Frank Behrens-Giannis im Interview

Seit vielen Jahren schon sind Pferde ein sehr wichtiger Teil in seinem Leben und bereits als Kind war Frank von diesen Tieren begeistert. Er konnte es kaum abwarten, mit dem Reiten zu beginnen, aber erst mit 13 Jahren ergab sich endlich die Möglichkeit dazu. Wie damals üblich, in einem klassischen FN Schulbetrieb. Anfang der 1990er Jahre verschlug es Frank dann zum Westernreiten und einige Jahre später fing er an, neben seinem damaligen Beruf mit Pferden zu arbeiten.

Schon immer war es sein Ziel, Pferde möglichst pferdegerecht auszubilden. Bei seiner Suche nach einem geeigneten Weg stieß Frank dann auf das Thema Horsemanship, womit er sich schließlich ausführlich beschäftigte. Seit 2005 ist er nun selbständiger Horsemanship-Trainer, denn für Frank ist Horsemanship die beste Möglichkeit zur Kommunikation mit Pferden. Für ihn ist es inzwischen zu einer Lebenseinstellung und ein Weg im Umgang mit Tieren und Menschen geworden.

Frank Behrens-Giannis
Horsemanship als Lebenseinstellung (Foto: Alexandra Troester/farbklaex.com)

Mit seiner Arbeit möchte er die Welt der Pferde verbessern und bei den Menschen die Einstellung und die Sichtweise auf diese wundervollen Tiere positiv beeinflussen. Deshalb umfasst ein großer Teil seiner Tätigkeit auch die Arbeit mit den Menschen. Durch seine ruhige und besonnene Art spricht er viele Pferdefreunde an, die besonders bei Problemen mit dem Transport und Verladen ihres Pferdes gerne zu ihm kommen.

Da dies ein weit verbreitetes Problem zu sein scheint, wollten wir mehr dazu von Frank Behrens-Giannis wissen und haben ihm nicht nur dazu einige Fragen gestellt

Frank, Pferde sind einfach wunderbare Geschöpfe, die uns immer wieder auf unterschiedlichste Weise faszinieren. Viele Menschen fühlen sich daher von diesen edlen Tieren magisch angezogen. Wie bist Du zu den Pferden gekommen und was fasziniert Dich an ihnen?

Pferde haben mich schon als Kind fasziniert. Es gab Fotos, die müssen auf der ersten oder zweiten Equitana in Essen aufgenommen worden sein. Solange ich denken kann, wollte ich reiten lernen. Damals gab es so etwas wie Unterricht für Kinder noch nicht. Obendrein war es auch eine finanzielle Frage. Das Ausschlag gebende Ereignis war dann eine Klassenfahrt auf einen Ponyhof. Das war, glaube ich, in der achten Klasse. Da bin ich das erste Mal mit einem Pferd im Gelände unterwegs gewesen. Damit war das Eis gebrochen. Wieder zu Hause, habe ich mich bei einem Reitverein angemeldet. So begann mein Leben mit Pferden.

Was ich an Pferden faszinierend finde, ist ihr Wesen. Ruhe, Kraft, Sensibilität, kein Neid und sie verzeihen sehr viel. Dazu sind es wunderschöne Tiere. Wir als Menschen können sehr viel von den Pferden lernen. Sei es z.B. im JETZT zu leben. Pferde sind von Grund auf ehrlich. Wenn du als Mensch etwas falsch machst, dann zeigen sie es dir. Wenn du es dann richtig machst, sind sie sofort wieder bei dir und tragen dir nichts nach.

Frank Behrens-Giannis
Pferde strahlen Ruhe, Kraft und Sensibilität aus (Foto: Frank Behrens-Giannis)

Für das Wohlergehen eines jeden Pferdes sind sowohl Haltung als auch Gesundheit und Ernährung wesentliche Punkte, die auch Einfluss auf den Umgang mit ihm haben. Wie leben Deine Pferde und was bedeutet für Dich artgerechte Pferdehaltung?

Zur Zeit haben meine Frau und ich nur ein Pferd. Die Stute meiner Frau ist leider im letzten Jahr verstorben. Sie wurde 23 Jahre alt und war ca. 19 Jahre bei uns. Die Haltung von Pferden ist ein sehr schwieriges Thema. Um Pferde wirklich artgerecht zu halten, müßten wir große Gebiete haben, in denen die Pferde frei laufen. Allerdings dürften wir dann auch nicht reiten, denn das ist auch nicht artgerecht. Insofern kann jede Haltung nur ein Kompromiss sein.

Viele Menschen betrachten die Haltung im Offenstall für die annähernd beste Möglichkeit. Aber auch da sehe ich Probleme. Bei einer Pensionspferdehaltung habe ich regelmäßig eine Fluktuation. Dadurch kommt es immer wieder zu Unruhen in der Herde. Je nach Größe des Stalls kann das zu erheblichen Problemen führen. Dazu kommt, das viele Offenställe im Winter sehr matschig und schlammig sind. Oftmals haben sie auch keine Halle, die im Winter eine Arbeit mit dem Pferd ermöglicht.

Ich habe mich für eine Haltung der Pferde in Paddockboxen entschieden. Tagsüber mit Auslauf auf der Weide oder dem Paddock. Ich denke, dass das für meine Pferde eine gute Alternative ist. So haben sie tagsüber Sozialkontakte zu anderen Pferden und Abends aber ihre Ruhe in der eigenen Box. Gerade für meine Stute halte ich das für wichtig, da sie doch recht heftig reagieren kann , wenn es um Futter geht. Auch meine Stute ist bereits 21 Jahre alt. Sie ist seit 18,5 Jahren in meinem Besitz und sie ist sehr fit. Deswegen glaube ich, war die Entscheidung für diese Art der Haltung nicht ganz verkehrt.

Trotz des langen Weges vom Wildpferd zum Hauspferd sind Pferde immer noch stark von der Natur und den eigenen Instinkten geprägt. Was ist daher aus Deiner Sicht als Horsemanship-Trainer und Pferdefachwirt wichtig beim täglichen Umgang miteinander?

Als erster Grundsatz, das Pferd als Pferd behandeln. Und das das Pferd ein Lebewesen ist, was Gefühle hat und was auch nicht jeden Tag gleich ist. Ein weiterer Punkt: RESPEKT. Ich erwarte im Umgang und bei der Arbeit mit den Pferden Respekt von den Pferden, mir gegenüber. Das heißt aber auch, dass ich den Pferden gegenüber den selben Respekt entgegenbringen muss. Und natürlich nicht zu vergessen: VERTRAUEN. Ohne das geht in einer Mensch – Pferde Beziehung gar nichts.

Was mir oft auffällt ist, dass Besitzer gar keine Ahnung haben, was für ein Tier sie sich gekauft haben. Sie wissen nicht, wie ein Pferd denkt, wie es die Welt sieht oder warum es so reagiert, wie es reagiert. Ein Pferd hat zu funktionieren und wenn es das nicht tut, dann wird Druck ausgeübt. Das dadurch Probleme entstehen, ist vorprogrammiert. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen sich mehr Gedanken über ihre Pferde machen. Und nicht nur, ob die Gamaschen auch zur Schabracke passen. Vor allem sollte man sich vor dem Kauf eines Pferdes mit Themen wie Haltung, Anatomie, Fütterung, Lernverhalten u.s.w. auseinandersetzen.

Frank Behrens-Giannis
Das Pferd als Pferd behandeln (Foto: Frank Behrens-Giannis)

Das Verladen und Transportieren des Pferdes scheint für viele ein Problem zu sein. Woran liegt das und wie hilfst du dabei, das Problem zu lösen?

Die Probleme finden sich auf beiden Seiten. Mal hat das Pferd mehr Schwierigkeiten, mal der Mensch. Auch hier haben wir das System, wenn das Pferd nicht funktioniert, dann steigern wir den Druck. Angefangen wird immer mit Futter, dann kommt die Gerte oder der Besen, dann die Longe und irgendwann der Trecker. Dazu jede Menge Stallkollegen, die alle gute Ideen haben und wo jeder weiß, wie es geht. Für das Pferd eine Situation, die nur Streß bedeutet und wo das Pferd nicht lernen kann. Alleine schon in den Anhänger zu gehen, ist für Pferde schwierig und völlig entgegen ihrer Natur.

Das das Verladen so große Probleme bereitet, liegt daran, dass es zu selten geübt wird. Verladen wird immer dann, wenn es benötigt wird. Also Turnier, Lehrgang, Umzug oder Klinik. Und dann muss es ja klappen, man muss ja pünktlich dort sein. Oder aber das Pferd muss in die Klinik, die Nerven liegen blank. Das Pferd, welches krank oder verletzt ist, merkt die Anspannung natürlich und blockiert. Deswegen muss Verladen zur Routine werden, genauso wie führen oder putzen. Und was ganz wichtig ist, man muss ein System haben. Egal ob ich das Pferd in den Anhänger führe oder schicke, wichtig ist, dass ich weiß was ich tue.

Und hier komme ich ins Spiel. Ich vermittle meinen Kunden ein System, nach dem sie arbeiten können. Dieses System beinhaltet einzelne Schritte. Gibt es bei einem Schritt Probleme, kann ich zum vorherigen Schritt zurück kehren und von dort aus weiter arbeiten. Das alles geht natürlich nicht mal eben. Hier ist es wichtig, dass der Kunde auch nach dem gemeinsamen Training weiter übt. Aufgrund des Systems bekommt der Kunde Sicherheit. Auch wenn mal etwas nicht sofort klappt, weiß er, wie er arbeiten muss. Diese Sicherheit bleibt auch dem Pferd nicht verborgen und es wird mehr Vertrauen fassen.

Wenn es um den Umgang mit Pferden geht, dienen uns häufig bekannte Horsemen und Pferdemenschen als Vorbild oder Anregung. Hast auch du jemanden in der Pferdewelt, der dich inspiriert und wenn ja, warum?

Oh ja, auf alle Fälle. Zuerst wäre da Alfonso Aguilar. Mit ihm durfte ich viel zusammen arbeiten und dabei sehr viel lernen. Alfonso ist für mich einer der Besten Trainer in Europa. Er hat eine wundervolle Art, mit Pferden und Menschen umzugehen. Ein weiterer Horseman, der mich beeinflusst hat, ist Mark Rashid. Am Anfang waren es seine Bücher, 2007 konnte ich ihn dann selber erleben. 2013 konnte ich dann einen weiteren, für mich wichtigen Menschen kennenlernen. Es war Buck Brannaman. Dann wäre da noch Ray Hunt. Ihn habe ich 1996 ganz kurz gesehen. Leider war mir damals noch nicht klar, wer das war und was für eine Botschaft er hat. Mittlerweile ist er leider tot, so das nur seine Bücher und seine Worte bleiben, um von ihm zu lernen.

Zusammen mit Tommy Freundlich, Antje Heimermann, Martina Vogt und Akki Schubert planst du dieses Jahr vom 11. – 13. September 2020 auf dem Landgut Steeg in Issum (NRW) eine ganz besondere Veranstaltung: Das Kompetenzsymposium Pferd. Was steckt dahinter?

Beim Kompetenzsymposium Pferd geht es um eine Veranstaltung, die für Trainer gemacht wird. Unser Anliegen ist es, über die Reitweisen hinweg einen Dialog und auch ein Lernen voneinander anzuregen. Etwas, was es unserer Meinung nach noch zu selten gibt. Was aber mit Sicherheit dazu beitragen würde, die Welt der Pferde besser zu machen.

Frank Behrens-Giannis
Die Welt der Pferde besser machen (Foto: Frank Behrens-Giannis)

Frank, du bist Pferdefachwirt (KPA), zertifizierter Pferderückenvermesser der Firma EQUIscan, Dozent der Kölner Pferdeakademie und hast mit dem Horsemanship deinen Lebensweg gefunden. Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Direkte Pläne gibt es nicht. Ein Ziel gibt es allerdings immer für mich, ich möchte jeden Tag etwas besser werden, in meiner Arbeit mit Pferden und Menschen. Und ich hoffe, dass ich noch vielen Pferden und Menschen helfen darf.

Welchen Rat möchtest Du zum Schluß anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?

Das ist ganz einfach: Liebt eure Pferde und lernt sie zu verstehen. Solange ich in Reitställen Sätze höre wie z.B. `setz dich mal durch, der Bock verarscht dich`, ist da mit Sicherheit noch jede Menge Bedarf, das Menschen lernen, ihre Pferde besser zu verstehen.

Vielen Dank Frank für die Zeit, die du dir für unsere Fragen genommen hast.

Wenn du noch mehr über Frank Behrens-Giannis und seine Arbeit erfahren möchtest, findest du weiter Informationen auf seiner Website.

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