für das Wohlbefinden des Pferdes erreichen:

◦ Der Goodsmith ist ein temporärer Hufschutz, der nur dann angebracht wird, wenn das Pferd einen Hufschutz benötigt. Die restliche Zeit soll das Pferd barhuf laufen.
◦ Der Hufschutz kann durch den Anwender, also den Reiter, sehr einfach an- und abgezogen werden.
◦ Es war uns wichtig, dass der Hufschutz nur an der Hufwand angebracht wird, um ein Scheuern und Reiben an der Fessel und am Ballen des Pferdes zu vermeiden.
◦ Dadurch wurde ein weiterer Punkt erfüllt, denn wir wollten einen temporären Hufschutz entwickeln, der laut LPO auch auf Turnieren im Springen und der Dressur zugelassen ist. Mittlerweile haben wir auch die Zulassung des Islandpferde- Reiter- und Züchterverband e.V .(IPZV).
◦ Der Hufschutz unterstützt den natürlichen Hufmechanismus und lässt Ballenbewegungen zu, die natürliche Stoßdämpfung des Hufes bleibt also erhalten, und sorgt so für ein optimales Laufverhalten des Pferdes.

Ist der Goodsmith für alle Pferde geeignet, auch wenn z.B orthopädische Dinge beachtet werden müssen?

Grundsätzlich ist der Goodsmith für alle Pferde geeignet. Dabei müssen unsere zertifizierten Partner aber natürlich beurteilen, welche Hufsituation sie beim jeweiligen Pferd vorfinden. Bei Erkrankungen des Hufes wie z.B. der weit verbreiteten Hufrehe oder Hufgeschwüren, Abszessen oder auch bei Arthrose kann der Goodsmith optimal eingesetzt und entsprechend modifiziert werden.

Wie sieht es aus mit der Haltbarkeit des Materials, am Pferdehuf ist der Hufschutz schließlich hohen Belastungen ausgesetzt?

Wir verwenden beim Goodsmith hochwertige Materialien aus dem Industriebereich. Für die Grundplatte bspw. ein hochvernetztes, thermoplastisches Polyurethan. Das sorgt für die nötige (Form-) Stabilität und die lange Haltbarkeit bei gleichzeitiger optimaler Stoßdämpfung. Für die Grundplatte garantieren wir eine Haltbarkeit von 800 Stunden unter dem Sattel.

Goodsmith Hufschutz
Hufschutz im harten Alltagseinsatz (Foto: Susan Marlen Fotografie)

Einige Pferdefreunde sind skeptisch wegen der Klettbefestigung. Wie gut hält diese bei tiefem Boden, Matsch und Sand sowie Stroh, Einstreu, Gras u.s.w.?

Bei korrekter Anbringung ist der Goodsmith in der Klettvariante auch für hohe Belastungen geeignet, wie z.B. bei Disziplinen wie Working Equitation, Vielseitigkeit, dem Distanz- und Springsport. Für Freizeitreiter ist der Goodsmith der ideale Begleiter bei täglichen Ausritten oder auch bei längeren Wanderritten.

Natürlich sind auch dem Goodsmith, wie allen anderen Hufschutzsystemen, natürliche Grenzen gesetzt. Bspw. ist die Sogwirkung in sehr tiefem und schwerem Matsch so groß, dass es da sogar Eisen abzieht, da bleibt dann auch der Goodsmith mal stecken.

Die Reinigung der Pilzköpfe (also dem speziellen Klett) sollte für eine optimale Verbindung von Hufschutz und Pferdehuf natürlich sehr sorgfältig erfolgen, wobei die Reinigung sehr leicht mit Wasser, Wurzelbürste und Messingdrahtbürste erfolgen kann, ohne dass man die Pilzköpfe beschädigt. Damit lässt sich auch Stroh, Gras, Holzschnitzel, Haare oder ähnliches leicht entfernen.

Was ist bei der Anbringung zu beachten und ist diese für jedermann/-frau möglich?

Bei der ersten Anpassung des Goodsmith müssen einige Details beachtet und sehr genau umgesetzt werden. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, den Vertrieb des Goodsmith nur über zertifizierte Partner abzuwickeln, die in einem Tagesworkshop von uns über die genaue Anbringung und Anpassbarkeit des Goodsmith geschult werden. Diese Partner müssen alle professionelle Hufbearbeiter und Hufschmiede sein. Eine Liste aller bisher zertifizierten Partner gibt es auf unserer Website.

Goodsmith Hufschutz
Anprobe durch professionelle Hufbearbeiter und Hufschmiede (Foto: Susan Marlen Fotografie)

Euer Hufschutz ist zwar noch nicht so lange auf dem Markt, aber welche Erfahrungen liegen euch bis jetzt aus der Praxis vor?

Wir sind mit dem Goodsmith nun seit September 2018 auf dem Markt und bisher sehr zufrieden mit dem Feedback unserer Kunden. Natürlich gibt es bei einem so innovativen Produkt und so einem jungen Unternehmen gerade am Anfang auch Kinderkrankheiten. Wir produzieren bspw. derzeit neue Schutzcover, die die Klettpads am Huf schützen, wenn der Goodsmith nicht aufgezogen ist. Da gab es noch Optimierungspotential. Sobald diese fertig sind, das dürfte Anfang April der Fall sein, tauschen wir alle Cover kostenlos gegen die neue Version aus. Vom Laufverhalten Ihrer Pferde sind bisher alle Kunden begeistert. Das Feedback: „Mein Pferd läuft wie auf Wolken“, haben wir nun schon sehr oft gehört, was uns natürlich sehr stolz und glücklich macht.

Wie sehen denn eure Pläne für die Zukunft aus?

Zunächst werden wir den gekletteten Goodsmith weiter optimieren, um so auch die letzten Kinderkrankheiten in den Griff zu bekommen. Basierend auf dem gleichen System haben wir darüber hinaus bereits Mitte April eine permanent geklebte Variante auf den Markt gebracht, die mittels doppelseitigem Klebeband direkt an den Huf geklebt wird. Zusätzlicher Kleber ist hierbei nicht nötig, so dass diese Methode die derzeit wahrscheinlich einfachste Alternative eines permanenten Kunststoffbeschlags darstellt.

Natürlich soll es auch noch weitere Größen geben, bisher decken wir Hufbreiten von 10,5 – 16,5cm ab. Da wollen wir noch eine Nummer größer anbieten, und für die Shetty-Fans auch etwas ganz Kleines. Darüber hinaus haben wir noch viele weitere Ideen im Kopf, wie der Goodsmith noch weiter modifiziert werden kann, um weitere Anwendungen abzudecken. Die ersten Prototypen hierzu stehen bereits bei uns in der Werkstatt. Da hier erstmal noch einige Testarbeit vor uns liegt, wollen wir noch nicht so viel verraten, nur soviel: Ihr könnt gespannt sein, es wird wieder sehr innovativ!

Vielen Dank an Thorsten Kühn von Goodsmith für die interessanten Informationen.

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