Das Verhalten, die Psyche und auch die Bedürfnisse der Pferde zu verstehen und entsprechend zu handeln, das fällt manchen Menschen schwer. Oft geben sie sich auch nicht einmal Mühe, ihr Pferd richtig zu verstehen. Zu diesen Menschen gehört Herdis Hiller ganz sicher nicht. Ihr ist es ein besonderes Anliegen, eine bessere Gegenwart und eine noch bessere Zukunft für die Pferde zu schaffen. Dabei lagen ihre eigenen beruflichen Ziele am Anfang in einem ganz anderen Bereich, denn nach dem Studium der Sprachwissenschaften war sie zunächst als Journalistin tätig.
Aber schon als kleines Mädchen begann ihr Weg mit den Pferden und auch während ihres Studiums beschäftige sich Herdis intensiv mit dem Verhalten der Pferde. Dabei nutzte sie den Zugang zu universitärem Wissen, um neben der täglichen Praxis die Sprache der Pferde und auch gleich die Pflanzenheilkunde aus wissenschaftlicher Sicht zu betrachten. Die Trakehnerstute "Way of Life" war es dann letztendlich, die Herdis bewußt machte, was ihre wirkliche Berufung ist, nämlich die Pferde. Dies führte dazu, dass sie Ihren Job als Journalistin aufgab und sich voll und ganz den Pferden und ihren Bedürfnissen verschrieb.
Eine Folge daraus war die Eröffnung der Krauterie, in der Herdis hochwerte Kräuter für das Wohlbefinden von Pferden, Hunden & Katzen anbietet. Als Pflanzenheilkundlerin für Pferde war ihr schließlich immer schon die ganzheitliche Betrachtungsweise wichtig, und Kräuter gehören für das Wohlbefinden des Pferdes einfach dazu. Aber auch in puncto Pferdeverhalten bildete sich Herdis intensiv weiter. Sie absolvierte eine Pferdepsychologie-Ausbildung, lernte von namhaften Experten und machte sich auf die Suche nach noch mehr Wissen. Längst ist sie heute so weit, dass sie ihr Wissen weitergibt, um die Welt der Pferde zu verbessern.
Was Herdis aber trotz allem immer noch fehlte, war die Möglichkeit, ihren eigenen Pferden eine artgerechte Haltung und Fütterung nach eigenen Vorstellungen zu ermöglichen. Nach langer Suche konnte sie dann das ehemalige Gestüt Immenklint übernehmen, um hier alle Bausteine des Wohlbefindens für die Pferde zusammenfassen zu können: artgerechte Haltung und Fütterung, naturheilkundliche Betreuung & Therapie, Verhaltenstraining und pferdepsychologische Beratung sowie Seminare und Vorträge rund um’s Pferd. Sogar anderen Pferden kann Herdis hier mittlerweile ein artgerechtes Zuhause bieten.
Es ist schon bewundernswert, was Herdis Hiller hier auf die Beine gestellt und bis heute erreicht hat. Für mich auf jeden Fall Anlass genug, mehr über ihren Weg und ihre Philosophie wissen zu wollen. Daher habe ich ihr einige für mich wichtige Fragen gestellt:
Pferdekult: Herdis, Pferde sind wunderbare Geschöpfe, die uns immer wieder auf unterschiedlichste Weise faszinieren. Viele Menschen fühlen sich daher von diesen edlen Tieren magisch angezogen. Wie bist Du zu den Pferden gekommen und was fasziniert Dich an ihnen?
Herdis: Durch eine Freundin, deren Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb und einen Pferdepensionsbetrieb führte, bin ich als Kind mit Pferden zusammengekommen. Ich bin sozusagen auf dem blanken Pferderücken aufgewachsen, wir haben Kühe zusammen eingefangen und hatten viel Spaß. Mein erstes eigenes Pferd folgte ein paar Jahre später und hat mir alles bedeutet. An seiner Seite bin ich aufgewachsen. Er war mir Familie, Beschützer, Mentor, Lehrmeister, Herausforderer und Spielkamerad. Er hat mich auf eine Art und Weise begleitet und geprägt wie kaum ein anderer. Mit ihm zusammen habe ich die Natur erkundet und schätzen gelernt. Er hat mir beigebracht, was es bedeutet, an sich zu arbeiten, und sich weiterentwickeln zu wollen. Etwas, das Pferde grundsätzlich tun und wofür ich sie unglaublich schätze. An Pferden fasziniert mich außerdem ihr Sanftmut und ihre Kooperationsfähigkeit, ihre zauberhafte Ausstrahlung und diese Tiefe, die ich in jedem Pferdeauge wahrnehme…
Pferdekult: Für das Wohlergehen eines jeden Pferdes sind Haltung, Gesundheit und Ernährung wesentliche Punkte, die auch Einfluss auf den Umgang mit ihm haben. Wie leben Deine Pferde heute und was bedeutet für Dich artgerechte Pferdehaltung?
Herdis: Artgerechte Pferdehaltung bedeutet für mich durchgehend freie Bewegung an der frischen Luft in der Natur und den ununterbrochenen Zugang zu rohfaserreicher, energiearmer und ph-neutraler Nahrung. Um die natürlichen Bedingungen so gut es in menschlich besiedelten Gebieten möglich ist nachzuahmen, haben wir bei uns auf dem Hof Paddock-Trails angelegt. Auf den Trails gibt es mehrere Heuraufen und verschiedene Stationen. Meine Pferde waren noch nie so entspannt, zufrieden und mittig wie heute. Darüber freue ich mich täglich.
Pferdekult: Pferde wußten schon immer, welche Gaben der Natur gut für sie sind. Als sie noch die Gelegenheit dazu hatten, suchten sie instinktiv die Kräuter, die sie benötigten. Leider ist das heute kaum noch möglich. Mit der Krauterie aber hast du ein tolles Angebot dafür geschaffen. Wie bist du dazu gekommen?
Herdis: Alles begann immer mit meinen eigenen Pferden. Meine Stute „Way of Life“ bzw. „Lotti“, wie ich sie heute nenne, hatte nicht sonderlich viel Glück in ihren ersten Lebensjahren. Die Aufzucht muss katastrophal gewesen sein - das hatte nicht nur Auswirkungen auf ihre Psyche sondern auch auf ihren Körper: Fehlstellungen, zu weiche Fesselung, Spat, Hufrollensyndrom, Gastritis, ständig wiederkehrende Koliken usw. Tierärzte waren mit uns schnell durch - dann waren wir auf uns allein gestellt. Darum arbeitete ich mich durch sämtliche Gebiete der Naturheilkunde, bis ich schließlich bei der Pflanzenheilkunde ankam.
Nichts, was ich zuvor getestet hatte, hatte einen so durchschlagenden Erfolg bei Lotti wie die Phytotherapie: Vom Pferd, das kaum mehr traben, geschweige denn angaloppieren konnte, zum jungen Hüpfer, die voller Lebensfreude über die Koppel jagte. Der Effekt hatte mich absolut überzeugt. Aber der Bezug von qualitativ hochwertigen Kräutern in Pferdemengen gestaltete sich schwierig. Da ich als Journalistin sowieso unglücklich war, machte ich mich kurzerhand mit der Krauterie selbstständig und verschaffte Pferdeleuten eine solche Bezugsquelle.
Pferdekult: Trotz des langen Weges vom Wildpferd zum Hauspferd sind Pferde immer noch stark von der Natur und den eigenen Instinkten geprägt. Was ist daher aus Deiner Sicht als Pferdepsychologin wichtig beim täglichen Umgang miteinander?
Herdis: 3 Dinge:
1. Die Natur und die Sprache des Pferdes zu kennen und zu verstehen! Wer sich damit nicht beschäftigt, wer sein Pferd vermenschlicht und eigene Wünsche und Bedürfnisse auf das Pferd überträgt, schafft viel Potential für Missverständnisse, Unsicherheiten und Konflikte.
2. An sich selbst arbeiten! Die Beziehung zu unseren Pferden kann nur so gut und entwickelt sein wie unsere Beziehung zu uns selbst. Wenn wir uns nicht weiterentwickeln wollen, wenn wir nicht lernen wollen und unangenehme Wahrheiten über uns selbst nicht sehen wollen, dann werden wir niemals eine wirklich gute Beziehung zu unserem Pferd haben.
3. Eine gute Balance finden zwischen Liebe und Klarheit. Zu wissen, wo meine persönlichen Grenzen sind, und diese zu kommunizieren und zu vertreten, ist ebenso wichtig wie Verständnis, Fürsorge und Liebe. Überwiegt einer der beiden Aspekte, gerät die Beziehung ins Ungleichgewicht und es stellen sich Schwierigkeiten im Miteinander ein.
Pferdekult: Häufig dienen uns bekannte Horsemen und Pferdemenschen als Vorbild oder Anregung, wenn es um den Umgang mit Pferden geht. Hast auch du jemanden in der Pferdewelt, der dich inspiriert und wenn ja, warum?
Herdis: Mich inspiriert jede individuelle Pferdepersönlichkeit mehr als menschliche Impulse. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass jeder Pferdemensch seinen eigenen Weg gehen muss und dass ein Trainer am besten dazu da sein sollte, seinen Trainees auf der Suche nach dem eigenen Weg zu helfen und zu begleiten. Darum empfinde ich diese Guru-Mentalität, die zum Teil in der Horsemenshipszene herrscht, als schwierig. Mich beeindrucken grundsätzlich Pferde-Mensch-Paare, denen es gelungen ist, eine Einheit zu werden - ganz egal, ob sie „wer“ sind oder nicht.
Pferdekult: Herdis, mit der Krauterie, der Pferdepsychologie und deinem Hof Immenklint hast du schon einige bemerkenswerte Projekte umgesetzt. Welche Pläne hast du noch für die Zukunft?
Herdis: Es gibt vieles, was ich auf Hof Immenklint noch besser und noch schöner machen möchte… Ich glaube, dieses Projekt ist endlos. *lacht* Momentan bauen wir einen kleinen Stalltrakt um, damit ich endlich auch stationär Pferde bei uns aufnehmen kann zur Therapie. Das wird es mir ermöglichen, mehr Zeit für die Pferdepsychologie zu investieren, worauf ich mich schon sehr freue. Zusätzlich gibt es hier bei mir noch einen weiteren, großen Vorteil in Sachen pferdepsychologischer Heimarbeit: Meine eigenen Pferde sind selbst großartige Lehrmeister und Therapeuten. Sie können meine Arbeit auf eine Weise unterstützen, die mir selbst nicht zugänglich ist (einfach weil ich kein Pferd bin). Und es ist wunderschön, ihnen dabei zuzusehen!
Auch die Krauterie wird in ein paar Jahren in die Nähe meines Hofes ziehen. Wir werden zum ersten Mal ein eigenes Firmengebäude bauen und uns somit eine perfekt passende Umgebung schaffen, in der wir noch besser werden können. Ganz viele neue Produkte werden folgen… wir gehen spannende neue Themen an. Und vielleicht komme ich ja endlich mal dazu, ein Buch zu schreiben…
Pferdekult: Welchen Rat möchtest Du zum Schluß anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?
Herdis: Euer allerbester Ratgeber ist Euer Pferd. Hört darauf, was es zu sagen hat.
Pferdekult: Vielen Dank Herdis, das du uns einen Teil deiner wertvollen Zeit geschenkt hast.
Wenn du noch mehr über Herdis Hiller und ihre zahlreichen Projekte erfahren möchtest, findest du weiter Informationen auf ihren Webseiten Herdis Hiller, Hof Immenklint und Krauterie.
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