Gedanken zum Partner Pferd

Das Informationsangebot zum Thema Pferd ist nicht nur unüberschaubar groß und unübersichtlich, sondern teilweise auch verwirrend und widersprüchlich. Dies wird mir immer wieder bewußt, wenn ich mir Gedanken zum Umgang mit meinem eigenen Pferd mache. Teilweise werde ich dadurch sogar verunsichert, was denn nun richtig ist. Dabei wollen wir doch alle nur das Beste für unser Tier. Aber dies scheint gar nicht so einfach zu sein. Es beginnt schon damit, das viele verschiedene Interessen hinter all den Meinungen, Vorschlägen und Empfehlungen verborgen sind, die natürlich auch durch plausible Erklärungen und Studien untermauert werden. Dazu lassen sich leicht die verschiedensten Beispiele finden:

Pferdehufe
Barhuf entspricht der Natur des Pferdes (Foto: Pferdekult)

Das Thema Barhuf z.B. wird schon jahrelang heiß diskutiert. Von allen Seiten gibt es dazu die unterschiedlichsten Meinungen. Es werden Vergleiche angestellt, Studien veröffentlicht und tausend verschiedene Alternativen zum Barhuf angeboten. Es ist toll, das es diese ganzen Alternativen gibt. Allerdings sollte man sich doch zunächst an der Natur des Pferdes orientieren, und da sind Pferde weder beschlagen noch tragen sie Klebehufeisen. Natürlich gibt es Ausnahmen, wo ein alternativer Hufschutz wirklich sinnvoll ist. Aber muß ich gleich, nur weil mir mein Hufschmied es empfiehlt, mein Pferd beschlagen lassen? Gibt es nicht doch andere Möglichkeiten wie z.B. Hufschuhe, die mein Pferd nur in bestimmten Situationen trägt, wenn es erforderlich ist? Ich muß mich halt ein wenig damit beschäftigen und manche Dinge auch einmal hinterfragen! Für mein Pferd bin ich auf jeden Fall zu dem Schluß gekommen, dass ich der Natur folge. Daher läuft meine Stute Fee seit Jahren ohne Probleme barhuf, wobei wir aber auch nur Freizeitmäßig unterwegs sind.

Pferde auf der Weide
Natürliche Pferdehaltung (Foto: Pferdekult)

Impfen und Wurmkuren sind ein weiteres, umstrittenes Thema, das immer wieder zu heftigen Diskussionen führt. Brauchen Pferde regelmäßig 4 mal im Jahr eine Wurmkur, ohne zu wissen, ob wirklich zu viele Parasiten vorhanden sind? Muß ein Pferd regelmäßig gegen alles Mögliche geimpft werden, damit es sich ja nicht irgendwo ansteckt? Oder stecken hinter all dem nicht doch zum Teil nur die Interessen der Pharmaindustrie? Es gibt so viele Möglichkeiten, sein Pferd auch schonender ohne Nebenwirkungen zu behandeln. Die zeitgemäße (selektive) Entwurmung z.B. ist eine auf kontinuierlicher Diagnostik basierende Methode zur Kontrolle und nur falls notwendig zur Behandlung von gesundheitsbeeinträchtigenden Mengen aller Endoparasiten (Würmer). Es gibt so viele alternative Heil- und Behandlungsmethoden, die die klassische Medizin in vielfältiger Weise unterstützen oder in machen Fällen sogar überflüssig machen können. Die Natur bietet uns in ihrer Vielfalt eine riesige Auswahl an Kräutern und Heilpflanzen, wir müssen sie nur nutzen! Seit Jahren machen wir davon Gebrauch, seien es Globulis, Schüssler Salze oder Bachblüten, Heilkräuter oder Magnetfeldtherapie – ich kann jedem nur empfehlen, sich einmal damit zu beschäftigen!

Pferd eindecken
Soll ich mein Pferd eindecken (Foto: cdodt / Pixabay)

Jedes Jahr mit Beginn des Winters überlegen viele Pferdefreunde wieder, ob sie ihr Pferd eindecken sollen oden nicht. Das Angebot an Pferdedecken ist ja auch verlockend und für jede Gelegenheit gibt es das passende Angebot. Auch mir ging es damals nicht anders, als meine Warmblutstute Fee (mein erstes und bisher einziges Pferd) als ehemalige Zuchtstute und Boxenpferd vor vielen Jahren zu uns in den Offenstall kam. Sie hat zu Anfang so gut wie kein Winterfell entwickelt und für mich als Anfänger in der Pferdehaltung war darum klar, dass sie eine Decke benötigt. Je mehr ich mich aber mit der artgerechten Pferdehaltung auseinandergesetzt habe, desto klarer wurde mir, das Pferde von Natur aus mit einem hervorragendem Thermoregulationssystem ausgestattet sind. Wenn ich mein Pferd aber regelmäßig eindecke, wird dieses Sytem nach und nach außer Kraft gesetzt. Hinzu kommt dann vielfach noch eine nicht artgerechte Haltung. Also habe ich das Eindecken schrittweise reduziert und siehe da, Fee entwickelte auch wieder vermehrt Winterfell. Das funktioniert mittlerweile so gut, das wir die letzten beiden Jahre ganz ohne Decke ausgekommen sind.

Reitsport
Der Reitsport ist nicht unumstritten (Foto: Neel Shakilov / Pixabay)

Der Reitsport hat gerade in den letzen Monaten wieder einmal mehr mit negativen Beispielen gezeigt, wie es nicht sein sollte. Überall, wo Geld, Macht und Ansehen eine Rolle spielen, geht dies häufig zu Lasten des Pferdes. Leider bilden auch viele Reistsportverbände und -vereinigungen hier keine Ausnahme. Mit ihren teilweise veralteten Strukturen und Ansichten sind sie vielfach nicht bereit, Änderungen in ihrem Regelwerk zum Vorteil der Pferde vorzunehmen. Wenn es schon unbedingt Hochleistungssport sein muß, dann sollte dieser doch wenigstens pferdegerecht ausgeübt werden. Hier wäre es endlich an der Zeit, dass vor allen Dingen die Verbände, aber auch bekannte Reiterinnen und Reiter, die vielen Pferdebegeisterten als Vorbild dienen, mit bestem Beispiel vorangehen und sich für einen artgerechten Umgang mit dem Pferd einsetzen, sei es in der Haltung oder beim Reiten. Leider ist dies heute oft noch nicht der Fall. Daher ist es um so wichtiger, den öffentlichen Druck aufrecht zu erhalten und mit Aktionen wie z.B. gegen Rollkur die Diskussionen weiter zu führen.

Trotz aller Mißstände gibt es aber auch eine Vielzahl positiver Beispiele, die uns zeigen, wohin der Weg gehen kann: Maksida Vogt z.B. setzt sich mit ihrer Academia Liberti aktiv für Veränderungen im traditionellen Umgang mit dem Pferd ein, Mark Rashid oder Kenzie Dysli zeigen uns mit ihrem Wissen faire Kommunikations- und Ausbildungsmöglichkeiten im täglichen Umgang mit dem Pferd, Tanja Romanazzi mit ihren Offenstallkonzepten oder Jörg Weber mit seinem Paddock Trail zeigen tolle Beispiele auf, wie eine artgerechte Pferdehaltung aussehen kann, Claudia Nehls mit ihrem Tierheilkundezentrum oder Angeleka Hutmacher mit ihrer Naturheilpraxis für homöopathische und therapeutische Heilung zeigen uns Wege zu alternativen und ganzheitlichen Behandlungsmethoden für unsere Pferde, Herdis Hiller mit ihrer Krauterie oder Katrin Skaletz von NATÜRLICH PFERD zeigen uns Möglichkeiten auf, wie trotz Muesli und Co. eine artgerechte Fütterung für unsere Pferde aussehen kann.

Ponys
Ponys wissen, was ihnen guttut (Foto: Pferdekult)

Dies waren jetzt nur einige wenige Beispiele und persönliche Gedanken, die zum Nachdenken und vielleicht auch zum Umdenken anregen sollen. Sicher werden diese Ansichten nicht überall auf Gegenliebe stossen, aber das ist auch gar nicht beabsichtigt. Jedes Lebewesen ist schließlich ein Individuum und einzigartig, daher sollte jeder seinen eigenen Weg finden, der für sich und sein Pferd stimmig ist und mit dem beide gut zurechtkommen, wohlgemerkt beide! Funktionieren kann dies auf Dauer aber nur, wenn ich mein Pferd nicht nur als Sportgerät sehe, sondern mich auf mein Pferd einlasse, ihm zuhöre und spüre, was ihm gefällt und guttut. Daraus kann dann eine echte Bindung entstehen, die auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen beruht und die zum Wohle des Pferdes beiträgt. Wenn ich dazu allerdings nicht bereit bin, dann sollte ich mir vielleicht überlegen, ob ich mir überhaupt ein eigenes Pferd zulege…

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