Hufrehegefahr im Herbst

Der Sommer verabschiedet sich in großen Schritten und der Herbst hält so langsam Einzug. Dies merken wir daran, das die Tage kürzer werden, die Nächte kühler und dadurch bedingt unsere Pferde vermehrt ihr Winterfell entwickeln. Der Vorteil dabei ist, das auch die fliegenden Plagegeister wie Bremsen und Mücken weniger werden. Allerdings steigt durch die kühleren Nächte auch die Hufrehegefahr für unsere Pferde. Warum ist das so?

Fütterungsbedingte Hufrehe kann nach derzeitigem Wissensstand durch zu viel Fruktan im Gras ausgelöst werden. Durch Fotosynthese aus Sonnenlicht erzeugt die Graspflanze Energie, die sie zum Wachstum benötigt. Als Fruktane in Form von sogenannten Speicherkohlenhydraten speichert sie diese Energie im Pflantenstängel, wo sie bei Bedarf abgerufen werden kann.

Pferde auf der Weide
Pferde auf der Weide (Foto: Pferdekult)

Dieser Fruktangehalt kann sehr stark schwanken, da er von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Sowohl Jahreszeit, Tageszeit, Witterung, Beweidung, Düngung als auch die Gräserzusammensetzung auf der Weide spielen dabei eine Rolle. Bei kaltem und sonnigem Wetter z.B. ist die Fruktankonzentration am höchsten, da die Pflanze durch die Sonneneinstrahlung viel Energie produziert, durch die Kälte aber nicht wachsen kann. Also wird die Energie zwischengespeichert.

Dies findet vor allem in den Stängeln der Gräser statt, weniger in den Blättern. Das erklärt auch, warum kurz abgefressenes Gras mehr Fruktane produziert als hochgewachsenes. Erst, wenn es warm genug ist, werden die Fruktane wieder freigesetzt und in Wachstum umgewandelt. Bei bedecktem Himmel findet keine Fotosynthese statt, so das keine Energie hergestellt und keine Fruktane angereichert werden können.

Daraus ergibt sich, das besonders das erste Gras im Jahr (Mitte bis Ende April und Mai) reich an Fruktan ist. Das ist also genau dann der Fall, wenn die Pferde in der Regel angeweidet werden. Aber auch im Herbst (Oktober und November) kann die Gefährdung durch Erhöhung des Fruktangehaltes im Gras wieder zunehmen, da die Nächte kühler werden und durch Sonneneinstrahlung Energie erzeugt wird, die nicht in Wachstum umgesetzt werden kann.

Insgesamt ist die Problematik sehr komplex. Aufgrund ihrer Struktur gehören die Fruktane zu den rasch fermentierbaren Kohlenhydraten, die im Dickdarm des Pferdes einem schnellen mikrobiellen Abbau unterliegen. Die bei der Fermentation entstehenden Produkte können durch die vorgeschädigte Darmschleimhaut in den Blutkreislauf gelangen, gefäßverengend wirksam werden und eine Hufrehe auslösen.

Pferdehufe
Pferdehufe (Foto: Pferdekult)

Allerdings reagieren Pferde höchst unterschiedlich auf Fruktangehalte. Was für das eine Pferd schon eine fatale Fruktanmenge ist und einen Hufreheschub auslöst, macht dem anderen Pferd überhaupt noch nichts aus. Sicherlich sind viele leichtfuttrige Ponyrassen stärker gefährdet als z.B. sportliche Warm- oder Vollblüter, eine Garantie gibt es aber nicht.

Besonders wenn es sich um ein Pferd mit Stoffwechselerkrankungen wie EMS oder Cushing Syndrom handelt oder wenn dein Pferd schon einmal eine Hufrehe hatte, ist größte Vorsicht geboten. Da wir bereits schon negative Erfahrungen mit Hufrehe machen mußten, wünschen wir jedem Pferdefreund, das sein Pferd nie damit in Berührung kommt.

Weitere ausführliche Informationen zum Thema Hufrehe findest du im Buch Diagnose Hufrehe* von Konstanze Rasch, Präsidentin der Deutschen Huforthopädischen Gesellschaft e.V. oder im Hufreheforum.

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