Ist Grassamenheu für Pferde geeignet?

Gutes Heu als Rauhfutter ist die Nahrungsgrundlage für unsere Pferde. Besitzer von leichtfuttrigen Pferderassen und Rehepferden stehen allerdings oft vor der Frage, wie sie Ihre Tiere versorgen, ohne das diese zu stark an Gewicht zulegen. Bei zu viel Heu können die Ponys zu dick werden, bei zu viel Stroh steigt die Gefahr einer Kolik. Einfach weniger Rauhfutter bereitzustellen geht aber auch nicht, weil dann die Gefahr von Magengeschwüren zunimmt. Eine Alternative könnte das sogenannte Grassamenheu bzw. Grassamenstroh sein.

Ebenso wie beim Getreidestroh handelt es sich beim Grassamenheu eigentlich um ein Nebenprodukt, dass beim Grassamenanbau entsteht. Bei der Ernte wird das Gras gedroschen, um Saatgut z.B. für Sportplätze, neue Wiesen oder Hausgärten zu gewinnen. Dabei sind die am häufigsten vorkommenden Grassamen-Heusorten Deutsches Weidelgras, Rotschwingel und Rohrschwingel. Nachdem die Grassamen dann geerntet sind, werden genau wie beim Heu oder Stroh die übrig gebliebenen Pflanzenteile auf dem Feld getrocknet und in Ballen gepresst.

Heuernte
Heuernte (Foto: Peter H / Pixabay)

Vom Ergebnis her sehen die Ballen und auch das lose Heu eigentlich genauso aus wie normales Heu, erst beim genauen hinsehen fallen die etwas grobere Struktur und die fehlenden Samen auf. Im Vergleich zu Heu und Weizen- bzw. Gerstenstroh bietet das Nährstoffverhältnis von Grassamenheu allerdings einige Vorteile. Herkömmliches Stroh z.B. enthält zwar eine hohen Anteil an Rohfasern, wenig Rohproteine, kaum Fette und keinen Zucker. Dafür ist aber leider auch sehr viel für Pferde unverdauliches Lignin enthalten. Aus diesem Grund sollte es auch nur in kleinen Mengen als Beschäftigungsfutter und Rohfaserlieferant dienen.

Beim normalen Heu hingegen sieht es genau umgekehrt aus. Es enthält deutlich weniger Rohfaser als Stroh, dafür aber mehr als doppelt so viele Rohproteine und fast die doppelte Menge an Fett. Außerdem ist der Energiegehalt in Form von Zucker sehr hoch, was natürlich auch zu einen deutlich höheren Nährwert führt als beim Stroh. Hier kann besonders bei leichtfuttrigen Pferderassen und Rehepferden das Grassamenheu Vorteile bieten, denn dessen Rohfasergehalt liegt ziemlich genau zwischen dem von Heu und Stroh.

Gräser
Nährwert bei Gräsern (Foto: FelixMittermeier / Pixabay)

Im Vergleich zu normalem Heu enthält Grassamenheu nur halb so viele Rohproteine und keine Energie in Form von Zucker. Ebenso wie beim Stroh sind auch kaum Fette enthalten. Diese Eigenschaften haben den Vorteil, dass Grassamenheu leichter verdaulich ist als Stroh, aber gleichzeitig kaum Dickmacher enthält. Somit eignet es sich sehr gut als Beschäftigungsfutter bzw. zum Mischen mit normalem Heu, um die Mahlzeiten zu „verlängern“, zumal es durchweg attraktiver als Getreidestroh für Pferde ist und gut angenommen wird.

Ein weitere Vorteil von Grassamenheu ist die relative Staubfreiheit. Das Gras wird erst relativ spät geerntet, da zunächst der Samen reifen muß. Dann wird es gemäht und gedroschen, wodurch die Samen, aber auch andere Verunreinigungen entfernt werden. Auch das häufige Wenden wie beim normalen Heu findet nicht statt, wodurch eben auch keine Sand- oder Erdanteile untergemischt werden. Diese Staubfreiheit von Grassamenheu haben wir uns schon zunutze gemacht, als meine Stute Fee eine Heustauballergie entwickelte.

Heufütterung
Heufütterung (Foto: rihaij / Pixabay)

Als Fazit kann man festhalten, dass Grassamenheu bzw. Grassamenstroh grundsätzlich erst einmal eine tolle Ergänzung des Rauhfutters darstellt. Es ist staubarm, sorgt für Gleichgewicht in der Nährstoffversorgung und stellt den Pferden jederzeit ausreichend gut verdauliche Rohfaser zur Verfügung, ohne das sich der Energiegehalt des Futters erhöht. Somit bietet es nicht nur Vorteile für Pferde, die aus gesundheitlichen Gründen auf ihr Gewicht achten müssen, sondern auch Stauballergikern.

Allerdings gibt es zwei Wehrmutstropfen, die gegen die Verwendung von Grassamenheu sprechen könnten. Zunächst einmal ist es nicht immer einfach zu bekommen, da das Angebot sehr begrenzt ist. Der zweite Punkt ist das Thema Gräsergifte.  Besonders Deutsches Weidelgras, Rotschwingel und Rohrschwingel stehen im Verdacht, unter bestimmten Umständen für Weidetiere gefährlich werden zu können. Dazu gibt es bereits einige interessante Beiträge im Internet.

Wie bei jeder Futterumstellung ist natürlich auch hier darauf zu achten, daß diese vorsichtig und mit genügend Zeit erfolgt! Das Verdauungssystem des Pferdes muß sich schließlich immer erst auf Veränderungen einstellen. Was es grundsätzlich bei der Heufütterung zu beachten gibt, findest du auch im Beitrag „Grundlegendes zur Heufütterung“ von Lina Grieseler. Hast du bereits Erfahrungen speziell mit Grassamenheu bzw. Grassamenstroh machen können? Dann freuen wir uns über deinen Kommentar.

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