Andrea Kutsch im Interview

Andrea Kutsch war schon in vielen Bereichen erfolgreich. Ihre größte Leidenschaft aber sind die Pferde, denen Andrea Kutsch eng verbunden ist, seit sie als kleines Mädchen ihr erstes Pony bekam. Bis heute ist sie ihnen treu geblieben und hat viel für diese wunderbaren Tiere getan.

Der erste Schritt begann als Turnierreiterin in Bad Homburg im Taunus und viele reiterliche Disziplinen gewannen ihr Interesse. Als erste weibliche Polospielerin des Hamburger Poloclubs begegneten ihr Pferde mit problematischem Verhalten und sie interessierte sich für die Wege der Pferdeflüsterer und des Natural Horsemanships, um Lösungen zu finden. Andrea Kutsch absolvierte eine persönliche Ausbildung an der Seite des Pferdeflüsterers Monty Roberts in den USA und wurde seine erste Instruktorin und zertifizierte Pferdetrainerin in der „Monty Roberts Method of Horsemanship“.

Sie baute das Monty Roberts International Learning Center in Kalifornien auf, ruhte sich auf ihrem Erfolg jedoch nicht aus. Mit ihrem Buch Die Pferdeflüsterin erzählt* landete Andrea Kutsch ihren ersten Spiegel-Bestseller. Weitere erfolgreiche Bücher* folgten, ebenso unzählige Medienauftritte. Stimmen wissenschaftlich arbeitender Universitäten wurden laut, dass es sich bei der Vorgehensweise von Monty Roberts nicht, wie öffentlich beworben, um eine gewaltfreie Kommunikation handelte.

Andrea Kutsch
 Wissenschaftlich basierte Kommunikation (Foto: Sebastian Fuchs)

Dieser Sache wollte Andrea Kutsch auf den Grund gehen, sich weiterentwickeln und begann mit Universitäten weltweit zu kooperieren. Sie gründete die Andrea Kutsch Akademie (AKA) mit dem Ziel, eine wissenschaftlich basierte Trainingsmethode für Pferde zu entwickeln. Um selbst forschen zu können, gründete sie parallel zu den wissenschaftlichen Bemühungen der AKA eine Fachhochschule, die im Jahr 2009 eine Zulassung als Hochschule für Equinologie, also der Wissenschaft und Lehre vom Pferd erhielt und in die Freie Universität Berlin integriert wurde.

Heute ist die AKA die weltweit führende Bildungsinstitution in wissenschaftlich basierter Pferdekommunikation und wissenschaftlich fundiertem Pferdetraining. Nur hier wird auch die revolutionäre Trainingsmethode EBEC (Evidence Based Equine Communication) gelehrt, die durch Andrea Kutsch teilweise in der eigenen Fachhochschule und später dann in Kooperation mit internationalen Universitäten in über 15 Jahren entwickelt wurde. Das Ziel ist es, Pferde aus deren Perspektive zu verstehen, um die Tiere in Harmonie, Ruhe und Gelassenheit auf alle Nutzungsformen vorzubereiten.

Das alles ist mehr als spannend und weckt den Wunsch, mehr darüber und auch zur Person Andrea Kutsch zu erfahren. Daher habe ich ihr einfach einige Fragen gestellt:

Hallo Frau Kutsch, zu Beginn erst einmal vielen Dank, dass sie sich als vielbeschäftigte Frau die Zeit für meine Fragen nehmen. Kommen wir gleich zur ersten: Schon sehr früh haben sie Ihr erstes Pony bekommen. Wie hat sich diese Tatsache auf Sie ausgewirkt und welchen Einfluss hatte dies auf Ihren weiteren Weg?

Das erste Pony war wichtig, da direkt Probleme auftraten. Es wurde unprofessionell in eine Pferdeherde integriert und wurde verletzt und verletzte auch andere Pferde. Das konnte ich nicht nachvollziehen, da es ein so liebes Pony war. Ich wusste damals natürlich noch nicht, wie meine Lebensgeschichte weiter gehen sollte, aber es war immer ein großer Interessenschwerpunkt, wie man meinem lieben Pferd hätte helfen können. Das Tatsachenwissen war aber sehr bescheiden und es hieß oftmals einfach nur, dass Pferde dumm sind. Heute weiß ich, dass dies eine Fehlinterpretation ist und Pferde zu den intelligentesten Säugetieren gehören und man sie hervorragend ausbilden kann, wenn man es richtig macht und aus deren Perspektive vorgeht.

Andrea Kutsch
Die Perspektive machts (Foto: Sebastian Fuchs)

Pferde üben eine besondere Anziehungskraft auf viele Menschen aus. Was fasziniert Sie an diesen wunderbaren Tieren und wie hat die Arbeit mit Pferden Sie selbst verändert?

Ihre Intelligenz und ihre Lernfähigkeit sind sehr beeindruckend. Ich bin überrascht, wie schnell wir das Pferd in seinem Gehirn erreichen können, wie wundervoll sie kooperieren, wenn der Mensch keine Angst in ihnen hervorruft. Sie in unser Team zu bekommen und ihre Zuneigung zu spüren und auch ihre Dankbarkeit für wertschätzende Kommunikation ist bewegend und wundervoll.

Monty Roberts gilt immer noch als einer der bekanntesten Pferdeflüsterer und Pferdeversteher. Was hat Sie dazu bewogen, mit ihm zusammenzuarbeiten und wie ist es dazu gekommen?

Ich fand es faszinierend, die nonverbale Kommunikation mit dem Pferd in das Training mit einzubeziehen. Damit eröffnete sich für mich damals eine neue Welt und damit neue Möglichkeiten, mit Pferden zu arbeiten. Ich beobachtete immer wieder Probleme, die im Training aufkamen, bei mir selbst, aber auch bei anderen. Monty Roberts ging damals neue Wege und da wollte ich unbedingt von profitieren und schauen, ob ich etwas lernen kann, um Pferden und damit auch uns das Leben in Training und Ausbildung zu erleichtern.

Was haben Sie aus der Zeit mit Monty Roberts für sich persönlich mitgenommen?

Das wir ohne wissenschaftliche Forschung und Belege nicht weiterkommen. Man sollte keinen Gurus folgen und damit das Leben des eigenen Pferdes aufs Spiel setzen. Man sollte bei jedem hinterfragen, ob die getroffenen Aussagen und Empfehlungen einem wissenschaftlich überprüften Nachweis entspringen oder sich das jemand ausgedacht hat, weil es für ihn gut funktioniert. Denn es heißt noch lange nicht, bloß weil jemand etwas sehr lange macht, dass es richtig für das Pferd ist. Man muss methodisch vorgehen, denn nur so macht man etwas, was für jedes Pferd passt.

Diskussionsbedarf entsteht oft, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Um aus solchen zum Teil emotional aufgeladenen Diskussionen heraus zu finden, entwickelte sich meine Grundidee, den wissenschaftlichen, sachlichen Weg einzuschlagen. Damit wurde der Grundstein zur Entwicklung der Trainingsmethode Evidence Based Equine Communication (EBEC) gelegt.

Pferdetraining
Trainingsmethoden für jedes Pferd (Foto: Sebastian Fuchs)

Mit Evidence Based Equine Communication (EBEC) haben Sie eine eigene Trainingsmethode entwickelt, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht. Wie kamen Sie auf die Idee und was ist das Besondere daran?

Mir war es wichtig, eine Trainingsmethode zu entwickeln, die wissenschaftlich basiert ist und die die Perspektive des Pferdes in den Vordergrund stellt, damit die Vorgehensweise bei jedem Pferd und jedem Menschen 100% erfolgreiche Anwendung finden kann. In der Andrea Kutsch Akademie wurden Ergebnisse von Studien zu Lerntheorien, zur Verhaltensforschung und zur Funktionsweise des Gehirns des Pferdes zu einer praktisch anwendbaren Methode untersucht und lehrbar gemacht.

Zum erfolgreichen Pferdetraining gehört mehr als nur Pferdewissen. Die in der Andrea Kutsch Akademie vermittelten Kenntnisse zur Selbst- und Fremdwahrnehmung stellen nachhaltige Trainingseffekte in jeder Entwicklungsphase des Pferdes sicher.  Anhand des biologisch erfassten Verhaltensinventars des Pferdes (Ethogramme) wird es dem Teilnehmenden ermöglicht, dem Pferd lösungsorientiert zu begegnen und dessen Perspektive frei von Interpretationen einzunehmen.

Sie bieten die Möglichkeit, sich zum EBEC Trainer zertifizieren zu lassen. Für wen ist diese Ausbildung geeignet und welche Voraussetzungen muss ich dafür mitbringen?

EBEC ist die modernste Trainingsmethode für alle reiterlichen Disziplinen. Dabei ist es egal, ob das Interesse an Pferden privater oder professioneller Natur ist. Das neuartige Verständnis für Pferde, das wir in der Andrea Kutsch Akademie vermitteln, befähigt dazu, jedes Trainingsziel mit jedem Pferd einfühlsam zu erreichen. Wichtigste Voraussetzung ist die Bereitschaft, die Perspektive des Pferdes einnehmen zu wollen.

Die Beziehung zwischen Mensch und Pferd funktioniert leider nicht immer reibungslos. Wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Probleme?

Ein Pferd kann nur lernen, wenn es ruhig und ausgeglichen ist. Seine größte intrinsische Motivation ist die Abwesenheit von Angst. Häufig resultieren die Probleme daraus, dass das Pferd nicht mehr aufnahmefähig ist und das Stresslevel schon so groß ist, dass der Fluchtinstinkt überwiegt. EBEC vermeidet Missverständnisse und Aufregung, hält das Pferd im Lernprozess denkfähig, erlaubt ihm, sich mitzuteilen und schneller die gewünschten Verhaltensantworten auf gesetzte Signale und Reize zu geben. Jede Geste des Pferdes hat eine Bedeutung. Mithilfe der Ethogramme, den biologisch erfassten Verhaltensinventaren des Pferdes, kann ich an der Körpersprache des Pferdes ablesen, ab wann ich an der Grenze bin und meine Handlungen dementsprechend anpassen.

Andrea Kutsch
Geziehlt auf Pferde eingehen (Foto: Sebastian Fuchs)

Ihre Akademie bietet nach eigenen Worten „EIN VOKABELHEFT FÜR BESSERE KOMMUNIKATION MIT PFERDEN“. Um unseren Pferden gerecht zu werden, müssen wir aber den Umgang mit ihnen ganzheitlich betrachten. Dazu gehören nicht nur die Ausbildung, sondern vor allem auch die Haltung. Wie sieht für Sie eine artgerechte Pferdehaltung aus und welche Rolle spielt diese bei Ihren Ausbildungsangeboten?

Haltungsfragen haben einen großen Bestandteil. Denn ohne gesunde Haltung kann es kein gesundes Pferd geben. In der Stufe 1 der EBEC Pyramide findet sich dieser Grundstein. Das Pferd muss physisch gesund sein, gut gehalten und gut gefüttert sein, sich wohl fühlen und ausreichend Schlaf finden. Nur so kann ich Training und Ausbildung beginnen und nur auf diesem angstfreien, wohlfühlenden Fundament ist Training, Ausbildung und Kommunikation möglich.

Wilde Mustangs stehen immer noch als Sinnbild für Freiheit und Abenteuer. Manche importieren diese besonderen Tiere und vermarkten sie in nicht ganz unumstrittenen Shows. Sie hingegen gehen mit Wild Mustang Experience einen anderen Weg. Wie sieht dieser aus und welchen Zweck verfolgen Sie damit?

Wild lebende Mustangs wurden oftmals noch nie von einem Menschen berührt. Sie meiden die menschliche Gegenwart und reagieren zum Teil skeptisch und ängstlich auf Annäherungsversuche. 
Wenn wir beobachten, wie wilde Pferde Gesten und Signale erfolgreich entziffern und ihnen Bedeutungen zuweisen, erkennen wir, wie wenig Druck und wie viel Klarheit nötig sind, um erfolgreich zu kommunizieren.

Der Versuch, mit diesen Tieren in die interspezifische Kommunikation, also die Kommunikation zwischen Spezies verschiedener Arten, zu treten, ermöglicht ein tiefergehendes Verständnis, die sich auch auf unseren Alltag übertragen lässt. Lässt man diese Erkenntnis zu, gibt uns das ein ganz neues Verständnis für die ungeschriebenen Regeln harmonischen Zusammenlebens, das unserem Leben ganz neue Impulse geben kann.

Andrea Kutsch
Andrea Kutsch (Foto: Sebastian Fuchs)

Mit Ihren langjährigen Erfahrungen und den umfangreichen Angeboten haben Sie bereits viel für das Verständnis zwischen Mensch und Pferd erreicht. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Wir haben eine wundervolle und 100% erfolgsversprechende Methode entwickelt, die nun um die Welt gehen kann. Wir forschen weiter, wir entwickeln uns weiter und derzeit gilt alle Kraft der Bildung von Menschen. Der Schwerpunkt liegt auf den EBEC Lehrgängen, Menschen im Live Online Training und direkt mit der Hand am Pferd die Methode nahe zu bringen. So wird sie in den Stallungen einziehen und Pferden weltweit helfen, den menschlichen Zielen besser gerecht werden zu können und so wird sich ihr Leben mit uns nachhaltig verbessern. Daher danke ich Ihnen für dieses Interview.

Welchen persönlichen Rat möchten Sie zum Schluß anderen Pferdefreunden noch mit auf den Weg geben?

Investiert in die eigene Bildung und nicht in Trainer, die einen nicht wissenschaftlich nachgewiesenen Weg praktizieren. Die Gefahr, dass seine Vorgehensweise bei dem einen, eigenen Pferd nicht erfolgreich ist, ist zu hoch. Vielleicht hat es ja bei 50 Pferden geklappt und das 51te Pferd ist nun anders und plötzlich geht alles schief. Das muss nicht sein. Sich selber zu bilden, ist ein Garant dafür, das es klappt.

EBEC lässt keine Fragen offen und ist nachgewiesenermaßen zu 100% bei jedem Pferd erfolgreich anwendbar. Das Pferd wird von Anfang an keinen Angstmomenten ausgesetzt. Es wird angstfrei ausgebildet und sein Gehirn wird gestärkt, selber richtige Entscheidungen zu treffen. So wird es leistungsfähiger. Jeder kann das Wissen erlernen und so der beste Trainer für sein eigenes Pferd sein – auch beim Anreiten und in der Grundausbildung.

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