Heike Gunzenhauser im Interview

Von unseren Pferden können wir so Vieles lernen, wenn wir bereit sind, uns auf diese wunderbaren Wesen einzulassen. Dass dies tatsächlich so ist, hat auch Heike Gunzenhauser ganz bewusst erfahren, als sie 2013 zum ersten Mal im australischen Outback war. Das Zähmen australischer Wildpferde und die Arbeit mit ihnen haben sie nach eigenen Angaben in Punkto Persönlichkeitsentwicklung in kürzester Zeit ein großes Stück vorangebracht.

Die Brumbys haben Heike gezeigt, was in ihr steckt und was sie erreichen kann, wenn sie mutig und offenen Herzens ihren Weg geht. Dieses Gefühl verstärkte sich noch bei weiteren Reisen zu den australischen Wildpferden und entwickelte sich zu einem echten „Vielgefühl“, wie es Heike nennt. Heute ist sie mit Leib und Seele Pferdefrau und unterstützt Menschen und ihre Pferde darin, sich gegenseitig (neu) zu entdecken, zusammen zu finden und so eine tiefe Verbindung zueinander aufzubauen.

Heike Gunzenhauser
Vertrauen zwischen Mensch und Pferd (Foto: Heike Gunzenhauser)

Wenn man dies alles liest, kann man sich gar nicht vorstellen, dass Heike als Kind eigentlich gar nichts mit Pferden am Hut hatte und bei ihrer ersten Reitstunde geradezu dazu gezwungen werden musste, aufs Pferd zu steigen. Wie sich dies grundlegend änderte und sie zur echten Pferdefrau wurde, das und noch einiges mehr wollte ich von Heike Gunzenhauser wissen und habe ihr daher einige für mich wichtige Fragen gestellt:

Heike, Pferde sind wunderbare Geschöpfe, die so manchen begeistern und magisch anziehen. Wie bist Du zu den Pferden gekommen?

Ich gestehe, dass ich mich als kleines Kind erst einmal so gar nicht für Pferde interessiert habe. Das war für mich pinker Mädchen-Wendy-Quatsch und damit wollte ich nichts zu tun haben. 😀 In einem Radfahr-Urlaub mit Familie und Freunden waren wir „zufällig“ (ich glaube nicht an Zufälle… ;-)) auf einem Reiterhof einquartiert. Die ganze Gruppe beschloss, dass jeder einmal eine Reitstunde nehmen sollte – aus Spaß, alle fanden das unglaublich witzig. Ich war wild entschlossen mich zu weigern, aber gegen den Gruppenzwang hatte ich keine Chance. Also habe ich eines Tages auf einem fest ausgebundenen Haflinger an der Longe meine Runden in der Reithalle gedreht.

Erinnern kann ich mich nicht mehr daran, was in diesem Moment geschah. Es hat jedenfalls dazu geführt, dass mein Fahrrad für den Rest des Urlaubs im Fahrradkeller blieb und ich zwei Mal am Tag auf dem Pferderücken saß. Den Rest der Zeit, war ich im Stall anzutreffen. Es folgten weitere Urlaube auf diesem Hof – auch ohne Eltern – und schließlich habe ich gemeinsam mit einer Schulfreundin im Nebendorf angefangen, wöchentlich Reitstunden zu nehmen. Da war ich 13 und damit gefühlt in dieser Reitschule schon fast Späteinsteiger.

Heike Gunzenhauser
Pferde sind wunderbare Geschöpfe (Foto: Celine Gressmann)

Deine erste Reise zu den australischen Wildpferden hat 2013 vieles verändert. Wie kam es dazu und was hast Du mit den Brumbys erlebt?

Anfang 2013 habe ich meine Stute übernommen, nachdem ich zuvor jahrelang ihre Reitbeteiligung war. Wir hatten zwar schon vieles erreicht und waren zu einem ganz guten Team zusammen gewachsen, aber irgendetwas hat immer gefehlt. Ich war an einem Punkt angekommen, an dem ich mir neuen Input gewünscht habe. Über Umwege und eben auch wieder nur „zufällig“ bin ich auf eine Horsemanship-Trainerin gestoßen, die eigentlich viel zu weit weg war. Ich habe einen von ihr organisierten Kurs besucht und mich in ihre Newsletter-Liste eingetragen. An regelmäßigen Unterricht war aufgrund der Distanz und mangels Hänger und Hängerführerschein nicht zu denken.

Im April kam plötzlich ein Newsletter in mein Mailpostfach geflattert, in dem diese Trainerin eine Reise zum Zähmen australischer Wildpferde angeboten hat. Mir war sofort klar, dass ich niemals eine der Außerwählten sein würde, die solch eine Reise antreten würde. Schließlich kannte mich die Trainerin überhaupt nicht, ich war ja nur einmal eine von vielen Zuschauerinnen bei einem Kurs gewesen… Trotzdem habe ich in dieser Nacht von grünen australischen Hügeln geträumt, von einer Wildpferdebegegnung im Mondlicht und von Verbundenheit und Vertrautheit mit Menschen und Tieren.

Dieser Traum hat ein unbeschreibliches Gefühl in mir ausgelöst, sodass ich der Trainerin einfach aus tiefstem Herzen schreiben musste, wie wundervoll ich ihr Angebot finde. Das war zu diesem Zeitpunkt total untypisch für mich, aber der Sog war so groß und ich bin einfach meinem Herzen gefolgt. Nach wochenlangem Hin und Her – es musste ja so einiges geklärt werden, beruflich, finanziell, organisatorisch – war klar: Ich würde eine der ausgewählten vier Schülerinnen sein, die im November nach Australien fliegen würde, um wilde Brumbies zu zähmen! WAH!

Was ich in diesen drei Wochen erlebt habe, lässt sich mit ein paar Sätzen schwer beschreiben. Ich könnte ein ganzes Buch damit füllen (vielleicht mache ich das sogar eines Tages ;-)). Diese Reise hat mein Leben und meine Sicht auf die Dinge und natürlich die Pferde komplett verändert! Innerhalb von nur zwei Wochen täglicher „Arbeit“ mit den zuvor unantastbaren, frei lebenden Wildpferden konnten wir diese streicheln, halftern, führen und zum Teil schon Hufe bearbeiten! Und zwar komplett ohne Einsatz von Leckerlies oder Gewalt. Einfach nur durch unsere achtsame Präsenz und das Anbieten von Einladungen.

Schon nach wenigen Tagen sind die Brumbies nicht mehr auf die unendlich weitläufigen Koppeln geflüchtet, wenn wir die Yard nach dem Training geöffnet haben, sondern sie sind bei uns geblieben und haben unsere Nähe gesucht! Das hat mich tief beeindruckt. Denn ehrlich gesagt kannte ich bis dato nur Pferde, die nach der Arbeit mit den Menschen schnell das Weite gesucht haben, wenn sie auf die Weide oder in den Stall entlassen wurden. Und die Wilden hätten nun wirklich genug Gründe gehabt, nachdem wir ihre (und sie unsere) Welt total auf den Kopf gestellt haben 😉 Denn im Prinzip konnten sie jedes ihrer Bedürfnisse völlig frei selbst befriedigen, dazu hätten sie uns Menschen nicht gebaucht…

Heike Gunzenhauser
Erste Begegnung (Foto: Heike Gunzenhauser)

Trotz ihrer Domestizierung sind Pferde immer noch stark von der Natur und ihren Instinkten geprägt. Was ist daher aus Deiner Sicht wichtig beim Umgang mit ihnen?

Wir Menschen dürfen uns im Umgang mit den Pferden (und ganz grundsätzlich) auch wieder mehr auf unsere Natur und unsere Instinkte, oder besser unsere Intuition, besinnen. Um ehrlich zu sein glaube ich mittlerweile, dass in diesen insgesamt drei Wochen Australien nicht WIR die Wildpferde gezähmt haben, sondern die Brumbies haben UNS gezähmt… Denn sie haben uns gezeigt, wie wir uns ihnen nähern dürfen, welche Form von Kontakt für sie okay ist und wie viel sie für den Moment zulassen können.

Dadurch, dass wir sehr aufmerksame Zuhörer waren (was anderes bleibt einem auch nicht übrig, wenn man ohne Zwang und Bestechung arbeiten möchte) und ihre Grenzen respektiert, aber auch immer wieder liebevoll angefragt haben, konnten sie sehr schnell immer mehr zulassen und sich für den Kontakt öffnen. Sie haben gespürt, dass sie mitreden und mitentscheiden dürfen – dass sie Einfluss haben auf das was geschieht.

Im Alltag mit unseren Pferden passiert es immer wieder, dass wir unseren Pferden unsere Ideen und Vorstellungen, die nicht selten dem Ego entspringen, überstülpen wollen. Und einfach über das Wesen des Pferdes hinweggehen. Auch mir passiert das! Dabei wird unser Kontakt und unser Umgang miteinander so viel reicher, freier, wertschätzender und klarer, wenn wir einander zuhören!

Das bedeutet, ich höre meinem Pferd zu, sehe und achte seine Bedürfnisse. Und mein Pferd soll auch mir zuhören und meine Bedürfnisse achten (das ist nicht das Gleiche wie erfüllen, dafür ist mein Pferd nicht da!). In erster Linie braucht es dazu von mir als Mensch vor allem eines: Klarheit! Ich muss klar sein in dem was ich bin, was ich möchte und was ich aussende. Die Natur ist immer klar und eindeutig. Denn sonst kommt beim Pferd nur diffuses Irgendwas an, mit dem es nichts anfangen kann – damit beginnen Missverständnisse und Leid.

Heike Gunzenhauser
Höre deinem Pferd zu (Foto: Romina Strobel)

Bei Deiner Arbeit mit Menschen und ihren Pferden spielt der Begriff „Vielgefühl“ eine wichtige Rolle, sogar dein Angebot heißt Vielgefühl – Entwicklung für Mensch und Tier*. Was genau müssen wir darunter verstehen und wie sieht deine Arbeit im Detail aus?

Vielgefühl ist genau das, was in dem Wort schon enthalten ist: VIEL! 😉 Zu mir gekommen ist der Begriff, wie könnte es anders sein, in Australien. Während dem Training mit den Wildpferden gab es eines Tages einen Moment vollkommener Glückseligkeit. In dieser Situation ist nichts Spektakuläres passiert, aber ich war geflutet von Freude, Liebe, Hingabe und dem vollkommenen Gefühl, dass gerade einfach alles genau so stimmt, wie es ist. Es gab dieses Gefühl tiefer Verbundenheit und unendlichen Vertrauens – zwischen dem Pferd und mir, aber auch mit mir selbst und ins Leben. Ein Hochgefühl, das ich seither als Vielgefühl bezeichne, weil es so intensiv, erfüllend und magisch ist, dass ich dafür bisher kein Wort kannte.

Vielgefühl steht aber auch dafür, dass wir wirklich alle Gefühle annehmen dürfen. Auch die, die wir als „negativ“ bezeichnen, oder nicht so gerne haben wollen. Sie gehören genauso zu unserem Sein wie die „guten“ Gefühle. Ohne dass ich die „schlechten“ Gefühle durchfühle, kann ich auch die positiven, angenehmen Gefühle nicht leben.

Mit Menschen und ihren Pferden arbeite ich am Boden. Dort schaue und spüre ich ganz genau hin. Meist sind es die kleinen, unbewussten körpersprachlichen oder energetischen Signale, die wir Menschen oft übersehen, die zu Problemen oder Missverständnissen in der Kommunikation führen. Allein das aufmerksam machen und bewusste Wahrnehmen dessen was ist, bewirkt schon oft eine Veränderung.

Ich schaue immer, was das jeweilige Mensch-Pferd-Paar gerade braucht – intuitiv nehme ich wahr, was gerade dran ist. Mal sind es Bodenarbeitsübungen, mal ist es ein Spaziergang, mal ein Gespräch. Mal sind es Reflexionsfragen, mal „Techniktipps“, mal geht es um das Schulen des Gefühls oder richtigen Timings. Manchmal ist es nicht das, was sich der Mensch gewünscht oder vorgestellt hat. Und manchmal kommt es vor, dass es weh tut, weil ich das Talent habe, den Finger in die Wunde zu legen und auch das was lieber im Verborgenen gehalten werden wollte ans Tageslicht zu befördern. Doch wenn es unter der Wunde brodelt ist es besser, diese zu öffnen und den Eiter abfließen zu lassen – bildlich gesprochen… Ich bin quasi Übersetzerin zwischen Mensch und Pferd. Und ich kann nur übersetzen, was in diesem Moment ausgesprochen oder gefühlt wird. Zum Horsemanship mit Vielgefühl gehört eben so viel mehr als Technik und Methode!

Horsemanship
Horsemanship mit Vielgefühl (Foto: Jessica Freymark)

Auf Deinem Weg hast Du Dir Anregungen von den verschiedensten Trainern geholt. Wer in der Pferdewelt inspiriert Dich am meisten und weshalb?

Auch wenn sich das einige wahrscheinlich wünschen würden, werde ich hier jetzt keine einzelnen Namen nennen. Erstens, weil ich garantiert wichtige Pferdeleute vergessen würde und mich hinterher darüber ärgern würde. Zweitens, weil ich einen gigantischen Großteil unheimlich guter Pferdemenschen noch gar nicht (persönlich) kenne. Ganz einfach weil es glücklicherweise so viele davon gibt – auch gänzlich unbekannte – und es unmöglich ist, in einem Leben allen zu begegnen 😉 Und drittens weil mir tatsächlich noch keine/r begegnet ist, von dem/der ich voller Überzeugung sagen kann: Hier finde ich mich zu 100% mit jeder Faser meines Körpers in einfach allem was er/sie tut, denkt und ausstrahlt wieder.

Und das ist auch gar nicht schlimm! Dazu sind wir ja alle Individuen und einzigartig in unserem Sein. Das ist eine großartige Bereicherung, nicht nur für die Pferdewelt, sondern für die ganze Erde an sich. Es gibt einen Haufen Trainer da draußen, die mich inspirieren. Manche mehrfach, manche auch nur einmalig. Von jedem einzelnen kann ich lernen, können wir alle lernen! Die größte Inspiration aber, und sowieso auch die größten Lehrmeister, sind und bleiben immer die Pferde selbst. Jedes einzelne von ihnen, egal ob es mein eigenes, ein Kundenpferd oder ein australisches Wildpferd ist.

Die Bedürfnisse der Pferde sollten uns allen Ansporn sein. Dazu gehören für mich auch die Themen Haltung und Fütterung. Wie sieht Deiner Meinung nach eine artgerechte Pferdehaltung aus?

Höchstindividuell! So vielfältig, unterschiedlich und bunt unsere Pferde sind, so verschieden sind auch ihre Ansprüche an ihre Haltung. Manchmal frustriert es mich, das gebe ich zu! Denn je mehr ich über Pferde weiß und lerne, umso unmöglicher wird es, sie so zu halten, dass all ihre Bedürfnisse umfassend befriedigt werden – und zwar für jedes Tier gleichermaßen.

Pferde brauchen Platz, Luft, Wasser, Raufutter, Sozialkontakt, Bewegung(-smöglichkeit) usw. – das ist uns allen klar. Früher hätte ich gesagt: Aktiv- oder Offenstallhaltung ist das einzig Wahre! Zu solch einer Aussage lasse ich mich nicht mehr hinreißen. Dafür habe ich mittlerweile zu viele Pferde kennengelernt, die im Offenstall gelitten haben oder sogar krank geworden sind. Jetzt könnte man einwerfen: „Dann war es nicht der richtige Offenstall!“ – Ja, möglicherweise stimmt das sogar. Aber nicht jeder Pferdehalter hat immer Einfluss auf ALLE Bedingungen, die (s)ein Stall bietet. Außerdem ist es ein großes Problem, dass in vielen Ställen wahllos Rassen und Pferdetypen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen zusammengeworfen werden.

In freier Wildbahn würde sich ja nie eine Nordpferderasse (Fjordpferd, Norweger, Isländer…) mit einer Südpferderasse (Araber, PRE, Paso Peruano…) zusammentun. Schon alleine, weil sie sich aufgrund der Distanz nie begegnen würden. Und weil sie nun einmal, wie es die Natur vorgesehen hat, an die geologischen Besonderheiten ihres Gebietes angepasst sind. Und auch innerhalb der Rassen gibt es ja eine unendliche Mannigfaltigkeit! Hierzulande treffen sich nun alle Rassen und Pferdetypen und sollen, eingepfercht auf einer meist viel zu kleinen Fläche, gleichermaßen miteinander und mit den selben Bedingungen klar kommen. Das muss schief gehen! Also auch hier: Zurück zur Natur, und zwar zur Natur des einzelnen Pferdes, das ich gerade vor mir habe – nicht mit dem Gießkannenprinzip über alle drüber, auch wenn das so viel leichter scheint…

Heike Gunzenhauser
Spaß muß sein (Foto: Romina Strobel)

Du hast bereits so vieles erlebt und lernen dürfen. Wie sehen denn deine Pläne für die Zukunft aus?

😀 Ich muss gerade so herzlich über diese Frage lachen! Denn während meiner Zeit in Australien haben wir Frauen erwartungsvoll, typisch deutsch, immer wieder diese Frage gestellt: „What’s the plan for tomorrow?“ (Was steht morgen an? / Was ist der Plan für morgen?) Und Kevin, unser Gastgeber und Farmbesitzer, hat jedes Mal geantwortet mit: „There is no plan!“(Es gibt keinen Plan!) Denn es gab zwar immer einige To Do’s und Dinge, die (abgesehen vom Pferdetraining) getan werden sollten, aber letztendlich sind wir morgens aufgestanden, haben geschaut wie das Wetter ist, was überhaupt möglich ist, was jetzt gerade notwendig ist und dann sind wir das angegangen, was gerade dran war. Und das war zu jeder Zeit genau richtig so.

Hätten wir am Tag vorher schon große Pläne geschmiedet – mal hätte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, mal hatten sich die Dinge am nächsten Tag schon von selbst erledigt und mal sind neue Dinge aufgetaucht, von denen wir am Vortag noch gar nichts ahnen konnten. Das einzige was dabei entstanden wäre, wäre Frust gewesen.

Und tatsächlich, wenn ich eines im Leben, besonders in den letzten Jahren, gelernt habe, dann dass das Leben sich nicht planen lässt. Ich hatte vor gut zwei Jahren noch recht konkrete Pläne und ich stelle heute fest, dass nichts davon eingetreten ist. Und auch nicht eintreten wird, zumindest nicht in der Form, die ich mir in meinem Kopf so schön zurecht gelegt hatte. Ich könnte jetzt damit in Widerstand gehen, darüber verzweifeln und leiden. Oder ich könnte annehmen was ist, tief durchatmen und darauf vertrauen, dass das Leben andere Pläne für mich hat, die noch jenseits meiner Vorstellungskraft liegen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich mit der zweiten Variante wesentlich besser, leidfreier und glücklicher lebe, oder? 😉

Statt Pläne zu machen kreiere ich lieber Visionen. Denn natürlich habe ich Träume, Ziele, Idealvorstellungen. Der Unterschied ist, dass ich nicht zwanghaft an ihnen festhalte und mich gräme, wenn es anders kommt als geplant. Bei meinen Visionen weiß ich oft noch nicht ganz genau, wie das am Ende alles aussehen soll, geschweige denn, wie ich dahin kommen soll. Wichtiger ist für mich das Gefühl: Wie will ich mich in Zukunft fühlen? Und was kann ich heute schon dafür tun, um mich so zu fühlen? Das Leben schickt uns dann schon zur richtigen Zeit die richtigen Situationen und Gelegenheiten.

In Bezug auf die Pferde beinhaltet meine Vision beispielsweise eines Tages meinen Araber Sharoom reiten zu können, meinen eigenen Stall mit Paddock-Trail zu besitzen und auf die Bedürfnisse meines Pferdes anpassen zu können. Für die Pferdewelt insgesamt wünsche ich mir so viel mehr liebevolle Wertschätzung, Achtsamkeit, Toleranz. Dass Dogmen und Mythen endlich aufgelöst werden und die (Pferde-)Menschen sich (wieder) trauen, auf die eigene Intuition zu hören. Und auf ihre Tiere zu hören!

Dass Reiterinnen und Reiter (wieder) mehr an sich und ihren eigenen Weg glauben (natürlich immer pro Pferd!), dass sie sich selbst ermächtigen, Verantwortung übernehmen, für sich, ihre eigenen Themen und die Themen ihres Pferdes. Dass Pferd und Mensch einander so unterstützen und erheben, dass sie gemeinsam zur besten Version ihrer selbst wachsen. Dabei möchte ich Mitwirken und begleiten, wann immer ein Mensch-Pferd-Paar Hilfe benötigt. Denn wir können uns nie vollkommen selbst auf die Schliche kommen. 😉

Heike Gunzenhauser
Gemeinsame Wege finden (Foto: Heike Gunzenhauser)

Heike, welchen Rat möchtest Du zum Schluss anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?

Trau‘ dich, das Leben mit deinem Pferd VOLL zu leben! Es gibt diese Momente, in denen alles irgendwie schwer, anstrengend, unbefriedigend oder frustrierend ist. Halte das aus! Lass‘ dich darauf ein. Vertraue, dass es immer einen Sinn, eine Botschaft, ein Geschenk dahinter verborgen gibt. Höre deinem Pferd zu. Und wenn du gerade alleine nicht verstehst und keinen Ausweg siehst, hol‘ dir Unterstützung dazu, die für dich und dein Pferd übersetzt. Die im Sinne deines Pferdes und in deinem Sinne zu eurem höchsten Wohle handelt.

Die Pferde zeigen uns, wie Leben wertschätzend, liebevoll, klar, bewertungsfrei und authentisch geht – lasst uns daran ein Beispiel nehmen und dies wieder mehr in unsere Menschengesellschaft übertragen.

Vielen Dank Heike für dein ausführlichen Antworten auf meine Fragen. Viele Pferdefreunde finden hier bestimmt interessante Anregungen.

*Was der Stern bedeutet: Für Links, die mit einem Asterisk* gekennzeichnet sind, erhalten wir eine kleine Provision, wenn über den verlinkten Anbieter eine Bestellung zustande kommt. Für Dich entstehen dadurch keine Mehrkosten! Weiteres dazu erfährst du hier…

Wir freuen uns, wenn Du den Beitrag mit Deinen Freunden teilst oder einen Kommentar hinterläßt...

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert